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Thomas987
15.08.2022, 19:20
Hallo,
Ich studiere momentan im 5. Semester Zahnmedizin und hab jetzt überraschender Weise einen Humanmedizin Studienplatz in Österreich erhalten. Ich bin gerade am abwägen und würde mich über eine neue Meinung freuen.

Studium:
Ich finde das Humanmedizinstudium deutlich angenehmer. Bei Zahnmedizin muss man im klinischen Teil häufig Patienten selbst organisieren und man ist häufig der Willkür der Kursassistenten ausgeliefert. Rein Thematisch finde ich Humanmedizin auch etwas interessanter.

Assistenzzeit:
Finde ich bei Humanmedizin auch besser, man arbeitet zwar deutlich mehr dafür verdient man allerdings auch relativ gut. Ich hab von befreundeten Assistenzärzten im 2. Jahr Zahlen von ca. 4000 Euro netto (inkl. Dienste) bei Stk1 und GKV gehört. Als Assistenzarzt in der Zahnmedizin wird man häufig mit 2500 - 3500 brutto abgespeist. Nach dem Studium möchte man sich ja auch irgendwann mal was gönnen...

Angestellt nach der Assistenzzeit:
Auch hier sehe Humanmedizin vorne. Man kann in der Klinik Oberarzt werden und als angestellter Facharzt in Praxis verdient man auch mehr. Von angestellten Zahnärzten weiß ich, dass sie zwischen 62k und 80k bekommen. Wobei man bei den höheren Gehälter eigentlich immer eine Umsatzbeteiligung hat, das Fixgehalt ist relativ niedrig.

Niederlassung:
Ich hab einige Praktika im niedergelassenen Bereich gemacht und kann sagen, dass mir die Arbeit Spaß macht und das Unternehmerische besonders reizt. Dies ist auch einer der Hauptgründe für Zahnmedizin. Meines Wissens kann man sich als Zahnarzt deutlich leichter selbstständig machen, da man nicht erst einen Kassensitz kaufen muss. Vom Reinertrag dürfte eine Zahnarzt Praxis auf dem Niveau einer Hausarzt Praxis liegen. Bei Humanmedizin hab ich Bedenken, dass ich nach mehren Jahren Erfahrung in der Klinik nicht die Möglichkeit habe mich niederzulassen oder Teilhaber an einem MVZ zu werden. Zu Anderen habe ich auch etwas Bedenken mit dem technologischen Fortschritt, vlt. sinkt der Bedarf an Radiologen oder Allgemeinmedizinern, Zahnärzte braucht man eigentlich immer, weil man die Arbeit nicht automatisieren kann.

Stellensituation:
Bei Humanmedizin würde mich besonders Radiologie oder Augenheilkunde reizen. Würde ich mit einem Studium in Österreich in einem der Bereiche eine Weiterbildungsstelle finden? Örtlich bin ich auf den Raum Bayern beschränkt. Am liebsten wäre es mir an einer kleineren Uniklinik die Weiterbildung zu machen (Würzburg, Erlangen, Regensburg, Augsburg), damit ich noch promovieren kann. In einer teuren Großstadt wie München möchte ich nicht arbeiten, zudem soll die Stellensituation in den großen Metropolen angespannter sein.

Vielen Dank für eure Mühe. Ich würde mich über jede Antwort freuen.

davo
15.08.2022, 19:34
Ich hab einige Praktika im niedergelassenen Bereich gemacht und kann sagen, dass mir die Arbeit Spaß macht und das Unternehmerische besonders reizt.

Das sind IMHO sehr gute Gründe für Zahnmedizin.

Als Zahnmediziner kannst du realistisch betrachtet wahrscheinlich schon in ca. sieben Jahren selbständig arbeiten. Als Humanmediziner realistisch betrachtet wahrscheinlich erst in ca. 13 Jahren.

Der Wechsel lohnt sich also IMHO nur dann, wenn du Radiologie oder Augenheilkunde wirklich deutlich interessanter als Zahnmedizin findest.

