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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage zu Härtefallregelungen und allgemeinen Zeugs^^



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eqrqto
05.06.2022, 15:59
Hi, ich bin eqrqto. Ich hätte mal ein paar Fragen wenn das okay ist, versuche mich kurzzuhalten^^

Alsoooo. Ich habe 2018 mein Abi mit 803 Punkten in Thüringen beendet. Ich bewarb mich damals auch gleich für Medizin und wurde in Jena angenommen. Leider entwickelte sich mein Zwang, den ich schon mein Leben lang hatte, stark weiter und ich konnte mein Zimmer nicht mehr verlassen, wusch mich Stundenlang und so weiter. Jedenfalls hab ich das Studium daher nicht antreten können. ich lebte erstmal vor mich hin und ging 1,5 Jahre später in ein Krankenhaus und lies mich medikamentös und Psychotherapeutisch behandeln. Half etwas, aber nur bedingt, es gab dann halt immer Wochen in denen es besser wurde, in manchen wurde es schlecher. Medizin hielt ich also für unrealistisch, nicht unbedingt wegen dem Studium an sich oder dem darauffolgenden Beruf, (würde Psychiater werden wollen) sondern wegen des Pflegepraktikums wo der "intensive Kontakt" mit fremden Menschen und deren Ausscheidungen der Alltag ist. Auf jeden Fall habe ich auf Anfrage neue Tabletten bekommen. Diese wirken... ziemlich gut. Jedenfalls ist mein Waschzwang sehr viel geringer und kommt nur noch Wochenweise hervor und mein Zwang ist jetzt generell ein starker Kontrollzwang geworden. Würden viele vielleicht nicht als besonderen Erfolg verbuchen, ich schon. Jedenfalls ist es mir nun möglich wochenweise in einem krankenhaus zu arbeiten. Leider nehme ich durch die Tabletten sehr viel zu. Bisher so 25 kg, Tendenz steigend. Ich werde wohl bald keine andere Wahl mehr haben, als die Tabletten wieder zu wechseln. Bevor ich das tue, habe ich jetzt aber vor einem Monat das Pflegepraktikum begonnen. Es ist ziemlich eklig, aber es geht halbwegs, 1 Stunde duschen und alles waschen jeden Tag dann hat sich das erledigt. Das liegt alles im Rahmen. Nun würde ich eben doch gerne Medizin studieren. Jetzt sieht es ja aber so aus, dass sich die 1,0 bis 1,3 Abis verdoppellt haben in Thüringen seit 2018 und ich mit meiner 1,2 nun sehr geringe Chancen habe. Den TMS möchte ich, jetzt wo es halbwegs besser geht, im November schreiben, aber ich hab mir die Aufgaben schon angesehen, und große Teile der Aufgaben liegen mir leider überhaupt nicht. Ich rechne also nicht mit einem überdurchschnittlichen Ergebnis, sondern eher mit 100 bis 105.

Meine Psychologin hatte mich vor einem Monat darauf aufmerksam gemacht, dass es einen Härtefallantrag bei medizinischen Fächern gibt, also dachte ich mir mal, ich versuchs. Jedenfalls bin ich ziemlich überfordert und verstehe nicht genau, was ich denen nun zu geben habe. Also ich hätte jetzt eine Bescheinigung des Versorgungsamtes mit einer 40% Behinderung (so wenig weil mein Zwang ja eben schwankt), und ein Schreiben meines Psychiaters in dem steht: Der Patient war von 2018 an nicht studierfähig, durch die Medikamente und hoher Veränderungsbereitschaft ist er es nun. Er hat einen Wasch und Kontrollzwang, und dann noch das aufzählen meiner Symptome und dass nicht klar ist, wie meine Situation in einigen Jahren aussehen wird, weil das nicht genau festgestellt werden kann.

Denkt ihr, damit habe ich eine Chance? Fehlt mir noch irgendwas? (hab ja noch 10 Tage um was hinzuschicken). Sonst noch eine Idee wie das mit dem Studium vielleicht klappen könnte?

MfG eqrqto

Gro?erDenker
05.06.2022, 17:03
Bist du örtlich gebunden? Ansonsten hast du mit TMS und 1,2 Abi aus Thüringen gute Chancen allgemein, spätestens zum SoSe.

