Tag2 A91/ B102 - Psychiatrie

[ottovonottohausen]

Meiner Meinung nach kann man hier nicht wirklich klar zwischen Borderline-Persönlichkeitsstörung und Depression unterscheiden, oder? Mit Hoffnungslosigkeit ("perspektivlos"), gedrückter Stimmung ("mal verzweifelt, mal wütend"), Antriebsmangel (abgebrochene Ausbildung, Tage an denen er nichts unternimmt) sowie möglicherweise Suizidalität sind ja Symptome der Depression vorhanden, aber Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung natürlich auch.

[davo]

Ich kenne die Frage nicht, aber auf den ersten Blick klingt das mit den Stimmungsschwankungen doch stark nach Borderline.

[Jurodiwy]

Es hatte Stimmungsschwankungen und Angst vor Trennung, wusste aber nicht was genau für seine Freundin empfindet. Bzw. 2 mal Studium angefangen, dann immer wieder abgebrochen. Mmn ist es so typisch Borderline.

[davo]

Stimmungsschwankungen, Angst vor dem Alleineseine, mangelnde Mentalisierungsfähigkeit, immer wieder Abbrüche - klingt tatsächlich lehrbuchhaft.

[Unregistriert]

Ich war hier eher zurückhaltend eine Persönlichkeitsstörung zu attestieren, der Junge war Anfang zwanzig, hat das Gymnasium fertig gemacht, diese Symptome mit den Abbrüchen gingen gerade Mal zwei Jahre. Außerdem sonst kein selbstverletzendes Verhalten, kein Gefühl innerer Leere, kein Risikoverhalten, keine Gewaltausbrüche, über die Jugend wird nichts berichtet... Auf Basis dessen eine Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren ist schon sportlich, ich denke eine Depression passt besser, wenn Borderline richtig sein sollte wäre das ziemlich anfechtbar. Eine Borderline müsste ja stabil über mehrere Jahre bleiben, das wird so auch gar nicht in der Fallbeschreibung geschildert.

[rafiki]

Es gibt zwei Merkmale für Borderline, die spezifisch sind: destruktive Beziehungsmuster und starke Angst vor dem Alleinsein bzw. anhaltendes inneres Leeregefühl, das dann besonders spürbar wird.
Alles andere ist nicht spezifisch, also Stimmungsschwankungen, Selbstverletzungen, Risikoverhalten, Abbrüche von Vorhaben etc.

[StMei92]

also laut einem mir bekannten Psychologen ist das definitiv Borderline und auch klar abgrenzbar mit dem Text.

Aber was haltet ihr davon:
Das ICD-11 streicht zum 1. Januar 2022 die bisherigen spezifischen Persönlichkeitsstörungen aus dem Katalog. Kein Narzissmus mehr, keine paranoide oder dissoziale Persönlichkeitsstörung. Es gibt nur noch die allgemeine Diagnose „Persönlichkeitsstörung“.

Man könnte argumentieren, dass in der ICD-11 gar keine Persönlichkeitsstörungen mehr unterschieden werden und man davon ausging man bewertet die Fragen nach neuer ICD-11 ? :D

[Adrianaizb]

Ich ärgere mich sehr über die Frage. Ich arbeite seit Jahren in ne Psychiatrie und habe so viele Patienten mit der gleiche Diagnose erlebt die total anders ticken. Ich finde ne schwierige DD, weil sowohl BPS, Bipolare S und sogar ADHS ( kann ja sein, dass es im Jungen Alter nicht diagnostiziert wurde) haben sehr gemeinsame Eingenschaften was Störung der Affekt angeht ( häufige Schwankungen, Impulskontrolle, von der Langeweile der Maniker brauche ich nicht zu erzählen- haha). Es fehlt zu viel an Informationen um klar sagen zu können. Selbst wenn genug* Haupt- und Nebenkriterien für BPS sprechen würden, aber hier müssen echt Kulturelle und Regionale Besonderheiten beachtet werden. Durch die Frage „was ist am wahrscheinlichsten“ ist es halt schwer dagegen zu argumentieren.
Wir brauchen gute Quellen. Ich überlege den Argument von overlapping Symptome zu nutzen, von den drei Krankheitsbilder die ne DD schwierig machen und ne Berücksichtigung der Familiären Hintergrund, Kulturelle und Regionale Besonderheiten sowie Krankheits Verlauf usw. Der Text liefert zu wenig Infos die für ne gute psychiatrische DD essentiell sind.

[Maximilian Weinreich]

Wurde die Frage nun angefochten?

[StMei92]

Wurde die Frage nun angefochten?

siehe Sammelthread: https://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?108119-Sammlung-angefochtener-Fragen

Und zwar sehr gut wie ich finde, von tanteemma45

hätte nicht gedacht, dass man das so gut richtung ADHS drehen kann