PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Covid-19, wo stehen wir nach drei Jahren?



DrSkywalker
15.02.2023, 07:31
Mich würde mal die Eisnchätzung von den ärztlichen Kollegen hier interessieren, wie Ihr Covid mittlerweile als Krankheitsbild für euch eingeordnet habt und wir ihr im Beruflichen als auch im Privaten damit umgeht.

Das Narativ reicht ja von "harmloses Erkältungsvirus, das 99 % der Menschen einen Schnupfen macht" bis "neurotropes Virus, verantwortlich für Gefäßentzündungen, thrombophile Reaktionen und > 10 % haben Long-Covid".

Haben wir jetzt einfach ein weiteres Erkältungsvirus? Testet ihr euch noch wenn die typischen Symptome vorliegen?

Ich muss sagen, dass ich in meiner Hausarztpraxis seit ca einem Jahr kaum mehr problematisches sehe. Die Akut- Verläufe sind mild (was trotzdem eine Woche Bettruhe mit Gliederschmerzen etc bedeuten kann), Long-Covid-Beschwerden sehe ich nur noch die aus 2020/2021, die teilweise immer noch Konzentrationsstörungen haben.

Im Privaten konnten wir eine gewissen Vorsicht noch nicht komplett ablegen, auch familiär bedingt. Das Punk-Konzert im eng gedrängeten Kellerclub meide ich noch. Maske trage ich auch noch in Situationen, wo sehr viele Menschen in Innenräumen versammelt sind. In der Praxis auch noch, ich weiß noch nicht wie ich es im Frühjahr machen werde.

Anne1970
15.02.2023, 08:10
Es gibt nennenswerte Mengen von Patienten die unter Long-COVID leiden. Mit (u.a. neurologischen ) Symptomen, die nicht trivial sind. Wie sich das entwickeln wird ist offen; Forschung notwendig.

DrSkywalker
15.02.2023, 08:21
Es gibt nennenswerte Mengen von Patienten die unter Long-COVID leiden. Mit (u.a. neurologischen ) Symptomen, die nicht trivial sind. Wie sich das entwickeln wird ist offen; Forschung notwendig.

Ohne Frage. in meiner Praxis sind das aber vor allen Dingen Menschen, die ungeimpft waren oder sich vor Omikron infiziert hatten. ist das bei dir anders?

Anne1970
15.02.2023, 12:55
Teils teils. In der Neurologie eines Maximalversorgers sehen wir natürlich Viele mit unklaren (neurologischen) Symptomen. Den ursächlichen Zusammenhang kann man nicht immer finden.

Lakemond
15.02.2023, 15:14
Hatte vor zwei Wochen zum dritten Mal Covid
Halt etwas Schnupfen und Husten. Den Test habe ich nur gemacht, weil ich am Wochenende mit einer Gruppe im Zillertal war und 80% waren positiv. Sonst teste ich mich sporadisch. Maske trage ich nur wenn ich muss, d.h. im Krankenhaus.
Für mich ist es jetzt halt ne Erkältung, ist aber meine private Erfahrung.
Trotzdem würde ich mit "einer Woche Bettruhe" aufpassen...

Frisko
15.02.2023, 15:40
Ich bekomme hier bei uns in der Klinik mit, dass die 80+ Herren, die sich meistens im Krankenhaus damit anstecken, doch ordentlich damit zu kämpfen haben.

Für mich privat ist das Thema durch. Würde mich freuen, wenn ich bald Nicht mehr die Maske auf Station tragen muss, im Zimmer nehme ich sie meistens ab. Presbyakusis wird durch Maske nicht besser.

DrSkywalker
15.02.2023, 15:58
Danke für eure Antworten, kann ich alles sehr gut nachvollziehen.

Die nocovid Twitter bubble bewertet die Erkrankung immer noch ganz anders:

https://mobile.twitter.com/DrCWerner/status/1625838578507960321

Ich bin nach wie vor gespannt wie wir in fünf Jahren darüber reden werden.

