PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tag 1 A27/B45 - Sjörgen-Syndrom



Unregistriert
12.04.2023, 15:23
In der Frage geht um die Sicherung der Diagnose bei Sjörgen-Syndrom. Also Lösung wird aktuell D angegeben " Schirmer-Test am Auge", wobei B laut Ärzteblatt "Speichedrüsenbiopsie aus der Unterlippe" wenn ich er richtig verstehe eine höher Wertigkeit hat

"Die höchste Spezifität haben darunter die Anti-Ro/SSA-Antikörper und eine pathologische Lippendrüsenbiopsie, sodass diese auch die höchste Wertigkeit unter den Kriterien erhalten."

https://www.aerzteblatt.de/archiv/188635/Diagnostik-und-Therapie-des-Sjoegren-Syndroms

Was meint ihr?

LeonK97
12.04.2023, 15:27
Hallo an alle,

bei der Frage zur Diagnostik des Sjögren-Syndroms steht als vorläufige Antwort aktuell "Schirmer-Test" fest. Das haben die Meisten (mich eingeschlossen) angekreuzt. Nun fällt mir aber etwas auf:
Es wird ja gefragt "Durch welche Untersuchung lässt es sich sichern?"

Amboss nennt den Schirmer Test als konsiliarische Untersuchung.
Histologisch wird da auch "Biopsie aus der inneren Lippenschleimhaut (oder vergrößerter Speicheldrüse)" genannt. So kommt eventuell auch wieder "Speicheldrüsenbiopsie aus der Unterlippe" in Frage. Auch wenn die Formulierung (.. eine Speicheldrüse IN der Unterlippe..?!) negativ auffällt..

Die Diagnose lässt sich doch aber mit dem Schirmer-Test eigentlich nicht SICHERN, oder?

Ist die Frage damit nicht etwas merkwürdig?

Weiterhin maximale Erfolge in den nächsten Tagen und viele Grüße aus München!

Unregistriert
12.04.2023, 15:29
Sehe ich ganz genauso.
Schirmer-Test kann die Diagnose ja nicht wirklich SICHERN, eine Biopsie schon.

Unregistriert
12.04.2023, 15:38
Klassifikationskriterien des Sjögren-Syndroms des American College of Rheumatology:

Nachweis von Antikörpern gegen SS-A (Ro) und/oder SS-B (La) oder Nachweis von Rheumafaktor und ANA-Titer ≥1:320
Biopsie aus Speicheldrüsen der Unterlippe mit einem Score von mindestens 1 Focus/4 mm2
Keratoconjunctivitis sicca mit einem Score der Hornhautfärbung (Vitalfärbung nach Bengalrosa) von mindestens 3
Mindestens 2 der 3 Befunde müssen vorliegen

Unregistriert
12.04.2023, 15:40
rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/sjoegren-syndrom#c13106 schreibt:
"Um der Krankheit auf die Spur zu kommen, kann der Arzt zunächst durch Funktionstests prüfen, ob zu wenig Speichel- oder Tränenflüssigkeit vorhanden ist. Dazu prüft er mit einem Lackmuspapierstreifen im Bindehautsack des Auges, ob sich das Papier anfärbt, nur dann ist Tränenflüssigkeit vorhanden (Schirmer-Test). Mithilfe einer Mullkompresse, auf der der Patient zwei Minuten lang kaut und die vorher und hinterher, wenn sie mit Speichel vollgesogen ist, gewogen wird, klärt er, ob der Mund außergewöhnlich trocken ist (Saxon-Test).

Mithilfe von bildgebenden Verfahren (Ultraschall, Szintigraphie, Sialographie, Kernspintomographie) kann der Arzt die Speicheldrüsen ebenfalls untersuchen. Ergibt sich ein Verdacht, entnimmt der HNO-Arzt nach einer örtlichen Betäubung durch eine Lippenbiopsie kleine Speicheldrüsen, die unter dem Mikroskop analysiert werden. So lässt sich das Sjögren-Syndrom beweisen oder ausschließen."

Ich lese den letzten Abschnitt so, dass die Biopsie das endgültige Ergebniss ist.

Unregistriert
12.04.2023, 15:42
das wäre vielleicht eine anfechtbare Frage...denn wo genau gibt es eine Speicheldrüse IN der Unterlippe?

daniel.1989
12.04.2023, 15:50
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1628-9031?device=mobile&innerWidth=980&offsetWidth=980

RomanDLG
12.04.2023, 15:59
das wäre vielleicht eine anfechtbare Frage...denn wo genau gibt es eine Speicheldrüse IN der Unterlippe?

Wenn Leute Quellen liefern, bei den ausdrücklich die Biopsie dieser Drüsen als diagnostische Option genannt wird, macht es eher keinen Sinn, die Existenz der Drüsen zu bezweifeln...

