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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Chemiker, 30 Jahre -> Medizinstudium



diplchem
15.01.2004, 08:58
Bitte lest meinen Beitrag, ich würde wirklich gerne mit jemandem Kontakt aufnehmen, der in einer ähnlichen Situation ist! Ich zermartere mir den Kopf bezüglich dieser Entscheidung!

Ich bin relativ neu in diesem Forum und habe meinen ersten Beitrag dann auch prompt in das falsche Sub-Forum gestellt. Deshalb hier noch einmal detaillierter mein Anliegen:

Ich bin 30 Jahre alt und habe nach einem zügig durchgezogenen Chemiestudium auch noch auf diesem Gebiet promoviert. Ich habe eigentlich alles sehr gut und in angemessener Zeit durchgezogen und hatte dann auch ein paar gute Jobangebote, von denen ich eines angenommen habe und jetzt seit ca. 1/2 in der chemischen Forschung in der Industrie arbeite. Relativ schnell habe ich festgestellt, daß dies nicht mein Ding ist!

Ich habe sehr viel über mich und meine bisherigen Entscheidungen nachgedacht und bin mir mitlerweile sicher, daß ich 100%ig weitaus glücklicher sein werde, wenn ich Arzt bin als jemeils als Chemiker! Ich habe mir auch schon einige andere Beiträge hier angesehen und ich kann denke ich schon sagen, daß ich die Sache nicht´zu emotional sehe.

Hier ist aber der nächste twist zu dieser Angelegenheit: Meine Frau steht kurz vor dem Abschluß ihres Medizinstudiums und macht sich verständlicherweise Sorgen wie: Bin ich ein Traumtänzer, etc.

Wenn irgendjemand mir gute Ratschläge geben kann bin ich sehr dankbar! Wenn jemand sogar in einer ähnlichen Situation war, wäre ich glücklich, wenn ich zu ihm/ihr einmal Kontakt aufnehmen könnte!

Schweden
16.01.2004, 10:40
Hallo diplchem,

was heißt hier ähnliche Situation?
Meinst Du etwa erst ein langes Studium, dann unter Umständen eine schwere Promtion und nach einem halben Jahr merken, dass alles irgendwie nicht das Richtige war?

Als ich merkte, dass es mir ähnlich ging, habe ich zunächst gedacht, dass man eigenlich schon ziemlich blöd sein muss, wenn es so läuft. Nachdem ich im Netz gesucht habe, habe ich unter anderem hier auf der Seite von verschieden "Zweitstudenten" erfahren, denen es genauso geht. Also doch nicht so blöd oder zumindest in guter Gesellschaft. :-))

Zum praktischen kann ich nur sagen, dass es mir wahrscheinlich besser geht als den meisten Studienanfängern. Die Chance einen Platz zu bekommen ist nicht schlecht, und als verheirateter Vater wahrscheinlich sogar dort wo ich hin will, und das ohne Warten.

Finanzielle Probleme sind auch nicht gegeben, da ich einen guten Job habe, den ich auch weiterführen kann und will. Das Wesentlichste für mich ist jedoch, dass ich die richtige Einstellung zum Studium erst zum letzten Drittel meiner Ausbildung bekommen habe. Hätte ich diese von Beginn an gehabt, so wäre vieles um einiges leichter gewesen.

Also bleib dran und vielleicht sehen wir uns irgend wann einmal.


Schweden

SirLancelot
16.01.2004, 15:27
Hallo Diplchem & Schweden,

ich denke, dass man das Alter mit den im Erststudium erworbenen Qualifikationen aufwiegen kann. Ihr bringt beide Qualifikationen mit ins Zweitstudium, die kein normaler Medizinstudent während seines Studiums in diesem Maße erwirbt. Auf eurem bisherigen Wissen kann man doch in und mit der Medizin ergänzen, beispielsweise in die Forschung gehen usw... Vor allem mit ´ner Promotion, da reissen sich doch die Profs um Dich für ihre Arbeitsgruppen; der andere als Jurist - wie steht´s da bsp. mit der Gerichtsmedizin? Ihr würdet Euch zu Spezialisten zweier Fachgebiete machen, die zudem eine relativ große Schnittmenge haben!
Ich persönlich glaube, dass ein Zweitstudium der Medizin nach Eurem Erststudium weder verschwendet Zeit noch "ein Wahnsinn" ist - ich seh´s eher als Chance, sogar als sehr sinnvoll!!!


