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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erste Assistenzarztstelle - direkt wieder aufhören?



Heckspoiler
23.06.2022, 08:46
Liebe Forumsmitglieder.

Ich komme frisch von der Uni und möchte Plastischer Chirurg werden.
Da ich sowohl in der PCH, als auch in der Unfallchirurgie keine Stelle in meiner Region (Ich bin relativ regionsgebunden, da ich in einer langjährigen Beziehung bin und in familiennähe wohnen möchte) gefunden habe,
habe ich nun vor 1 Woche meine Erste Stelle als Assistenzarzt in der Viszeral- und Gefäßchirurgie eines Maximalversorgers in einer Deutschen Großstadt begonnen.

Eigentlich Interessieren mich diese Fachgebiete nicht. Ich dachte aber, dass ich nach einer möglichst breiten chirurgischen Ausbildung und dem Common Trunk an einem Haus der Maximalverorgung bessere Chancen hätte, in die Plastische Chirurgie einzusteigen.
Wärend meines Bewerbungsgesprächs und laut Stellenausschreibung sollte eine "strukturierte Einarbeitung und Weiterbildung" angeboten werden.

Bereits nach einer Woche Arbeit an diese Klinik kann ich sagen, dass von Einarbeitung und Weiterbildung weit und breit nichts zu sehen ist.
Die Ärzte machen im Schnitt 10 Diesnte im Monat, die Klinik ist massiv unterbesetzt und mehrere Fachärzte haben bereits gekündigt.
Auf Nachfrage wird mir nur empfohlen, an ein anderes (ggf. kleineres) Haus zu wechseln, um eine bessere Betreuung zu erhalten und an das chirurgische Handwerk herangeführt zu werden.

Ich nutze meine Freizeit, um weiter Bewerbungen zu schreiben, habe aber, im Falle eines Bewerbungsgesprächs oder Einladung zur Hospitation, keinen Urlaub.
Die Kündigungsfrist beträgt 2 Wochen bis zum Ende des Monats.
Ich habe bereits darüber nachgedacht, dem Chef einen Aufhebungsvertrag vorzulegen. Auf der anderen Seite bin ich auf das Gehalt angewiesen.

Ich bin dazu bereit, viel zu arbeiten und so einiges über mich ergehen zu lassen, jedoch nicht in einem Fachbereich, für den ich mich nicht interessiere. 2 Jahre an diesem Haus bis zum (hoffentlichen) wechsel in die Plastische Chirurgie kann ich mir nicht vorstellen.

Habt ihr vielleicht einen Vorschlag, wie ich mit der Situation am besten umgehen sollte? Ich zweifle schon nach einer Woche an meiner Berufswahl und bin absolut frustriert, was die Jobsuche angeht.

solarius10
23.06.2022, 08:53
Hallo!

Aus meiner Erfahrung (habe schon einige Jobwechsel hinter mir) pack deine Sachen und gehe. Die Bedingungen werden sich in der Regel nur verschärfen und sobald du dienstfähig bist, wird man dein work force gnadenlos ausnutzen. Ich habe damals nach 6 Monaten meine erste Stelle verlassen, weil ich die 6 Monate für die Anerkennung gebraucht habe. Ich war ehrlich gesagt nach 3 Monaten schon so erschöpft und hätte am liebsten sofort aufgehört. Such dir lieber ein anderes Haus.

jijichu
23.06.2022, 08:59
Es gibt doch bestimmt die übliche 6 Monate Probezeit? Dann haben beide Seiten 2 Wochen Kündigungsfrist (egal ob Monatsende oder nicht).
Ich bin mir sicher, Du findest recht schnell etwas neues. Die eine Woche wird Dich gehaltstechnisch weder rein- oder rausreißen.
Wenn es sich jetzt schon abzeichnet, dass es dort nichts wird, lieber jetzt gehen!

Markian
23.06.2022, 09:06
Ja Probezeit - 2 Wochen Kündigungsfrist. Ich würde auch sagen verlass das sinkende Schiff.

morgoth
23.06.2022, 09:07
So schaut es auch für mich aus.
Pass auf, dass du dich nicht von Pseudoargumenten fangen lässt - du hast bis jetzt kein Vollzeitarztgehalt + 10-Dienste-Vergütung gehabt, also alles was du dir (möglicherweise) in finanzieller Hinsicht zusammenspinnst, ist virtuell.

Ähnliche Vorsicht auch bei diesen Erwägungen bzgl. Familiennähe und langjähriger Beziehung: Du hast doch ein klares Ziel vor Augen und planst dann vermutlich in 1-2 Jahresabschitten - warum erweiterst du deinen Radius nicht und nimmst (bei guter Weiterbildung und Arbeitsbedingungen) auch längere Fahrtzeiten in Kauf?

Für mich entsteht beim Lesen des Beitrages, als hättest du dich aus (nicht wirklich erkennbarer) Not heraus für eine der belastendsten ärztlichen Einstiegsstellen entschieden - bzw. nicht mal „für“ im eigentlichen Sinne, sondern bei vermeintlich fehlenden Alternativen. Und überraschenderweise passt es dann doch nicht…

Endoplasmatisches Reticulum
23.06.2022, 09:08
Es gibt doch bestimmt die übliche 6 Monate Probezeit? Dann haben beide Seiten 2 Wochen Kündigungsfrist (egal ob Monatsende oder nicht).
Nicht egal, sondern das was im Arbeitsvertrag steht. Kommt auf die Klinik an - ich habe noch keinen Vertrag vorgelegt bekommen, der die Kündigungsfrist nicht aufs Monatsende fixiert hat.

