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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie erfolgreich sind Initiativbewerbungen?



Aegagrus
23.02.2023, 14:31
Hallo alle,

mir wurde gesagt, dass die Mehrheit der Stellen in der Medizin nicht ausgeschrieben sind und deswegen sollte man Initiativbewerbungen schicken. Wie erfolgreich sind aber aus eurer Sicht Initiativbewerbungen?

Lg

Jukka666
23.02.2023, 14:36
Erfolgreich.

Meiner Meinung nach sind deutsche Kliniken grottenschlecht darin, Bewerber an Land zu ziehen. Es wird immer behauptet, "man findet ja keinen" und der "Markt sei leer gefegt".

Wenn man dann mal schaut, ob die Klinik wirklich ordentlich sucht, beschränkt es sich meistens auf eine Stellenanzeige auf der eigenen Homepage oder im Ärzteblatt. Social Media, Facebook, Instagram, Tik Tok oder andere Medien, Fernsehwerbungen, Plakate, oder richtiges sympathisches Recruiting finden meist nicht statt.

In unserer Klinik beschäftigen wir gerade viele Honorar-Ärzte (Anästhesie), und würden uns über jeden freuen, der sich bewirbt. Und jede wird vom Chef gelesen, geprüft und sogar teilweise verkündet "es hat sich jemand beworben!" :-)

Meine Empfehlung: hau gute Bewerbungen raus an jede Klinik, die du dir örtlich/fachlich vorstellen kannst. Per Mail und als Schreiben.

Was soll schiefgehen? Entweder wird es ignoriert oder du erhältst eine Rückmeldung.:-)

fxf90
23.02.2023, 15:03
Ich wurde auf fast jede Initiativbewerbung oft direkt am Folgetag (!) zum Gespräch eingeladen. Mache ein Fach mit Bewerbermangel, aber in der Großstadt.
In den Gesprächen wurde mir von unbesetzten Stellen berichtet. Warum die dann nicht ausgeschrieben worden sind.. kA!
Also in meinem Fall erfolgreich; die aktuelle Stelle hab ich auch durch eine Initiativbewerbung 👍🏻

davo
23.02.2023, 16:36
Sehr erfolgreich. Hab meine aktuelle Stelle durch eine Initiativbewerbung bekommen; die vorige ebenso.

Mistermeo
23.02.2023, 17:22
Habe meine aktuelle Stelle ebenfalls dadurch erhalten. Bin zwei Tage später zum Gespräch eingeladen worden verbunden mit einer Hospitation. Nach der Hospitation wurde ich zuhause angerufen und mir die Stelle zugesagt.

nie
23.02.2023, 18:00
Hab meine Stelle auch durch eine Initiativbewerbung bekommen.

Ich würde nie drauf warten, dass eine Klinik öffentlich ausschreibt. Das machen sie erfahrungsgemäß erst wenn gar nichts mehr geht. Meine Klinik hat erst eine öffentliche Stellenausschreibung geschrieben als wir nur noch so wenige Leute waren, dass uns eine einzige Krankmeldung quasi handlungunfähig gemacht hätte. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits über Monate mehrere Assistenz- und Oberarztstellen unbesetzt.

Endoplasmatisches Reticulum
23.02.2023, 18:35
Es kommt drauf an.

Grundsätzlich werden viele Stellen auf Initiativbewerbungen vergeben und nie ausgeschrieben. Das Problem ist, dass man bei Initiativbewerbungen auf eine Kombination aus richtiger Zeit und richtigem Ort spekuliert und in einen Strudel aus ständigem Nachfragen geraden kann, was dann irgendwann verzweifelt wirkt oder so, als hätte man sonst nichts gefunden. Ist also ein zweischneidiges Schwert. Ich habe fast alle meine Stellen als Initiativbewerbung erhalten und würde das daher jedem empfehlen. Es gibt aber auch Kliniken, in denen ich über Jahre immer wieder nachgefragt habe, immer den richtigen Zeitpunkt verpasst habe und dann irgendwann keine Lust mehr hatte, mit "das Team wurde gerade vervollständigt, aber melden Sie sich gerne in 2-3 Monaten erneut" abgespeist zu werden. Und ich weiß von Leuten, die da angefangen haben und deutlich schlechtere CVs hatten als ich. Also durchaus eine Frage des Timings.


Ich würde nie drauf warten, dass eine Klinik öffentlich ausschreibt. Das machen sie erfahrungsgemäß erst wenn gar nichts mehr geht.
Das würde ich nicht (mehr) unbedingt unterschrieben. Gerade bei Chefneubesetzungen und in großen Kliniken oder Ketten drängelt sich das Controlling zunehmend in alle Stufen der HR-Prozesse. Manchmal wird eine Stellenausschreibung inzwischen formal gefordert, selbst wenn die Stelle intern bereits versprochen wurde oder der Chef 10 gute Bewerbungen vorliegen hat. Ist ein Artefakt der "Professionalisierung" des Talent Recruiting. Im Zweifel anschauen und selbst beurteilen.

dmtec
23.02.2023, 21:58
Bewerbung?

