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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Berufsleben: zwischen Spaß an der Tätigkeit und Wunsch das der Tag vorbei ist



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medkrat00798
24.06.2022, 08:13
Liebe Famulanten, PJTler und Ärzte,

gerne würde ich wissen wie ihr euren Berufsalltag erlebt.

Macht euch die Tätigkeit Spaß?
Empfindet ihr sie als angenehm?
Geht ihr gerne zur Arbeit?
Oder bringt euch eher der Gedanke an den Feierabend durch den Tag?
Wünscht ihr euch oft das der Tag einfach vorbei ist?

Zu mir persönlich: ich bin aktuell noch in der Vorklinik und absolviere meine Pflegepraktika in den Ferien. Leider bin ich überhaupt nicht gerne auf Station. Jeden morgen denke ich mir nur: „Oh Gott, der Tag hat erst begonnen“. Obwohl es mir nicht an Beschäftigung fehlt, blicke ich immer wieder auf die Uhr und dem Feierabend entgegen, selbst wenn nichts vor habe. Der Grund hierhür ist das ich die Tätigkeit / Zeit als Praktikant zu 80% als unangenehm empfinde.

Wie geht es euch da, könnt ihr euch in irgendeiner Weise mit diesem Empfinden identifizieren?

Dieses Gefühl des „Wartens“ kenne ich aus der Schule oder zähen Vorlesungen, aber im Gegensatz zum Praktikum, kann ich mich hier zurücklehnen und in Dankbarkeit üben den Moment zu erleben. „Es geht mir nicht nicht schlecht, ich sitze hier mit Mitschülern / Komillitonnen, der Raum ist klimatisiert, obwohl es mich nicht interessiert lausche ich dem Redefluss, draußen scheint die Sonne, ich kann mich entspannen bin nicht gezwungen das Wissen jetzt sofort aufzunehmen und ich freue mich hier zu sein“
Die Zeit auf Station dagegen ist nahezu durchgehend unangenehm und ich möchte bloß weg.
Meine Mutter langweilt sich in ihrem Bürojob, dafür hat sie aber die Hälfte der Zeit eine sehr rege Ineraktion mit ihren Arbeitskollegen oder kann sich während der Arbeit einfach in den Garten setzen.
Sicherlich gibt es keine Arbeit die zu 100% Spaß macht, aber das ist nicht mein Anspruch. Die größte Angst in meinem Leben ist es, 40 Jahre Berufsleben mit Warten auf den Feierabend zu verbringen, weil es unangenehm ist.

PS: Ich bin mir bewusst dessen das die Arbeit in der Klninik sehr anstregend ist und man ständig beschäftigt ist. Mit “Warten auf den Feierabend“ meine ich also nicht aktiv rumsitzen und darüber nachdenken (wofür man natürlich keine Zeit hat), sondern den Wunsch das der Tag vorbei ist.

morgoth
24.06.2022, 08:47
Dein Post enthält 0 Informationen, warum du Medizin studierst.

Wenn du vom Arbeitstyp her auf den Feierabend wartest, ist eine übliche ärztliche Tätigkeit mit Überstunden, Nachtdiensten, Feiertagarbeiten, Fort- und Weiterbildungen sicherlich eine sehr geschickte Wahl gewesen.

Vielleicht erstmal (in studientechnischer Hinsicht) ein bisschen erwachsener und ernsthafter werden? Vorlesungen sind nicht dazu da, dass du dich in Dankbarkeit über Klimaanlagen und Vögelgezwitscher zurücklehnst. Wenn du auf ein bestimmtes Thema oder einen bestimmten Prof. keinen Bock hast, ist das natürlich völlig in Ordnung; mangels gegenteiliger Informationen liest es sich aber bei dir eher wie ein allgemeiner roter Faden.
Wenn das nicht klappt, eher in dich gehen, wohin das Studium denn überhaupt führen soll.

Ich freue mich jeden Tag sehr über meinen Feierabend, aber die Zeit bis dahin macht mir auch Spass.

Minga30
24.06.2022, 09:06
Hallo medkrat00798 und herzlich Willkommen!