Thomas987
15.08.2022, 21:51
Ich bin auch etwas unsicher viele ältere Zahnärzte haben mir eher zu Humanmedizin geraten, da sie mittlerweile am Ende der Einkommensskala der Fachärzte angekommen sind. Zudem muss man viele Privatleistungen verkaufen. Sie haben gemeint, dass man in der Selbstständigkeit im Schnitt sicher mehr als Humanmediziner verdient, aber eine gewisse Schnittmenge vorhanden ist. Einfacher Feld und Wiesenzahnarzt in einem nicht komplett unterversorgten Bereich seien leider nur noch 100-150k so, dabei muss man bedenken, dass man dafür natürlich die komplette Verantwortung trägt ( ca 30k umsatz bei 20k ausgaben im Monat). Das ganze kann einzeln tatsächlich stark abweichen, wenn man Ärzte/Techniker einstellt und man die Patienten dafür hat steigt das ganze natürlich deutlich.
Als Humanmediziner sollten laut ihm je nach Fachrichtung 200k solo locker drin, auch bei Hausärzte bei geringeren Fixkosten und Kaufpreisen.

Mein Eindruck ist, dass man am Ende als Arzt eigentlich immer ein relativ gutes Auskommen hat, als Zahnarzt jedoch nur in der Selbstständigkeit.

Kaas
15.08.2022, 22:06
Die armen gebeutelten Zahnärzte und auf der anderen Seite die Humanmediziner, die locker 200k verdienen im Jahr? Mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig. Die angesprochenen Fächer haben in dem Zusammenhang übrigens auch ihre Probleme: niedrige Fixkosten habe radiologische Praxen wohl eher nicht, Praxisinhaber oder Teilhaber wird man auch nicht so einfach (gelinde gesagt). In der Augenheilkunde verdienen nur Operateure das große Geld, der Weg dahin ist steinig und ungewiss, die ambulanten Fixkosten dann auch wieder entsprechend hoch. Wenn dir Zahnmedizin Spaß macht, bleib dabei.

anignu
16.08.2022, 00:47
Die armen gebeutelten Zahnärzte und auf der anderen Seite die Humanmediziner, die locker 200k verdienen im Jahr?
Genau. Und ich seh das genau andersrum. Die armen gebeutelten Humanmediziner und auf der anderen Seite die Zahnärzte, die locker 200k verdienen im Jahr.
Das Gras beim Nachbarn ist immer grüner.

Kaas
16.08.2022, 01:22
Zumal hier auch von "älteren Zahnärzten" die Rede war, die die Verdienstaussichten kleingeredet haben. Ich habe in meiner Familie mehrere ältere Ärzte (alles Internisten, die meisten inzwischen im Ruhestand), die auch ständig meinen, dass die Verdienstaussichten heute ja ach so schlecht sind. Die haben aber auch noch zu Zeiten praktiziert, in denen man als Internist mit eigener Praxis ein Vermögen verdienen konnte. Das war dann wirklich so ein Leben: Porsche, Villa am Stadtrand und dreimal im Jahr Golfurlaub. Sah für viele ältere Zahnärzte halt auch so aus.

Holthusen
16.08.2022, 06:26
Es gab hier bereits Threads zum genau dem Thema. Such doch nochmals
Dem TE damals ging's nur ums finanzielle, wie so häufig.

Da ist Zahnmedizin möglicherweise das dünnere Brett zum Bohren. Studium und Assi Zeit sind kürzer. Dann winkt ein gutes Gehalt, was mit der Kategorie Radiologie oder Augenheilkunde und sowieso Allgemeinmedizin mithalten kann. Die Niederlassungsmöglichkeiten sind in der Zahnmedizin möglicherweise besser wegen Beschränkungen für MVZ Investoren.
Wenn Humanmedizin und den damit verbundenen erheblichen zeitlichen Mehraufwand, dann aus fachlichen, nicht pekuniären Interesse.

Holthusen
16.08.2022, 06:49
Porsche, Villa am Stadtrand und dreimal im Jahr Golfurlaub. Sah für viele ältere Zahnärzte halt auch so aus.

Mein Zahnarzt aus meinem ehemaligen Wohnort hat auch Porsche, Golfmitgliedschaft, großzügiger Urlaub. Praktiziert allerdings weiter um die 50 in eigener Praxis. Ganz landestypisch fährt er auch mit dem Porsche bei Aldi vor um Joghurt und andere Lebensmittel für Centbeträge extrem billig zu kaufen.