ProximaCentauri
15.02.2023, 18:58
Wir sehen auch noch viele mit LongCovid, und auch mit Verschlechterungen der vorbekannten Erkrankungen (gerade pulmonal). Im privaten Umfeld habe ich relativ viele, die über "ich bin irgendwie immer müde" klagen, ohne dass das in Verbindung mit Covid gebracht wird, ist aber deutlich mehr als vor Covid. Gehe davon aus, dass wir da einfach viele Leute mit leichten Einschränkungen gar nicht erfassen, weil die mit leichten Einschränkungen kaum beim Arzt landen. Und grad auch von den "neuen" Autoimmunerkrankungen nach Covid, Thrombosen etc. sehen wir einiges, ich bin da noch gespannt, was wir dann langfristig damit machen. Die erhöhten Risiken für Herzinfärkte, Strokes etc. sind ja mittlerweile gut beschrieben.

Ich seh's daher nicht als trivial, auch weil ich selbst immunsupprimiert bin. Ich geniesse auch den Status, seit 3 Jahre quasi keine Erkältung gehabt zu haben, und trage einfach meine FFP2 weiter. Restaurants etc. frequentiere ich kaum, bzw. nur wenn ich die kenne und weiss, dass es da abgelegene Tische und gute Lüftung gibt.

JAK1
16.02.2023, 16:44
Auch wenn ich mich jetzt unbeliebt mache, aber ich sehe bei vielen Leuten mit Long-COVID eher Patienten, die eigentlich eine Depression haben, aber durch COVID eine Legitimation oder einen Ausweichgrund sehen. Zumindest vermischen sich diese Patienten mit Patienten, die wirklich Long-COVID haben.

Locutus001
17.02.2023, 07:44
Mich würde mal die Eisnchätzung von den ärztlichen Kollegen hier interessieren, wie Ihr Covid mittlerweile als Krankheitsbild für euch eingeordnet habt und wir ihr im Beruflichen als auch im Privaten damit umgeht.

Das Narativ reicht ja von "harmloses Erkältungsvirus, das 99 % der Menschen einen Schnupfen macht" bis "neurotropes Virus, verantwortlich für Gefäßentzündungen, thrombophile Reaktionen und > 10 % haben Long-Covid".

Haben wir jetzt einfach ein weiteres Erkältungsvirus? Testet ihr euch noch wenn die typischen Symptome vorliegen?

Ich muss sagen, dass ich in meiner Hausarztpraxis seit ca einem Jahr kaum mehr problematisches sehe. Die Akut- Verläufe sind mild (was trotzdem eine Woche Bettruhe mit Gliederschmerzen etc bedeuten kann), Long-Covid-Beschwerden sehe ich nur noch die aus 2020/2021, die teilweise immer noch Konzentrationsstörungen haben.

Im Privaten konnten wir eine gewissen Vorsicht noch nicht komplett ablegen, auch familiär bedingt. Das Punk-Konzert im eng gedrängeten Kellerclub meide ich noch. Maske trage ich auch noch in Situationen, wo sehr viele Menschen in Innenräumen versammelt sind. In der Praxis auch noch, ich weiß noch nicht wie ich es im Frühjahr machen werde.

Eine allgemeine Aussage ist hierzu sicherlich schwierig. Ich kenne aus dem Bekanntenkreis sehr schwer verlaufene Fälle, wobei jemand mit Vorerkrankung eine Lungentransplantation benötigte.
Für den Großteil vermutlich am ehesten Vergleichbar mit der Influenza. Das würde ich jetzt aber nicht unter "sonstige Erkältungen" schieben, da es ja schon "beeindruckend" wenn man sich das Ausmaß da weltweit anschaut.

Wir werden weiterhin auf Arbeit jeden Tag getestet (PCR-Pool). Vor dem Hintergrund, dass es nach wie vor relativ ansteckend ist und zwar asymptomatische und milde Verläufe möglich sind, aber eben auch 1-2 Wochen Ausfälle (ohne jetzt "schlimmeres" hier miteinzubeziehen), halte ich das auch für sehr sinnvoll. Das wird vermutlich im Fühling/Frühsommer dann auch eingestellt.

Man sieht an den Zahlen allerdings, dass wir aktuell wieder eine dominante Variante haben die schon länger nicht verdrängt wird und die Zahlen insgesamt auch deutlich rückläufig sind. (d.h. auch die %positiven am Gesamttestteil).

Für wen es gut verträglich ist, ist die Impfung m.M.n. zu empfehlen (wie bei Influenza) und dann hat man sehr gute Chancen auf einen lediglich milden Verlauf bei Ansteckung.

