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KetaminKyle
15.06.2022, 00:20
Liebes Forum,

ich befinde mich im PJ und es steht für mich relativ fest, dass ich in ein "Zuarbeiter"-/Diagnostiklastiges Fach möchte. Als Kopf-an-Kopf Kandidaten kommen Patho und Radio in Frage, ich werde mein PJ Wahltertial auch in einem der beiden Fächer machen (weiss noch nicht welches)...Wenn ihr Erfahrung in einem der beiden Fächer habt, dann gebt mir doch bitte kurz Rückmeldung welches auf Grund meines Profils besser zu mir passt, vorstellen kann ich mir beides. Vielleicht hatten ein paar von euch heutigen Pathologen/Radiologen ähnliche Überlegungen...

Was auf beides passt/Persönliche Wünsche:
-Ich mikroskopiere sehr gerne, aber schaue mir auch sehr gerne Schnittbilddiagnostik etc. an, Sono finde ich auch super
-Möglichst viel "reines Wissenanwenden" d.h. Diagnostik, möglichst wenig Papierkram, Notizen, Sozialmedizinische Aspekte
-Patientenkontakt ist für mich eher Mittel zum Zweck (Informationsgewinn für Diagnostik), kann also gut auch ohne auskommen
-Austausch mit medizinischen Personal im Team finde ich hingegen sehr angenehm und erstrebenswert
-Geregelter Tagesablauf, Dienste wären akzeptabel, solange Wochenstundenanzahl nicht ausufert
-Möglichkeit später in die Niederlassung zu gehen
-Kein Interesse an Forschung


Pro Radio:
-Höherer Verdienst ?
-Möglichkeit doch interventionell zu arbeiten falls ich Lust bekommen würde
-Facharztkatalog nur 60 (vs 72 Monate) und evtl. etwas besser schaffbar in der Zeit als Patho
-Man vereinsamt vllcht etwas weniger als in der Patho?

Pro Patho:
-Etwas sicherere Zukunft des Berufs?
-Stellensituation evtl. etwas enspannter?
-Evtl. tendenziell etwas mehr diagnostische Abwechslung in der Praxis
-Obduktionen finde ich auch spannend



Danke!!!

Markian
15.06.2022, 06:15
Weniger Papierkram, wenig Dienste, das spricht für mich eher für die Pathologie. Insgesamt musst du es vielleicht einfach ausprobieren.

Kaas
15.06.2022, 07:04
Die Verdienstmöglichkeiten sind in der Pathologie meines Wissens ähnlich gut oder sogar besser als in der Radiologie. Zudem sind beide Berufe ähnlich zukunftssicher, denke ich. Niederlassung ist auch in beiden Fächern ähnlich gut möglich (allerdings auch in beiden Fächern eher im Rahmen einer Anstellung/Teilhabe als einer Praxisneugründung. Wenn du dir beide Fächer vorstellen kannst und gerne mikroskopierst und Obduktionen spannend findest, würde ich Patho machen, auch auf Grund der fehlenden Dienste. Ist eigentlich ein super Fach. Nachteilig sehe ich die fließbandartige Arbeit, aber die hat man in der Radio ja fast genauso.

Abiturient2010
15.06.2022, 13:14
Ich habe auch (unter anderem) zwischen den beiden Fächern geschwankt und mich letztlich für die Radiologie entschieden, da mich das „makroskopische“ in der Pathologie (Zuschnitt und Obduktion) im Gegensatz zum mikroskopischen so gar nicht angesprochen hat.

Da einer meiner besten Freunde Pathologe geworden ist, tauschen wir uns rege aus und ich maße mir daher an, die Fächer gut vergleichen zu können.

Vorteile in der Radio sind die (je nach Haus teils deutlich) „klinischere“ Tätigkeit mit mehr Interaktionen zu den andern Abteilungen (cave: kann auch anstrengend und nervtötend sein!), wahrscheinlich auch etwas mehr Abwechslung durch Notfälle (Schockräume, Schlaganfälle) oder auch mal patientennahe Tätigkeit (Sono, Mammo/Senologie, Interventionen). Etwas mehr Fließbandgefühl als sonst hat man aber grundsätzlich in beiden Fächern, mich stört das nicht, da man trotzdem ständig gefordert ist und konzentriert sein muss.

