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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Praxissoftware / Digitalisierung in der Praxis



dr.moep
27.01.2023, 09:34
Hat hier jemand gute Erfahrungen mit einer zeitgemäßen Praxissoftware gemacht und kann ein wenig darüber berichten?

Anlass ist eine mögliche Praxisübernahme, die bisher quasi vollständig analog geführt wurde. Nach der Übernahme soll die Praxis nahezu vollständig digitalisiert werden und unter anderem Folgende Funktionen unterstüzen:

- Anamneseerhebung vor Patientenkontakt (z. B. per Email oder Tablet im Wartezimmer)
- Online-Terminvereinbarung
- Automatische Kodierungsvorschläge
- Möglichkeit zur Speicherung von Bildern/Befunden (Ultraschall, Endoskopie)
- Automatische Kurzbriefgenerierung
- integrierte Telemedizin
- sichere Dokumentationsmöglichkeit
- Ortsnunabhängige Zugriffsmöglichkeit

Bei Onkel Google findet man unter anderem Browserbasierte Software wie "inSuite". Das hört sich aber fast schon zu gut an um wahr zu sein (Preislich auf Nachfrage bei ~10.000€ Einmalkosten zur Einrichtung und dann ~150€/Monat Lizenz). Irgendwie gehen da die Alarmglocken an... Funktioniert das wirklich so gut?

Falls hier Jemand also schon Erfahrung mit wirklich moderner Praxissoftware machen konnte und diese ggfs. hier empfehlen kann oder auch ggfs. von einer Abraten kann wäre ich sehr dankbar :-)

Man muss dazu sagen, dass wir zu Zweit die Praxis übernehmen möchten und wir bisher nur den Klinikalltag kennen. Es kann also gut sein, dass wir in einigen Bereichen zu naive Vorstellungen bezüglich der Umsetzbarkeit haben.
Da wir es aber leid sind, mit Papierakten zu arbeiten (ja bei unserer Klinik schreibt man immer noch alles per Hand), wollen wir in der Praxis alles so digital wie möglich machen und scheuen auch keine Kosten.

Reflex
27.01.2023, 14:57
Insuite ist halt Cloudbasiert. Da muss man konkret hinterfragen, wo die Daten dann landen und ob das mit hiesigem Datenschutzrecht vereinbar ist. Im Sommer 2022 ging ne Sicherheitslücke von InSuite durch die Presse. Keine Ahnung, in wie weit die das Problem behoben haben. Ich persönlich habe lieber einen eigenen Server vor Ort, wo ich meine Patientendaten konkret absichern kann.

dr.moep
27.01.2023, 16:38
Insuite ist halt Cloudbasiert. Da muss man konkret hinterfragen, wo die Daten dann landen und ob das mit hiesigem Datenschutzrecht vereinbar ist. Im Sommer 2022 ging ne Sicherheitslücke von InSuite durch die Presse. Keine Ahnung, in wie weit die das Problem behoben haben. Ich persönlich habe lieber einen eigenen Server vor Ort, wo ich meine Patientendaten konkret absichern kann.

Angeblich werden die Daten ja lokal in einem Datensafe gespeichert.
Letztlich seien nur die Anwendungen Browserbasiert.

Wie heißt denn deine Praxissoftware?

Reflex
28.01.2023, 06:55
Isynet von Medatixx. Da stellt man sich die Module so zusammen, wie man sie braucht und die bieten auch alles an, was die TI betrifft. Wir fanden es praktischer alles aus einer Hand zu haben. Nur die Hardware läuft separat über einen anderen Anbieter. Da unser Praxisgründer bis zum Ruhestand auf seine Papierakten bestanden hat, haben wir aktuell noch „doppelte“ Buchführung und arbeiten gerade an der weiteren Digitalisierung der Dokumentation. Der Rest läuft eh schon digital. Viel wichtiger als deine o.g. Punkte finde ich noch ein komfortables Abrechnungs-und Statistikmodul. Videosprechstunde läuft bei uns über ein kostenloses Programm der KV. Da nur eine Kollegin und ich bei einer Hand voll Patienten Videosprechstunde anbieten, lohnt es sich nicht dafür Geld auszugeben. Und technisch gibt es ja genügend Möglichkeiten auch von zu Hause auf den Server in der Praxis zu greifen zu können, wenn man das möchte. Ich würde mir mal die Seminare deiner KV zu dem Thema anschauen und auf Praxisbörsentagen, Medica etc. kann man sich die unterschiedlichen Programme auch mal anschauen. Ist halt alles eine Frage des Preises und der Prioritäten.

