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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin studieren in Bochum oder Aachen - Was hält ihr für besser?



Schneesturm
02.07.2022, 21:13
Guten Tag!

Ich habe gerade frisch mein Abi bestanden und bin kurz davor Medizin zu studieren. Für mich in Frage kommen würden Aachen und Bochum ( von meiner Punktzahl im Abi her sollte es klappen).

In Bochum hätte ich den Vorteil, dass ich eine Unterkunft sicher hätte. Dort soll aber die Studienorganisation nicht so gut sein und auch der Fakt, dass 20% der Studierenden nach Minden ziehen müssen um dort ab dem 7. Semester den klinischen Teil des Studiums zu machen, macht mir Sorgen.

In Aachen ist halt der Ruf allgemein besser und es ist auch ein Modellstudiengang, was für mich angenehmer wirkt.

Was würdet ihr machen? Und hättet ihr vielleicht Erfahrungsberichte, weil ihr selber schon dort studiert habt?

Über eine Rückmeldung würde ich mich super freuen.

Viele Grüße

mediphys
03.07.2022, 13:54
Ich studiere selber in Aachen Medizin und kenne auch keine Person, die in Bochum Medizin studiert.
Daher kann ich zu Bochum oder zu Aachen vs. Bochum auch nichts sagen.

Zu Aachen kann ich folgendes sagen (natürlich komplett subjektiv von mir bzw. anderen, die ich hier kenne):
Ich finde den Studiengang hier sehr gut organisiert und mir gefällt der modulare Aufbau sehr gut. Ich finde es angenehm, alles ein Organsystem betreffend zusammen zu lernen, so werden die Zusammenhänge besser deutlich.
In Aachen gibt es nach dem 6. Semester die Ärztliche Basisprüfung über Semester 3 bis 6 - da geht es dann um sämtlichen Organe/ Organsysteme etc. des menschlichen Körpers und alles, was dazu gehört - Krankheitsbilder, Pathologie, Physiologie, bisschen Biochemie, Pharmakologie, Anatomie etc.
Im 1. und 2. Semester kommt quasi alles zu den Themen Physik, Chemie, Bio, Biochemie, Physiologie, Klinische Chemie, ein bisschen Humangenetik, Histologie, Biometrie, Notfallmedizin, Hygiene etc, ein bisschen Anatomie und noch mehr Physiologie dran.
Dazu jeweils Praktika, teilweise während des Semesters, teilweise in den Semesterferien. Um zum 3. Semester zugelassen zu werden muss alles aus dem 1. und 2. Semester bestanden sein und man muss mindestens 60 Tage des Krankenpflegepraktikums abgeleistet haben.

Vom 3. bis zum 6. Semester hat man dann die Organblöcke mit Anatomie, Physiologie etc. explizit die Organe betreffend und detaillierter als die Anatomie im 2. Semester. Parallel dazu immer diverse Querschnittsfächer (zB Physik oder Pharma), Untersuchungskurse und Qualiprofile (Wahlpflichtfächer). Mit den Famulaturen kann man nach dem 4. Semester starten.

So bis zum 6. Semester ist es also durchaus voll gepackt und die meisten finden das recht stressig. Dafür ist dann aber auch vorgearbeitet und es gibt ein reguläres Freisemester im 8. oder 9. Semester, welches sich perfekt für weitere Famulaturen, eine Doktorarbeit etc. eignet.

Nach dem 6. Semester ist dann der "richtige klinische" Teil des Studiums. Blockpraktika, weitere Qualiprofile, Onkologie etc.


Zudem gibt es während des gesamten Studiums teilweise verpflichtende und teilweise freiwillige Kurse im Skills Lab, wo man klinische Fähigkeiten üben kann.
Die ersten 3 Wochen des Studiums sind für theoretische und praktische Anteile im Bereich Notfallmedizin, Hygiene etc. reserviert.

Generell gefällt mir das Studium in Aachen sehr gut. Man muss allerdings bedenken, dass man öfter Klausuren schreibt als im Regelstudiengang, es trotzdem ein "Physikum" gibt (nur halt nach dem 6. Semester, aber trotzdem eine dreitätige Prüfung über den Stoff aus 2 Jahren) und es am Anfang voller ist als im Regelstudiengang, man dafür später aber ein Freisemester hat.
Es ist also nicht weniger Arbeit als im Regelstudiengang, nur anders aufgebaut und anders verteilt.

mediphys
03.07.2022, 14:03
Terminologie, Berufsfelderkundung und Verbandslehre und so haben wir natürlich auch im 1. Semester, glatt vergessen :-oopss

xDeku
07.07.2022, 20:01
Wie viele Versuche habt ihr pro Klausur bzw gibt es überhaupt sowas wie in Regelstudiengang (3 Versuche)

mediphys
17.07.2022, 18:44
Wir haben im ersten Jahr für die meisten Klausuren 6 Versuche, danach 3. Für die 3 Staatsexamina gibt es auch jeweils 3 Versuche.

mediphys
18.07.2022, 11:22
Es ist noch zu erwähnen, dass die Ärztliche Basisprüfung auch eigentlich eher den Stoff der ersten 3 Jahre und nicht nur des 2. und 3. Jahres abfragt. Der Fokus liegt auf dem 2. und 3. Jahr, aber grundsätzlich kann alles abgefragt werden. Also sowohl die ganzen naturwissenschaftlichen Grundlagen und Physiologie etc. als auch das klinische Wissen.
Ist also schon sehr viel und durchaus stressig.
Dafür hat man dann aber auch schon fast den gesamten Stoff des Medizinstudiums abgehakt und kann sich eben im 8. oder 9. Semester ein Freisemester gönnen.

Im 7. und 10. sind noch mal weitere Vorlesungen und Veranstaltungen, im 8. oder 9. (das Nicht-Freisemester) 20 Wochen Blockpraktika + entsprechende Prüfungen. Nach dem 10. das M2 (wobei da die meisten bei uns sehr gut abschneiden, da das M1 bei uns schon fast auf M2-Niveau ist) und danach das PJ.

Zusammenfassend gibt es also sehr viele Prüfungen (eigentlich immer so im 3-4 Wochentakt (mit Ausnahme der Semesterferien - wenn du die Prüfungen direkt bestehst, hast du in den Semesterferien auf jeden Fall weniger zu tun (die sind aber trotzdem nicht unbedingt prüfungsfrei)) + 3 Staatsexamina), dafür aber eben ein Freisemester.