Zu deinem Härtefallantrag kann ich wenig sagen, i.d.R. musst du darlegen warum eine sofortige Zulassung notwendig ist. d.h. mögliche Verschlechterungstendenz, dagegen spricht dass sich deine Erkrankung ja gebessert hat, außerdem brauchst du ein fachärztliches Gutachten. Ein 5 Zeilen Attest reicht nicht.

Allerdings wird dir eine Ablehnung auch nicht schaden, daher würde ich es jetzt einfach so einreichen.

Alternativ kannst du einen Antrag auf Verbesserung deiner Abiturnote stellen, wenn deine Erkrankung dich schon damals beeinträchtigt hat. Bei einem 1,2 Abi ist das für mich aber fraglich.


Gute PDF dazu:

https://www.hs-duesseldorf.de/studium/Documents/Infos_Haertefallantrag.pdf

Wie genau reichst du deinen Härtefallantrag ein? Geht das über HSS oder bei den jeweiligen Hochschulen?

eqrqto
06.06.2022, 10:50
Hi!

ähh, nee bin nicht örtlich gebunden. Also doch, aber nur in einer Hinsicht: ich muss so dringend und schnell wie möglich Thüringen verlassen wie es geht. (Der Ursprung meines Zwanges kommt von dort). Daher möchte ich zu diesem Wintersemester umziehen. Was ich auch tun werde. Ich werd an eine Uni ziehen, die auch im Sommersemester Medizin anbietet, runter nach Bayern. Ich würde dort dann gerne bleiben, aber im Notfall könnte ich halt ein halbes Jahr später zum Sommersemester wieder umziehen, wenn ich nur woanders einen Platz bekomme. Aber eigentlich müsste ich dort wo ich hinziehe die besten oder mit besten Chancen haben (Würzburg). Daher hoffe ich, nicht nochmal umziehen zu müssen. Kostet ja auch alles Geld und Zeit.

Wo siehtst du denn gute Chancen für mich? Im SS21 hatte ich gute Chancen in Bayern, aber die Noten haben sich ja mal wieder letztes Jahr stark verbessert.... und dafür gibts ja leider keinen Ausgleichsmechanismus. Und im TMS werden 105 Punkte das höchste der Gefühle sein. Der Bilder Vergleich Test und dieser Schlauchtest sowie eine der merkaufgaben liegt mir leider null.

Okay. Ich hab morgen einen Termin mit der Sozialarbeiterin da kann ich das mal besprechen. Vielleicht krieg ich meine Psychologin und meinen Psychiater ja noch dazu diese Woche ein kürzeres Gutachten zu schreiben, wenn ich das bezahle. Naja. Meine Krankheit wird immer wieder mal besser und wieder schlechter. Das macht es ja so abartig. Vor ein paar Monaten musste ich noch ein Biochemiestudium abbrechen, weil die Labortätigkeiten zu viel waren. Und mein problem ist halt: ich muss ja das Pflegepraktikum überstehen. Und ich mach das halt jetzt wos mir besser geht. Wenns mir dann in ein paar Monaten wieder schlechter geht, gehts eben nicht mehr. Und während des Studiums ists ja kaum möglich, weil es sehr unwahrscheinlich ist, dass mein Zwang genau während der Semesterferien mal Lust hat auf das Praktikum.^^

Zu meiner Schulzeit war mein Zwang noch kleiner. Meine mittlere Depression hat mir damals viel versaut. Bin an manchen Tagen nicht in der Schule erschienen oder erst ein paar Stunden später oder habe Vorträge nicht gehalten weil ich mich nicht traute vor Menschen zu sprechen. Aber das sind wohl alles keine Argumente, nehme ich an. Vor allem, da mein Abi ja trotzdem recht gut ist. Da hatten es andere schwerer.

Ich muss alle meine Dokumente nach Dortmund schicken, zu Hochschulstart. Meine allgemeine Bewerbung hab ich schon geschickt. Fürs nachreichen von Unterlagen habe ich bis zum 15.06 Zeit. Daher habe ich meinen Psychologin darum gebeten mir was zu schreiben und es vom psychiater drüberlesen zu lassen. Ein Gutachten "wäre nicht möglich, dass muss eine Institution etc. anordnen und kostet viel Geld".