SirLancelot

Aesculap
18.01.2004, 14:43
Hallo,

ganz klar: lieber jetzt als nie! Ich stecke in sofern in der gleichen Situattion, als dass ich bereits 31 bin (bei Studienbeginn dann sogar 32) und natürlich auch schon ein abgeschlossenes Studium hinter mir habe. Aber wer schreibt einem denn vor, dass man nicht noch mehr oder etwas anderes lernen darf?? Was hat das denn mit Traumtänzer zu tun? Mein Mann unterstützt mich ziemlich, weil er auch sieht, wie viele Gedanken ich mir diesbezüglich mache. Ich denke, Traumtänzer sid eher die 19 jährigen, denen noch gar nicht klar ist, was für eine Wahnsinnsverantwortung sie mit 25 tragen werden. Ich glaube selber, dass ich mein fortgeschrittenes Alter und sämtliche Erfahrungen benötigte um mir der Tragweite einer angehenden Ärztin bewusst zu werden und sagen zu können: Ja, ich weiss, was da auf mich zukommt und mein Leben hat mir gezeigt, dass ich mit anderen Menschen verantwortungsbewusst umgehen kann! Trau Dich!!
Aesculap

Raffaella
19.01.2004, 14:23
Also ich kann mich da gleich dazugesellen: 31 Jahre, abgeschlossenes Jura-Studium, 3 Jahre im Beruf. Ich weiß, dass Medizin MEIN Ding ist, aber hab Angst vor der Verwirklichung meines Traumes. Mir gehen Dinge wie Geld, Studiendauer, anschließende Jobchancen durch den Kopf.

Ich versuche immer, abzuwägen, was besser ist: Weiterhin einen Job machen, der keinen Spass macht (und es ist verdammt anstrengend, sich da tagein tagaus wieder zu motivieren!), oder 6 Jahre Studium (gut, man hat kein Geld, aber dafür die persönliche Erfüllung).

Was erschwerend hinzukommt ist, dass man seinen bisherigen Beruf aufgeben müsste und damit natürlich der Verlust des gewohnten Lebensstandards einhergeht. Es wäre sozusagen der berühmte „Sprung ins kalte Wasser“. Und was ist, wenn dann endlich Arzt/Ärztin geworden ist und sich das ganze auch wieder ganz anders vorgestellt hat....?? Fragen über Fragen...

Aesculap
19.01.2004, 16:47
Hi Raffaela,

aber ernsthaft: wer kann denn schon 6-7 Jahre in die Zukunft gucken? Was die Karrierechancen angeht ist doch gerade einiges dabei, gerade für Frauen, besser zu werden. Und wenn Du weisst, dass es DEIN Ding ist, dann mach alles dafür, dann gibt es auch nichts zu verlieren!!
Vielleicht kannst Du nicht bei Deiner jetztigen Firma bleiben, aber vielleicht hast Du die Möglichkeit neben dem Studium anderweitig in der Juristerei drin zu bleiben, dann verlierst Du diesen Kontakt nicht. Und wenn nicht, schadet es betsimmt nicht, wenn Du Dein Studium ein paar Semester ausprobierst und im Notfall dann doch wieder als Jurist arbeitest. Meines Erachtens kann man nur gewinnen (wenn man vom Geld absieht, was allein ja auch nicht glücklich macht!).
Liebe Grüße
Aesculap

diplchem
20.01.2004, 11:13
Vielen Dank für all die netten Beiträge!

Ich sehe die Sache prinzipiell genauso wie Ihr! Ich denke, man muß sich wirklich folgende Fragen selbst beantworten:

1. Was will ich wirklich?

Ich denke, man sollte nicht einfach aus einer Laune heraus einen solchen Schritt wagen. Auf der anderen Seite denke ich, wäre es auf Dauer fatal, zu wissen, daß man eigentlich Arzt sein möchte und statt dessen einen Beruf macht, der einem nur mäßig Spaß macht und einen nicht ausfüllt! Natürlich gibt es viele, die ihren Beruf nur als Geldquelle betrachten, ich denke aber, daß das auch nicht für jeden möglich ist.

2. Bin ich bereit für die notwendigen Opfer?

Als Opfer sehe ich nicht nur das Geld (das wird bestimmt recht schwierig), sondern vielmehr auch die Änderungen im persönlichen Leben.

Was bleibt ist aber natürlich immer eine gewisse Angst, ob man das alles auch wirklich richtig einschätzt und den Weg auch zuende gehen kann. Die Frage dann ist natürlich nach der Konsequenz: Wenn ich aus Angst, das Zweitstudium nicht abzuschließen, gar nicht erst damit anfange, dann habe ich mich doch im Prinzip auch schon verraten, oder?

Ein Punkt möchte ich noch betonen: Mir kommt es beim Arzt sein darauf an, mit Menschen zu tun zu haben und Menschen zu helfen. Die Forschung hat mir nie besonders Spaß gemacht, deshalb würde ich das auch gar nicht in der Medizin in Erwägung ziehen. Ich würde so schnell wie möglich Arzt werden wollen und als Arzt arbeiten. Das Studium wäre für mich eine mal angenehme mal unangenehme Begleiterscheinung!

Danke nochmals für Eure Beiträge! Insbesindere auch Schweden für den netten Kontak!