Surviver
11.04.2023, 13:45
Hallo,
kurz zu mir: ich komme jetzt ins 3. Semester. Ich habe das Medizinstudium nicht direkt nach der Schule/ FSJ begonnen, sondern vorher eine Ausbildung im Laborbereich gemacht.
Im Gegensatz zu anderen habe ich auch nicht seit Kindheitstagen den Traum Medizin zu studieren. Um ehrlich zu sein, Frage ich mich gerade auch, was mich damals so sehr bewogen hat Medizin zu studieren. Ich habe nach der Ausbildung noch kurz bei meinem AG gearbeitet. Ich war sehr unglücklich und gelangweilt in meinem Beruf und die Perspektiven waren auch nicht rosig. Ich wollte also auf jeden Fall noch einmal studieren. Ursprünglich sollte es auch Informatik werden. Abgeschreckt hat mich der Mathe-Anteil damals (einfach weil ich jetzt schon lange aus der Schule raus bin und ich den Oberstufenstoff nicht mehr drauf habe, an sich hat mir Mathe immer sehr viel Spaß gemacht). Ich habe dann zeitgleich vom TMS durch eine Freundin erfahren und dass meine Ausbildung sogar für das Medizinstudium angerechnet wird. Irgendwie war ich von dem Zeitpunkt an Feuer und Flamme von Medizin, es schien mir als DIE Lösung raus aus meiner Situation damals (ich würde schon sagen, dass ich damals in einer stark depressiven Phase war). Ich dachte es sei genau das richtige: Naturwissenschaftlich basierend, aber sehr praktisch, medizinische/ gesundheitliche Themen hatten mich auch schon interessiert, dazu noch ein sicherer und gut bezahlter Job, bei dem mein etwas höheres Alter auch keine Rolle spielt (ich war 23 zu Studiumbeginn). Wie gesagt war mein Entscheidungsspielraum kürzer als bei anderen und ich glaube ich habe mich von den falschen Dingen leiten lassen. Ich habe quasi innerhalb von einem Jahr bzw. ein paar Monatenfür mich beschlossen Medizin zu studieren und währenddessen für den TMS gelernt. Viele Schattenseiten waren mir nicht bewusst bzw. nicht in dem Ausmaß (bspw. was es heißt lange Dienste zu haben und wie oft man diese hat, dass der Zeitausgleich oftmals schlecht ist etc.) Klar wusste ich, dass ich mehr arbeiten müsste als der Durchschnittsarbeitnehmer, aber das schien mir nebensächlich. Hauptsache weg da und etwas, dass mir Spaß macht. Den TMS habe ich dann auch mit einem sehr sehr guten Ergebnis geschafft. Kurz danach kamen dann schon die ersten Zweifel, als ich mir vor Studiumbeginn einige Forenbeiträge hier auf medi learn durchgelesen habe. Über viele Sachen hatte ich mir (und ich weiß, wie unfassbar dumm das ist) keine Gedanken gemacht: die Arbeitsbedingungen, Kinder kriegen, die lange Weiterbildungszeit (die anscheinend sehr anstrengend ist, in der es kaum möglich ist Kinder zu bekommen bzw. Teilzeit zu arbeiten) und allgemein das nie endende sich fortbilden. Es liest sich teilweise so, als würde ein Arzt nur noch für seinen Job leben. Ich habe aber sehr vielfältige Hobbys und Interessen und brauche auch ab und zu mal soziale Kontakte. Ich wurde dann aber durch mein Umfeld bestärkt das Studium anzufangen.