Feuerblick
06.06.2022, 11:27
Frage: Du hast dein Biochemie-Studium abbrechen müssen. Du kommst nur auf sehr niedrigem Niveau „kompensiert“ durchs Pflegepraktikum. Wie genau stellst du dir vor, dass du Medizinstudium (mit Labor, Blockpraktika, Präparierkurs, Pathologie, Histologie, Famulaturen und PJ und allem, was dazugehört - also auch „eklige“ Patienten) durchstehst?

Warum muss es Medizin sein?

eqrqto
06.06.2022, 11:43
Ähh. Gute Frage? Also so wie es mir ehemalige Medizinstudenten berichtet haben, ist das erste Pflegepraktikum das Praktikum, bei dem man es am meisten mit Ausscheidungen von Fremden Menschen zu tun bekommt. Und das ekelt mich am Meisten an. Tote Menschen stören mich fast gar nicht. Fremde Menschen normal anfassen ekelt mich zwar an, aber es geht halbwegs, meistens. Mein Zwang ist nicht logisch und mein Ekel bezieht sich auf Kontext. Wenn es mal wirklich schlimm wird, nehme ich ein Urlaubssemester, aber eigentlich sollte ich das gut über die Bühne bringen können. Davon ist mein Psychiater auch überzeugt, weshalb er mir das überhaupt erst nochmal vorgeschlagen hat diesen Weg zu gehen. Ich war die letzten Jahre nicht in der Lage zu entscheiden was ich will und wollte. Davor wollte ich immer medizin. Jetzt bin ich wieder dazu in der Lage für mich zu entscheiden und will immer noch Medizin. Also... keine Ahnung. Ich würde halt gern das tun und nix anderes. Als Kind hatte ich schon Probleme mit psychischen Krankheiten und war bei Psychologen und Psychiatern. Da hatte ich dann irgendwann die Idee: hey ich geh in die Richtung und helfe Leuten wie mir. Entweder indem ich als Psychiater arbeite, in dem Bereich forsche oder bei Medikamentenentwicklung helfe. Und all das wäre mittels eines Medizinstudiums möglich.

Feuerblick
06.06.2022, 11:48
Dir ist aber schon klar, dass du auch im Studium im Labor stehen wirst? Stinkende Dinge anfassen, im Präpkurs unter Umständen den Darm säubern musst? Obduktionen beiwohnen wirst? Kotzende Patienten im PJ erleben wirst? Übel riechende, schmutzige Patienten sehen wirst? Körperstellen anschauen musst, die mit Ausscheidungen zu tun haben?
Ich frage mich, ob du dir dessen bewusst bist. Nicht, dass du dich nicht jetzt um ein Studium bemühst und alle Hebel in Bewegung setzt, um dann an solchen Dingen zu scheitern.

eqrqto
06.06.2022, 11:49
Damit will ich sagen: der Krankenhaus und Pflegeralltag ekelt mich an. Das arbeiten an Leichen oder an (den meisten) chemischen Substanzen krieg ich auch über die Bühne. Alles Kontextabhängig. Menschen die ich nicht mag, ekeln mich zum Beispiel so sehr an, dass ich nicht in deren Nähe leben kann.

eqrqto
06.06.2022, 11:53
Ja, ich glaube, das verstehe ich. Danke für die Warnung und dass du dir Sorgen machst, dass ich mich umsonst bemühe.
Ich wollte nie Biochemie studieren. Das hab ich gemacht, weil ich das Pflegepraktikum zu Medizin nicht hinbekommen hätte. Ich musste mich nach jeder Labortätigkeit 2 Stunden duschen. Das wars aber auch. Theoretisch war das machbar, nur für ein Studium dass ich gar nicht wollte, war mir das zu viel. Wenn ich das studiere, dass ich schon immer studieren wollte, nehme ich die 2,3 Stunden am Tag hin. Ich lerne sehr schnell. Das was ich da an Zeit verliere, hole ich woanders schon auf.

Nefazodon
06.06.2022, 12:29
Entschuldigung, aber gesund klingt das alles nicht.

Dir ist bewusst, dass das Medizinstudium so konzipiert ist, dass es dich dazu ausbildet am Patienten zu arbeiten? Klar gibt es auch andere Fächer, aber durch die grundständige Ausbildung muss jeder durch. Du wirst im Studium und später im Beruf Menschen anfassen müssen. Auch als Psychiater. Und wenn Du später mal arbeitest und Dienst hast, kannst Du dich nicht jederzeit waschen.

