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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tarifvertrag Zusatzvereinbarung



Kiddo
13.01.2022, 16:47
Hallo zusammen,

hat jemand von euch eine Zusatzvereinbarung zum Tarifvertrag abgeschlossen? Ein Assistenzarztkollege legte mir dies vor kurzem nahe. Vor allem in Hinblick auf mehr Lohn und Übernahme von Fortbildungskosten.

lg Kiddo

Nefazodon
13.01.2022, 18:41
Kannst Du etwas mehr dazu schreiben, auf welche Konstellation sich deine Frage bezieht?


Zusatzvereinbarung als Assistenzarzt, Facharzt oder Oberarzt?
In Anstellung in einer Praxis?
Im Rahmen welcher Verhandlungen?

Man kann natürlich immer versuchen, zusätzliche Benefits zu verhandeln. Ob man damit aber Erfolg hat beim Gegenüber hängt ja ganz entscheidend von der Situation ab und was man zu bieten hat.

Kiddo
13.01.2022, 18:52
Das kann ich gerne machen. Zusatzvereinbarung als Assistenzarzt. Aktuell mehrere unbesetzte Vollzeitstellen, sodass die Assistenzärzte Fachärzte ersetzen und kaum bis gar keine Weiterbildung stattfindet. Geht um den klinischen Bereich. Keine geplante Verhandlung, wäre ein einfach bei der Verwaltung vorbeigehen und es ansprechen.

Pflaume
13.01.2022, 19:28
Kannst probieren. Wenn du das so angehst, wie du das vorschlägst, wird es einfach im Sande verlaufen. Also erst ein bißchen Gelaber darüber, dass der Arbeitgeber schon wahnsinnig viel bezahlt und hier ein Extra und da Wasser umsonst und so. Wenn du dann hartnäckig bleibst, kommt der Hinweis darauf, dass das nur eine vorübergehende Situation ist und bereits mehere neue Stellen in Aussicht sind. Irgendwann merkst du dann, dass sich nichts ändert. Wenn du dann wieder nachfragst, gibts wieder irgendne Begründung. Irgendwann heißts, man habe beschlossen, dass man was tun wolle, man sei da gerade in Gesprächen mit den Chefs und Geschäftsführung und so was. Auch das wird wieder versanden. Wenn du dann wieder fragst, heißt es, dieses Jahr wird das nichts mehr, aber fürs nächste Jahr hat man was vor. Man werde zusätzliches Investment vom Arbeitgeber aber auch an Verpflichtungen vonseiten der Assistenzärzte knüpfen, also Kündigungsverzicht bzw. Rückzahlung bei Kündigung. Und so zieht sich das alles zwei bis drei Jahre, bis du irgendwann eh woanders hin gehst.

Vielleicht gibt es irgendwann zwischendurch mal eine Sonder-Einmal-Zahlung als "Anerkennung" für die Assistenzärzte, so paar hundert Euro oder so, lächerliche Summe im Vergleich zu den eingesparten Gehältern.

Wenn überhaupt, dann können solche Forderungen nur Assistenzärzte gemeinsam und geschlossen durchsetzen, aber da wird man fast nie den entsprechenden Biß und die Geschlossenheit finden, die notwendig wäre.

Kiddo
13.01.2022, 19:32
Eine neue Stelle zu finden, dürfte selbst im näheren Umkreis problemlos möglich sein. Alles einfach so hinzunehmen ist für mich auf Dauer keine Lösung.