Seit Beginn den Studiums habe ich Bauchschmerzen und Zweifel an der Entscheidung, ob es das richtige war. Zum einem habe ich nicht so eine starke intrinsische Motivation wie andere, ich möchte einfach einen sicheren Job, der halbwegs gut bezahlt ist und mir ein wenig Spaß macht. Ich habe (egal welchen Beruf) einen Job nie als zentralen Lebensinhalt gesehen. Andere in meinem Jahrgang haben schon ganz spezielle Fachrichtungen im Kopf. Damit bin ich auch schon beim nächsten Knackpunkt, ich habe nichts wofür ich brenne (klar ich bin erst im 3.). Aber ich habe hier schon gründlich das Forum durchforstet und die meisten Fachrichtungen sagen mir entweder von der Tätigkeit nicht zu oder die Arbeitsbedingungen schrecken mich massivst ab. Bei dem Gedanken 50-60h zu arbeiten, ständig mit Diensten, am Wochenende/ Feiertagen quasi am Gesellschaftlichen Leben vorbei wird mir sehr mulmig. Den Stress und Umgangston im Klinikalltag kann ich mir auch kaum auf Dauer vorstellen. Ich habe mich eh immer eher (angestellt?!) in einer Praxis gesehen, aber auch hier habe ich dann wieder gelesen, wie anstrengend doch tatsächlich der Patientendurchlauf bspw. In einer Hausarztpraxis ist. Und das von Menschen, die wahrscheinlich viel Stress resistenter und weniger sensibel als ich sind. Womit ich auch zu einem weiteren Aspekt komme, der mir sorgen macht. Für mich war das Medizinstudium in den ersten beiden Semestern trotz Modellstudiengang sehr anstrengend. Der Leistungsdruck gerade im 2.. Semester durch das erste Physikumsäquivalent war enorm. Ich habe 2.5 Monate fast durchgelernt, wenn ich mal nichts gemacht habe, konnte ich auch nicht entspannen, sondern hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen. Ich habe sehr oft geweint und vor der Prüfung auch öfters Panik Attacken gehabt. Ich kann mir das nicht weitere Jahre so vorstellen :( Andere nehmen die ständige Lernerei viel besser hin. „Das gehört eben zum Medizinstudium“ „Ich habe kein Problem damit, 8h am Tag zu lernen”. Mich hat es unglücklich gemacht. Ich würde neben dem Studium
Gerne weiter Hobbys pflegen, Sport machen und Freunde öfters treffen, eigentlich wollte ich auch noch eine Sprache lernen. Klar ist das alles Organisationssache, aber nach einem langen Bib Tag habe ich gar nicht mehr die Kraft für sowas.
Andere haben auch harte Studiengänge, aber werden dann im Anschluss belohnt. Wenn höre, dass das Medizinstudium ja viel entspannter ist als der Arbeitsalltag später (und man da viel mehr Freizeit hat), dreht sich mir der Magen um.
Wahrscheinlich schütteln jetzt viele von euch den Kopf und fragen sich, wie naiv ich sein konnte oder dass ich doch einfach abbrechen und was Neues anfangen soll. Das Problem ist, ich bin jetzt 24 (werde bald 25). Wenn ich jetzt ein neues Studium anfange bin ich bestenfalls mit 28 fertig :( ziemlich spät also für viele Branchen außerhalb der Medizin. Und bei manchen Studiengängen (wie bspw Informatik) braucht man ja doch vllt 1 Semester länger. Ich habe Sorge, dass mich später keiner mehr einstellt bei meinem Lebenslauf…
Meine Eltern und Freunde und Verwandte pflichten mir alle bei, doch weiter durchzuziehen. Sie spielen vieles auch runter. Meine Eltern schwören bspw. darauf, dass ein Hausarzt doch gar nicht so viel arbeiten müsse, dass ich doch auch direkt nach dem
Studium in Teilzeit anfangen könne und doch nicht jeder Arzt so viel arbeitet (wenn ich ihnen sage, dass das eher Ausnahmen sind, meinen sie, ich würde zu pessimistisch sein). Und ja ich bin einem Alter, wo man unabhängig von den Eltern Entscheidungen treffen sollte. Aber sie haben mich bis hierher immer finanziell unterstützt. Wie gesagt ging es mir auch in der Vergangenheit psychisch öfters nicht gut und auch da waren sie immer für mich da. Es fällt mir daher sehr schwer etwas entgegen ihres Willen zu tun. Auch habe ich momentan gar kein Selbstvertrauen mehr in mich und zweifle ob ich bspw überhuapt für ein Studium geeignet bin, erst recht so ein anspruchsvolles wie Informatik, wenn ich doch schon jetzt im Modellstudiengang an meine Grenzen komme. Ich meine noch ein abgebrochenes Studium, kann ich mir dann echt nicht mehr leisten und die Abbrecherquoten sind in Informatik ja sehr hoch. Auch weiß ich nicht, wie ich ein neues Studium finanzielle stemmen soll.
Ich fühle mich momentan einfach wie ein kompletter Versager und als hätte ich mein Leben gegen die Wand gefahren. Dabei habe ich mir als frischer Abiturient damals geschworen, genau so einen Lebenslauf nicht zu haben. Ich dachte ich wäre mit Mitte 20 schon gefestigt und angekommen im Leben. Mir scheint es so, als gäbe es gar keine vernünftige Lösung mehr für mich. Manchmal
Plagen mich in letzter Zeit sogar suizidale Gedanken (keinen, denen ich weiter nachgehen, aber es fühlt sich eben alles so ausweglos an).
Ich weiß auch nicht, was ich mir von dem
Post erhoffe. Vllt Erfahrungsberichte von Menschen, die ähnlich wie ich hadern und eine passende Nische mit Medizin gefunden haben oder auch einfach objektive Eindrücke/ Ratschläge. Ich weiß, dass letztendlich ich handeln und Entscheidungen treffen muss..
kurz zu mir: ich komme jetzt ins 3. Semester. Ich habe das Medizinstudium nicht direkt nach der Schule/ FSJ begonnen, sondern vorher eine Ausbildung im Laborbereich gemacht.
