PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dienst muss neu besetzt werden-kann man mich zwingen?



Seiten : [1] 2 3

Dochope
30.03.2022, 12:25
Hallo, liebe Kollegen und Kolleginnen!
Es ist voll eine bekannte Situation, die bestimmt jeder von uns erlebt hat. Genau 2 Wochen vor den Osternfeiertagen ist der Ostern-Dienst ausgefallen. Da ich weder über Ostern noch Pfingsten Dienst habe, hat man mir heute gesagt, ich müsse sehr wahrscheinlich den Dienst machen. Ich habe jedoch schon vor 2 Monaten etwas mit der Familie geplant, wir haben alles gebucht und bezahlt. Ich bin letztes Jahr am 24.12 eingesprungen, da der Dienst 3 Tage vorher ausgefallen war, also, ich springe immer ein, wenn ich das kann, aber die Begründung, dass ich weder Ostern noch Pfingsten arbeite, finde ich nicht korrekt. Der Dienstplan für April wurde Ende Januar freigegeben und es gab auch Listen, wo man sich eintragen konnte, alle Dienste waren aber besetzt, es hatten sich sogar 3 Kollegen für den selben Tag eingetragen, sodass ich davon ausgegangen bin, dass der Dienstplan auch problemlos besetzt wird, das war bis gerade auch der Fall und heute kam nämlich die Nachricht, der Kollege, der auch Weihnachten krank war, hat sich wieder krank gemeldet.

Was würdet ihr an meiner Stelle tun?

MissGarfield83
30.03.2022, 12:40
MB einschalten?

FirebirdUSA
30.03.2022, 12:43
Sie können dich mit diesem Vorlauf wahrscheinlich zwingen, aber du hast Anspruch auf Ersatz deiner Auslagen (Stornierungskosten, ggf Rückreisekosten, etc). MB hört sich nach guter Idee an.

MissGarfield83
30.03.2022, 12:48
Sie können dich mit diesem Vorlauf wahrscheinlich zwingen, aber du hast Anspruch auf Ersatz deiner Auslagen (Stornierungskosten, ggf Rückreisekosten, etc). MB hört sich nach guter Idee an.

Meist ist die Drohung mit Ersatzpflichtigkeit für die Auslagen doch recht effektiv... rechne ihnen vor was das ganze sie Kosten wird.

Feuerblick
30.03.2022, 14:09
Zwingen können sie, wenn ich das recht in Erinnerung habe, nur dann, wenn sonst wirklich niemand incl. Chef einspringen kann, oder?
Ich würde mir da mal eben vom MB ein nettes Schreiben aufsetzen lassen.

Bille11
30.03.2022, 15:01
Mit schriftlicher Dienstanweisung geht das tatsächlich. Du kannst dann einknicken und den Dienst machen oder (D)einen Anwalt einschalten und 1) dagegen sein 2) die bisherigen und anfallenden Kosten des Urlaubs erstattet bekommen.

kartoffelbrei
30.03.2022, 17:39
Spreche unbedingt mit dem Betriebsrat darüber, dass du den Dienst nicht machen willst! In eine Dienstplanänderung müssen entweder der Betroffene selbst oder der Betriebsrat einwilligen. Wenn das keiner von beiden tut, wird es für den Arbeitgeber sehr schwierig, dich zu zwingen. Dafür muss der Betriebsrat aber wissen, dass du nicht den Dienst nicht machen willst.

Locutus001
30.03.2022, 18:06
Doofe Situation. Geht ja meistens nicht unbedingt um das Geld und die Auslagen die man erstattet bekommt, sondern die Zeit mit der Familie, die man nicht ersetzt bekommt.

Tatsächlich würde ich mir da auch von den Experten Rat holen, da es ja diverse Gangarten nehmen kann.
Prinzipiell abhängig davon, wie wichtig mir dieser Urlaub ist.
Sollte der Urlaub weniger wichtig sein, nur die Auslagen erstattet werden müssen, und man in dem Haus noch harmonisch weiterarbeiten wollen, weil es eigentlich sonst alles passt, dann ist das "Einknicken" wie es hier genannt worden ist vermutlich die beste Variante.