Harvey
28.01.2023, 09:06
. Nach der Übernahme soll die Praxis nahezu vollständig digitalisiert werden und unter anderem Folgende Funktionen unterstüzen:

- Anamneseerhebung vor Patientenkontakt (z. B. per Email oder Tablet im Wartezimmer)
- Online-Terminvereinbarung
- Automatische Kodierungsvorschläge
- Möglichkeit zur Speicherung von Bildern/Befunden (Ultraschall, Endoskopie)
- Automatische Kurzbriefgenerierung
- integrierte Telemedizin
- sichere Dokumentationsmöglichkeit
- Ortsnunabhängige Zugriffsmöglichkeit
.

Diese Möglichkeiten bieten quasi die meisten Praxisverwaltungssoftwares. Die bestehende Praxis, die du erwähnst hat aber doch sicherlich schon eine PVS? Ein Wechsel ist sehr kostenintensiv und mit hohem Arbeitsaufwand verbunden- daher muss man sich leider sehr viel mit einer PVS Auswahl beschäftigen. Wie schon erwähnt durch die anderen ist es sehr wichtig sich die Programme live anzuschauen oder durch Probeversionen zum Download - ein wenig wie beim Autokauf die Probefahrt. Wobei ein Auto kaufen bzw austauschen ist im Vergleich ein leichtes Unterfangen.
Welche Fachrichtung wäre es denn - da es PVS mit bestimmten Fachrichtungen gibt?

Wichtig ist auch - gibt es Firmen zur Vorortbetreuung? Kolleginnen oder Kollegen in der Region, die es auch benutzen - geteiltes Leid ist halbes Leid - und man kann sich bei Problemen austauschen. Weil bei Störungen die Hotline gern mal bei bestimmten PVS schwer erreichbar ist und auch wieder kostet.

dr.moep
29.01.2023, 10:28
Isynet von Medatixx. Da stellt man sich die Module so zusammen, wie man sie braucht und die bieten auch alles an, was die TI betrifft. Wir fanden es praktischer alles aus einer Hand zu haben. Nur die Hardware läuft separat über einen anderen Anbieter. Da unser Praxisgründer bis zum Ruhestand auf seine Papierakten bestanden hat, haben wir aktuell noch „doppelte“ Buchführung und arbeiten gerade an der weiteren Digitalisierung der Dokumentation. Der Rest läuft eh schon digital. Viel wichtiger als deine o.g. Punkte finde ich noch ein komfortables Abrechnungs-und Statistikmodul. Videosprechstunde läuft bei uns über ein kostenloses Programm der KV. Da nur eine Kollegin und ich bei einer Hand voll Patienten Videosprechstunde anbieten, lohnt es sich nicht dafür Geld auszugeben. Und technisch gibt es ja genügend Möglichkeiten auch von zu Hause auf den Server in der Praxis zu greifen zu können, wenn man das möchte. Ich würde mir mal die Seminare deiner KV zu dem Thema anschauen und auf Praxisbörsentagen, Medica etc. kann man sich die unterschiedlichen Programme auch mal anschauen. Ist halt alles eine Frage des Preises und der Prioritäten.

Danke Dir. Im Februar haben wir von der KV eine Niederlassungs- und betriebswirtschaftliche Praxisberatung, danach sind wir vielleicht etwas schlauer.