Nefazodon
16.08.2022, 12:03
Mein Zahnarzt aus meinem ehemaligen Wohnort hat auch Porsche, Golfmitgliedschaft, großzügiger Urlaub. Praktiziert allerdings weiter um die 50 in eigener Praxis. Ganz landestypisch fährt er auch mit dem Porsche bei Aldi vor um Joghurt und andere Lebensmittel für Centbeträge extrem billig zu kaufen.

Der Porsche ist halt nur geleast...

Und die Mitgliedschaft im Golfclub ist bestimmt eine Studentenmitgliedschaft (Zweitstudium Archäologie)

Holthusen
16.08.2022, 12:24
Der Porsche ist halt nur geleast...

Und die Mitgliedschaft im Golfclub ist bestimmt eine Studentenmitgliedschaft (Zweitstudium Archäologie oder...)

Eher nicht
Ihm gehört das MFH inkl Praxis und Wohnungen.
Den Porsche hat er schon lange, irgendwann ist Leasing vorbei.


Aber gut, es soll um Cash gehen und pekuniäre Interessen. Dann sollte man auf jeden Fall Facharzt werden, ohne keine Chance.

Dann einige Überlegungen.
1) Radiologie /bildgebende Verfahren in eigener Praxis oder Chefarzt. Auch z.b. mit Interventioneller Neuroradiologie als Oberarzt gutes Gehalt.
2) Interventionelle Cardiologie in eigener Praxis oder Chefarzt. Selbst als Oberarzt gutes Gehalt.
3) operativ tätig in Augenheilkunde Praxis
4) Chefarzt Anästhesie mit Recht auf Privatliquidation. Einmal bei der OP Einleitung, larnyxmaske, Cash und der Oberarzt übernimmt. Genial.

Hier sind sicherlich hohe Gehälter 200k plus Mehrfaches möglich. Vllt knackt ja doch jmd unter solchen Leuten die Mio.

Coxy-Baby
16.08.2022, 13:24
2) Interventionelle Cardiologie in eigener Praxis

Gibt es davon viele? Was meinst du mit interventionell?

Holthusen
16.08.2022, 14:22
Interventionelle Cardiologie... könnte sowas wie tavi, hku, stents gemeint sein. Nee bin da leider kein Experte, was in der Praxis läuft, was in der Belegabteilung der Praxis, was allein in der Klinik lauft. Als Oberarzt sind da jedoch Gehälter 200k plus möglich laut einem Artikel des Ärzteblatt auf den ich mich beziehe. Oft verdient der Chefarzt ja noch etwas mehr als der Oberarzt, von der hierarchischen Logik her würde es zumindest Sinn ergeben.
https://aerztestellen.aerzteblatt.de/de/redaktion/jobwechsel-und-gehalt/aussertariflicher-vertrag-fuer-oberaerzte-info#:~:text=F%C3%BCrs%20Portemonnaie%20bedeutet%2 0das%3A%20Dadurch,Heidelberg%20und%20der%20Univers it%C3%A4tsmedizin%20G%C3%B6ttingen.

Coxy-Baby
16.08.2022, 14:32
TAVI to go? Für so ziemlich alles in der interventionellen Kardiologie braucht man eine Durchleuchtung mit allem was so dazugehört,
da ist man vom Investitionsvolumen her eher im oberen Bereich angekommen (TAVI etc. geht eh nicht ambulant). Die Kollegen hier gehen einfach einen Tag in der Woche in die Klinik und leben dort ihr interventionelles Interesse aus ;-)
Selbst Schluckultraschalluntersuchungen macht keiner, rechnet sich ja auch nicht, aber ich denke mal auch mit der ganzen konservativen Kardiologie bleibt da genug hängen ;-)

Holthusen
16.08.2022, 14:41
TAVI to go?

Sicherlich nicht. Über Belegabteilung oder was es da auch für Konstrukte gibt. Glaubst du nicht, dass es sich vom Erlös her rechnet, wenn bereits OÄ 230k angeboten wird?
Der TE sucht Jobs mit Verdienst in der Medizin außerhalb der Zahnmedizin... hast du bessere Ideen? Wer könnte noch mehr verdienen?

