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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wiedereinstieg Innere nach langer Pause



KatrinDobler
17.04.2022, 13:28
Hallo Kolleginnen und Kollegen,

ich habe eine Frage zum Thema Wiedereinstieg nach langer Pause.
Ich habe 08/2011 mein Studium abgeschlossen und im Anschluss bis 10/2013 als Weiterbildungsassistentin in der Inneren an einer Uniklinik gearbeitet. Ich war 18 Monate in der Gastroenterologie nur auf Station und bin dann in die Kardio rotiert, wo ich mit Echos angefangen habe. Meine Erfahrung ist also überschaubar. Ziel war FA Innere und dann ggf. noch eine Zusatzbezeichnung (Allgemeinmedizin?)
Danach wurde ich schwanger und konnte aufgrund der notwendigen Pflege meines Sohnes (Trisomie 21) und der Trennung von meinem Partner nicht in den Beruf zurückkehren.
Nun haben sich die privaten Dinge wieder normalisiert und ich möchte und muss wieder etwas arbeiten.
Problem: Ich bin jetzt fast 39, habe lediglich zwei Jahre leidliche Erfahrung und über acht Jahre Pause.
Mein klinisches Wissen in der Inneren Medizin ist ich sag' mal ausreichend, von den übrigen Fächern aus dem Studium sind fast keine Details mehr präsent.
Fragen: Macht das überhaupt noch Sinn oder sollte ich mich besser neu orientieren? Und falls es noch Sinn macht: Wo wäre es klug, anzufangen? Maximalversorger oder kleines Haus? Und was wäre zum Wiedereinstieg empfehlenswert? Leitlinien lesen ist klar, aber irgendwelche Seminare oder Lehrgänge (Hindernis wäre hier eine leere "Kriegskasse")
Ich schwanke momentan zwischen Motivation und Desillusion und würde mich über ein paar Ratschläge und Erfahrungen sehr freuen...

aerztinwerden
17.04.2022, 14:33
Quatsch mit Neuorientieren! Hör mal, du hast das komplette Studium hinter dir und du hast zwei Jahre in der Klinik gearbeitet und das auch in der Inneren. Du kannst deutsch sprechen und schreiben, du kennst unsere Kultur und möchtest den FA Innere machen: Glaub mal, du wirst jederzeit in der Klinik gerne genommen-zu sofort. Ich für mich würde eher in einer kleinen Klinik anfangen, einen Lehrgang brauchst du nicht. Versuche es mit den Bewerbungen, du wirst sehen, dass du dir die Stellen aussuchen kannst. Und das klinische Wissen, das kommt von ganz allein (zurück).

hebdo
17.04.2022, 16:45
Mach das Fach, in dem deine Interessen liegen. Überall ist der Wiedereinstieg mit Aufwand verbunden. Kleinere Häuser sind nicht unbedingt ein Vorteil. Es ist ein Unterschied, ob für die im Schnitt 30 Dienste/ Monat 5 oder 40 Ärzte zur Verfügung stehen.

Kurse sehe ich kritisch. Klar bekommst du kompakt das ganze Wissen präsentiert, aber für die Praxis bringt es einfach zu wenig.

Wünsche dir viel Glück

Reflex
17.04.2022, 18:53
Wissen läßt sich meiner Erfahrung nach schneller wieder reaktivieren als man oft denkt und schlussendlich hast Du ja eh noch ein wenig Zeit in der Weiterbildung vor Dir, wo Du noch weiteres Wissen und Erfahrung sammeln wirst und auch die zwischenzeitlichen Neuerungen kennenlernen wirst. Warum solltest Du also wechseln, wenn es nicht andere gute Gründe (bessere Arbeitsbedingungen, bessere Vereinbarkeit von Familie und Job, geänderte Interessen etc.) dafür gibt?

Blaulicht86
17.04.2022, 22:13
Auf keinen Fall das Handtuch werfen! Du sprichst deutsch, hast eine Approbation, und wenn du noch irgendwo einen Stift und Zettel zum mitschreiben findest und einigermaßen sozialverträglich bist, ist das alles kein Problem. Verschleudere kein Geld für Kurse, man lernt im Alltag. Es ist keine Schande wenn gefühlt alles wieder weg ist, das ist doch nach Jahren normal. Nur Mut, Stellen gibt es genug und du wirst wieder in die Materie reinkommen.

RussianAngel
17.04.2022, 22:39
Ich würde auch einfach ein Kurzlehrbuch lesen und anfangen...Sich bewerben und hospitieren...Im Verlauf kann man irgendein Refresher-Kurs machen bzw. Amboss oder eRef Facharztvorbereitung...Keine Sorge, am Anfang reichen der allgemeine Verstand und viel Nachschlagen/Fragen, sowie die Approbation...

Pflaume
18.04.2022, 11:51
Kurse fände ich in der Sittuation auch völligen Quatsch, jedenfalls fürs Lernen. Fortbildungen könnten höchstens dazu dienen, Kontakte zu knüpfen bzw. sich umzuhören.

