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Heckspoiler
27.03.2022, 14:51
Hallo zusammen,

Ich habe nun endlich meine Approbation erhalten und bin nun auf der Suche nach einer Weiterbildungsstelle für den Facharzt Plastische, Rekonstruktive & Ästhetische Chirurgie.

Wie in allen Chirurgischen Teilgebieten muss zunächst der Common Trunk/Basischirurgie absolviert werden.
Sofern möglich, würde ich den CT bereits in der Platischen Chirurgie absolvieren.
Zu diesem Thema habe ich 2 Fragen:

1.) Auf dgpraec.de habe ich nach Weiterbildungsermächtigten gesucht und mir ist aufgefallen, dass viele Chefärzte "nur" die Weiterbildungsermächtigung für PCH 48 Monate besitzen, nicht aber die Ermächtigung für den Common Trunk 24 Monate.
Bedeutet das, dass ich bei diesen Chefärzten meine Weiterbildung nicht beginnen kann?

2.) Für den Fall, dass ich keine Weiterbildungsstelle für die ersten 2 Jahre CT in der PCH finden sollte: Welche chirurgische Fachrichtung würdet ihr als alternative für den CT im Hinblick auf eine Spätere Weiterbildung in der PCH empfehlen?

Vielen Dank im Vorraus! Schießt los.

][truba][
27.03.2022, 18:47
Gefäßchirurgie wäre meine Empfehlung.

Sonic the Hedgehog
27.03.2022, 20:43
In unserer Abteilung haben alle ihren CT in der Allgemeinchirurgie oder Unfallchirurgie gemacht. Im Übrigen ist das kein Garant auf eine Stelle. Bei uns hospitieren wöchentlich Assistenten mit abgeschlossenen CT in der Hoffnung auf eine (nicht existente) Stelle, d.h. du solltest dir daher einen Plan B machen und eine Facharztausbildung anstreben, wo du dich auch die nächsten 30 Jahre drin siehst, falls es mit der plastischen Chirurgie nicht klappt.

anignu
27.03.2022, 21:22
Also Gefäßchirurgie ;-)

Heckspoiler
27.03.2022, 21:27
Danke für die Antwort. Darf ich fragen, an was für einem Haus du arbeitest?
Kannst du mir evtl. die Frage bezüglich der Weiterbildungsermächtigung beantworten? Du scheinst etwas näherr an der Quelle zu sitzen, wenn es um solche Fragen geht ;)
Ich würde gerne wissen, ob ich bei jedem, der die Weiterbildungsermächtigung für PCH hat, auch den CT machen kann.

Meine Alternative zur PCH wäre Ortho/unfall, sodass ich alternativ wohl dort anfangen würde.

Danke im Vorraus

Heckspoiler
04.04.2022, 10:27
[truba][;2229244']Gefäßchirurgie wäre meine Empfehlung.


Also Gefäßchirurgie ;-)

Darf ich fragen, warum ihr mir gerade die Gefäßchirurgie anstatt z.B. Ortho/Unfall ans Herz legt?

Bille11
04.04.2022, 18:29
Weil Plastiker sowohl an Nerven, Knochen, Sehnen aber vor allem auch an der Durchblutung der veränderten Gewebeteile arbeiten. Ohne gute Durchblutung ist die schönste Lappenplastik, der schönste Busen und die schönsten neu gemachten Muskelplastiken nichts wert.
Kenntnisse aus der Gefässchirurgie können da Gold wert sein.

anignu
04.04.2022, 22:53
Darf ich fragen, warum ihr mir gerade die Gefäßchirurgie anstatt z.B. Ortho/Unfall ans Herz legt?
Andersrum: was glaubst du bringt dir aus der Unfall/Ortho irgendwas für die plastische Chirurgie?
Ok, was sind die ersten Eingriffe? Metallentfernungen? Gamma-Nagel? Weber-B-Fraktur? Was bringt dir das in der Plastik? Und was lernst du sonst bei den Unfallern?