Maske trage ich persönlich zunehmend weniger. Vielleicht wenn es sehr voll gedrängt ist in den Öffentlichen. Oder wenn ich mich selbst etwas angeschlagen fühle auch im Büro/bei Besprechungen, etc.
Da ich selbst fast täglich getestet werde ist zumindest für mich persönlich die Chance gering jemand anderes anzustecken (das ist in einigen Situationen beruhigend).

Insgesamt ist für mich Corona "vorbei".
Dabei gehe ich aber schon davon aus, dass es sich als fester Bestandteil der Diagnostik ähnlich wie Influenza etabliert hat. Bei Atemwegsinfekten ist es auch in diverse respiratorische PCR panels aufgenommen worden. Was sicherlich auch weiterhin sinnvoll bleibt.




Auch wenn ich mich jetzt unbeliebt mache, aber ich sehe bei vielen Leuten mit Long-COVID eher Patienten, die eigentlich eine Depression haben, aber durch COVID eine Legitimation oder einen Ausweichgrund sehen. Zumindest vermischen sich diese Patienten mit Patienten, die wirklich Long-COVID haben.

Bei bestimmten Patientengruppen vermischt sich ja immer einiges. Wobei das Problem ja bleibt, dass man hier nicht sauber auseinanderhalten kann.
Die Frage ist, wie weit man das über diverse Marker (gibt ja einige, die nach Corona erst einmal auch hochgehen und teilweise eine Weile halten) differenzieren kann. Oder durch Bildgebung... da wird vermutlich noch einiges an Erkenntnissen hinzukommen.
Gefühlt leiden ja auch "sehr viele" (Wahrnehmungsverzerrung ;-) ) Leute unter Borreliosen. Und wenn sich kein Hinweis auf eine akute findet, dann sind es vermeintlich chronische...

Aber der allergrößte Teil der Leute ist eben auch krank. Finde es selbst immer sehr unbefriedigend für alle Beteiligten, wenn man die tatsächlichen Ursachen nicht festmachen kann.

Christoph_A
17.02.2023, 08:21
Privat spielt das Thema für mich keine Rolle mehr, wir hatten als Familie 2 Infektionsrunden und die Erwachsenen sind 3 mal, die Großeltern 4 mal geimpft.
In der Arbeit hatte ich 20 und 21 doch deutlich mehr Myokarditiden gesehen als vorher, insbesondere initial hatte es einige junge, fitte Patienten erwischt, auch an einige long covid Fälle kann ich mich erinnern, gehe da mit den Kollegen d´accord, daß es hinten raus v.a. ungeimpfte Personen waren, die stärker davon betroffen waren, hatte aber auf der anderen Seite auch einige (seltene) Fälle von Myokarditiden post vaccinationem.
Insgesamt ist Covid gekommen, um zu bleiben, es attenuiert immer mehr und wenn keine "Killermutation" (Danke an dieser Stelle unserem covid Kalle) mehr auftritt, was ich nicht glaube, dann ist das Pferd totgeritten.
In der Praxis dürfen wir ja, gottseidank, mittlerweile die Masken weglassen, denke, im April laufen dann auch die Restriktionen für Patienten endgültig aus.

Evil
17.02.2023, 16:23
Ich muss sagen, dass ich in meiner Hausarztpraxis seit ca einem Jahr kaum mehr problematisches sehe. Die Akut- Verläufe sind mild (was trotzdem eine Woche Bettruhe mit Gliederschmerzen etc bedeuten kann), Long-Covid-Beschwerden sehe ich nur noch die aus 2020/2021, die teilweise immer noch Konzentrationsstörungen haben.

Im Privaten konnten wir eine gewissen Vorsicht noch nicht komplett ablegen, auch familiär bedingt. Das Punk-Konzert im eng gedrängeten Kellerclub meide ich noch. Maske trage ich auch noch in Situationen, wo sehr viele Menschen in Innenräumen versammelt sind. In der Praxis auch noch, ich weiß noch nicht wie ich es im Frühjahr machen werde.
Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Derzeit betrachte ich bei geimpften Patienten COVID19 als vergleichbar mit der Influenza, gehe aber davon aus daß sich die Gefährlichkeit im Verlauf weiter reduzieren wird.