Ausser in Berlin vielleicht geht man einfach hin, sagt man ist Arzt, und kannst morgen anfangen.

tragezwerg
24.02.2023, 05:41
Kommt natürlich auch aufs Fach an...aber in der Anästhesie zum Beispiel kann man einfach ein beliebiges Chefsekretariat anrufen und kriegt nen Termin zum Bewerbungsgespräch, zu dem man dann bitte seine Bewerbung mitbringen darf. Die meisten Kliniken sind schlichtweg verzweifelt weil es keine Bewerber gibt.

Dooly
24.02.2023, 06:05
Mir erzählte mal ne Ärztin, dass man zu ihrer Zeit oft nur hospitieren durfte, wenn man ne Bewerbung mitbringt und am besten auch schon den unterschriebenen Arbeitsvertrag. Sie hatte angefangen zu studieren, als ihr noch gesagt wurde, sie solle es lassen, es gäbe keine Stellen und wurde fertig, als es so nen krassen Mangel gab, dass die Situation wie beschrieben war. Kurios zu lesen, dass sich tlw. das gleiche auch noch heute, 20 Jahre später, ereignet.

davo
24.02.2023, 06:21
Naja, dass man zu einer Hospitation eine Bewerbung mitbringt, sollte ja eigentlich selbstverständlich sein... ein bisschen mitdenken darf man als Interessent schon auch :-))

Dooly
24.02.2023, 06:39
Hä, warte mal aber das stimmt, das ist doch unlogisch? Bewerbung, Gespräch und Hospitation. Wieso wollte die denn zuerst hospitieren? Jetzt hab ich die Story 3 Jahre lang im Kopf und das fällt mir jetzt erst auf …

Feuerblick
24.02.2023, 08:39
Joa, die Erzählung, es gebe keine Stellen und man werde nach dem Examen Taxi fahren, hat man uns damals auch in der allerersten Anatomie-Vorlesung hören lassen. Da prügelten sich die AiPs noch um Stellen. Nach unserem Examen konnten wir uns in vielen Fächern die Stellen aussuchen und in begehrten Fächern musste man allenfalls etwas Zeit überbrücken. :-))

Was Initiativbewerbungen angeht: Bis auf eine einzige Bewerbung auf eine Ausschreibung habe ich alle meine Stellen per Initiativbewerbung bekommen.

denkstdu
24.02.2023, 12:46
Ich habe für die Klinik und die Praxen nur Initiativbewerbungen geschrieben.Mehr als ablehnen können sie ja nicht.Wurde immer zum Gespräch eingeladen und konnte dann sagen ob ich möchte oder nicht.Nur die Arbeitsmedizinische Stellen waren auf ne Ausschreibungen. Und diese Bewerbungsgespräche liefen auch irgendwie ganz anders ab.

Bussard
24.02.2023, 13:30
Ja, Initiativbewerbungen sind über fast alle Fächer hinweg sehr erfolgreich.

Warum werden eigentlich so wenige Stellen ausgeschrieben? Lohnt sich der Aufwand nicht, weil Initiativbewerbungen ohnehin der Standard sind, man Assistenzarzte auch aus den PJ-Kohorten werben kann, und die Arbeitsbedingungen vermeintlich überall gleich sind (Man also nicht viel hat, womit man in der Stellenausschreibung werben kann.)?

davo
24.02.2023, 13:42
Meine Hypothese ist, dass Krankenhäuser einfach wahnsinnig schlecht organisiert sind, und dass die meisten Chefärzte als Führungskraft nicht wirklich geeignet sind. Ich hab es jetzt schon SO oft erlebt, dass der Chefarzt fest davon überzeugt war, dass eine Stelle ausgeschrieben sei, obwohl dem gar nicht so war. Da fehlts einfach an den Basics. Und solange es auch so funktioniert, sieht auch niemand die Notwendigkeit, was dran zu ändern :-))

Bussard
24.02.2023, 13:50
Meine Hypothese ist, dass Krankenhäuser einfach wahnsinnig schlecht organisiert sind, und dass die meisten Chefärzte als Führungskraft nicht wirklich geeignet sind. Ich hab es jetzt schon SO oft erlebt, dass der Chefarzt fest davon überzeugt war, dass eine Stelle ausgeschrieben sei, obwohl dem gar nicht so war. Da fehlts einfach an den Basics. Und solange es auch so funktioniert, sieht auch niemand die Notwendigkeit, was dran zu ändern :-))

Das kann natürlich auch sein.

Ich habe bei meinen Bewerbungen zwar immer sehr schnell Rückmeldung erhalten, das weitere Prozedere (Vorstellungsgespräch, Hospitation etc.) war dann aber tatsächlich nicht immer ein Meisterwerk guter Organisation.