@Harvey

Keine Ahnung ob so eine PVS bisher besteht. Laut Praxisinhaber mache er aktuell alles auf Papier. Genaueres werden wir wahrscheinlcih nach der o. g. Beratung wissen.

Fachrichtung HNO. Kennst du da ne gute Software :-dance ?

Evil
29.01.2023, 10:35
Keine Ahnung ob so eine PVS bisher besteht. Laut Praxisinhaber mache er aktuell alles auf Papier. Genaueres werden wir wahrscheinlcih nach der o. g. Beratung wissen.
Die Abrechnungsdaten werden elektronisch an die KV übermittelt und müssen dementsprechend als Datensatz irgendwie generiert werden, dazu braucht man ein PVS. Irgendwas muss vorhanden sein.

Mein eigenes System TurboMed von CGM kann ich nur bedingt empfehlen, das läuft aktuell fürchterlich verbuggt. Nach Aussagen von Kollegen sind die anderen Systeme aber auch nicht besser :-oopss :-kotz :-wand

Christoph S.
29.01.2023, 22:51
In meiner letzten Weiterbildungspraxis konnte ich aus dem PVS (Quincy) direkt SMS an Patienten versenden und Patienten in to-do-Listen setzen und wieder aufrufen. Außerdem konnten Kollegen sich untereinander Patienten auf die Listen setzen. Die beiden Sachen würde ich nicht mehr missen wollen.

shany
19.05.2024, 00:36
Hallo liebe Kollegen
Wie ist das PVS Quincy? Wenn Mann die Wahl hätte würde Mann eher Quincy oder Medatixx empfehlen? Wie ist die softwaresupport bei den beiden? Und die Umstellungskosten?

DrSkywalker
19.05.2024, 10:30
Die Abrechnungsdaten werden elektronisch an die KV übermittelt und müssen dementsprechend als Datensatz irgendwie generiert werden, dazu braucht man ein PVS. Irgendwas muss vorhanden sein.

Mein eigenes System TurboMed von CGM kann ich nur bedingt empfehlen, das läuft aktuell fürchterlich verbuggt. Nach Aussagen von Kollegen sind die anderen Systeme aber auch nicht besser :-oopss :-kotz :-wand

Du arbeitest ernsthaft noch mit turbo med? Ich würde durchdrehen. Teuer und sehr schlecht, Wahnsinn

freestyler
19.05.2024, 18:57
Du arbeitest ernsthaft noch mit turbo med? Ich würde durchdrehen. Teuer und sehr schlecht, Wahnsinn

Wir haben vor einigen Jahren von turbomed auf tomedo umgestellt. Dazwischen lagen Welten. Durch die Zeitersparnis konnten wir deutlich mehr Patienten am Tag behandeln. Dazu in jedem Zimmer ein Scanner und ein Drucker und die Patienten sind zügig wieder aus der Praxis.

Habe in anderen Praxen mit isynet und medatixx gearbeitet. Diese haben mich im Vergleich zu tomedo nur ausgebremst.

Relaxometrie
19.05.2024, 19:19
Diese haben mich im Vergleich zu tomedo nur ausgebremst.
Kannst Du dafür ein paar Beispiele nennen?

In der Praxis, in der ich jetzt als Weiterbildungsassistentin arbeite, haben wir Medical Office. Was soll ich sagen? Ich finde es insgesamt ok, fühle mich aber an einigen Stellen durch ewig aufploppende und wegzuklickende Fenster im Arbeitsfluss gestört. Nervig ist auch, dass es oft nicht möglich ist, zwei Fenster parallel geöffnet zu haben, um z.B. im aktuellen Krankenhausentlassbrief etwas nachzulesen und die dort erwähnten to-dos dann weiter zu verarbeiten (Rezept ausstellen, Dokumentation).
Wahrscheinlich gibt es in jeder Patientenverwaltungssoftware schlechte Anteile, deswegen kann ich nicht sagen, ob Medical Office nun besonders schlecht, oder nur "normal schlecht" ist.