Endoplasmatisches Reticulum
13.01.2022, 19:48
und hier ein Extra und da Wasser umsonst und so.
Da träumst du von. Sich am Wasser zu bedienen war in meinen bisherigen Kliniken ein Abmahngrund! :P

hebdo
13.01.2022, 21:28
Glaube nicht, dass du etwas bei der Verwaltung rausschlagen kannst - schon gar nicht schriftlich fixiert. Ohne Facharzt bist du in den Augen der Verwaltung nur ein Kostenfaktor. Das einzige was aus meiner Sicht wahrscheinlich möglich ist, wäre eine mündliche Vereinbarung über eine Rotation oder Freistellung im Rahmen der vertraglich festgelegten Fortbildungszeiten mit deinem Chef. Falls es in der Klinik keine Fortbildungsbudgets für Assistenten gibt, wirst du da auch wenig erreichen können.

Die Realität ist hart, aber Personalentwicklung und -Bindung gibt es auf dieser Ebene in Kliniken kaum

anignu
13.01.2022, 22:28
hier ein Extra und da Wasser umsonst und so
Ha, da sind wir schon VIEL weiter! Wasser gibt es eh umsonst und inzwischen sogar Obst! Also manchmal. An bestimmten Tagen. An bestimmten Orten. Da gibt es schon ein System dahinter mich hat es nur noch nicht interessiert...

Ansonsten ist deine Schilderung wie sowas abläuft leider sehr realistisch. Bei uns geht es um andere Themen aber der Ablauf ist ziemlich genau so...

Leucovorin
13.01.2022, 23:00
Ha, da sind wir schon VIEL weiter! Wasser gibt es eh umsonst und inzwischen sogar Obst! Also manchmal. An bestimmten Tagen. An bestimmten Orten. Da gibt es schon ein System dahinter mich hat es nur noch nicht interessiert...

Ansonsten ist deine Schilderung wie sowas abläuft leider sehr realistisch. Bei uns geht es um andere Themen aber der Ablauf ist ziemlich genau so...

Naja, es wurde soviel weggeworfen an Essen auf der Station. Wasser&Kaffee konnte man sich nehmen.
Das ist das schöne an der Station: Immer irgendwie was zu Essen und zu trinken.:-party



Hallo zusammen,

hat jemand von euch eine Zusatzvereinbarung zum Tarifvertrag abgeschlossen? Ein Assistenzarztkollege legte mir dies vor kurzem nahe. Vor allem in Hinblick auf mehr Lohn und Übernahme von Fortbildungskosten.

lg Kiddo


Nochmal zu den Vereinbarungen: Kenne niemande, der was zu Fortbildungen etc. schriftlich hatte.
Ein Special-Assistent hatte mal eine Zulage. Dafür hatte auch bereits ein Studium, Spezialaufgaben vom Chef und eine wirklich lange Anfahrt zur Klinik.
Eine Kollegin in fortgeschrittnere Weiterbildung hat es angelich tatsächlich geschafft schriftlich festzulegen, dass sie die fehlenden Inhalte der Weiterbildung in einem gewissen Zeitraum erwerben kann (laut eigener Aussage). Bei anderen Chefs wäre sie aber damit laut abgeblitzt.

Matzexc1
14.01.2022, 11:37
Ha, da sind wir schon VIEL weiter! Wasser gibt es eh umsonst und inzwischen sogar Obst!

Bei mir auch, Grund ist aber das marode leitungsnetz im Haus. Das Wasser gilt als nur bedingt trinkbar.

@kiddo: ich würde auc nicht mit einem Erfolg rechnen. Mündlich versprechen sie alles, es wirklich bekommen steht auf einem anderen Blatt.

Bist du noch beim kleinen Haus?

Kiddo
16.01.2022, 09:02
Klingt eher so, als sei das aussichtslos :(.

@Matzexc1: ja, da bin ich (noch)

][truba][
16.01.2022, 10:42
Wenn du, scheinbar, eh wechseln willst probiere es einfach.
Geh zu deinem Chef, sag du findest du würdest deine Arbeit gut machen und du hättest aber dafür gern "XXXXX" außertariflich ausgehandelt. Wenn er es macht, gut. Wenn er es nicht machst, wechselst du eben.