Du schreibst, dass Du selbst im Biochemiestudium unter deinen Zwängen gelitten hast und dich zwei Stunden geduscht hast...wie willst Du die 6 Jahre Studium mit unzähligen Labor- und Blockpraktika durchstehen?! (Sorry, aber die Frage muss sein).

Und Du schreibst, dass Du es nicht aushältst in der Nähe von Menschen zu leben, die Du nicht magst....aus deinen vorherigen Posts lese ich, dass Du deswegen sogar das Bundesland wechselst.

Entschuldigung, aber für *mich* hört sich das alles nicht gesund an. Für mich hört sich das so an, als wärst Du weit davon entfernt, von deinen Zwängen geheilt zu sein. Für mich, hört es sich so an, als würdest Du vor deinen Zwängen davon laufen, statt dich ihnen zu stellen. Was psychologisch genau das Falsche wäre. Hast Du schonmal eine Expositionstherapie gemacht?

Schlussendlich: Mein Rat an dich wäre, etwas anderes zu studieren. Wenn ich deine Schilderungen lese, glaube ich nicht, dass Du das Medizinstudium schaffen wirst. Oder glücklich damit wirst, solltest Du es schaffen. Sorry, aber das ist meine ehrliche Einschätzung.

eqrqto
06.06.2022, 12:52
Hi!
Ich habe mich daran gewöhnt mich nicht immer waschen zu müssen. ich habe gelernt meinen "Ekel" aufzustauen. Ich kann normalerweise den ganzen Tag in einem Krankenhaus arbeiten und Leute anfassen. Nur muss ich danach halt alles waschen und duschen. Wie lange das dauert hängt an vielen Faktoren. Hauptsächlich an meiner momentanen Form. Naja, das Studium wäre möglich gewesen, nur sah ich es nicht ein, mich für ein Studium dass ich nicht gerne machte, 2 Stunden am Tag extra zu waschen. Ich habe aber an sich kein Problem das zu tun. Ist nervig und blöd. Aber ich habe möglichkeiten gefunden, diese Zeiten sinnvoller zu nutzen.

Ja das mit den Menschen trifft nur auf eine einzige Personengruppe zu. Und das ist meine "Familie". Durch... sagen wir.. eher unschöne Erfahrungen hasse ich niemanden mehr als diese und diese sind auch der Ursprung meines Zwanges laut meiner Psychologin und meinem Psychiater. Daher will ich halt wegziehen. Diesem Plan stimmen beide zu.
Ich war ein Jahr im Krankenhaus und habe ein paar Expositionstherapien gemacht. Es gab Zeiten, da wusch ich mich 17h am Tag. Durch die Tabletten und eben diese Therapie hat sich das jetzt eben auf schwankende 20 Minuten bis 2 h pro Tag eingependelt.
Ich weiß schon, dass es einfachere Studiengänge für mich gäbe als Medizin. Um genauer zu sein, müsste jeder Studiengang einfacher sein. Aber das ist es eben, was ich tun wollte und will. Ich will jetzt nicht wegen meinem Zwang was studieren worauf ich keine Lust habe und mich dann in 10 Jahren fragen, was wäre wenn. Ergibt das irgendeinen Sinn?

Feuerprinzessin
06.06.2022, 13:13
Hey du,

ich glaube, es ist bei deinen Umständen relativ schwierig, einen Härtefallantrag zu bekommen. Dafür gibt es viel zu viele Anträge und dein Gutachten sagt aus, dass du Fortschritte gemacht hast - ich glaube nicht, dass die sowas durchgehen lassen.

(ausprobieren solltest du es definitiv, kannst nichts verlieren!)

ABER ABER. Mit 1.2 hast du an sich super Startbedingungen!! Selbst wenn du im TMS durchschnittlich bist. Es gibt mittlerweile recht viele Wege zum Studium. Andere Möglichkeit wäre auch Hamnat. Vielleicht bewirbst du dich kurzfristig für ein FSJ?

Wenn du dir das zutraust und Medizin studieren möchtest, dann mach es! Sei dir aber bewusst, auf was du dich einlässt. :)
Es ist wichtig, Medizin bisschen nüchterner zu betrachten. Das Studium ist hart, aber es ist noch härter, nach einem anstrengenden Studium in die nackte Realität zu fallen. Selbst wenn du Psychiater:in werden willst, musst du auch deinen Facharzt in anderen Fachbereichen machen bsp..