Ich lese bei deinem Text eine große Verunsicherung heraus. Darf ich fragen wie viele Jobs du bereits vor dem Studium gemacht hattest? Gab es Nebenjobs, wo du dich ggf. auch bereits so gefühlt hast?
Ich kann dir von meinem eigenen Berufsleben eigentlich nur berichten, dass natürlich jeder gerne auf die Uhr schaut und dem Feierabend entgegen sehnt, mal mehr oder weniger. Ich ertappe mich jedenfalls häufig dabei :D - Ich glaube schon, dass ich insgesamt gerne zur Arbeit gehe (Kinderarzt-Praxis), aber auch gerne Feierabend habe. Ich finde es völlig normal, dass man wenn man bisher noch weniger Jobs hatte, dieses Gefühl jedoch befremdlich findet. Kann es vielleicht auch sein, dass du aktuell noch nicht ausgelastet genug bist? Gibt es vielleicht Tätigkeiten oder Menschen mit denen du in deinem aktuellen Praktikum Spaß verbindest? Daran würde ich mich jedenfalls fest halten!

@Morgoth - alte Schule ? Nur weil man zwischendurch mal etwas unsicher ist muss man doch nicht direkt die Berufswahl in Frage stellen - finde ich jedenfalls sehr befremdlich und erinnert mich an so manchen meiner Chefs. Wenn es für dich nicht so ist, ist ja alles schön und gut. Aber es gibt halt auch andere Menschen und wenn wir alle mal etwas über unsere Gedanken sprechen würden, wäre auch so manchem geholfen...

morgoth
24.06.2022, 09:16
Mit der alten Schule würdest du dich aber echt wundern :-D

Endoplasmatisches Reticulum
24.06.2022, 09:20
Ich würde das nicht überbewerten. Schlechte Erfahrungen als unterster Praktikantenarsch in der Pflege sagen wenig über den Arztberuf aus. Ich habe da auch die Tage im Kalender abgehakt, und ich hatte zumindest zur Hälfte echt Glück mit meiner Station und dem Pflegeteam.

Die Frage ist eher, woraus man die Motivation zur Arbeit zieht. Wenn man ein Mensch ist, der Anerkennung für erbrachte Leistung braucht, um im Job aufzugehen, kann es in der Medizin durchaus einen saftigen Crash nach der Approbation geben. Gratifikation ist als Arzt quasi nicht existent. Das finde ich am zermürbendsten am Job, auch wenn ich die eigentliche Tätigkeit sehr mag.

Haematopoesie
24.06.2022, 09:26
Sollte man wegen dem Alltag im Pflegepraktikum seine Studienwahl in Frage stellen?... Der Großteil der Studenten zieht das halt einfach durch und jammert bei den Kommilitonen. Ich kenne niemanden, für den das DAS Highlight der Vorklinik war ;).
Generell fand ich Vieles in der Vorklinik auch echt langweilig. Eventuell ist OP auch nicht der VL-Typ und würde daheim/in der Bib viel besser lernen.

Minga30
24.06.2022, 09:31
Mit der alten Schule würdest du dich aber echt wundern :-D

Na das klang halt so :D im Sinne von "jammer nicht, das macht man als Studentin/Student od. Ärztin/Arzt einfach nicht"

rafiki
24.06.2022, 10:51
Es ist wie alles im Leben eine Einstellungsfrage. Das heisst, medkrat00798, wozu brauchst du es, dir den Tag so zu vermiesen mit solchen Gedanken? Es ist dein Leben, was da abläuft und du bist verantwortlich dafür, wie du das, was momentan dein Job ist, egal ob VL oder Praktikum, gestaltest in dir. Denn keine Aufgabe der Welt ist erfüllend, wenn du sie nicht dazu machst und vice versa.

RussianAngel
24.06.2022, 12:14
Das Pflegepraktikum hat eigentlich so gar nichts mit dem Arztsein zu tun...Es ist ein notwendiges Übel...
Wenn man ärztlich arrogant sein darf: ich hatte den Eindruck, dass die Kollegen der Pflege einem das Leben extra schwer machen, aber dies könnte meine subjektive Empfindung sein ;)
Manchmal lohnt es sich, für das Pflegepraktikum ins Ausland zu gehen, da habe ich recht gute Rückmeldungen bekommen von Leuten, die so ihre Ziele (Entwicklungsländer, mehr Freizeit) erreichen konnten...

morgoth
24.06.2022, 12:19
Genau, den Eindruck habe ich auch - Pflegekräfte kommen morgens zu Arbeit, um mir das Leben schwer zu machen.
Wenn du eine Selbsthilfegruppe gründen willst: Email an [email protected]

RussianAngel
24.06.2022, 12:25
Genau, den Eindruck habe ich auch - Pflegekräfte kommen morgens zu Arbeit, um mir das Leben schwer zu machen.
Wenn du eine Selbsthilfegruppe gründen willst: Email an [email protected]

Ich meinte bezogen auf die Zeit im Pflegepraktikum...Ich wurde einmal zum Bsp. geschickt auf eine Station, um alle Nachttische durchzuwischen, weil die Putzfrau krank war :D

tensun
24.06.2022, 14:16
Auch meine Erfahrung war, dass die PflegerInnen damals ihren Ärger darüber, dass sie fertigen Ärzten unterstellt waren, an den Studenten ausgelassen haben. Erfahrungen lassen sich nicht generalisieren. Gilt für schlechte und für gute.