Nachteile in der Radio definitiv die Dienste, zum Teil 24h, was ich als unverantwortlich erachte (wie in anderen „klinischen“ Fächern halt auch). 24h konzentriert auf einen Bildschirm starren ohne nennenswerte Pause ist kein Spaß und führt regelmäßig dazu, dass man sein Leben verflucht. Von den Flüchtigkeitsfehlern, die dadurch zwangsläufig gegen Ende in den frühen Morgenstunden gehäuft entstehen, will ich gar nicht erst anfangen. Hier also ein riesiger (und bitte nicht zu unterschätzender Pluspunkt) für die Patho.

Das Finanzielle sollte auch nicht (mehr) so für die Radio sprechen. Pathologen werden überall händeringend gesucht, die Bezahlung in Anstellung (z.B. Praxis oder MVZ) scheint zunehmend besser zu sein als in der Radio, wo insbesondere in Großstädten ein ziemliches Gerangel um (gute) Stellen herrscht und wohl auch dadurch zunehmend ein Lohndumping zu beobachten ist. Teilhaberschaft auch deutlich günstiger in der Patho möglich.

Sonic the Hedgehog
15.06.2022, 18:32
Ich würd Patho machen. Gute Stellensituation mit noch besserer finanzieller Perspektive. Alternativ kannst du dir ja noch Humangenetik anschauen.

KetaminKyle
20.06.2022, 22:10
Vielen Dank für die Antworten!!! Gilt in eurer Erfahrung weiterhin, dass Unikliniken eher nicht das richtige sind wenn man kein Interesse an Forschung hat und Wert auf geregelte Arbeitszeiten legt, oder hat sich das mittlerweile mit dem Arbeitszeitgesetz gebessert?

RussianAngel
21.06.2022, 07:22
Ich hatte solche Unikliniken und solche erlebt...alles ist individuell und passt nicht zu jedem ... Wenn aber der Chef sich für was viel besseres als seine Mitarbeiter hält und nicht einsehen kann, dass jeder klein anfängt, würde ich so schnell rennen wie ich kann! Solche Vollidioten gibt es überall, die der Meinung sind, dass man als Facharzt geboren wird ...

juke5489
21.06.2022, 12:41
Vielen Dank für die Antworten!!! Gilt in eurer Erfahrung weiterhin, dass Unikliniken eher nicht das richtige sind wenn man kein Interesse an Forschung hat und Wert auf geregelte Arbeitszeiten legt, oder hat sich das mittlerweile mit dem Arbeitszeitgesetz gebessert?

auch an unikliniken werden leute für die routinearbeit benötigt.
klar wollen die chefs forschungsbegeisterte angestellte, die möglichst viel zeit im labor verbringen, aber die 'echte' arbeit muss ja auch erledigt werden.
ich kenne genug nicht-promovierte ärzte ohne jegliches forschungsinteresse, die an der uniklinik arbeiten. so wird man kein oberarzt, aber man kann trotzdem seine nische haben, in der man ein relativ angenehmes leben fristet.

cartablanca
21.06.2022, 13:30
Vielen Dank für die Antworten!!! Gilt in eurer Erfahrung weiterhin, dass Unikliniken eher nicht das richtige sind wenn man kein Interesse an Forschung hat und Wert auf geregelte Arbeitszeiten legt, oder hat sich das mittlerweile mit dem Arbeitszeitgesetz gebessert?

Manche Unikliniken haben in bestimmten Fächern einen derartigen Mangel, dass sie Honlrarärute einstellen müssen. Du findest immer eine Stelle, aber nicht unbedingt eine gute.

RussianAngel
21.06.2022, 14:35
Ui, in welchen Bereichen denn und an welchen Unikliniken?

KetaminKyle
22.06.2022, 02:28
Danke, das stimmt zuversichtlich, gerade in einem kleinen Fach wie Patho, dass man die Unikliniken nicht grundsätzlich abschreiben muss, auch als jemand der keine Uni-Karriere anstrebt.

