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Blume195
29.10.2022, 10:33
Hallo,

Ich bin 20 Jahre alt, habe letztes Jahr mein Abitur mit 1,0 abgeschlossen und sofort angefangen Medizin zu studieren.
Ich habe Interesse an Laboratbeit und Forschung, aber auch für die Allgemeinmedizin habe ich mich immer interessiert und das Pflegepraktikum hat mir meistens auch Spaß gemacht.
Zuerst fing auch alles gut an und ich habe mich total auf den Studienbeginn gefreut und nette Leute kennengelernt.
Doch bereits nach einigen Wochen fiel mir auf, dass mein Interesse für Anatomie, Zellbiologie und die klinischen Fächer begrenzt ist, sodass auch das Lernen von Knochen etc. eine riesige Überwindung war, weil mir einfach die Motivation fehlt. Lernen fällt mir generell nicht schwer, weshalb ich auch alle Prüfungen ohne jegliche Probleme bestanden habe. Die Motivation bleibt in einigen Fächern dennoch aus.
Allerdings ist mir bewusst geworden, dass ich ein riesiges Interesse für Chemie und vor allem auch nicht nur Biochemie oder Naturstoffe, sondern vor allem auch Bereichen, die in meinem Studium nicht stark beleuchtet werden. Während Kommilitonen seit der ersten Woche keine Ahnung von Chemie hatten, konnte ich alles ohne Lernen sofort und habe mich auf jede Vorlesung und jedes Praktikum im Labor gefreut.
Jetzt stellt sich mir die Frage, ob es sich lohnt Medizin fertig zu studieren und dann in Richtung Labormedizin /Mikrobiologie /Labormedizin und dafür die für mich uninteressanten klinischen Fächer durchzuziehen (und das PJ, bei dem mir vor allem vor der Chirurgie graut) oder, ob ich besser ein neues Studium beginnen sollte.
Dabei habe ich entweder an ein reines Chemiestudium gedacht oder aber an ein Lehramt-Studium in Kombination mit Chemie sowie Geschichte/Latein/Englisch oder sogar 3 Fächer, da mir manchmal auch ein bisschen die Fächervielfalt aus der Schule fehlt. Auch andere Bereiche mit Chemie wie Lebensmittelchemie oder Chemieingenieurwesen habe ich schon in Erwägung gezogen.
Ich hoffe ihr könnt mir vielleicht ein paar Tipps geben und mich dabei beraten, ob ich doch lieber wechseln soll oder, ob ich im Medizinstudium noch glücklich werden kann.

Trendafil
29.10.2022, 11:32
würde ein Studium nach angestrebten Beruf wählen. Etwas durchzuziehen und am Ende totunglücklich mkt dem Job sein, hilft überhaupt nicht.

nutz die nächsten ferien doch mal um ein praktikum in deiben genannten wunschberufen zu absolvieren, um ein gefühl zu bekommen, ob das was für dich sein könnte.

Coxy-Baby
29.10.2022, 11:39
So wie es auch schon bei studis-online empfohlen wurde....

Shairon
29.10.2022, 16:30
Zieh es durch, auf jeden Fall. Das Studium geht vergleichsweise nur eine kurze Zeit... wenn du damit aber in einen für dich spannenden Beruf kommst, lohnt es sich. Und als Arzt in dem Bereich hast du die besten Aussichten (... weil das sonst kaum einer machen will).

Bezüglich PJ kannst du dich in ein paar Jahren ja mal informieren, wenn es wirklich relevant wird. Da gibts auch Kliniken, in denen kommst du da überhaupt nicht in den OP (was andere super Schade finden würden, du aber vielleicht eher positiv sehen würdest).

Bonnerin
29.10.2022, 19:38
Zieh es durch, auf jeden Fall. Das Studium geht vergleichsweise nur eine kurze Zeit... wenn du damit aber in einen für dich spannenden Beruf kommst, lohnt es sich. Und als Arzt in dem Bereich hast du die besten Aussichten (... weil das sonst kaum einer machen will).