FuchsiBuchsi
24.06.2022, 15:46
Genau, den Eindruck habe ich auch - Pflegekräfte kommen morgens zu Arbeit, um mir das Leben schwer zu machen.

Na, das sicher nicht, aber dieses ewige Gestöhne, wie schwer man es doch hat, während man sich tagtäglich eine satte Stunde Frühstücksplausch mit den Kolleg*innen gönnt und in der Zeit, wie sonst auch, die Praktikant*innen auf die Klingeln rennen lässt, ja das hat zumindest mein Bild auf die damals betroffenen Kräfte negativ geprägt. Raucherpausen mussten natürlich auch penibel "eingehalten" werden.
Bißchen ist es schon so, dass die es nicht geil finden, wenn sie erfahren, dass du Medizin studierst oder studieren willst. Allein diese verächtlichen Fragen zu Beginn mit dem süffisanten Unterton, ob man denn schon einen Studienplatz hat (ja :-D).

Mit dem Wissen von heute würde ich KPP nur in der Psych, Auge oder ähnlichem machen. Bloß nicht die großen Disziplinen, bringt überhaupt nichts.

Bonnerin
24.06.2022, 16:28
Ganz dreist, seine Pausenzeiten einzuhalten! Ja, sowas geht überhaupt nicht. /s. Sofern dann auch die Praktikant:innen ihre 30 Minuten Pause machen dürfen, ist das völlig okay. Es ist nicht das Problem der Pflege, wenn das stationsärztliche Personal der Meinung ist, keine Pause machen zu müssen. Hat mich in der Anästhesie auch wenig gekümmert, wenn die Chirurg:innen keine Pause gemacht haben.
Mein KPP in der Kardio und Ortho war auch oft ein Raum-Pflege-Praktikum, aber die Pflegekräfte waren immer korrekt zu mir.

Grundsätzlich fand ich Vorlesungen auch ätzend. Ab Semester 2 habe ich fast ausschließlich mit Freundinnen in der Bib gesessen und gelernt. Das hat meinem Lerntyp halt eher entsprochen, aber ich musste es auch erst rausfinden.

Gehe ich gerne zur Arbeit? Tatsächlich meistens ja, seitdem ich aus der Patientenversorgung raus bin. Da bin ich jeden Morgen mit Bauchschmerzen aufgestanden und konnte abends nur schlecht einschlafen. Ich habe mich permanent unwohl gefühlt und auch sehr oft überfordert. Was mir aber immer gefallen hat war das kollegial-interdisziplinäre Miteinander im OP.
Inzwischen verbringe ich meinen Tag mit Validieren, Labororga und auch durchaus Projektarbeit. Man arbeitet mit der Mibi, der Hygiene, den wiss. MA, den TAs und natürlich auch den Kliniker:innen zusammen. Ich kann durchaus auch mal Homeoffice machen. Meine Arbeit wird tatsächlich gewertschätzt. Klar mag ich den Feierabend. Und den Urlaub. Aber auch die Zeit vor Ort ist wirklich okay.