@RussianAngel, naja ich denke, dass sich das auf die Nische "Patho" bezogen hat...Wahrscheinlich muss man durch Hospitationen herausfinden indem man sich mit den Ärzten unterhält wie die Stimmung ist...habe ich zumindest vor in einigen Häusern zu machen, in den Städten die mich interessieren. Idealerweise hätten wir natürlich (ähnlich wie in USA unter den Residents?) ein inoffizielles Verzeichnis von malignen Häusern.

mcpk
05.07.2022, 09:39
Tach Leute ,

Woher habt ihr denn die Information, dass die finanzielle Situation beim Pathologen besser als beim Radiologen sein soll ?

Ich hab mal bei der DGP nachgefragt und da verdient man mit eigenem Institut so 150k - 200k jährlich brutto.

Im Vergleich zum niedergelassen Radiologen ist das schon deutlich drunter.

Zudem sind die Untersuchungen die wirklich Geld bringen zzt noch so selten, dass die nur an der Uniklinik oder in größeren Zentren sich rechnen, weil da die Geräte Ausstattung so teuer ist.

Naja wäre auf jedenfall für weiter Informationen sehr dankbar

Ich interessiere mich auch sehr für patho weil es einfach so einen enormen Stellenwert hat. Ein schöner verdienst wäre zusätzlich natürlich auch nicht schlecht ;)

schnix25
06.07.2022, 17:57
Mit entsprechenden Färbungen bekommt man bei Privaten auch schnell ein paar hundert Euro pro Fall zusammen. Und der Durchsatz ist in der Patho viel höher als in der Radiologie.
In großen Praxen (v. a. wenn Derma mit dabei ist) kommt man auf eine 3-stellige Befundanzahl am Tag pro Befunder, in der Radiologie schafft man keine hundert MRTs am Tag. Mehr als 4 Patienten schafft man im MRT nicht pro Stunde zu untersuchen, da die Untersuchungen einfach Zeit brauchen. Und während in der Patho über Nacht gefärbt werden kann, kann man in der Radiologie nachts eben die Geräte nicht nutzen.

mcpk
06.07.2022, 21:28
Ja das mag vllt sein aber pro MRT gibts ja knapp 500€ und das ist eine ziemlich häufige Untersuchung, während diese speziellen Färbungen ja eher die Ausnahme sind oder ?

Also wenn man sein eigenes Labor hat kommt doch sicher nicht mal ansatzweise so viel rum wie beim Radiologen
Da sprechen wir von 850k Reinertrag durchschnittlich. Beim Pathologen wie gesagt 150-200k was auch ein Allgemeinmediziner easy schafft.

Ich meine nur man sollte es glaub nicht wegen dem Geld machen :)

wurstbrot1337
07.07.2022, 00:57
Bin Assi in der Radiologie und habe auch durch Famulaturen und Kollegen einen guten Einblick in den Alltag und Vergutung in der ambulanten Radiologie.

Für gesetzliche MRTs gibts ca 100-120 Euro. Für CTs gibts je nach Scangebiet und Anzahl Phasen ca 60-90 Euro. Röntgen ca 10-12 Euro. Die Vergütung pro Untersuchung eher sinkend im längerfristigen Verlauf aufgrund Budgetietung oder Punktzahlkürzung für fast alle Untersuchungrn um durchschnittlich 10% !! in der EBM Reform von 2020.

Einstieg in die Praxis aktuell eigentlich nur in Großpraxen und als angestellter Arzt. Inhaber sind eigentlich alle entweder Investoren oder wenige alteingesessene Inhaber, die kaum Interesse haben Teilhaberschaftem anzubieten, gibt aber auch Ausnahmen. Praxisneugründung gibts eig nur als Privatpraxis mit entsprechendem Risiko bzw. als Zweigpraxis einer bestehenden Großpraxis.

