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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arbeitsvertrag juristisch prüfen lassen



Unkrautvergehtnicht
23.02.2023, 19:50
Rein aus Interesse: Habt ihr euren Arbeitsvertrag (speziell bei Weiterbildungsstellen) vor der Unterschrift rechtlich prüfen lassen? Falls ja, hat es zu gravierenden Änderungen geführt? Ich weiß, dass Marburger Bund etc. diesen Service für Mitglieder anbieten.

Geht bei mit konkret um eine Standard-Weiterbildungsstelle an einer Uniklinik, bei der der Vertrag direkt vor Ort unterschrieben werden soll- was ich ohne vorherige Durchsicht nicht machen werde. Allerdings halte ich eine juristische Prüfung selbst eher für unnötig, da man sowie nach Tarif bezahlt wird, Opt-out scheinbar der Standard ist und auch sonst nicht so viel Verhandlungsspielraum da zu sein scheint (vielleicht täusche ich mich auch?).

Mich würden eure Erfahrungen zu dem Thema insgesamt interessieren.

Nefazodon
23.02.2023, 20:25
Habe meine Arbeitsverträge bisher nicht juristisch prüfen lassen....ich glaube nicht, dass das bei einem Standardtarifvertrag bzw. bei den ersten stellen nötig oder sinnvoll ist.
Gerade bei den ersten Stellen als Assistent hast Du auch nicht viele Möglichkeiten: Entweder Du akzeptierst die Bedingungen oder eben nicht...:-nix
"Friss Vogel, oder stirb":-nix

Du kannst ja darum bitten, dass dir der Vertrag zur Unterschrift zugeschickt wird. DAS war bei meinen bisherigen Vorstellungen immer Standard. Der Leiter der Personalverwaltung bzw. der Geschäftsführer wird ja auch nicht vor deinen Augen unterzeichnen (in der Regel).
Daher fänd ich es merkwürdig, wenn man auf diese Bitte nicht eingehen würde. Benötigte Unterlagen kannst Du davon unabhängig in der Personalabteilung einreichen.

Ansonsten besteht natürlich auch die Möglichkeit, als Rückfalloption, den Vertrag zu unterzeichen, prüfen zu lassen, und bei Problemen in der Probezeit zu kündigen. Kündigungsfrist sind ja in der Regel nur zwei Wochen in der Probezeit.

Da Du aber als "kleiner Assistent" sowieso nicht viel wirst ändern können, reicht es m.E. auch, sich im Vorfeld das betreffende Tarifwerk durchzulesen, dann den Vertrag, der dir vorgelegt wird, sorgfältig zu lesen, und zu unterzeichnen (oder eben nicht).

Opt-Out würd ich nicht unterzeichnen. Ist keine Pflicht. Ob dir die Nicht-Unterzeichnung da aber was bringt, ist fraglich und bleibt abzuwarten.

Bussard
23.02.2023, 20:26
Der Marburger Bund bietet diesen Service an, richtig. Ich habe meinen Arbeitsvertrag (Assistenzarzt) nicht prüfen lassen, da es sich um einen absoluten Standardvertrag gehandelt hat. Ohne vorherige gründliche Durchsicht würde ich aber auch keinen Vertrag unterschreiben.

Bezüglich einer juristischen Prüfung muss man sich sicherlich auch überlegen, welche Konsequenzen das Ergebnis hätte. Arbeitest du in einem Fach/an einer Klinik mit absolutem Personalmangel und kannst es dir leisten nachzuverhandeln? Oder ist es deine Traumstelle in der Traumstadt im kompetitiven Fach xy an einer renommierten Klinik und du wirst die Stelle eh antreten, egal wie der Vertrag ist?

Opt-out wird an manchen Kliniken erwartet. Standard ist es aber bei Weitem nicht überall und "Pflicht" auch nicht. Ich würde mich diesbezüglich immer bei einer Hospitation unter den Assistenten umhören, wie die das so handhaben, und dann für mich entscheiden.