Ich glaube auch.. Je länger du im Krankenhaus arbeitest, wirst du dich auch daran gewöhnen und deine Zwänge werden im Verlauf deines Lebens auch besser werden, wenn du an dir arbeitest.

Liebe Grüße und viel Erfolg!!!

Nefazodon
06.06.2022, 13:40
@ eqrqto: Es ist dein Leben. Letztlich kannst nur Du wissen, was Du willst und was Du dir zutraust. Deine persönliche Situation kann trotz deiner Schilderungen niemand hier wirklich beurteilen. Du wiederum solltest deine Lebensentscheidungen auch nicht alleine von Meinungen in einem Forum abhängig machen.

Ich wollte mit meinem Post lediglich auf meiner Meinung nach begründete Bedenken hinweisen, die Du einkalkulieren solltest, und ich wollte verhindern, dass Du eine böse Überraschung erlebst und enttäuscht wirst.

Wenn Medizin so ein Herzenswunsch von dir ist, dann versuch es. Mehr als dass Du scheiterst und Du doch was anderes machen musst kann nicht passieren.

Du solltest dir nur bewusst sein, dass es ein langer Weg ist, und dass die Ziele die Du genannt hast (Forschung, Medikamentenentwicklung, Patienten in der Psychotherapie helfen) sich in der Realität vielleicht als nicht ganz so rosig darstellen.
Speziell um andere Patienten selbst psychotherapieren zu können, solltest Du ganz stabil sein, soviel sei noch gesagt.

Allerdings kann ich natürlich nicht beurteilen, wie stabil Du sein wirst und auch nicht, ob Du deine Ziele erreichen wirst. Es wäre vermessen, das hier in dieser Form zu tun.

Also versuch es wenn es das ist, was Du tun musst. Ich wünsche dir viel Glück dabei, und dass sich dein Gesundheitszustand weiter stabilisiert.

Duke Nukem
06.06.2022, 13:55
Ich habe immer gedacht, therapeutisch arbeiten ist was für Leute, die ihr eigenes Leben soweit auf die Reihe bekommen. Zumindest dachte ich der Arzt bzw. Therapeut sollte deutlich gesünder sein als die Patienten, die kommen.

Und was den Ekel im Studium angeht: Da hat das Medizinstudium denke ich genug zu bieten. Mich haben sie im Pflegepraktikum schufften lassen bis ich kotzen musste und danach über mich gelacht und mir gesagt, dass ich mir überlegen sollte, ob ich hart genug für den job bin. Ein Oberarzt meinte nur, wenn man am GIT operiert, dann stinkt das auch und das müsse man halt abkönnen. Während des Präp Kurses habe ich generell zweimal pro Tag geduscht, weil ich nicht mit dem Leichen-Geruch ins Bett gehen wollte. Oft genug hat mich der Geruch den ganzen Tag begleitet und hin und wieder stellt man dann in der Mensa fest, dass man noch Fett am shirt kleben hat. Auch nicht gerade lecker. Alleine in den Biochemie Praktika haben wir dann mit Blut, Urin und Sperma hantiert, weil man da halt Eisen-, Harnstoff-, oder Nukleinsäure-Versuche mit machen kann. Zu Beginn des 1. Semester hat ein Prof uns direkt erklärt, dass ein Ziel im 1. Semester sei, all die auszusortieren, die ihren Ekel nicht überwinden können, damit die keine Lebenszeit verschwenden. Zumindest auf meine persönlichen Vorlieben hat niemand Rücksicht genommen.

Feuerblick
06.06.2022, 14:44
Joa, Eingriffe am GIT können schon olfaktorisch anspruchsvoll sein. Sie werden allerdings von jedem ordentlich tiefen Dekubitus mit Superinfektion getoppt. :-nix
Aber stimmt schon, für Ekel wird im Medizinstudium (incl. PJ) eine Menge geboten.

Nefazodon
06.06.2022, 16:03
Ich habe immer gedacht, therapeutisch arbeiten ist was für Leute, die ihr eigenes Leben soweit auf die Reihe bekommen. Zumindest dachte ich der Arzt bzw. Therapeut sollte deutlich gesünder sein als die Patienten, die kommen.

