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Theoretischer Arzt
28.07.2022, 15:12
Meine Frau (Fachärztin) und ich (AiW Allgemeinmedizin) denken in regelmäßigen Abständen aus familiären Gründen übers Auswandern nach Frankreich nach. Wir müssten noch warten, bis ich Facharzt bin. Sprachkenntnisse sind kein Problem. Was mir eher Sorgen macht, sind die landestypischen Feinheiten der Bürokratie/Formulare/Arbeitsabläufe in der Niederlassung/Zusammenarbeit mit anderen Institutionen im Gesundheitssystem, etc. Wahrscheinlich würde man erstmal in Anstellung anfangen um diese Sachen wie Praxisorganisation zu lernen (den Beruf des/r MFA gibt es z.B. so nicht).

Ist von euch jemand nach Frankreich ausgewandert oder kennt jemanden der jemanden kennt und diesbezüglich Erfahrungen teilen kann?

VG

Holthusen
28.07.2022, 17:23
Wird der deutsche FA für Allgemeinmedizin da überhaupt anerkannt?
In GB (auch vor dem Brexit) wurde das wegen fehlender Gleichwertigkeit der Ausbildung, nicht anerkannt.
Bei Anästhesie und vielen anderen Fächern gilt übrigens die Gleichwertigkeit.
Ich habe im PJ Urologen und Neurochirurgen (FÄ) kennengelernt, die nach FR gegangen sind. Allerdings in der Uniklinik dort tätig.
Ein paar Radiologen sind als Fachärzte nach Belgien ausgewandert (ähnliches System zu FR), das ging anscheinend ganz gut. Auch Angestellte im Krankenhaus.

Theoretischer Arzt
28.07.2022, 19:02
Ja, wird bei EU-Ländern automatisch anerkannt. In Frankreich dauert die Weiterbildung Allgemeinmedizin nur 3 Jahre.

Moni Ka
28.07.2022, 19:44
Schreib mir eine Nachricht. Ich komme aus Frankreich :)

Heerestorte
30.07.2022, 13:40
Schreib mir eine Nachricht. Ich komme aus Frankreich :)

It's a trap :-))

Coxy-Baby
30.07.2022, 14:52
It's a trap :-))

It's a feature.

h3nni
30.07.2022, 21:31
Vor kurzem bin ich über den Artikel gestolpert:

https://aerztestellen.aerzteblatt.de/de/redaktion/arbeiten-unter-palmen-als-arzt-die-tropen-auswandern

Vielleicht gibt er ja ein paar Impulse?

Holthusen
30.07.2022, 23:51
Interessanter Artikel, allerdings eine Sprechstunde in der Praxis, 2 in der Uniklinik, OPs und Rufdienste in der Uniklinik. Hort sich etwas zusammengewürfelt an.

https://aerztestellen.aerzteblatt.de/de/redaktion/arzt-gehaelter-international-was-koennen-sie-im-ausland-verdienen

Auch ein Interessent Artikel. Ein Facharzt in Deutschland 163k durchschnittlich laut dem Artikel je nachdem was er kann, welches Fach, Ambulant oder Klinik.
Nicht schlecht.

hebdo
31.07.2022, 07:28
Interessanter Artikel, allerdings eine Sprechstunde in der Praxis, 2 in der Uniklinik, OPs und Rufdienste in der Uniklinik. Hort sich etwas zusammengewürfelt an.


International aber eher Standard, da ist Deutschland eine Ausnahme. Gerade bei Facharztmangel ist ja üblich vormittags in der Klinik zu arbeiten bzw. konsiliarisch tätig zu sein und Nachmittags Sprechstunden in der eigenen (privaten) Praxis anzubieten. In Deutschland sieht man an kleinen Kliniken mit angeschlossenen MVZ ähnliche Strukturen. Finde ich persönlich auch interessant.

Mr. Pink online
01.08.2022, 07:35
Mit dem FA Allgemeinmedizin sind deine Möglichkeiten in Frankreich zu arbeiten relativ eng auf den hausärztlichen Bereich beschränkt. Eventuell gibt es noch die Möglichkeit in einer Notaufnahme zu arbeiten. Trotz des herrschenden Ärztemangels sind die Franzosen da wenig flexibel. Der Tätigkeitsbereich des Allgemeinmediziners in Frankreich ist ziemlich ähnlich zu dem in Deutschland, tendenziell vielleicht noch etwas konservativer (fast keiner macht Ultraschall, keine Blutabnahmen, etc.). Die Verdienstmöglichkeiten sind in der Praxis im Vergleich zu Deutschland sehr viel schlechter. Du wirst dazu sicher auch Zahlen finden, wenn du suchst.
Die größte Herausforderung ist aber sicherlich der Umstieg in ein anderes System mit seinen bürokratischen Tücken. Das wäre für einen ausländischen Hausarzt der nach Deutschland kommt schließlich auch nicht anders. Und in diesem Zusammenhang wird es vermutlich auch schwierig einen französischen Allgemeinmediziner zu finden, der dich anstellt um dich dann erst mal monatelang in das System einzuarbeiten. Aber dazu habe ich keinerlei Erfahrung. Ich denke, du dürftest mit deinem beruflichen Projekt auch einer von wenigen Einzelfällen sein, da die Verdienstmöglichkeiten wie gesagt in D, Schweiz, Belgien besser sind.