Dooly
23.02.2023, 20:40
Ich habe im Grunde den Standardvertrag meiner Uni mit einer Nebenabrede. Da der Vertrag für eines der Institute ohne Aufgaben in der Krankenversorgung ist, dem aber Sektionen zugeordnet sind, wo Versorgungsauftrag und WBBs vorliegen, hatte ich mich an die Rechtsabteilung des MBs gewandt. Nie ne Antwort bekommen, genauso, wie Freund und Freundin, die ihre Verträge mit Unternehmen prüfen lassen wollten. :-nix Wir sind alle drei nicht mehr Mitglied. Aber meine ÄK hat mir freundlich und schriftlich geantwortet, dass das hinsichtlich unseres Plans, wie das für die WB angerechnet werden soll, okay ist und das hat mir dann auch gereicht.

hebdo
23.02.2023, 20:41
Es macht keinen Sinn, Standardverträge nach Tarif überprüfen zu lassen. Wobei aktuell bei meinen Tarif-Arbeitsvertrag anstelle von 40h nur 38,5h pro Woche angeben sind und deswegen auch das Entgelt dementsprechend niedriger ist. Also durchlesen sollte man den Vertrag auf jeden Fall.

Ich habe bisher nur meine AT-Verträge vom MB überprüfen lassen und dann auch nachverhandelt.

Bussard
23.02.2023, 21:46
Ich habe im Grunde den Standardvertrag meiner Uni mit einer Nebenabrede. Da der Vertrag für eines der Institute ohne Aufgaben in der Krankenversorgung ist, dem aber Sektionen zugeordnet sind, wo Versorgungsauftrag und WBBs vorliegen, hatte ich mich an die Rechtsabteilung des MBs gewandt. Nie ne Antwort bekommen, genauso, wie Freund und Freundin, die ihre Verträge mit Unternehmen prüfen lassen wollten. :-nix Wir sind alle drei nicht mehr Mitglied.

Das ist vielleicht auch von Landesverband zu Landesverband unterschiedlich, wie gut organisiert die juristische Beratung des MB ist. Ich habe wie gesagt meinen Vertrag nicht prüfen lassen, aber auf andere Anfragen an die Juristen meines MB-Landesverbandes habe ich immer zügig eine Rückmeldung bekommen.

Dooly
23.02.2023, 22:11
Ja, ich nehme an, dass das nicht überall die Regel ist, das war nicht der Grund des Austritts. Hier wird ja auch sehr viel über den MB gemeckert aber so was wird nicht in der Mehrzahl berichtet, obwohl die Rechtsberatung als Vorzug des MBs genannt wird. Haben somit vielleicht schon einige in Anspruch genommen. Im privaten Umfeld haben wir an mehreren Stellen schlechte Erfahrungen gemacht und im Kollegium war’s der Tarifabschluss mit der TdL letzten Jahres, der den letzten Stoß gegeben hat. Ist ganz simpel aufgerechnet: was erwartet man, was bekommt man. Besteht ne Dysbalance zieht man Konsequenzen.

Bussard
23.02.2023, 23:37
Ja, ich nehme an, dass das nicht überall die Regel ist, das war nicht der Grund des Austritts. Hier wird ja auch sehr viel über den MB gemeckert aber so was wird nicht in der Mehrzahl berichtet, obwohl die Rechtsberatung als Vorzug des MBs genannt wird. Haben somit vielleicht schon einige in Anspruch genommen. Im privaten Umfeld haben wir an mehreren Stellen schlechte Erfahrungen gemacht und im Kollegium war’s der Tarifabschluss mit der TdL letzten Jahres, der den letzten Stoß gegeben hat. Ist ganz simpel aufgerechnet: was erwartet man, was bekommt man. Besteht ne Dysbalance zieht man Konsequenzen.

Klar, muss man sich überlegen, ob für einen selbst eine MB-Mitgliedschaft sinnvoll ist. Es ging bei meinen Anfragen eher nur um Kleinigkeiten, bei denen ich eine juristische Meinung hilfreich fand. Ich denke, bei kleineren Sachen kriegt man beim MB im Vergleich zu einer Rechtsschutzversicherung vom freien Markt ziemlich unbürokratisch eine erste Einschätzung. Wie es zum Beispiel bei größeren Streitigkeiten mit dem Arbeitgeber oder Prozessvertretung aussieht, weiß ich nicht. Damit habe ich zum Glück keine Erfahrung.