Bezüglich PJ kannst du dich in ein paar Jahren ja mal informieren, wenn es wirklich relevant wird. Da gibts auch Kliniken, in denen kommst du da überhaupt nicht in den OP (was andere super Schade finden würden, du aber vielleicht eher positiv sehen würdest).

OP hat aber keine Lust auf eine ärztliche Tätigkeit im eigentlichen Sinne und auch Mibi/Viro und Labormedizin sind sicher nicht das, was er:sie machen will, wenn das Interesse eher im Bereich der klassischen Naturwissenschaften liegt.

Und spätestens seit Covid sollte einem klar sein, wie schlecht man von der Politik als Ärzt:in behandelt wird und ob man sich das wirklich geben will.

Shairon
29.10.2022, 23:12
Mibi/Viro und Labormedizin sind sicher nicht das, was er:sie machen will, wenn das Interesse eher im Bereich der klassischen Naturwissenschaften liegt.

Und spätestens seit Covid sollte einem klar sein, wie schlecht man von der Politik als Ärzt:in behandelt wird und ob man sich das wirklich geben will.

Erstens steht nirgendwo, dass er Mibi/Viro oder Labormedizin nicht machen will und das sollte man ihm auch nicht aus der Ferne absprechen. Da muss er selber mal reinschnuppern und schauen ob es ihm Freude macht oder nicht. Zudem gibt es auch noch den Facharzt für Biochemie sowie den Facharzt für Pharmakologie... er kann ja auch in die Forschung damit geben.

Zweitens ist es jammern auf hohem Niveau wie schlecht man von der Politik als Arzt behandelt wird, wenn man das mal damit vergleicht wie naturwissenschaftliche Doktoranden und Postdocs in der Forschung behandelt und bezahlt werden.

Blume195
30.10.2022, 00:33
Erstens steht nirgendwo, dass er Mibi/Viro oder Labormedizin nicht machen will und das sollte man ihm auch nicht aus der Ferne absprechen. Da muss er selber mal reinschnuppern und schauen ob es ihm Freude macht oder nicht. Zudem gibt es auch noch den Facharzt für Biochemie sowie den Facharzt für Pharmakologie... er kann ja auch in die Forschung damit geben.

Zweitens ist es jammern auf hohem Niveau wie schlecht man von der Politik als Arzt behandelt wird, wenn man das mal damit vergleicht wie naturwissenschaftliche Doktoranden und Postdocs in der Forschung behandelt und bezahlt werden.

Tatsächlich sind die genannten Facharztgebiete die einzigen, die mich überhaupt interessieren würden, allerdings kann ich Biochemie auch schon klar ausschließen, weil ich leider feststellen musste, dass dieser Teil von Chemie, der für mich uninteressanteste ist. Wie gesagt kann ich mir die Arbeit im Krankenhaus überhaupt nicht vorstellen, da Chirurgie gar nichts für mich ist und ich nicht im Schichtdienst arbeiten möchte, weil mich das körperlich und psychisch total belastet. Auch finde ich, dass im Krankenhaus zu wenig Zeit für die einzelnen Patienten bleibt. Ich dachte, dass Allgemeinmedizin etwas für mich sein könnte, aber auch diese Tätigkeiten interessieren mich nicht. Bleibt also nur noch die Laborarbeit. Auch hier stellt sich mir aber die Frage, ob dies das richtige wäre, da man sich hauptsächlich auch hier mit der Diagnostik von Krankheiten beschäftigt.
Bis jetzt hat mir wie gesagt nur Chemie (und die paar Latein-Fetzen in Termi) wirklich Spaß gemacht und besonders Anatomie war von der ersten Sekunde an nicht interessant für mich. Der Präp-Kurs war wirklich schlimm für mich, weil mir der Körperspender immer Leid getan hat und die Motivation zum Lernen von Anatomie war dadurch oft nicht vorhanden. Ich habe wirklich noch nie irgendetwas für so uninteressant empfunden wie dieses Fach.
Mit dem Lernaufwand hatte ich dagegen gar kein Problem und ich finde das Studium oft sogar zu oberflächlich und vermisse häufig das Sprachliche/Gesellschaftliche/Analytische, weil man ja eigentlich alles nur auswendig lernen muss.
Ich frage mich jetzt natürlich, ob das nur eine Phase ist, oder ob die Gedanken noch besser werden, wenn ich aber ehrlich bin, hatte ich schon zu Beginn erste Zweifel. Natürlich bin ich jetzt auch total verzweifelt, weil ich einfach nicht die falsche Entscheidung treffen will und nicht ständig denken möchte, dass ich das falsche gemacht habe. Wenn ich aber meine begeisterten Kommilitonen mit mir vergleiche, bekomme ich immer mehr das Gefühl, dass ich in diesem Studium einfach nicht richtig bin.