Kiddo
16.01.2022, 11:32
Da ist was wahres dran. Bei uns entscheidet das nur leider die Verwaltung und nicht der Chef direkt :(

][truba][
16.01.2022, 12:04
Natürlich. Das ist überall so. Aber man sollte schon erstmal mit seinem Chef reden was man vorhat. Ohne Rückendeckung von dem Ist es aussichtslos

Was willst du denn eigentlich aushandeln?

Kiddo
16.01.2022, 13:53
Höheres Grundgehalt und die Übernahme der Kosten für die ZB Notfallmedizin.

][truba][
16.01.2022, 14:14
Wenn dein Chef dich unterstützt durchaus nicht so unrealistisch finde ich (wenn du jetzt nicht auf die Gehaltsstufe vom nem OA willst).
Opa sagte immer "Versuch macht klug".

Kiddo
16.01.2022, 15:10
Ich werde berichten.

Pflaume
16.01.2022, 19:15
Den Notfallmedizin-Kurs bezahlt zu bekommen ist wahrscheinlich nicht unrealistisch. Die Woche frei dafür bekommt man im allgemeinen auch irgendwie hin, sei es über so etwas wie tarifvertraglichen Fortbildungsanspruch oder alternativ Bildungsurlaub (sofern der Veranstalter den Kurs dafür hat anerkennen lassen). Freigestellt werden für die Einsatz-Sammelei ist im allgemeinen unrealistisch. Ausnahmen gibts, wenn der AG ein Interesse daran hat, einen dann auch konkret auf dem NEF einzusetzen. Soweit ich verstanden habe, bist du allerdings bisher im 1. Weiterbildungsjahr und davon somit sowieso noch entfernt.

Mehr Grundgehalt ist in meinen Augen die ganze Verhandlung nicht wert. Du wirst da niemals Beträge raushandeln können, die relevant sind. Es ist vielleicht gut fürs Ego und für die Genugtuung, wenn der Arbeitgeber sich bereit erklärt, 200 Euro brutto über Tarif zu bezahlen. Aber es ändert im Endeffekt nichts. Und 500 Euro übertariflich oder so etwas bekommt man als Weiterbildungs-Assistent nicht.

Ich glaube, es geht dir zu einem guten Stück darum, deinen Frust über die Situation zu kanalisieren. Kann man machen. Aber objektiv gesehen bringt das nichts. Es kommt in deiner Weiterbildungszeit darauf an, was zu lernen, was du verwerten kannst, nicht darauf, dass du 1.500 Euro netto mehr im Jahr hast oder so etwas. Am Anfang lernt man allgemeine Stationsarbeit und Umgang mit Patienten und Labor und paar handwerkliche Fertigkeiten; das ist quasi egal wo. Später in der Weiterbildung wird es immer mehr spezialisiert und immer mehr umkämpft. Objektiv gesehen ist es nicht lohnenswert, sich frühzeitig in der Weiterbildung wegen in der Realität nicht stattfindender Weiterbildung um irgendwelche Kleinigkeiten wie 800 Euro für nen Notarzt-Kurs oder 200 Euro mehr Grundgehalt zu streiten. Es geht im 1. und 2. Jahr darum, das Schwimmen im kalten Wasser zu lernen und sich zu positionieren für eine erfolgreiche Fortführung der Weiterbildung im 3., 4. 5. Jahr. Wenn du mit deinem Chef um 200 Euro mehr Grundgehalt verhandelst, signalisierst du ihm damit im Grunde nur, dass du nicht verstanden hast, worum es geht.

Du hast weiter oben geschrieben:
Eine neue Stelle zu finden, dürfte selbst im näheren Umkreis problemlos möglich sein. Alles einfach so hinzunehmen ist für mich auf Dauer keine Lösung.