Anspruch und Wirklichkeit....

Sorry, aber das was Du schreibst, kann ich so nicht ganz stehen lassen @Duke Nukem. Daraus spricht die Annahme, Ärzte wären gesünder als die Allgemeinbevölkerung. Sind sie nicht. Ärztinnen und Ärzte sind normale Sterbliche, so wie alle anderen auch. Und das bedeutet, dass sie auch krank werden. Wenn man sich jetzt die Prävalenz psychischer Erkrankungen anschaut (ca. 20% Lebenszeitprävalenz für Depressionen) wird klar, dass es selbstverständlich auch Ärzt:innen und Therpeut:innen mit psychischen Erkrankungen gibt.

Es ist grundfalsch es so darzustellen, als gäbe es soetwas unter Therapeuten nicht. Auch befördert so ein Ductus, wie aus dem Zitat oben spricht, eine Tabuisierung und Stigmatisierung, der wir Ärzte eigentlich entgegentreten müssen.

Dennoch ist auch wahr, was ich oben geschrieben habe, dass man um Psychotherapeut zu sein sehr stabil sein sollte.
Erstens soll es in der Therapie um die Probleme des Patienten und nicht die des Therapeuten gehen, was voraussetzt, dass diese bearbeitet wurden und stabil sind und zweitens muss man auch als Therapeut mit Rückschlägen klarkommen. Nicht alle Patienten können gerettet werden. Da man aber mitunter mit dem massiven Leid der Patienten konfrontiert wird, sollte man als Therapeut selbst stabil sein und eine gute Psychohygiene haben. Sonst kann es auch sein, dass durch die Psychotherapie eigene Probleme aktualisiert werden und wieder aufbrechen.
Psychotherapeutische Arbeit kann sehr belastend sein.
Den Wunsch selbst Psychotherapie anzubieten sollte der TE also gut hinterfragen: Bist Du stabil genug? Kannst Du den Patient:innen geben was sie brauchen? Oder bist Du am Ende mehr mit dir selbst und deinen Problemen beschäftigt, als mit den Patienten?

rafiki
06.06.2022, 17:51
Hallo eqrqto,
du beschreibst eine sehr schwerwiegende Symptomatik, die schon früh begonnen und eine zunehmende Tendenz hat. Nach meiner Erfahrung führen solche Störungen zu einer chronischen Behinderung, die z. B. mit einem Medizinstudium und dem Arztberuf nicht vereinbar sind. Das würdest innerhalb weniger Wochen des Studiums merken und dich massiv unglücklich machen. Lass es bitte bleiben und schaue dich nach etwas um, das sich besser mit deiner Erkrankung verträgt!
Gruß rafiki

Duke Nukem
06.06.2022, 18:45
Anspruch und Wirklichkeit....

Sorry, aber das was Du schreibst, kann ich so nicht ganz stehen lassen @Duke Nukem. Daraus spricht die Annahme, Ärzte wären gesünder als die Allgemeinbevölkerung. Sind sie nicht. Ärztinnen und Ärzte sind normale Sterbliche, so wie alle anderen auch. Und das bedeutet, dass sie auch krank werden. Wenn man sich jetzt die Prävalenz psychischer Erkrankungen anschaut (ca. 20% Lebenszeitprävalenz für Depressionen) wird klar, dass es selbstverständlich auch Ärzt:innen und Therpeut:innen mit psychischen Erkrankungen gibt.

Es ist grundfalsch es so darzustellen, als gäbe es soetwas unter Therapeuten nicht. Auch befördert so ein Ductus, wie aus dem Zitat oben spricht, eine Tabuisierung und Stigmatisierung, der wir Ärzte eigentlich entgegentreten müssen.


Meinst Du denn nicht, dass hier einige Punkte genannt wurden, dass der TE deutlich eingeschränkt ist? Ich denke eher, wenn das jetzt ein fertiger Kollege im Krankenhaus wäre mit genau der Symptomatik, dann wäre der vermutlich krank geschrieben und würde nicht zu Arbeit kommen.

Nefazodon
06.06.2022, 20:49
Meinst Du denn nicht, dass hier einige Punkte genannt wurden, dass der TE deutlich eingeschränkt ist? Ich denke eher, wenn das jetzt ein fertiger Kollege im Krankenhaus wäre mit genau der Symptomatik, dann wäre der vermutlich krank geschrieben und würde nicht zu Arbeit kommen.