Atana
30.10.2022, 00:50
Du schreibst, Allgemeinmedizin hat dich "immer interessiert". Wie kam es dazu, dass es dich nach zwei Semestern nicht mehr interessiert?

Wenn man bereits vor dem Physikum weiß, dass man definitiv nicht als Arzt arbeiten will und gleichzeitig genau weiß, was man stattdessen machen will, dann fällt es mir schwer einen Grund zu finden, weiter Medizin zu studieren. Du solltest dir definitiv einen Beruf als Ziel nehmen, wie hier bereits empfohlen wurde. Nicht nach Interesse studieren. Wenn du Lehrer werden willst, dann mach das, wenn das aber nur ein Kompromiss zwischen Chemie usw. ist, dann auch das eher nicht. Ein reines Chemiestudium wird dich mit ziemlicher Sicherheit ins Prekariat bringen, auch davon würde ich abraten. Fairerweise muss man sagen, dass ich auch ein paar Leute kenne, die nie Arzt werden und auch immer lieber forschen wollten, trotzdem mit Medizin begonnen haben "weil Mediziner selbst dort immer bevorzugt werden", was auch stimmt. Aber da müsstest du dir mehr Gedanken machen, wo die Reise genau hingehen soll und ob Mediziner dort (auch ohne Facharzt) eine Chance haben -> ggf. das Chemiestudium nach dem Physikum simultan machen, da du scheinbar überhaupt nicht beansprucht wirst von dem Lernen, obwohl dich nichts davon interessiert. Doch auch das nur mit klarem Ziel.

Dass dir Anatomie usw. keinen Spaß macht, ist IMO komplett irrelevant und sollte kein weiterer Gegenstand der Diskussion sein. Das hat alles in dieser Form nichts mit dem späteren Arztsein zu tun. Aber das ändert natürlich nichts an der Sachlage, dass dich scheinbar kein Aspekt der Medizin oder am Beruf Arzt reizt.

Feuerblick
30.10.2022, 07:29
Wenn dich die Diagnostik von Krankheiten und deren Behandlung nicht interessiert, bist du in der Medizin falsch und solltest dir schlicht ein anderes Betätigungsfeld suchen. Was das dann ist, wirst du selbst herausfinden müssen. :-meinung

Bonnerin
30.10.2022, 08:37
Tatsächlich sind die genannten Facharztgebiete die einzigen, die mich überhaupt interessieren würden, allerdings kann ich Biochemie auch schon klar ausschließen, weil ich leider feststellen musste, dass dieser Teil von Chemie, der für mich uninteressanteste ist.
[...]
Bleibt also nur noch die Laborarbeit. Auch hier stellt sich mir aber die Frage, ob dies das richtige wäre, da man sich hauptsächlich auch hier mit der Diagnostik von Krankheiten beschäftigt.


Nein, so wie das (jetzt erneut) klingt sind auch die "Laborfächer" der Medizin nicht das Richtige. Man braucht fundiertes klinisches Wissen um die Kolleg:innen aus den Krankenhäusern und Praxen zur Diagnostik und den Ergebnissen gut beraten zu können. Wenn überhaupt ist da sogar BC der Teil der Chemie, mit dem man sich am ehesten grob auskennen muss. Wenn dir aber klinische Grundlagen und BC keinen Spaß machen, bist du schlichtweg falsch im Medizinstudium.