hebdo
01.08.2022, 15:22
Der Wechsel des Gesundheitssystems ist eine überwindbare Hürde. Eine Veränderung bedeutet immer erstmal eine Anstrengung. Über JADE gibt es ein Austauschprogramm. Kenne mich da nicht so aus, aber vielleicht wäre es ja etwas für dich.

Theoretischer Arzt
02.08.2022, 21:21
Danke für die Berichte und vor allem den Tipp fürs Austauschprogramm vom WONCA/Vasco da Gama: European young family doctors movement.
Die werde ich mal anschreiben.

_Avicenna_
04.08.2022, 18:47
Ich verstehe garnicht war ihr alle mit Frankreich, UK und co habt. Als Allgemeinmediziner würde ich sofort nach Skandinavien auswandern. 30h Arbeitswoche und der Gehalt eines Chefarztes :-party

Haffi
04.08.2022, 18:55
Ich verstehe garnicht war ihr alle mit Frankreich, UK und co habt. Als Allgemeinmediziner würde ich sofort nach Skandinavien auswandern. 30h Arbeitswoche und der Gehalt eines Chefarztes :-party

Und wozu jetzt auswandern?

Holthusen
04.08.2022, 20:40
Ich verstehe garnicht war ihr alle mit Frankreich, UK und co habt. Als Allgemeinmediziner würde ich sofort nach Skandinavien auswandern. 30h Arbeitswoche und der Gehalt eines Chefarztes :-party

Ah...ja man wandet ja nicht nur wegen Geld und Arbeitszeiten aus, meist die Liebe oder Liebe zum Land.
Frankreich hat man ganz anderes Wetter und Essen. In UK ganz andere Umgangsformen. Skandinavien ist sehr sozial. Und alle Länder haben auch im täglichen Leben Nachteile gegenüber Deutschland. Muss man für sich persönlich abwägen.

Heerestorte
04.08.2022, 21:37
Ich verstehe garnicht war ihr alle mit Frankreich, UK und co habt. Als Allgemeinmediziner würde ich sofort nach Skandinavien auswandern. 30h Arbeitswoche und der Gehalt eines Chefarztes :-party

... Und die gleichen Lebenskosten wie in Deutschland... Ääh.. Hust...doch nicht...

hebdo
04.08.2022, 22:14
Ah...ja man wandet ja nicht nur wegen Geld und Arbeitszeiten aus, meist die Liebe oder Liebe zum Land.
Frankreich hat man ganz anderes Wetter und Essen. In UK ganz andere Umgangsformen. Skandinavien ist sehr sozial. Und alle Länder haben auch im täglichen Leben Nachteile gegenüber Deutschland. Muss man für sich persönlich abwägen.

Auswanderungsgrund ist sicher auch mal nur Geld bzw. eine Hoffnung auf einen andern Lebensstandard. Wenn man aus Deutschland kommt, ist die Auswahl an Ländern mit höherem Standard begrenzter als wenn man bspw. aus Indien, Südafrika etc. kommt.

Deine genannten Aspekte sind mir zu pauschal und meiner Meinung nach falsch. Frankreich ist groß und hat ähnliche Klimazonen wie wir. Okay in Deutschland haben wir keine Mittelmeerküste….

Was heißt Umgangsformen in UK? Skandinavien sind mehrere Länder und wenn du alle über einen Kamm scherst ist das so, als ob du DACH in einen Topf wirfst. Anschluss an die finnische Gesellschaft zu bekommen ist ähnlich schwer wie in Deutschland.

Ich finde die Rankings und Erwartungen an die Nationen schwachsinnig. Jede Nation hat schon eigene grundsätzliche Charakterzüge und das ist auch in Ordnung so. Wie passt denn Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Genauigkeit mit „in den Tag leben“ zusammen.