Reflex
20.05.2024, 07:18
Ich frag mich gerade was Isynet angeblich so langsam machen soll? Da gibt es Verordnungsvorlagen um Medikamente etc. Vorab anzulegen. Zwei Klicks und das neue Medikament ist verordnet und im Plan hinterlegt. Ein Klick mehr und der Medikamentenplan wird gedruckt. Die Dokumentation erfolgt entweder mit wenigen Klicks im Dokumentationsmodul, wo man auch vorab individuelle Vorlagen erstellen kann, oder per Diktat mit Medical One (was extrem zeitersparend funktioniert). Für die Vorlagen muss man sich halt vorab Zeit nehmen und die erstellen, damit es dann im Patientenkontakt schneller geht. Dazu kann man individuell Module auf Kurzbefehlen oder über F-Tasten hinterlegen, um schnell zwischen den Modulen zu wechseln. Das ist alles eine Frage der Organisation. Das funktioniert auch in der Akutsprechstunde, wo ich für unsere Verhältnisse pro Patient extrem wenig kalkulierte Zeit habe. Ich könnte nur noch schneller sein, wenn ich in den Kontakten mit den Patienten weniger rede… aber das ist in der Psychiatrie nicht so zielführend…

Die Frage ist ja auch muss der Arzt alles selber erstellen, scannen und drucken. Jenseits von Dokumentation und Medikation kann man ja auch vieles an die MFAs delegieren. Warum sollte ich ÜW, Verordnung von häuslicher Krankenpflege etc. ausstellen und selber Scannen? Das kostet nur unnötig Zeit. Das macht bei uns alles die Anmeldung.

freestyler
20.05.2024, 14:14
Kannst Du dafür ein paar Beispiele nennen?

In der Praxis, in der ich jetzt als Weiterbildungsassistentin arbeite, haben wir Medical Office. Was soll ich sagen? Ich finde es insgesamt ok, fühle mich aber an einigen Stellen durch ewig aufploppende und wegzuklickende Fenster im Arbeitsfluss gestört. Nervig ist auch, dass es oft nicht möglich ist, zwei Fenster parallel geöffnet zu haben, um z.B. im aktuellen Krankenhausentlassbrief etwas nachzulesen und die dort erwähnten to-dos dann weiter zu verarbeiten (Rezept ausstellen, Dokumentation).
Wahrscheinlich gibt es in jeder Patientenverwaltungssoftware schlechte Anteile, deswegen kann ich nicht sagen, ob Medical Office nun besonders schlecht, oder nur "normal schlecht" ist.


Es sind weniger Klicks. Man kann das meiste über eine Eingabezeile eingeben (EBM, Diagnosen und alle Arten von Karteieinträgen. Es ist nicht so verschachtelt. Statistiken lassen sich sehr schnell individuell erstellen. Es macht natürlich vor allem in Praxen mit hohem Patientendurchsatz Sinn. Meine MFAs sind auch begeistert, die kannten aber nur turbomed.
Alles ist auf einer Bildschirmmaske sichtbar.
Empfehle aber sich es vorher anzuschauen.

freestyler
20.05.2024, 14:19
Ic

Die Frage ist ja auch muss der Arzt alles selber erstellen, scannen und drucken. Jenseits von Dokumentation und Medikation kann man ja auch vieles an die MFAs delegieren. Warum sollte ich ÜW, Verordnung von häuslicher Krankenpflege etc. ausstellen und selber Scannen? Das kostet nur unnötig Zeit. Das macht bei uns alles die Anmeldung.

Das läuft bei uns genauso und machen unsere MFAs natürlich auch. Falls es aber doch etwas gibt brauche ich nicht immer raus aus dem Zimmer rennen, so dass ich nur zwischen den beiden Zimmern pendeln muss.

Evil
23.05.2024, 15:28
Du arbeitest ernsthaft noch mit turbo med? Ich würde durchdrehen. Teuer und sehr schlecht, Wahnsinn
Nicht mehr lange....