Das ist durchaus möglich und geht auch in Richtung meiner Bedenken, die ich in meinem ersten Post geschildert habe.
Genau wissen, wie sehr er eingeschränkt ist, kann es aber nur der TE selbst.
Unsere Bedenken haben wir hier zu Genüge vorgebracht...wenn der TE immer noch überzeugt ist, dass ein Medizinstudium das richtige für ihn ist, soll er es versuchen. Auf eigenes Risiko.

Während ich Bedenken an diesem Plan allgemein teile (ich hoffe ich habe das deutlich gemacht), finde ich die Aussage in deinem Post inhaltlich zu extrem. Jedenfalls ist es in der Realität nicht so, dass alle Ärzte gesund wären. Das ist illusorisch.
Und dann mag es einige Erkrankungen und Ausprägungen geben, mit denen die Arbeit als Arzt gut möglich ist, oder möglich mit Einschränkungen, und andere Erkrankungen, mit denen der Arzt-/Therapeutenberuf eher schwer vereinbar ist.
Generell fürchte ich, dass es mit einer manifesten Zwangserkrankung eher (deutlich) schwieriger ist

Die Sache ist....wir hier können nicht wissen was für ihn möglich ist. Wir können auch nicht wissen, wie sich die Symptomatik entwickelt. Möglicherweise würde das Studium/ein klares Ziel/ eine regelmäßige Exposition auch zu einer deutlichen Besserung führen?
Ich gebe zu, dass erscheint nach Wunschdenken, aber möglich wäre es...

eqrqto
07.06.2022, 11:16
Also danke für die vielen Antworten, Anregungen, Bemerkungen und Ratschläge. Ich weiß, dass ich schon ziemlich eingeschränkt bin. Zu meiner Zwangserkrankung kommt auch noch eine mittlere Depression, eine Persönlichkeitsakzentuierung und (das wurde mir aber nur als Kind diagnostiziert) ADHS dazu. Ich verstehe die Bedenken. Trotzdem würde ich es gerne versuchen. Schließlich habe ich trotz meiner Erkrankungen immer alles gut überstanden und gemeistert und laut der Meinung meiner Psychologen und Psychiater (sowohl damals auf Station als auch jetzt ambulant) , müsste ich das eigentlich schaffen können, ist ja auch kein Hexenwerk^^ Falls es klappt, werde ich es auf jeden Fall probieren und ich bin der hundertprozentigen Überzeugung das auch zu schaffen. Vielleicht klingt das arrogant, aber ich halte mich durchaus für fähig, auch bei Erschwerungen, sehr gute Leistungen bringen zu können, wie auch bei meinem Abi. Falls das mit der Zulassung nicht klappen sollte, weiß ich um ehrlich zu sein nicht wo ich genau anfangen soll^^ Ich hatte nie anderes im Kopf und muss mich jetzt mal völlig neu orientieren, falls das alles nix wird.

Nefazodon
07.06.2022, 18:47
Okay. Ich muss zugeben, dass ich lange überlegt habe, ob ich dazu jetzt noch etwas schreibe oder nicht. Aber das möchte ich nicht so unkommentiert stehen lassen.

Wenn es nicht nur eine Zwangserkrankung ist sondern Du an mehreren komplexen psychischen Problemen leidest, hältst Du es dann wirklich für eine kluge Idee, dich zusätzlich auch noch im beruflichen Umfeld mit psychischen Problemen anderer zu belasten?
Psychische Stabilität ist das Stichwort um das es hier geht.

So wie sich die Situation jetzt mit den neuen Informationen darstellt, würde ich mich ehrlich gesagt rafiki anschließen wollen.
Alles hat Grenzen und ich glaube mit *mehreren* psychiatrischen Erkrankungen besteht die relativ wahrscheinliche Gefahr, dass die Grenzen deiner Kompensationsfähigkeit durch den ärztlichen Beruf gesprengt werden könnten.

Warum willst Du dir das antun?

Was hast Du denn bisher gemacht, gibt es keine anderen Interessen außer Medizin, die sich mit deinen Erkrankungen besser vertragen?
Ich möchte dir, so wie die Dinge jetzt liegen, dringend raten, dir eine Alternative zu suchen....