Sollte der Urlaub halt extrem wichtig sein (für Dich und Deine Familie), dann würde ich da etwas mehr Liebesmühe betreiben. Ehrlicherweise viel Zeit da zu widersprechen ist ja auch nicht mehr... Auch erstaunlich, dass auf über eine Woche absehbar ist, dass die Person ausfallen wird (Corona+Quarantäne?) und es aber nicht möglich ist, dass irgendjemand anderes einspringt. Für so etwas müss(t)en ja schon 1-2 Notfallmechanismen greifen. Was ist wenn Du auch krank bist an dem Datum? Wer springt denn dann ein? Der Ranghöchste Patient?

Na ja, wenn die Gesamtsituation sowieso mehr so la la ist und man liebäugelt mit anderem WB-Ort und die rechtlichen Konsequenzen einer Weigerung belaufen sich auch "nur" auf eine "Kündigung"... könnte man es auch drauf ankommen lassen und verweigern (das sei aber vorher unbedingt zu klären!).
Geil dastehen wird man vermutlich so oder so nicht, wenn man den Dienst jetzt nicht macht... Scheißsituation.

Viel Erfolg!

freak1
30.03.2022, 18:30
Was passiert denn, wenn du jetzt plötzlich auch krank wirst? Solche unglücklichen Fügungen soll es ja durchaus geben.

Nefazodon
30.03.2022, 20:22
Ich würde an deiner Stelle noch einmal das Gespräch suchen und darauf verweisen, dass Du ja den 24.12. übernommen hättest, ob das denn nichts wert sei...? Dabei ruhig etwas unangenehm werden. Wenn darauf keiner reagiert, kannst Du immer noch überlegen dich zu weigern und dann den Betriebsrat und den MB einzuschalten. Es muss dir aber klar sein, dass Du dich damit nicht beliebt machst.
Wenn Du den Dienst übernehmen musst, gehören deine Auslagen erstattet. Wenn sich die Verpflichtung trotz des Verweises auf den 24.12. abzeichnet und Du zähneknirschend den Dienst übernehmen willst, würde ich an deiner Stelle vorher eine Email an Dienstplaner und Chef schicken, mit der Bitte um Zusage der Erstattung als Bedingung für den Dienst.

Auch das dürfte abschreckende Wirkung zeigen.

Züschata
30.03.2022, 20:33
Der Dienstplan ist bindend. Wie gesagt, müsstest du dem zustimmen. Eine Verpflichtung wäre nur möglich, wenn die Versorgung anderweitig nicht mehr zu gewährleisten wäre. Auch müssten die Verhältnismäßigkeiten dabei stimmen, d.h. Kollegen mit weniger Diensten, ohne Kinder etc. wären eher zu berücksichtigen.

PsychoFan
30.03.2022, 20:51
Nochmal ansprechen, wenn das nicht hilft, anschließend wegen Mobbingerleben und Anpassungstörung krank werden. Am Folgetag Kündigung einreichen und nach neuer Stelle suchen.

Blaulicht86
30.03.2022, 22:53
Ich empfehle dir auf eine schriftliche Anordnung mit entsprechender Begründung zu bestehen. Wir haben das in unserem Haus schon ein paar mal so gehandhabt was dazu geführt hat, dass man nicht verdonnert wurde den Dienst zu machen. Einen gerechtfertigten Notstand nachzuweisen (bedeutet auch dass zunächst abgeklärt werden muss ob der Hintergrund in den Vordergrunddienst springen kann) ist gar nicht so einfach.
Von da an wurde mit Bonbons gearbeitet, wenn keiner wollte wurde das Gehalt eines Honorararztes gezahlt. Meistens fand sich dann einer. Das ging dann so oft so, dass nun regelmäßig und fest Honorarkräfte eingeplant werden. Das entlastet so sehr, dass sich nun fast immer einer bereit erklärt auch unbeliebte Dienste zu machen.
Entlastung gibt es meiner Erfahrung nach nur wenn sich die Assistenten quer stellen und die Klinik finanziell bluten lassen mit Nebenabreden und doppelte Vergütung. Es ist das erste Haus wo wir so auf den Tisch hauen, bei meinen vorherigen Arbeitsstellen wurde gekuscht. Ein Grund mit warum ich gegangen bin. Ich bereue es nicht, auch wenn nicht alles rosig ist. Ich kann meinen Marktwert inzwischen aber besser einschätzen, das hilft beim verhandeln.
Setz dich zur Wehr und mach es deinen Vorgesetzten und Klinik nicht zu einfach, es gibt mehr Ressorcen als immer die selben 3 Handeln die am Ende der Mops sind.