Unregistriert
13.04.2023, 07:01
https://flexikon.doccheck.com/de/ACR/EULAR-Klassifikation_des_Sjögren-Syndroms
Auf DocCheck gibt es eine Tabelle, dort hat der Schirmer Test einen Punkt und die Biopsie 3 Punkte.
„Die
ACR/EULAR-Klassifikationskriterien
für das Sjögren-Syndrom (2016) sind in der folgenden Tabelle angegeben. Eine Diagnose kann bei einer Punktzahl von ≥ 4 Punkten und mindestens einer mit "Ja" beantworteten Frage gestellt werden.“
Allerdings würde damit die Biopsie zwar mehr Punkte geben aber alleine zur Diagnosestellung auch nicht ausreichen so wie ich das sehe. Ich denke die Frage ist anfechtbar, da sowohl der Schirmer Test als auch die Biopsie Schritte in der Diagnostik sind aber nicht alleine die Diagnose sichern.

je1337
15.04.2023, 13:11
Wie schon meine Vorredner korrekt angeführt haben: Eine Speicheldrüsenbiopsie sichert die Diagnose. Ein Schirmer-Test am Auge ist nur als diagnostischer Baustein/Hinweis zu sehen. Dazu aus einem aktuellen Artikel der Deutschen Rheuma-Liga zum Sjögren:

„Leider wird die Diagnose eines S. meist erst mit mehrjähriger Verzögerung gestellt, weil die fast immer frühzeitig vorhandenen Symptome Augen- und Mundtrockenheit oft im Frühstadium dem Arzt nicht berichtet oder von diesem nicht richtig gedeutet werden. Neben den typischen klinischen Befunden (siehe links) ist zunächst mit einfachen Funktionstests eine mangelhafte Tränen bzw. Speichelproduktion nachweisbar. Genaue Untersuchungen der Speicheldrüsen mittels bildgebender Verfahren mit Kontrastmittel (Szintigraphie, Sialographie, Kernspintomographie) oder mittels Ultraschall führen dann zur Verdachtsdiagnose, eine Probeentnahme aus der Lippeninnenseite mit mikroskopischer Untersuchung von Drüsengewebe schließlich meist zum Beweis (oder Ausschluss).“

je1337
15.04.2023, 17:48
--> habe ein entsprechendes IMPP-Kommentar verfasst und gesendet:

Auflage, Tag, Heftnummer: B, 1, 45
Art der Kommentierung: Inhaltlich
Darstellung:
Aktuell wird Antwort „D) Schirmer-Test am Auge“ als richtig gewertet.
Mein Kommentar: Der Schirmer-Test am Auge kann die Diagnose nicht sichern bzw. nicht in einem höheren Maß als es eine Speicheldrüsenbiopsie (Anwort B)) vermag . Somit ist Antwort B) und nicht A) als richtig zu werten.
Begründung:
Um diese Aussage zu untermauern zitiere ich einen aktuellen Artikel der Deutschen Rheuma Liga zum Thema Sjögren-Syndrom:
„Leider wird die Diagnose eines S. meist erst mit mehrjähriger Verzögerung gestellt, weil die fast immer frühzeitig vorhandenen Symptome Augen- und Mundtrockenheit oft im Frühstadium dem Arzt nicht berichtet oder von diesem nicht richtig gedeutet werden. Neben den typischen klinischen Befunden (siehe links) ist zunächst mit einfachen Funktionstests eine mangelhafte Tränen bzw. Speichelproduktion nachweisbar. Genaue Untersuchungen der Speicheldrüsen mittels bildgebender Verfahren mit Kontrastmittel (Szintigraphie, Sialographie, Kernspintomographie) oder mittels Ultraschall führen dann zur Verdachtsdiagnose, eine Probeentnahme aus der Lippeninnenseite mit mikroskopischer Untersuchung von Drüsengewebe schließlich meist zum Beweis (oder Ausschluss).“ --> Der Schirmer-Test gibt einen HINWEIS, die Biopsie führt zum BEWEIS.

Ein Artikel im Deutschen Ärzteblatt (Stefanski 2017, Diagnostik und Therapie des Sjögren-Syndroms) führt in einem Punktesystem (Diagnose gilt als gesichert bei >=4 Punkten) unter anderem folgende Klassifikationskriterien für das Sjögren-Syndrom an.

- Histologie aus Biopsie von 3-5 kleinen Speicheldrüsen der Unterlippe (mit Nachweis von fokaler lymphozytärer Sialadenitis) - 3 PUNKTE
- Pathologischer Schirmer-Test - 1 PUNKT

Daraus ist ersichtlich, dass die Speicheldrüsenbiopsie für sich genommen (neben dem Nachweis spezifischer Antikörper [Anti-Ro/SSA]) am ehesten die Diagnose des Sjögren-Syndroms sichert (3 PUNKTE).

Aus den angeführten Punkten muss für die Frage die Antwort B (Speicheldrüsenbiopsie aus der Unterlippe) als korrekt gewertet werden, da sie am zutreffensten ist.


Literatur:
- Deutsche Rheuma Liga, 5. Auflage 2018, Sjögren-Syndrom: https://www.rheuma-liga.de/fileadmin/public/main_domain/Dokumente/Mediencenter/Publikationen/Merkblaetter/1.11_Sjoegren_Syndrom.pdf

- Stefanski 2017, Diagnostik und Therapie des Sjögren-Syndroms, Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 354-61; DOI: 10.3238/arztebl.2017.0354

Feuerblick
15.04.2023, 17:50
Dir ist schon klar, dass es dem IMPP ziemlich egal ist, was gerade „als richtig gewertet“ wird? Solange die Frage eindeutig zu lösen ist (und das ist sie), ist Anfechten absolut sinnlos. Weil das IMPP vermutlich eben genau deiner Meinung ist und die Schilddrüsenbiopsie als richtig ansieht. :-nix