abcd
17.02.2023, 19:34
Bei uns tauchen in der Reha gerade wieder vermehrt positive Pat. auf. Die Infektion verbreitet sich schnell auf Station, die Pat. sind weitestgehend asymptomatisch und schnell wieder PCR negativ. Vor einem Jahr hat es deutlich länger gedauert, bis wir die Isos wieder aufheben konnten. (geimpffte Pat.)

h3nni
19.02.2023, 13:10
Wir haben in letzter Zeit so viele Ct 34-39 "Fälle", die wir isolieren müssen, nach einem Tag neu testen, dann negativ, und das bringt viele Abläufe durcheinander. Man kann den VHF-Erstpatienten nicht "schnell" ins TEE schicken, Kardioversion und heim, sondern hat mindestens einen Tag Zeitverlust für nix.

Nachdem ich Twitter auch nicht mehr so häufig nutze, habe ich auch weniger Angst vor "neurotropes Killervirus" als vorher.

anignu
19.02.2023, 16:10
Auch wenn ich mich jetzt unbeliebt mache, aber ich sehe bei vielen Leuten mit Long-COVID eher Patienten, die eigentlich eine Depression haben, aber durch COVID eine Legitimation oder einen Ausweichgrund sehen. Zumindest vermischen sich diese Patienten mit Patienten, die wirklich Long-COVID haben.
Ich würde es mal so formulieren: die Leute die vorher schon Depressionen incl. stationärer Aufenthalte hatten, hatten nun einmal COVID und kommen nicht mehr zur Arbeit weil sie es nun Long-COVID nennen. Sowas ignorier ich. Das ist für mich nicht das was ich persönlich unter Long-COVID verstehe. Es gibt auch andere Erkrankungen bei denen sich die eigentliche Erkrankung mit einer psychiatrischen Grundtendenz ergänzt.

Privat spielt das Thema für mich keine Rolle mehr, wir hatten als Familie 2 Infektionsrunden und die Erwachsenen sind 3 mal, die Großeltern 4 mal geimpft.

Ist bei uns ziemlich genauso.
In der Klinik trägt man halt brav Maske, privat nicht mehr. In größere Konzerte geh ich eh nicht wirklich, weil uns die Kinder genug auf Trapp halten und für mich die Festival-Zeit vorbei ist. Das hab ich vor 10-20 Jahren gemacht...

In Bezug auf "echtes" Long-COVID hab ich das Gefühl dass diese von den ersten Wellen her rühren. Aktuell immer noch Probleme haben in meinem Umfeld nur Leute mit Infektionen bis zur Beta-Variante. Seit Omikron ist mir da nix mehr bekannt. Vielleicht ist das Virus auch in Bezug auf Long-COVID friedlicher geworden.

Hoppla-Daisy
19.02.2023, 18:43
Ich kenne drei+ Leute, die jetzt erst während der Omikron-Zeit "dran" waren und seit Monaten mit Long Covid zu tun haben. Das reicht von Lähmungserscheinungen über Konzentrationsschwierigkeiten/Dauermüdigkeit bis hin zu persistierendem Geschmacks- und Geruchsverlust. Da war ich doch sehr überrascht!

Autolyse
19.02.2023, 23:22
Wir sehen auch noch viele mit LongCovid, und auch mit Verschlechterungen der vorbekannten Erkrankungen (gerade pulmonal). Im privaten Umfeld habe ich relativ viele, die über "ich bin irgendwie immer müde" klagen, ohne dass das in Verbindung mit Covid gebracht wird, ist aber deutlich mehr als vor Covid. Gehe davon aus, dass wir da einfach viele Leute mit leichten Einschränkungen gar nicht erfassen, weil die mit leichten Einschränkungen kaum beim Arzt landen. Und grad auch von den "neuen" Autoimmunerkrankungen nach Covid, Thrombosen etc. sehen wir einiges, ich bin da noch gespannt, was wir dann langfristig damit machen. Die erhöhten Risiken für Herzinfärkte, Strokes etc. sind ja mittlerweile gut beschrieben.[...]
Ich habe in meiner Trainingsgruppe mehrere, denen nach Omicron schon einiges an VO2max fehlt und Watt/kg auch einen nicht unerheblichen Knick macht. Im Alltag merkt man davon wenig, aber durch die Leistungsdiagnostik fällt es schon auf.