Blaulicht86
30.03.2022, 22:54
*Hanseln*

Anne1970
31.03.2022, 03:47
Geht nur mit Zustimmung. Bis auf einem kann ich allen Posts zustimmen: „wenn du weiter harmonisch arbeiten willst“ (oder so ähnlich), war es formuliert. Diese Drohkulisse wird häufig aufgebaut. Wie soll da Harmonie auf der Seite des TE aufkommen, wenn er gezwungen wird/ sich zwingen lässt?? Es ist beim nächsten Ausfall? Wen wird man wohl wieder auffordern, einzuspringen?
Ein gewisses „standing“ zu zeigen führt m. E. eher zu Respekt.

Anne1970
31.03.2022, 03:50
Wenn alles nicht hilft: so ein Schreiben mit MB-Briefkopf oder ein Anruf eines MB-Juristen aus der Geschäftsstelle ist erfahrungsgemäß schnell und gut wirksam. :-)

Locutus001
01.04.2022, 19:19
Geht nur mit Zustimmung. Bis auf einem kann ich allen Posts zustimmen: „wenn du weiter harmonisch arbeiten willst“ (oder so ähnlich), war es formuliert. Diese Drohkulisse wird häufig aufgebaut. Wie soll da Harmonie auf der Seite des TE aufkommen, wenn er gezwungen wird/ sich zwingen lässt?? Es ist beim nächsten Ausfall? Wen wird man wohl wieder auffordern, einzuspringen?
Ein gewisses „standing“ zu zeigen führt m. E. eher zu Respekt.

Also das harmonische Arbeiten war glaube ich ich... und das ist sicherlich nicht als Drohkulisse gemeint. (Hä?)
Es gibt durchaus Kollegen und Vorgesetzte, die einem sowas krumm nehmen.
Wenn man auf eine Stelle angewiesen ist und mit genau diesen Leuten gut auskommen MUSS, dann ist das leider manchmal so.
Wenn man das NICHT ist, dann hat man da deutlich mehr Spielraum.

Harmonie im Team und auf der Arbeit für sich selbst beibehalten (so diese überhaupt vorhanden), ist nicht gleichbedeutend mit der Depp für alles sein und das auch immer weiter bleiben.

Da gibt es durchaus unterschiedliche Gangarten und ich finde das ist zu plump von Dir dargestellt.

Aber --> die Gesamtsituation ist per Ferndiagnose nicht zu beurteilen, da zu viele Details für uns komplett unbekannt sind.

Ich bin jemand, der für die Harmonie im Team einiges bereit ist zu tun und manchmal gehört es dazu ein Opfer zu bringen.
Das heißt aber nicht, dass ich ein Opfer bin (im Sinne dieses "Neu-Deutschen-Ghetto-Slangs" ;-P ) und andere dazu verleiten will welche zu werden ^.^

Jeder muss für seine Interessen einstehen. Allerdings sind die Interessen halt komplexer als "ich mache diesen Dienst" oder "ich mache ihn nicht".

Ich kenne leider auch genügend Kollegen, die sich eine ansonsten gute Stelle selbst verbaut haben, weil sie zu oft bei den falschen Chefs auf ihr Recht gepocht haben. Und da einem die Worte manchmal verdreht werden (und nur um es ganz sicher zu spielen: Ich will nicht sagen, dass Du mir die jetzt unbedingt verdrehen willst! ;-P ) --> Natürlich soll man sich um sein Recht bemühen und sich einsetzen und natürlich stehe ich NICHT auf der Seite des Chefys oder Oberarztys die einen nach einem vollkommen gerechtfertigten "nein, mache ich nicht" dann spüren lassen, was das heißen kann.

Nur wie da welcher Chefy tickt, das kann ich nicht beurteilen und daher kann ich auch keinen pauschalen Rat a la "lehn es ab und poche auf Dein Recht!" geben. Das wäre halt nicht mit "meinem Gewissen vereinbar" ;-)

][truba][
01.04.2022, 23:27
Es ist nur die Frage wie harmonisch der TE die Arbeit findet, wenn er erneut einspringen MUSS obwohl er seine Freizeit mit seiner Familie verbringen wollte. Denn das ist sicherlich harmonisch für das Team und den Arbeitgeber aber nicht für den TE. Denke Anne meinte eher diese Ansicht.