Sollte man sich in dem Fall überlegen. Wenn es wirklich ganz grotesk schlimm ist, hängt man sonst bei Verstreichen der Frist Minimum weitere 6 Wochen da fest, die sich seeeehr ziehen können.


Ähnliche Vorsicht auch bei diesen Erwägungen bzgl. Familiennähe und langjähriger Beziehung: Du hast doch ein klares Ziel vor Augen und planst dann vermutlich in 1-2 Jahresabschitten - warum erweiterst du deinen Radius nicht und nimmst (bei guter Weiterbildung und Arbeitsbedingungen) auch längere Fahrtzeiten in Kauf?
Das setzt halt voraus, dass es so eine Stelle gibt. Adäquate Bedingungen in einer UCH können im pendelrealistischen Radius durchaus fehlen. Bei PCH kenne ich mich nicht aus - glaube aber nicht, dass Work-Life-Balance in derartigen Kliniken im Vordergrund stehen und als Berufseinsteiger kriegt man so eine Stelle erstrecht nicht auf dem Silbertablett serviert.

morgoth
23.06.2022, 09:16
Stimmt, ich bin kein Chirurg, das weiss ich nicht.
Versuchsweise Wochenendbeziehung? PartnerIn flexibel/flexibler?

Man sollte jedoch aufpassen, dass man (schon gar nicht als Berufsanfänger nach 2 Wochen) vermeintlich blockiert ist. Aber wie gesagt, wir sind ja bis jetzt tendentiell der gleichen Meinung bezüglich Kündigung.

Kiddo
23.06.2022, 10:17
Nicht egal, sondern das was im Arbeitsvertrag steht. Kommt auf die Klinik an - ich habe noch keinen Vertrag vorgelegt bekommen, der die Kündigungsfrist nicht aufs Monatsende fixiert hat.

Stichwort Günstigkeitsprinzip

Autolyse
23.06.2022, 10:26
Stichwort Günstigkeitsprinzip
Und die Rechtsprechung sagt, dass für den Arbeitnehmer längere Kündigungsfristen immer günstiger sind.

Endoplasmatisches Reticulum
23.06.2022, 10:31
Dass der Arbeitgeber dich nicht jederzeit mit 2 Wochen Vorlauf kicken kann, sondern dich je nach Datum des Kündigungsausspruchs bis zu 6 Wochen weiter beschäftigen muss, ist eine Benachteiligung weil?

Edit: Autolyse war schneller :P

Sonic the Hedgehog
24.06.2022, 19:12
...

Und du glaubst in der plastischen Chirurgie ist es besser? Vergiss es! Du wirst genau so Dienste schieben, dich hierbei der Illusion einer adäquaten Weiterbildung ergeben und darfst am Ende für zig Überstunden noch danke sagen, weil dein Chef täglich (!) neue Initiativbewerbungen bekommt. Übrigens ist man mit Common Trunk nur einer von 100 Anderen die den haben.

Ich glaub viele haben völlig falsche Vorstellungen von den Arbeitsbedingungen in der plastischen...

Heckspoiler
24.06.2022, 23:33
Und du glaubst in der plastischen Chirurgie ist es besser? Vergiss es! Du wirst genau so Dienste schieben, dich hierbei der Illusion einer adäquaten Weiterbildung ergeben und darfst am Ende für zig Überstunden noch danke sagen, weil dein Chef täglich (!) neue Initiativbewerbungen bekommt. Übrigens ist man mit Common Trunk nur einer von 100 Anderen die den haben.

Ich glaub viele haben völlig falsche Vorstellungen von den Arbeitsbedingungen in der plastischen...

Ich kann mich nicht daran erinnern, hier jemals etwas über die arbeitsbedingungen in der PCH geschrieben zu haben!?

Fakt ist, dass ich die von dir angesprochenen Dienste und Überstunden während der Weiterbildungszeit in kauf nehmen würde, wenn ich in der Plastischen Chirurgie arbeiten würde. In der Viszeralchirurgie allerdings nicht. Weil es mich nicht Interessiert. Weil ich kein Viszeralchirurg werden möchte.

In meiner Freizeit lese und lerne ich über Themen der Plastischen Chirurgie, weil es mich interessiert, ich schrieb meine Doktorarbeit in der Plastischen Chirurgie, weil es mich begeistert. Auch bei fehlender Einarbeitung könnte ich mich für diese Fachrichtung begeistern, Für die Viszeralchirurgie allerdings nicht.

Ich hoffe das leuchtet ein.

Bille11
25.06.2022, 06:12
Das klingt aber ein ganz kleines bisschen wie Schönrederei…

dIe wir von Kindheit an kennen. Wenn ich doch nur aufgeräumt hätte, wenn ich jeden Tag Sport machen würde um 5kg weniger zu wiegen, wenn ich jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit führe, wenn ich mir die Zeit nähme, jemandem eine Karte zu schreieben zum Geburtstag, wenn ich meinem Partner wirklich mal regelmässig sagen würde, dass… wenn ich doch in einem coolen Atlantik-Dörfchen wohnen würde, dann würde diesdas… wir glauben das Leben wäre immer viel besser, wenn wir doch ach so tolle Alternativen sofort hätten, anstatt uns einfach mal durchzubeissen und die Zeit durchzuziehen. Isses aber nicht.

Nicht ‚wenn‘.. machs einfach. Und sei nicht enttäuscht, wenn es dann genauso nervig ist. Und Du Dich auch da erst 2-4 Jahre durchbeissen musst..