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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bürokratie Schweiz



Visch
07.04.2022, 11:02
Hallo, ich möchte gerne in der Schweiz arbeiten.
Kann mir jemand sagen, an was ich bürokratisch alles denken muss?
Braucht man eine Zusatzversicherung für 's Arbeiten im Spital?

Liebe Grüße

RussianAngel
07.04.2022, 21:17
1. MEBEKO-Anerkennung: https://premiumjob.ch/mebeko-anerkennung/
2. Melden bei der Gemeinde mit dem Vertrag und neuer Adresse: B-Ausweis
3. Obligatorische Krankenversicherung selber suchen und abschliessen, guter Tool hast du hier... https://www.comparis.ch/krankenkassen/input1?utm_source=googlead&utm_medium=cpc&utm_campaign=kk_krankenkasse_de_kk_2020_herbst&gclid=Cj0KCQjwl7qSBhD-ARIsACvV1X1v8wYhfnx2CBwKFh1E5tWBcEBg9h_v0mhhbtfkCP uC8uFmddgv3oEaAqRWEALw_wcB&gclsrc=aw.ds

Ich würde gleich den Abschluss auch von einer Zusatzversicherung empfehlen, dort sind Sachen wie Naturheilverfahren, Kuren, Brillen etc. dabei; ich zahle zum Bsp. 120 CHF und kriege im Jahr mehr zurückerstattet, bsp. Aspirin/Irfen-Kosten etc.

Eine berufliche Haftpflicht und so brauchst Du nicht, die Haftpflicht für den Beruf läuft über das Krankenhaus......Was mann eventuell abschliessen könnte ist Rechtsschutz (soweit Du das nicht vom Deutschland mitnimmst), sowie Hausrat- und private Haftpflichtversicherung...

Zu Bedenken: die Schweiz ist das Land der Versicherungen, es gibt eine Versicherung für alles, und ich meine wirklich alles...Auch wenn Dein Zug zu spät kommt zum Bsp :) Man muss da selber einschätzen, was man noch zusätzlich braucht...

Geduld und Ruhe (die Zeit läuft hier viel viel langsamer) und die beste Entscheidung Deines Lebens geniessen: Grüezi Schweiz :)

ProximaCentauri
08.04.2022, 09:17
Die private Haftpflicht ist meistens obligatorisch wenn du Mieter bist.
Und ja, Krankenkassen-Zusatzversicherung sofort abschliessen, wenn du mal etwas hast, dann kommst du nicht mehr rein. Privat/Halbprivat ist wohl nicht wirklich notwendig, aber die Pakete die Prävention (Impfungen, Zahnarzt, Sport...) mit abdecken, und eine Reise-Krankenversicherung ist super.
Ausserdem: bei Comparis - die allerbilligsten Kassen (Assura, etc.), lohnen sich häufig nicht, wenn man dann mal etwas hat, weil sie dann extrem mühsam sind, weil sie im Endeffekt davon leben, dass sie Patienten mit Krankheiten herausekeln und deswegen so billig sind.
Ausserdem: je nach Ausbildungsstand: gut auf SIWF die Anforderungen für die Facharzttitel anschauen, ist teilweise wohl etwas anders als in D, und gute Planung ist da ganz wichtig.

hebdo
08.04.2022, 20:52
SWIF kannte ich noch nicht. Kann es sein, dass ein deutscher FA-Titel nicht anerkannt wird, wenn man bspw. nur in einer dt. C-Klinik war (ich weiß, die ABC-Einteilung gibt es in D nicht). Werden ambulante Weiterbildungszeiten anerkannt?

RussianAngel
08.04.2022, 22:22
Ein absolvierter Facharzttitel wird EU-weit inkl. Schweiz anerkannt laut kolaterallen Abkommen...Die ABC-Klassifikation gilt nur für Schweizer Kliniken...Ambulante Zeiten (meist 2 Jahren) sind sogar explizit sinnvoller Weise vorgeschrieben in den meisten Fachrichtungen laut WBO. Es wird deutlich mehr Wert auf die theoretische Ausbildung gelegt mit Prüfungen angelehnt an das amerikanische System, oft muss man dieselben wie in den USA absolvieren, habe aber natürlich nicht über alle Fachrichtungen den genauen Überblick...Ausländische Weiterbildungsabschnitte werden relativ grosszügig anerkannt, allerdings dauern manche Fächer in der Wieterbildung länger (z.B. Psychiatrie und Neuro minimal 6 anstatt 5 Jahren, die meisten brauchen noch länger)...

Visch
08.04.2022, 22:33
vielen herzlichen Dank euch für die vielen Antworten! :-)
Hab ein wenig Angst, dass es kein zurück mehr gibt und bei einem Rückzug nach Deutschland die absolvierte Zeit in der Schweiz nicht anerkannt wird... Habt ihr dazu Erfahrungswerte?