Ob du dir Innere (am Ende noch in Teilzeit?) nochmal geben möchtest, mußt du selbst wissen bzw. ausprobieren. Machbar ist es, aber mit zunehmendem Alter sind die Nachtdienste einfach immer schlimmer. Eine Kollegin mit etwas ähnlicher Geschichte (lange Kinder-Pause) hat vor einer Weile bei uns für 1 Monat unbezahlt hospitiert, weil sie "den Druck zu performen" nicht haben wollte. Fand ich falsch (hätte in meinen Augen einfach bezahlt anfangen und integriert werden sollen, das hätte sie ohne weiteres durchsetzen können) und hat ihr auch nichts gebracht bzw. sie am Ende nur abgeschreckt.

Einfach irgendwo anfangen. Anfänger können auch nicht mehr als du. Die haben vielleicht mehr Uni-Wissen, aber dafür hast du schon mal tatsächlich eine Station geschmissen etc. Du kommst schneller wieder rein als ein Anfänger.

Wenn man sich nicht vorstellen kann, später als Hausarzt zu arbeiten, würde ich mir die Facharzt-Ausbildung Innere heutzutage allerdings nicht mehr geben. Man wird einfach völlig verheizt, viel schlimmer als vor 10 Jahren. Finanziell lohnt es sich heutzutage meiner Meinung nach nicht mehr, den allgemeinen Internisten zu machen, sondern entweder direkt die volle Spezialisierung (mit entsprechend tiefem Buckeln über viele Jahre) oder Ambitionen abschminken und Allgemeinmedizin machen, ins Gesundheitsamt oder einen anderen Bereich ausserhalb der Patientenversorgung / Notfallversorgung gehen. Aber das muss natürlich jeder selbst entscheiden.

Schaffen wirst du es auf jeden Fall, wenn du willst. Und mit Ausprobieren für 1 Jahr vergibst du dir erst mal nichts, sondern schaffst die Möglichkeiten, in die Allgemeinmedizin oder woandershin umzubiegen.

GP1001
18.04.2022, 12:18
ich kann mich da auch nur anschließen. Also in Innere Medizin Assi wird eh (fast) jeder genommen und es gibt Stellen wie Sand am Meer. Zum Teil gibt's da Wechsel alle paar Monate. Kleineres oder größeres Haus ist eher eine Geschmacksfrage: Kann beides gut oder schlecht sein, kommt ganz auf die Leute und Organisation an. Überleg auch mal Allgemeinmedizin. Ein schönes Fach.

cartablanca
18.04.2022, 16:42
Mh soweit ich weiß kann man Abschnitte anrechnen, wenn keine 10 Jahre Pause zwischen den Abschnitten liegen. Daher könntest du die Jahre sogar noch anrechnen.
Ein bisschen vorbereiten würde ich mich schon. Online gibts ja amboss. Sonst mal online schauen... lecturio. Eigentlich würd ich nur für Intensiv und Sono jeweils einen Kurs machen. Den Rest kann man sich selbst anlesen und mit den Kollegen absprechen.

anignu
18.04.2022, 23:44
Ein bisschen vorbereiten würde ich mich schon. Online gibts ja amboss. Sonst mal online schauen... lecturio.
Ich null!
Das was ich im Studium gelernt hab hat mich null auf die Arbeit in der Klinik vorbereitet. Ich konnte irgendwelche Rezeptoren auswendig benennen und stand blöd da wenn es hieß "Ordnen Sie bitte einen Schmerzbedarf/Schlafbedarf/Thromboseprophylaxe an". Das hab ich mir alles dann erst nochmal angelesen. Und nach kürzester Zeit hat man das drin. Auch mithilfe von Büchern wie "Checkliste Nachdienst" oder "Checkliste Chirurgie". Wobei ich mir die nicht durchgelesen hab sondern halt nachgeschaut wenn ich was gebraucht hab.

Ich glaub einfach dass die Vorbereitung nix bringt. Arbeiten bringt was. Und nachlesen noch viel mehr. Zumindest bei mir. Ich tu mir einfach schwer hunderttausend abstrakte Dinge zu merken die ich eh nicht brauch. Ich merk mir die Sachen die mich interessieren und die ich brauch. Und wichtig zu Beginn: ein kleines Büchlein um die Gepflogenheiten des Hauses mitzuschreiben. Also ob man bei Sigmadivertikulitis Claforan+Clont oder Unacid gibt zum Beispiel. Was die Internisten bei unklarem Infekt wollen (Ceftriaxon) etc...

GP1001
19.04.2022, 07:12
Im Nachhinein haben für mich Bücher, wie Notfälle im Nachtdienst eigentlich nix gebracht. Jedes Haus hat andere Standards (wenn auch nur Nuancen), der OA will eh informiert werden, ich würde sie mir nicht nochmals kaufen. Kann nur abraten.

Bille11
19.04.2022, 17:51
Was machst Du denn für ein Fachgebiet, GP1001?