MissNightingale
24.06.2022, 16:37
Ich würde mal behaupten, dass mehr Leute das Pflegepraktikum ziemlich furchtbar fanden, als solche, die es gut fanden. Es ist völlig in Ordnung da auf den Feierabend hinzuarbeiten. Ich hatte vergleichsweise Glück und bin recht selten ungern hingegangen, aber regelmäßig ganze Tage geputzt habe ich auch und musste auch ganz schön für meinen nicht vorhandenen (!) Lohn arbeiten. Mit meinem heutigen Wissen würde ich das Pflegepraktikum bezahlt in der Schweiz machen. Das kann ich wirklich jedem, der ein wenig Zeit für die Organisation hat, raten.
An meiner Studienwahl würde ich erst zweifeln, wenn mich die Inhalte in der Klinik (Vorklinik kann man ruhig überwiegend nervig finden) größtenteils überhaupt nicht interessieren und ich den Famulaturen gar nichts abgewinnen kann. Ich persönlich habe immer was aus dem Kontakt mit Patient*innen mitgenommen, auch wenn alles andere doof war. Es gibt aber auch genügend Leute, die lieber patientenfern arbeiten, was natürlich völlig fein ist, wenn sie ein Fach für sich entdeckt haben.
Den Inhalten im Studium (v.a. Klinik) konnte ich in nahezu jedem Fach etwas abgewinnen (mit unterschiedlicher Intensität), was mich immer sehr in meiner Studienwahl bestärkt hat.
Letztendlich war wohl wie für die meisten auch für mich das PJ ein unschönes Erwachen, was die größtenteils schlechten Arbeitsbedingungen für Assistenzärzte betrifft. Das hatte ich vorher erfolgreich ausgeblendet. Letztendlich bleibt da nur, sich eine Klinik zu suchen, wo die Bedingungen für einen persönlich tragbar sind. Werde ich mich da dennoch auf den Feierabend freuen? Ganz sicher, aber ich hoffe dennoch, dass ich trotzdem ab und zu Freude an meiner Arbeit haben werde und am Ende des Tages das Gefühl, meine Zeit irgendwie sinnvoll verbracht zu haben.

FuchsiBuchsi
24.06.2022, 16:44
Ganz dreist, seine Pausenzeiten einzuhalten! Ja, sowas geht überhaupt nicht. /s.

30 min wäre Pause gewesen. Mir auch egal, wer da meint 60 min frühstücken zu müssen plus unzählige Male zum rauchen zu gehen. Aber dann kann man das Genöle über den vielen Stress halt nicht mehr so ernst nehmen, es ist ja nicht so, als ob die sonst über die Station gehetzt wären. Das einzige, was da gehetzt wurde, waren die Praktikanten.

morgoth
24.06.2022, 16:51
Vielleicht warten wir mal ab, was medkrat uns zurückmeldet.
Grundsätzliche Diskussionen über Pflegekräfte und -praktikum sind möglicherweise nicht das, was er ursprünglich wissen wollte.
Zumindest stimme ich aber definitiv zu, dass das Pflegepraktikum ein Pflichtteil ist, den man tageweise abarbeiten („noch 13 tage in diesem Block“, „27 Tage, dann ganz fertig“) kann bzw. je nach Gegebenheiten auch muss.

Die anderen Aspekte bleiben aber noch offen - warum überhaupt Medizin, betrifft es nur das Pflegepraktikum, ist es in allen Vorlesungen, was bereitet überhaupt Freude/Interesse …

Endoplasmatisches Reticulum
24.06.2022, 17:04
Ganz dreist, seine Pausenzeiten einzuhalten! Ja, sowas geht überhaupt nicht.
Wer kennt sie nicht, die Situation! Das ganze Ärzeteam setzt sich geschlossen für eine Stunde in die Kantine und sagt zu den Famulanten: "Ihr schmeißt jetzt die Station alleine weiter. Wenn wir wiederkommen sind 10 Arztbriefe geschrieben." Good old times.

Markian
24.06.2022, 17:48
Also ich versuch mich halt an den guten Dingen hochzuziehn und davon gibt es auch genug. Mir macht die Arbeit auch immer wieder Spaß. Aber wer Samstag nachts um 3 nicht auf die Uhr schaut und sich fragt warum man sich diesen Dreck für 25% Zuschlag pro Stunde auf dein beschissenes Gehalt gibt, der ist in meinen Augen dumm. Vor allem wenn man davor 50h malocht hat.

Bonnerin
24.06.2022, 18:54
Wer kennt sie nicht, die Situation! Das ganze Ärzeteam setzt sich geschlossen für eine Stunde in die Kantine und sagt zu den Famulanten: "Ihr schmeißt jetzt die Station alleine weiter. Wenn wir wiederkommen sind 10 Arztbriefe geschrieben." Good old times.

In der chirurgischen (!) Abteilung, in der ich PJ gemacht habe, sind geschlossen die Ärzte (von WBA bis OA), PJs und Famulant:innen zusammen Essen gegangen. In >95% der Zeit hat das auch geklappt. Vielleicht eher das mal als Ansporn/Beispiel nehmen, statt immer sklavisch durchzuarbeiten ohne danke.

Aber ja, spätestens das PJ ist eine sehr kalte Dusche für viele...