Im Gegensatz zu anderen habe ich auch nicht seit Kindheitstagen den Traum Medizin zu studieren. Um ehrlich zu sein, Frage ich mich gerade auch, was mich damals so sehr bewogen hat Medizin zu studieren. Ich habe nach der Ausbildung noch kurz bei meinem AG gearbeitet. Ich war sehr unglücklich und gelangweilt in meinem Beruf und die Perspektiven waren auch nicht rosig. Ich wollte also auf jeden Fall noch einmal studieren. Ursprünglich sollte es auch Informatik werden. Abgeschreckt hat mich der Mathe-Anteil damals (einfach weil ich jetzt schon lange aus der Schule raus bin und ich den Oberstufenstoff nicht mehr drauf habe, an sich hat mir Mathe immer sehr viel Spaß gemacht). Ich habe dann zeitgleich vom TMS durch eine Freundin erfahren und dass meine Ausbildung sogar für das Medizinstudium angerechnet wird. Irgendwie war ich von dem Zeitpunkt an Feuer und Flamme von Medizin, es schien mir als DIE Lösung raus aus meiner Situation damals (ich würde schon sagen, dass ich damals in einer stark depressiven Phase war). Ich dachte es sei genau das richtige: Naturwissenschaftlich basierend, aber sehr praktisch, medizinische/ gesundheitliche Themen hatten mich auch schon interessiert, dazu noch ein sicherer und gut bezahlter Job, bei dem mein etwas höheres Alter auch keine Rolle spielt (ich war 23 zu Studiumbeginn). Wie gesagt war mein Entscheidungsspielraum kürzer als bei anderen und ich glaube ich habe mich von den falschen Dingen leiten lassen. Ich habe quasi innerhalb von einem Jahr bzw. ein paar Monatenfür mich beschlossen Medizin zu studieren und währenddessen für den TMS gelernt. Viele Schattenseiten waren mir nicht bewusst bzw. nicht in dem Ausmaß (bspw. was es heißt lange Dienste zu haben und wie oft man diese hat, dass der Zeitausgleich oftmals schlecht ist etc.) Klar wusste ich, dass ich mehr arbeiten müsste als der Durchschnittsarbeitnehmer, aber das schien mir nebensächlich. Hauptsache weg da und etwas, dass mir Spaß macht. Den TMS habe ich dann auch mit einem sehr sehr guten Ergebnis geschafft. Kurz danach kamen dann schon die ersten Zweifel, als ich mir vor Studiumbeginn einige Forenbeiträge hier auf medi learn durchgelesen habe. Über viele Sachen hatte ich mir (und ich weiß, wie unfassbar dumm das ist) keine Gedanken gemacht: die Arbeitsbedingungen, Kinder kriegen, die lange Weiterbildungszeit (die anscheinend sehr anstrengend ist, in der es kaum möglich ist Kinder zu bekommen bzw. Teilzeit zu arbeiten) und allgemein das nie endende sich fortbilden. Es liest sich teilweise so, als würde ein Arzt nur noch für seinen Job leben. Ich habe aber sehr vielfältige Hobbys und Interessen und brauche auch ab und zu mal soziale Kontakte. Ich wurde dann aber durch mein Umfeld bestärkt das Studium anzufangen.