Das Problem daran ist, dass du etwas mehr Grundgehalt und eine bezahlte Fortbildung Notfallmedizin als Lösung empfindest. Das zeigt im Grunde, dass es zu einem guten Teil einfach darum geht, deinen Frust mit einer gefühlten Gegenleistung zu mindern. Überleg dir, ob das so richtig ist oder ob es für dich erstrebenswerter wäre, deinen Frust (den ich absolut verstehen kann, ich hab den Scheiß ja selbst jahrelang mitgemacht) in eine andere Richtung zu kanalisieren, und welche Entscheidungen dich deinem Ziel näher bringen könnten.

hebdo
16.01.2022, 20:19
Sehr gut geschrieben, wirklich weise und wahr.

Jukka666
18.01.2022, 17:40
Situation bei uns (kommunaler Träger - wahrscheinlich liest das einer von der GF hier mit... :-)):

- Freiwilliges Angebot, auf der Covid-Intensiv zu helfen (als FA mit ZB Intensiv)
- "Es wird dafür Geld geben" - vor Zeugen wurden 300 Euro mündlich versprochen.
- Im Vorfeld von mir Drohung, wenn keine Wertschätzung in irgendeiner Form stattfindet und kein Geld fließen wird, dann werde ich kündigen. Chef hats registriert und der GF weitergetragen (angeblich).
- Antritt Intensiv - marode Toiletten ohne Klopa/Seife etc. (ich hatte hier berichtet), massive Arbeitsbelastung etc.
- "Geld? Wissen wir von nix"...Parkkarte musste erstmal selbst bezahlt werden (> 10 Euro pro Tag). Wurde auf die Kassendame verwiesen, die aber leider nur von 8-9 Uhr 1x/Woche da war... (!). Also weiter auf eigene Kosten geparkt bzw. mit "Nicht abschleppen, bitte!"-Selbstbastel-Schild im Auto auf den freien "Mitarbeiter-VIP-Only"-Plätzen gestellt.

- Nach mehreren Nachfragen in der PA: "wir werden den Kaufmännischen Direktor mal fragen".
- Nach 2 Monaten: Parkkarte gibts, Eigenbeteiligung 1Euro/Tag (statt >10). Naja. der eine Euro.
- Es gibt im Verbund 125 Euro pro Monat brutto für Aushilfstätigkeiten, wird anteilig reduziert je nach Teilzeitquote.

Ende vom Lied: als 80%-Kraft bleiben mir NETTO 44 Euro davon übrig. Meine Benzinkosten sind höher, da ich ca. 30km einfach weiter fahren muss.
Mit der Parkkarte zahle ich unterm Strich drauf.

Wie meine Zukunft im Verbund aussehen wird, ist in anderen Threads nachzulesen...

FAZIT von diesem Rant:

@Kiddo:
du wirst NICHTS an (Extra-)Wertschätzung kriegen! Ich habe vieles probiert: Beteiligung an FoBis ausserhalb der üblichen Beteiligungen, Extra-Geld für besonders gute Arbeit (die sogar mein Chef vorgelegt hat), Beteiligung am Fahrrad (da ich nie mit dem Auto komme normalerweise), Fitness-Studio-Kosten, Überspringen von Tarifstufen, Entfristungen vorzeitig etc etc.
NICHTS davon wurde je realisiert.
Es ist exakt so, wie meine Vorgänger gesagt haben.

Die einzige Sache, die ich je bekommen habe, war in einer Privatklinik die vorzeitige Entfristung meines befristeten AV (2 Jahre). Weil ich ein Haus gekauft hatte und mein damaliger Chef ein gutes Wort eingelegt hatte.

Irgendwelche Zusatzvereinbarungen kannst du als Chef- oder leitender OA treffen, die sind meistens doch moralisch allesamt fragwürdig. Und reich wird man damit nie.

Es herrscht absoluter Gleichmacher-Kommunismus in unseren KH. Die GF will maximal sparen bei maximaler Angst, gute Leute könnten "ausscheren" und ne Revolte anzetteln. Deshalb kriegt nie jemand mehr als andere.