RussianAngel
08.04.2022, 22:45
Sagen wir mal so, es gibt schon Unterschiede, aber oft wird das meiste anerkannt...Welches Fach soll denn das werden, das wäre wohl auch wichtig...Denke aber, dass es wohl einfacher ist, als von einem nicht-deutschsprachigem Land beispielsweise...und insgesamt-die Ausbildung, die Du hier bekommst wird sowieso besser sein, daher habe ich da wegen der Anerkennung wenig Bedenken...natürlich muss da die Ärztekammer immer das letzte Wort haben...die sind da auch recht unterschiedlich streng, würde jetzt nicht unbedingt Bayern "wählen" für die Anerkennung...wenn Du aber alle Dokumente die auf der Webseite dabei hast, hast Du schon einen Anspruch auf Anerkennung, zur Not rechtlich durchsetzen kann man das ja auch...

Visch
08.04.2022, 23:03
Allgemein Innere Medizin soll 's werden (und Anrechnung dann als Fremdjahr oder für den Facharzt Innere Medizin)...
Wie sieht's denn mit der Kündigungsfrist/Probezeit im Spital aus? Man bekommt als Einsteiger ja meist einen befristeten Vertrag (hab dazu nur allgemein gelesen, dass die meist ohne Probezeit/Kündigungsklausel sind - das kann doch im Krankenhaus kaum der Fall sein, oder???)

Visch
08.04.2022, 23:05
würde sich der ganze Bürokratie-Aufwand denn für 1 Jahr überhaupt lohnen??

RussianAngel
08.04.2022, 23:17
Also ich habe den Aufwand als deutlich geringer und überschaubarer als in Deutschland erlebt...einfach beantragen und warten/vergessen, läuft alles hier 100 Prozent sicher...ob sich das für ein Jahr lohnt, musst Du selber entscheiden, ich bin relativ abenteuerlustig und war schon im Studium in 6 unterschiedlichen Ländern unterwegs...würde aber sagen ja, aber das ist eben meine Meinung nach meinem Verständnis...Probezeit ist meist 3 Monate mit Kündigungsfrist 7 Tagen...Meist gibt es für den Kanton von deinem Spital ein GAV (Gesamtarbeitsvertrag), der trifft es sehr gut meist, kann man dort nachlesen...Auch Urlaub ist zum Teil sehr unterschiedlich, von 20 Tagen in Zürich bis 30 Tagen in Bern und alles in between...kannst mir auch PN schreiben :-)

ProximaCentauri
09.04.2022, 10:05
Ja, die Arbeitsverträge sind im Allgemeinen befristet (auch wegen der Anrechnung der Weiterbildungszeit, bzw. wechseln viele halt mehrmals die Klinik während dem Facharzt), man kann aber selbstverständlich dazwischen kündigen, wenn man will - ist ja schliesslich keine Leibeigenschaft.

Visch
22.05.2022, 21:09
Hey! Ich nochmal :-)
hätte jemand von euch nochmal einen Tipp, welches Krankenkassenmodell man am besten nimmt (Hausarzt, Telemedizin etc. ...)?
Hab keine Vorerkrankungen...
Man ist ja doch irgendwie "Profi" und kann selbst bisschen einschätzen, was ernst ist und was nicht, trotzdem würde ich mir den Spezialisten dann gerne aussuchen...
und verstehe ich das richtig, dass man bis zur Franchise alle Kosten selbst trägt (also z.B. jährliche Gyn-Kontrolle)?
Danke euch schon mal!

ProximaCentauri
24.05.2022, 20:55
Ja, du trägst alle Kosten bis zum Erreichen der Franchise selbst (bis auf Mutterschaft und ein paar wenige Ausnahmen). Generell: wenn du mehr als 1800CHF pro Jahr an Gesundheitskosten erwartest lohnt sich die 300CHF-Franchise, darunter die 2500CHF, der Rest macht keinen Sinn. Zusätzlich kommen dann nachdem die Franchise erreicht wurde noch 10% Selbstbehalt dazu bis zu einer Gesamtsumme von 700CHF, d.h. du musst je nach Franchise entweder max. 1000CHF oder max. 3200CHF pro Kalenderjahr selbst zahlen. Bei einer hohen Franchise sollte man also mind. ca 7000CHF auf der Bank haben, falls man im Dezember eine Erkrankung hat und dann Dezember + Januar hohe Kosten anfallen.

Ansonsten: guck' mal bei deinem Arbeitgeber, viele der Versicherungen haben Kollektivverträge mit grossen Arbeitgebern abgeschlossen, bei denen man sich mit Rabatt versichern kann. Zusätzlich gab es (weiss nicht ob das immer noch so ist) z.B. von der SWICA einen Kollektivvertrag mit dem VSAO, wo man das Hausarztmodell wählt, aber aufgrund der Versicherung dann einfach freie Arztwahl hat, weil sie davon ausgehen dass man als Arzt dann eben der eigene "Hausarzt" ist bezüglich der Versicherung, also quasi Preis Hausarztmodell aber volle freie Arztwahl.