Seit Beginn den Studiums habe ich Bauchschmerzen und Zweifel an der Entscheidung, ob es das richtige war. Zum einem habe ich nicht so eine starke intrinsische Motivation wie andere, ich möchte einfach einen sicheren Job, der halbwegs gut bezahlt ist und mir ein wenig Spaß macht. Ich habe (egal welchen Beruf) einen Job nie als zentralen Lebensinhalt gesehen. Andere in meinem Jahrgang haben schon ganz spezielle Fachrichtungen im Kopf. Damit bin ich auch schon beim nächsten Knackpunkt, ich habe nichts wofür ich brenne (klar ich bin erst im 3.). Aber ich habe hier schon gründlich das Forum durchforstet und die meisten Fachrichtungen sagen mir entweder von der Tätigkeit nicht zu oder die Arbeitsbedingungen schrecken mich massivst ab. Bei dem Gedanken 50-60h zu arbeiten, ständig mit Diensten, am Wochenende/ Feiertagen quasi am Gesellschaftlichen Leben vorbei wird mir sehr mulmig. Den Stress und Umgangston im Klinikalltag kann ich mir auch kaum auf Dauer vorstellen. Ich habe mich eh immer eher (angestellt?!) in einer Praxis gesehen, aber auch hier habe ich dann wieder gelesen, wie anstrengend doch tatsächlich der Patientendurchlauf bspw. In einer Hausarztpraxis ist. Und das von Menschen, die wahrscheinlich viel Stress resistenter und weniger sensibel als ich sind. Womit ich auch zu einem weiteren Aspekt komme, der mir sorgen macht. Für mich war das Medizinstudium in den ersten beiden Semestern trotz Modellstudiengang sehr anstrengend. Der Leistungsdruck gerade im 2.. Semester durch das erste Physikumsäquivalent war enorm. Ich habe 2.5 Monate fast durchgelernt, wenn ich mal nichts gemacht habe, konnte ich auch nicht entspannen, sondern hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen. Ich habe sehr oft geweint und vor der Prüfung auch öfters Panik Attacken gehabt. Ich kann mir das nicht weitere Jahre so vorstellen :( Andere nehmen die ständige Lernerei viel besser hin. „Das gehört eben zum Medizinstudium“ „Ich habe kein Problem damit, 8h am Tag zu lernen”. Mich hat es unglücklich gemacht. Ich würde neben dem Studium
Gerne weiter Hobbys pflegen, Sport machen und Freunde öfters treffen, eigentlich wollte ich auch noch eine Sprache lernen. Klar ist das alles Organisationssache, aber nach einem langen Bib Tag habe ich gar nicht mehr die Kraft für sowas.
Andere haben auch harte Studiengänge, aber werden dann im Anschluss belohnt. Wenn höre, dass das Medizinstudium ja viel entspannter ist als der Arbeitsalltag später (und man da viel mehr Freizeit hat), dreht sich mir der Magen um.
Wahrscheinlich schütteln jetzt viele von euch den Kopf und fragen sich, wie naiv ich sein konnte oder dass ich doch einfach abbrechen und was Neues anfangen soll. Das Problem ist, ich bin jetzt 24 (werde bald 25). Wenn ich jetzt ein neues Studium anfange bin ich bestenfalls mit 28 fertig :( ziemlich spät also für viele Branchen außerhalb der Medizin. Und bei manchen Studiengängen (wie bspw Informatik) braucht man ja doch vllt 1 Semester länger. Ich habe Sorge, dass mich später keiner mehr einstellt bei meinem Lebenslauf…
Meine Eltern und Freunde und Verwandte pflichten mir alle bei, doch weiter durchzuziehen. Sie spielen vieles auch runter. Meine Eltern schwören bspw. darauf, dass ein Hausarzt doch gar nicht so viel arbeiten müsse, dass ich doch auch direkt nach dem
Studium in Teilzeit anfangen könne und doch nicht jeder Arzt so viel arbeitet (wenn ich ihnen sage, dass das eher Ausnahmen sind, meinen sie, ich würde zu pessimistisch sein). Und ja ich bin einem Alter, wo man unabhängig von den Eltern Entscheidungen treffen sollte. Aber sie haben mich bis hierher immer finanziell unterstützt. Wie gesagt ging es mir auch in der Vergangenheit psychisch öfters nicht gut und auch da waren sie immer für mich da. Es fällt mir daher sehr schwer etwas entgegen ihres Willen zu tun. Auch habe ich momentan gar kein Selbstvertrauen mehr in mich und zweifle ob ich bspw überhuapt für ein Studium geeignet bin, erst recht so ein anspruchsvolles wie Informatik, wenn ich doch schon jetzt im Modellstudiengang an meine Grenzen komme. Ich meine noch ein abgebrochenes Studium, kann ich mir dann echt nicht mehr leisten und die Abbrecherquoten sind in Informatik ja sehr hoch. Auch weiß ich nicht, wie ich ein neues Studium finanzielle stemmen soll.
Ich fühle mich momentan einfach wie ein kompletter Versager und als hätte ich mein Leben gegen die Wand gefahren. Dabei habe ich mir als frischer Abiturient damals geschworen, genau so einen Lebenslauf nicht zu haben. Ich dachte ich wäre mit Mitte 20 schon gefestigt und angekommen im Leben. Mir scheint es so, als gäbe es gar keine vernünftige Lösung mehr für mich. Manchmal
Plagen mich in letzter Zeit sogar suizidale Gedanken (keinen, denen ich weiter nachgehen, aber es fühlt sich eben alles so ausweglos an).
Ich weiß auch nicht, was ich mir von dem
Post erhoffe. Vllt Erfahrungsberichte von Menschen, die ähnlich wie ich hadern und eine passende Nische mit Medizin gefunden haben oder auch einfach objektive Eindrücke/ Ratschläge. Ich weiß, dass letztendlich ich handeln und Entscheidungen treffen muss..