Und dann schau dir Gefäßchirurgie an. Spalthautdeckungen machen wir regelmäßig, feine Anastomosen kommen auch oft vor, oder auch das Nähen mit feinen Fäden oder die Arbeit mit der Lupenbrille. Und selbst wenn du im Common Trunc noch nicht selbst so viel nähen darfst mit Fäden kleiner 6x0, dann hilft dir trotzdem das Lernen wie man einen Faden führt... Und was ist das Hauptaugenmerk? Kommt Blut im Gewebe an oder nicht. Glaub mir das ist für Plastiker gar nicht so irrelevant. Und wenn du dir mal anschaust wie viele Kollegen einfach keine Ahnung von einem Stiftdoppler haben, das kann man bei uns lernen.
Wir helfen auch immer wieder mal unserem plastischen Chirurgen aus, indem wir schonmal ein Anschlussgefäß präparieren während er noch den Lappen gewinnt. Damit es schneller geht. Und weil wir es können. Weil wir uns leicht tun. Nativgefäße finden + anschlingen ist für uns das täglich Brot. Feine Anastomosen nähen auch.
Und vom Präparieren her sind Weichteile unser Hauptaugenmerk. Schonmal Unfallchirurgen präparieren sehen? Ausnahmen bestätigen die Regel, aber schau es dir einfach an. Bei uns am Besten am Beispiel einer Carotis-TEA. Schau dir an wie krass schön diese OP ist, so ästhetisch, so genial erkennbare Strukturen und Schichten, so beeindruckend. Und das dann am Besten noch bei einem Patienten der gut mitmacht in Regionalanästhesie. Auf diese OPs freu ich mich jedes Mal aufs Neue.

Und der ;-) ist weil ich einfach grundsätzlich jedem die Gefäßchirurgie empfehle. Ist mein Fach und ich finde es super. Insofern ist sicherlich immer eine gewisse Begeisterungsübertreibung dabei, das Fach ist trotzdem super und vor allem ist das Fach einfach maximal unterschätzt. Es bietet so viel mehr als die Allermeisten wissen.

][truba][
05.04.2022, 22:27
Ich wollte es aus den gleichen Gründen wie Anignu empfehlen, auch wenn ich gar nicht wusste, dass es Fäden gibt die kleiner als 6x0 sind. Aber der Rest ist schön erläutert. Urologie bleibt natürlich trotzdem das beste aller Fächer aber Gefäßchirurgie kommt auch irgendwo dahinter ;-)

_calendula_
06.04.2022, 11:45
Same.
Meine Fadenkenntnis stößt bereits bei der Vermutung, dass es sich um einen sehr feinen Faden handelt, an ihre Grenzen. ;-)

Ich muss ergänzen Uro und GCH sind natürlich die besten Fächer. Darüber gibt es nur noch die intellektuelle Liga vermeintlicher Langeweiler. ;-)

Heckspoiler
11.04.2022, 11:30
Andersrum: was glaubst du bringt dir aus der Unfall/Ortho irgendwas für die plastische Chirurgie?
Ok, was sind die ersten Eingriffe? Metallentfernungen? Gamma-Nagel? Weber-B-Fraktur? Was bringt dir das in der Plastik? Und was lernst du sonst bei den Unfallern?

Und dann schau dir Gefäßchirurgie an. Spalthautdeckungen machen wir regelmäßig, feine Anastomosen kommen auch oft vor, oder auch das Nähen mit feinen Fäden oder die Arbeit mit der Lupenbrille. Und selbst wenn du im Common Trunc noch nicht selbst so viel nähen darfst mit Fäden kleiner 6x0, dann hilft dir trotzdem das Lernen wie man einen Faden führt... Und was ist das Hauptaugenmerk? Kommt Blut im Gewebe an oder nicht. Glaub mir das ist für Plastiker gar nicht so irrelevant. Und wenn du dir mal anschaust wie viele Kollegen einfach keine Ahnung von einem Stiftdoppler haben, das kann man bei uns lernen.
Wir helfen auch immer wieder mal unserem plastischen Chirurgen aus, indem wir schonmal ein Anschlussgefäß präparieren während er noch den Lappen gewinnt. Damit es schneller geht. Und weil wir es können. Weil wir uns leicht tun. Nativgefäße finden + anschlingen ist für uns das täglich Brot. Feine Anastomosen nähen auch.
Und vom Präparieren her sind Weichteile unser Hauptaugenmerk. Schonmal Unfallchirurgen präparieren sehen? Ausnahmen bestätigen die Regel, aber schau es dir einfach an. Bei uns am Besten am Beispiel einer Carotis-TEA. Schau dir an wie krass schön diese OP ist, so ästhetisch, so genial erkennbare Strukturen und Schichten, so beeindruckend. Und das dann am Besten noch bei einem Patienten der gut mitmacht in Regionalanästhesie. Auf diese OPs freu ich mich jedes Mal aufs Neue.

