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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tag 3 A28, B63



mpr62
14.10.2022, 22:41
die Frage mit der Zystoskopie und die Diagnose:
hier ist der Antwort C vom IMPP als richtig gesehen, was meiner Meinung nach falsch ist, da in der Anamnese kein Wort zu Darmbeschwerden erwähnt wurde.


Die Ursachen der enterovesikalen Fistel sind entzündliche Darmerkrankung (z. B. M. Crohn) oder Divertikulitis oder ein Tumorleiden der Harnblase.

Der Leitsymptom von Divertikulitis ist eine akute, progrediente Schmerzen im linken Unterbauch ist, auch bei der chronischen Form, was man in der Anamnese nicht finden kann.

Eine enterovesikale Fistel ohne vorherige Darmbeschwerden ist nur bei Harnblasenkarzinom (was meistens stumm ist, und nur durch Verfärung der Urin als erste Leitsymptome entdeckt wird) wahrscheinlicher als bei Divertikulitis.


was meint ihr?

Schneekamelie
14.10.2022, 23:29
Darüber bin ich auch gestolpert. Zumal man bei Zystitiden bei Männern auch immer an ein Urothelkarzinom denken soll. Und er hatte die ja rezidiverend. Dass eine Divertikulitis so schlimm ist und es zum Durchbruch in die Blase kommt, ohne dass sie vorher andere Beschwerden verursacht erscheint unwahrscheinlich. Würdest du es anfechten?

mpr62
14.10.2022, 23:34
ja, aber ich checke die Literatur zuerst, aber ich glaube ohne Literatur würde es reichen, falls Du was findest, schreib mir hier bitte

Martin2354
14.10.2022, 23:35
Auf dem Bild konnte man aber die Divertikel sehr gut erkennen. Wobei eine Divertikulose und eine Divertikulitis sind zwei unterschiedliche Diagnosen.

Schneekamelie
15.10.2022, 09:07
ich habe jetzt mal so begründet angefochten. Würde mich freuen wenn du die Frage auch anfechtest.

Das IMPP erachtet hier die Divertikulitis als richtige Antwort. Aber die vesical-intestinale Fistelbildung ist eine Komplikation der schweren Divertikulitis, die eigentlich mit weiteren Symptomen wie Stuhlveränderungen, Fieber und li seitigen Unterbauchschmerzen einhergeht. Die Diverticulose kann symptomlos sein, aber das war keine Antwortmöglichkeit. Auch ein Harnblasenkarzinom kann zu solch einer Fistel führen. Zudem hat der Pat als erstes Symptom rezivierende Zystitiden angegeben, die Rotfärbung des Urins kam erst später hinzu. Gerade bei Männern sollte man differential diagnostisch immer an ein Blasenkarzinom denken, laut aktueller Leitlinie.

Enterovesical fistula caused by a bladder squamous cell carcinoma
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2738825/

Enterovesical Fistula Secondary to Transitional Cell Carcinoma of the Bladder
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6193805/

S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-038OLl_S3_Harnblasenkarzinom_2020-04-verlaengert.pdf


Bolenz, C. (2014). Urothelkarzinom der Harnblase: Chirurgische Therapie. In: Michel, M., Thüroff, J., Janetschek, G., Wirth, M. (eds) Die Urologie. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-41168-7_102-1

waffles
15.10.2022, 09:35
Sehr gute Argumentation. Und nur weil eine diverticulose auf dem Bild zu sehen ist, muss diese ja nicht die Ursache der Fistel sein, es kann ja auch eine komorbidität vorliegen