Reines Chemiestudium ist extrem kompetitiv auf dem Arbeitsmarkt später - ähnlich wie bei Bio ist da der Dr. rer. nat. quasi der "Regelabschluss". Lehramt sollten die Chancen ganz gut stehen, Chemie ist meines Wissens eher kein überlaufenes Fach.

Was ich dir raten würde: weg aus irgendwelchen Foren und so zeitnah wie möglich (!) die Studierendenberatung an deiner Uni aufsuchen. Das Ganze mal schildern, inkl. der Tatsache, dass du nur Chemie spannend fandest. Und dann schauen, was die dir empfehlen würden.

Yusuf_Abdalluh
30.10.2022, 19:59
Pharmazie, Chemieingenieurwesen

Hope2021
31.10.2022, 10:02
Wäre in deiner stelle gewesen, hätte ich mir keine Gedanken gemacht und das Studium normal fortsetzen. Medizin ist nicht nur chirurgie und Inneren Medizin und Krankheiten sondern auch Forschungen und Labor. Vielleicht wäre Virologie oder pathologie oder einfach in der Forschung arbeiten was für dich. zieh einfach durch. Es wäre schade, dass du trotz guter Leistung das Studium abbrechen möchtest.
Viel Erfolg

][truba][
31.10.2022, 10:41
Bin absolut anderer Meinung. "Zieh einfach durch" ist der schlechteste Rat für jemanden, der an Krankheiten und deren Diagnostik nicht interessiert ist. Es mag schon sein, dass man als Arzt auch später im Labor in einer Forschungseinrichtung unterkommt. Ob man mit diesem Studium wirklich optimal darauf vorbereitet wird, wage ich doch sehr zu bezweifeln.

Für jemanden der WIRKLICHES Interesse an Chemie etc. hat, ist nun mal kein Medizin sondern ein Chemie/Chemieingenieursstudium, eventuell Pharmazie das Richtige.

Bonnerin
31.10.2022, 12:51
Wäre in deiner stelle gewesen, hätte ich mir keine Gedanken gemacht und das Studium normal fortsetzen. Medizin ist nicht nur chirurgie und Inneren Medizin und Krankheiten sondern auch Forschungen und Labor. Vielleicht wäre Virologie oder pathologie oder einfach in der Forschung arbeiten was für dich. zieh einfach durch. Es wäre schade, dass du trotz guter Leistung das Studium abbrechen möchtest.
Viel Erfolg

Ich bin ganz bei truba, dass das Quatsch ist.

Wenn ich deine Post-History anschaue, bist du irgendwo am Anfang des 2. Studienabschnitts (so ums 3. klinische rum). Die "Laborfächer" in der Medizin (also klassisch Laboratoriumsmedizin und Mibi/Viro/Epidemiologie, aber auch Hygiene, Humangenetik, Transfusionsmedizin oder Patho) sind nicht als reine "Forschung" angelegt. Man ist hauptsächlich Diagnostiker:in, ähnlich wie z.B. die Radiolog:innen. Bei fehlendem Diagnostikinteresse ist da man also einfach falsch.

Natürlich gibt es Forschungsstellen, aber gerade an der Uniklinik wird "Forschung" parallel zur Patientenversorgung erwartet. Und auch medizinische Forschung scheint nicht das zu sein, was TE will.

nie
31.10.2022, 17:53
Mit dem Wissen, was einem am anderen Ende des Studiums (an einer Uniklinik) erwartet, würde ich absolute niemanden dazu raten "einfach durchzuziehen" wenn bereits im ersten Semester Zweifel kommen.

Hope2021
31.10.2022, 19:49
Jemand, der medizinstudium als Oberflächliches Studium beschreibt und ihrer Meinung nach, dass das Studium nur um Auswendig lernen geht,ist nach meiner Meinung nicht in der Lage die richtige Entscheidung zu treffen. Sie ist in einer Phase, wo sie verzweifelt und unsicher ist. Am Ende ist ihre Entscheidung und Punkt.
Ich wünsche ihr alles Gute und hoffe, dass Sie die richtige Entscheidung trifft.