Wie glücklich kann man denn werden, wenn man ins Ausland zieht und Deutschland erwartet? Do in Rome as the Romans do …

Holthusen
04.08.2022, 23:17
Auswanderungsgrund ist sicher auch mal nur Geld bzw. eine Hoffnung auf einen andern Lebensstandard. Wenn man aus Deutschland kommt, ist die Auswahl an Ländern mit höherem Standard begrenzter als wenn man bspw. aus Indien, Südafrika etc. kommt.


Yo, die bevorzugen in der Regel Commonwealth Länder mit englischer Sprache wie UK oder Kanada/Australien/Neuseeland, wo sich gut Dollars/Pounds verdienen lassen . Letzteres hat noch den Vorteil in der Nähe von Indien zu sein. Dann kommen die USA. Deutschland würde ich nicht als primäres Auswanderungsziel von Indern oder Südafrikanern sehen, zum einen ist da die komplizierte Sprache und die fremde als kalt beschriebene Kultur.



Deine genannten Aspekte sind mir zu pauschal und meiner Meinung nach falsch. Frankreich ist groß und hat ähnliche Klimazonen wie wir. Okay in Deutschland haben wir keine Mittelmeerküste….


Wo ist denn die subtropische Klimazone in Deutschland???
Ansonsten auch ist die Mentalität und Kultur dort schon sehr unterschiedlich zu hier. Allein die Qualität des Essens, egal ob Restaurant oder Supermarkt. Selbst in Elsaß/Lothringen.
Die französische Atlantikküste / und die 70 km Nordseeküste sind ebenso auch vom Klima etwas anderes als die SchleswigHolstein/Niedersachsen/Bremen. Ich finde es sehr anders im Vergleich zu hier.



Was heißt Umgangsformen in UK? Skandinavien sind mehrere Länder und wenn du alle über einen Kamm scherst ist das so, als ob du DACH in einen Topf wirfst. Anschluss an die finnische Gesellschaft zu bekommen ist ähnlich schwer wie in Deutschland.


Also so unhöflich, wie hier oft erlebt, geht man im UK nicht in Krankenhäusern um miteinander. Es ist eine andere Kultur. Sicherlich ist die britische Höflichkeit ein Vorurteil und Pauschalisierung, aber etwas wahres ist dran (wie bei den Vorurteilen, die du aufführst).
Möglicherweise schätzen ja auch manche Leute hier diese direkte Umgangsweise und cholerische Chefs oder nehmen es als gegeben/Teil der Kultur hin...wer weiß



Ich finde die Rankings und Erwartungen an die Nationen schwachsinnig. Jede Nation hat schon eigenae grundsätzliche Charakterzüge und das ist auch in Ordnung so. Wie passt denn Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Genauigkeit mit „in den Tag leben“ zusammen.



das habe ich sagen wollen. Jedes Land hat seine Eigenarten, seine Vor- und Nachteile und glücklicherweise ist jeder selbst seines Glückes Schmied und kann das für sich entscheiden.

Christoph_A
05.08.2022, 07:09
Joa, der Wechsel von Afikaans aka niederländisch light auf deutsch, das kann einem schon schlaflose Nächte bereiten.....
Ansonsten hat jedes Land seine Vor- und Nachteile. Im UK legt man deutlich mehr wert auf höfliche Umgangsformen im Job, im Alltag haben gerade die Engländer diese jedoch auch nicht erfunden. In Kombination mit generell miesem Wetter, dem NHS und der phantastischen britischen Küche jetzt auch nicht das Paradies, um dort zu arbeiten.
Frankreich hat eine tolle Natur und gutes Essen, die Franzosen selber sind jedoch nicht wirklich mein Fall, würde also auch flachfallen. Spanien/Portugal hätten ein tolles Gesamtsetting aus Land- und Leuten, dafür müsste man finanziell und beruflich deutliche Abstriche machen.
Und so kann man das für jedes Land durchdeklinieren, um dann auf den Standardsatz des Ruhrgebiets zurückzukommen: Woanders is auch Sch****!:-stud
Prinzipiell rate ich gerade jüngeren Kollegen, wenn sie Auslandserfahrungen wollen, dies auch zu tun, je älter man wird, desto unflexibler wird man privat und beruflich. Und ein Blick über den Tellerrand schadet nie, als Arzt kann man ja sowieso immer zurück nach D kommen, wenn sich der Traum vom entspannten Leben im Ausland nicht ganz so erfüllt hat, wie man das vielleicht dachte.

Coxy-Baby
05.08.2022, 09:48
Ich lasse mal weniger Text, dafür aber den Link zu einer interessanten Doku da: arte - Der Hausarzt (https://www.arte.tv/de/videos/098148-000-A/der-hausarzt/).