Coxy-Baby
16.08.2022, 14:53
Der TE sucht Jobs mit Verdienst in der Medizin außerhalb der Zahnmedizin... hast du bessere Ideen? Wer könnte noch mehr verdienen?

Ich wage mal die steile These, das man mit seinem Verdienst in jedem! Bereich gut leben kann und mehr als 90-95% der Bevölkerung verdient. Man sollte etwas machen was einem Spaß macht und bei dem man sich vorstellen kann das sein ganzes Leben zu machen, mit einer guten Work-Life-Balance. Ich mache mir auch keine Gedanken wer noch mehr verdienen könnte weil es mir einfach scheißegal ist.....

Coxy-Baby
17.08.2022, 14:17
@Threadersteller: dann studier doch einfach Medizin, es scheint dir doch wichtig zu sein...

Holthusen
17.08.2022, 21:57
Oder BWL / international Finance

Thomas987
17.08.2022, 22:20
Ich glaub mein letzter Beitrag wurde gelöscht
Die Zahnärzte empfehlen Humanmedizin und die Humanmediziner Zahnmedizin...

Laut Statistik verdient doch eigentlich jeder niedergelassene Humanmediziner im Schnitt mehr als ein Zahnarzt (Psych Fächer ausgenommen), oder? Ich finde es macht schon einen großen Unterschied, ob man als angestellter Zahnarzt um die 70k+ verdient (wobei ein Großteil vom eigenen Honorarumsatz abhängig ist) oder ob man als Radiologe, Augenarzt, Kardiologe, etc. im MVZ seine 120k+ (die Zahl hab ich im Forum gefunden) verdient und die Möglichkeit hat langfristig Teilhaber zu werden.

Im hab den Eindruck, dass sich viele Zahnmedizin Studenten kurz vor oder nach dem Physikum mit dem Thema beschäftigen. Gerade der klinische Teil im Studium wird von vielen Studenten als sehr unangenehm beschrieben, ich kenne zumindest keinen Zahnarzt dem das Ganz Spaß gemacht hat.

An erster Stelle ist es mir wichtig langfristig einen Beruf zu haben, mit dem ich im Umkreis meiner Heimat (eher ländliches Bayern) arbeiten kann (der Standort der Weiterbildung ist mir nicht so wichtig wäre aber gut, wenn es eine kleine Uniklinik in meiner Nähe wäre), an Zweiter das ich in dem Zusammenhang ein möglichst gutes Geld verdiene.

Holthusen
17.08.2022, 22:51
ob man als angestellter Zahnarzt um die 70k+ verdient (wobei ein Großteil vom eigenen Honorarumsatz abhängig ist) oder ob man als Radiologe, Augenarzt, Kardiologe, etc. im MVZ seine 120k+ (die Zahl hab ich im Forum gefunden) verdient und die Möglichkeit hat langfristig Teilhaber zu werden.


Irgendwie kann ich deine Zahlen garnicht nachvollziehen.
>>Einkommen eines selbständigen Zahnarztes liegt bei 183.000 €<<
das von angestellten Fachzahnärzten ca. 100k bzw deutlich drüner bei Umsatzbeteiligung
https://www.apobank.de/wissen-news/karrierekompass-heilberufler/zahnarzt/gehalt
Willst du Teilhaber in einer sich ausbreitenden MVZ-Investoren-Kette werden (denen man in der Zahnmedizin ein Stopschild gezeigt hat)?


Mach das was dir Spaß macht wäre unser aller Rat.

Coxy-Baby
18.08.2022, 13:53
oder ob man als Radiologe, Augenarzt, Kardiologe, etc. im MVZ seine 120k+ (die Zahl hab ich im Forum gefunden) verdient und die Möglichkeit hat langfristig Teilhaber zu werden.

Gerade wenn du örtlich beschränkt bist kann es auch mal gut dauern bis es überhaupt ein Plätzchen in der Anstellung für dich gibt.... von Teilhaberschaft bzw. eigener Niederlassung ganz zu schweigen.