Bruttojahresgehälter als angestellter Arzt ca 140-160k +- 10%. Dafür muss man aber auch richtig ranklotzen, 50-70 MRT/CTs pro Tag sind normal damit die Praxis einigermaßen vernünftig wirtschaften kann. Die gesetzlichen Patienten decken in der Niederlassung nicht mal die zahlreichen Fixkosten: überdurchschnittlich hoher Personalaufwand für nicht ärztliches Personal, extrem hohe Gerätekosten, Wartungsverträge, Miete etc. etc . Die wenigen privaten Patienten decken das Defizit und erwirtschaften den Gewinn.850k Reinertrag pro Praxisinhaber bzw Praxis mag stimmen siehe Stastisken auf destatis, fehlt halt aber die Info dass der Praxisinhaber noch 3-4 angestellte Ärzte hat und man den Reinertrag noch auf alle angestellten Ärzte vergleichen muss. Realistische Reinerträge pro Arzt sind ja nach Wirtschaftlichkeit der Praxis zwischen 150-300k, Median wohl eher Richtung 200k, 20 %+ behalten die Inhaber und der Rest geht an den angestellten Arzt.

Mehr ist für den Durchschnittsradiologen in der Praxis auch nicht zu verdienen 850k sind allenfalls als Umsatz pro Arzt zu schaffen, man kann das ja mal selber durchrechnen:

Mit den modernsten 1.5 Tesla Geräten (z.B. Magnetom Sola) dauert eine MRT Untersuchung ca 10 Minuten wenn man nur das minimum fährt und mit Unterbrechung zwischen Patienten aufgrund Auflegen etc bekommt man pro Stunde max 5-6 Untersuchungen unter, pro Tag also 50-60 wenn man MRTs von früh morgens bis abends fährt. Mehr schafft man eh nicht zu befunden. Aufgrund Budgetierung kann man sowieso nicht mal annäherbd so viele Untersuchungen für alle ca 200 Arbeitstage abrechnen mit PKV Patienten kommt man da realistisch auf einen Umsatz von 600-1 Millionen und das belegen auch die Zahlen von destatis. Abzüglich aller Kosten bleiben da die o.g. Reinbeträge von 150-300k übrig.

FirebirdUSA
07.07.2022, 05:58
50x200x120 gibt 1.2 Mio nur bei GKV, bei PKV bekommst zw 500 und 1000 Euro pro MRT, bei 10% PKV Anteil bist du dann eher bei 1.5 bis 1.6 Mio... die meisten Praxen haben mehrere Sitze (häufig Angestellte auf eigenen Sitzen mit Erhöhung der Scheinzahl). Die Praxisbesitzer die ich kenne sind eher etwas über den von dir berechneten Reinerträgen, Angestellte kenne ich die selben Summen.

freak1
07.07.2022, 20:15
Also 10 Minuten pro MRT geht vielleicht für das Routine Knie, aber niemals im Leben Kopf, WS, Bauch etc. Da bist du mit 30 Minuten (und mehr) pro Untersuchung dabei wenn du diagnostisch arbeitest. Oder du rotzt irgendwas hin und alles was auffällig ist schickst du ins Krankenhaus...

mcpk
08.07.2022, 12:18
Ja wäre halt mal interessant zu wissen was so ein gut laufendes Institut macht,

Grade im Hinblick auf den Pathologen Mangel sollte ja die Angebot und Nachfrage zu hohen Preisen führen.

docdean
09.07.2022, 09:34
In dem Kontext übrigens auch interessant, dass der BGH gerade festgestellt hat, dass auch Orthopäden MRTs fahren, befunden und privat abrechnen dürfen. Das könnte den Radiologen eine Cash Cow wegnehmen.

https://ppp-rae.de/news/entscheidung-des-olg-nuernberg-zur-rueckforderung-des-arzthonorars-wegen-vermeintlich-fachfremder-leistungen-hier-mrt-durch-orthopaeden
https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/Y-300-Z-BECKRS-B-2020-N-21724?hl=true

mcpk
16.07.2022, 09:29
Ja sehr interessant obwohl sich ein eigenes mrt für den Orthopäden noch nicht rechnen sollte.


Ich stell die Frage nochmal in den Raum:
Ist es realistisch als Pathologe mit eigenem Institut 500k€ aufwärts zu verdienen oder ist das utopisch ?