Blaulicht86
02.04.2022, 09:41
Ruhig, sachlich aber bestimmt seine Interessen vertreten, ist nicht immer einfach. Aber man kann es lernen.
Wenn man sehr unsicher ist, kann man zur not einen Arzttermin vorschieben. Mit mehr Selbstbewusstsein verlangt man neutral eine schriftliche Anweisung mit entsprechender Begründung.
Hauptsache dabei ist: konsequent bleiben wenn der Bogen überspannt wird und sich abgrenzen. Legitim ist es auch zu fragen, was können Sie mir denn anbieten, welchen Anreiz können Sie schaffen? Man lernt dadurch und lässt sich mit der Zeit weniger in die Ecke drängen.
Irgendwann muss man sich eine Haltung zulegen, leider geht es in diesem menschenunfreundlichen System nicht anders, da keiner Rücksicht auf dich nimmt. Eine Freundin ist aufgrund des Stress durch die Arbeit und die Dienste mit Mitte 30! Mit hypersensiven Entgleisungen und sogar Krisen auf der Arbeit gewesen. Der Hintergrund meinte: kannst du nicht bitte die Nacht noch machen? (weil er nicht reinkommen wollte). Sie ist nun medikamentös eingestellt.
Eine andere Freundin leidet unter Haarausfall, führt das auch auf den Stress zurück. Langzeitbeziehungen gehen in die Brüche, die Familienplanung leidet. Viele haben keine Hobbies mehr. Nehmen an Gewicht zu weil man zu müde für Sport ist oder zu depri.
Ich werde immer trauriger und wütender. Ich kenne alle aus dem Studium, jeder war gesund und hat alles in allem gut auf sich geachtet. Nicht jeder hat gelernt sich mit 30 cm dickem Fell und Monster Selbstbewusstsein abzugrenzen. Die Freunde von denen ich spreche sind gute ärzt*innen, Teamplayer, hilfsbereit, fachlich gut.
Ich rate dir also, anzufangen die Anweisung zu hinterfragen und eine Haltung aufzubauen. Bei mir im jetzigen Haus hat es mit der Zeit gelohnt. Die Bedingungen sind zwar immer noch weit entfernt von gut, aber besser geworden. Das wünsche ich euch auch.

Autolyse
02.04.2022, 12:29
Mit schriftlicher Dienstanweisung geht das tatsächlich. Du kannst dann einknicken und den Dienst machen oder (D)einen Anwalt einschalten und 1) dagegen sein 2) die bisherigen und anfallenden Kosten des Urlaubs erstattet bekommen.
Nein.
Mit Genehmigung des Dienstplans ist das Direktionsrecht wirksam ausgeübt und bedarf entweder der Einwilligung des Mitarbeiters oder einer erneuten Beratung und Genehmigung durch den Betriebsrat um nicht schon aufgrund des Verstoßes gegen kollektivrechtliche Regelungen rechtswidrig und unwirksam zu sein.
Daneben müssen individualrechtlich die anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sein: Es dürfte kein ersatzweise heranziehungsfähiger Oberarzt zur Verfügung stehen, denn dieser ist nach höchstrichterlicher Rechtsprechung auch in erster Linie Arzt und hat keinen Anspruch darauf nur mit einem Vordergrund zusammen beschäftigt zu werden (BAG, 10 AZR 9/13). Das wird außerhalb der Konstellationen in denen ein Facharzt alleine im Vordergrund arbeitet faktisch nie der Fall sein.
Nur wenn der Arbeitgeber diese Hürde überhaupt überspringt, dann kommt es überhaupt darauf an, ob die Auswahl des Betroffenen auch der Billigkeit entspricht - dabei muss die familäre Situation, Planungen etc. abgewogen werden mit allen anderen möglichen Kandidaten.

Da kein Arbeitgeber mit Gegenwehr rechnet wird es immer auf der ersten oder zweiten Stufe scheitern. Immer schriftlich anfordern und dann zügig das gerichtliche Verfahren einleiten. Dürfte ein Selbstläufer sein.