Und der ;-) ist weil ich einfach grundsätzlich jedem die Gefäßchirurgie empfehle. Ist mein Fach und ich finde es super. Insofern ist sicherlich immer eine gewisse Begeisterungsübertreibung dabei, das Fach ist trotzdem super und vor allem ist das Fach einfach maximal unterschätzt. Es bietet so viel mehr als die Allermeisten wissen.

Ich habe nun das Luxusproblem, dass ich ein Angebot in der Gefäßchirurgie einer Uniklinik und eines aus der Viszeral-, Transplantations- und Gefäßchirurgie eines Maximalversorger-Krankenhauses bekommen habe und mich entscheiden muss.

Der Maximalversorger hat auch eine große Station der Plastischen Chirurgie und ein Schwerstverbranntenzentrum, bietet Rotationen auf Intensiv bereits nach 1 Jahr an.
Die Plastische Chirurgie der Uniklinik ist eher klein und es findet kaum interdisziplinäre Arbeit mit der Gefäßchirurgie statt.

Mein Plan ist es, in einer der beiden Kliniken 2 Jahre Gefäßchirurgie inkl. Intensivzeit zu machen und danach in die Plastische Chirurgie des oben genannten Maximalversorgers zu wechseln. Auch eine Dissertation strebe ich an.

Ist es in der Regel leichter, innerhalb eines Hauses zu wechseln oder öffnen mir die 2 Jahre Uniklinik ggf. die Türen für die PCH?

winton90
11.04.2022, 12:16
[...] Ist es in der Regel leichter, innerhalb eines Hauses zu wechseln oder öffnen mir die 2 Jahre Uniklinik ggf. die Türen für die PCH?

Tatsächlich beschäftigt mich eine ähnliche Frage nur ohne Stellenangebot ;)
Soweit ich das bisher mitbekommen habe, ist es immer einfacher innerhalb eines Hauses zu wechseln. Ausnahmen bilden natürlich die Regel, insbesondere denke ich da an persönliche Kontakte, die es häufiger zu geben scheint als ich vorher annahm.

Häufig umfasst eine Karriere in der Uniklinik andere Schwerpunkte als an einem Maximalversorger "ohne" akademischen Anbau - dies sollte einem bei der Entscheidung auch klar sein. Als Beispiel hierfür ist zum Beispiel eine bevorzugte Rotation in "Flaschenhals"-Stationen/Ambulanzen für Forschungswillige. Pauschalisierungen sind hier natürlich vollkommen fehl am Platze und ersetzen niemals einen persönlichen Eindruck der beiden Kliniken. Kennst du beide Häuser bereits gut und bist mit den Rahmenbedingungen zufrieden?

anignu
11.04.2022, 21:30
Grundsätzlich: was in der plastischen Chirurgie die Türen öffnet sind 1. Kontakte und 2. der Common trunc. Kontakte bekommt man auch über plastische Fortbildungen, Kongresse etc.
Eine große plastische Chirurgie bedingt auch mehr Assistenzärzte bedingt mehr Möglichkeiten etc.
Beides sind aber Pauschalaussagen bei denen ich sagen würde dass sie in der Tendenz richtig sind aber im Einzelfall falsch sein können. Bissl Glück ist auch dabei :-)