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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie viel" fachfremde" Arbeit ohne Konsil?



Neurobawü
19.05.2023, 20:38
Guten Tag,
Ich befinde mich in der Facharztausbildung zum Neurologen, habe davor aber 1 Jahr Kardio angefangen und auch mein PJ in der Inneren größtenteils in der Kardio/ Gastro abgeleistet. Habe auch meine Intensivzeit gehabt und dort regelmäßig TTEs/ Sonos gemacht.Im Arbeitsalltag auf der Neuro trifft man ja auch oftmals auf Patienten mit vielen internistischen Vor- bzw Begleiterkrankungen.Da kommen die Internisten also des Öfteren zum Konsil.Es gibt aber auch Situationen( plötzlicher starker Schmerz im Unterbauch, Synkope die Neurologisch läuft aber doch über Brustschmerz klagt etc), in denen man nicht so schnell einen Internisten bekommt bzw nicht unbedingt ein Konsil anmelden will, die Kollegen haben ja auch genug zu tun.Rein fachlich beherrsche ich durch meine Zeit in der Kardio sicherlich das grobe Handwerkszeug der Kardiologie- will heißen, TTE machen, EKG auswerten. Und auch Sono- Abdomen hab ich zig mal im PJ/ auf ITS gemacht, natürlich kann ich das nicht so gut wie der Gastro- oder Kardio- Kollege, aber sicherlich zumindest gut genug, um ganz akute Notfälle zu erkennen? Macht man sowas dann tatsächlich erstmal selbst und bei auffälligem Befund informiert man den Internisten?

freak1
19.05.2023, 20:53
Die Konsilleistungen sind halt FA-Niveau und sichern dich ab. Wenn du was übersiehst, stehst du hinterher dafür auch grade. Ich würds nicht machen bzw. das Konsil trotzdem stellen, damit es sich danach nochmal einer mit FA-Status anguckt.

DA1994
20.05.2023, 00:35
In welcher Klinik werden denn Notfallkonsile im Dienst durch Fachärzte erbracht?

freak1
20.05.2023, 08:23
Auf den Konsilen steht immer auch ein FA mit drauf der haftet. Ob der sich die Patienten selber anschaut oder ob er der Einschätzung des Vordergrundes vertraut entscheidet er selbst.

alphamethyldopa
20.05.2023, 08:57
Neurobawü, ich würde in deinem Fall das machen, was du gut kannst, vorausgesetzt du bist sicher im Handeln und Pat toleriert das. Ich würde alles gut dokumentierten, und dann Rücksprache halten - mit eigenem OA und den betreffenden Abteilungen. Offiziel als Konsil ist sicher nicht verkehrt aber inoffiziell ist auch mal nützlich (zB "Mach ein Digitoxin Spiegel und sag mir Bescheid"). Daraus kann ein offizieles Konsil später werden. Meine Erfahrung ist, dass sich der Konsiliarius eh freut, dass da jemand mitgedacht und vorbereitet hat.

Für schwerwiegende Sachen wie zB Pat grenzwertig, soll man eine komplikationsträchtige Prozedur durchführen oder nicht, da würde ich zwingend und großzügig Konsile einfordern.

Schokoflocke
24.05.2023, 17:30
In welcher Klinik werden denn Notfallkonsile im Dienst durch Fachärzte erbracht?

Bei uns (Uni in BaWü): IMMER in relevanten Fächern. Bei uns sind Fachärzte aller kritischen Abteilungen jederzeit im Haus (Innere, Neuro, Chirurgie, Gyn, etc.) und die müssen die Konsile machen. Ein Dermakonsil bekommt man vielleicht nicht im Dienst, brauchte ich aber auch noch nie :P

Haffi
25.05.2023, 18:50
Kommt immer auf die Hauskultur an. Bin damals mit allgemeinmedizinischer Vorerfahrung in die Innere gegangen und hab mir direkt ein paar Ansagen in den Frühbesprechungen eingefahren, nachdem ich u.a. eine Patientin nach nächtlichem Sturz auf Station selbst genäht und ihre Fibulafraktur selbst diagnostiziert und nicht um 2 Uhr nachts dem Unfallchirurgen vorgestellt hatte.

davo
25.05.2023, 18:56
Naja gut, das ist ein extremes Beispiel... das erlaubt die Hauskultur wahrscheinlich nirgendwo :-p

Stuntman Mike
26.05.2023, 10:13
Naja gut, das ist ein extremes Beispiel... das erlaubt die Hauskultur wahrscheinlich nirgendwo :-p
Hm, also ganz ehrlich, bei einer nicht-dislozierten Fibulafraktur würde ich jetzt auch nicht den Chirurg aus dem Bett klingeln. Wenn ich weiß, dass er wach ist, kann man ja mal Bescheid geben, aber was würde der anderes machen, als erstmal ruhigzustellen? Der Rest kann tagsüber geklärt werden. Auch eine Platzwunde darf selbstverständlich jeder Arzt nähen, wenn er es sich zutraut und der Patient einverstanden ist…

Heerestorte
26.05.2023, 12:05
Also ich weiß bis heute auch nicht, wieso ich mal von einer jungen Internistin Morgens um 4:45 für eine(!) Einzelknopfnaht geweckt wurde... Das sollte jeder beherrschen, finde ich. Vor allem frisch aus dem Studium/PJ kann man das ja in der Regel noch.

Feuerblick
26.05.2023, 12:35
Also frisch aus dem PJ hätte ich keine einzige Naht setzen können. Habe ich da schlicht nicht gelernt. :-nix

freak1
26.05.2023, 12:46
Also ich weiß bis heute auch nicht, wieso ich mal von einer jungen Internistin Morgens um 4:45 für eine(!) Einzelknopfnaht geweckt wurde... Das sollte jeder beherrschen, finde ich. Vor allem frisch aus dem Studium/PJ kann man das ja in der Regel noch.

Chirurgen die mir als Radiologe beim Drainage annähen zugucken müssen, sind häufig kurz vor dem Nervenzusammenbruch. ;-)

Choranaptyxis
27.05.2023, 17:16
Ich hab das im PJ auch nur bedingt bis nicht gelernt, aber nicht im Chirurgie-Teil. Da habe ich in der ZNA keine einzige Wunde versorgt und im OP keine 5 Trokar-Zugänge zugemacht, weil "ich mache es lieber schnell selbst", "oh, der Patient ist schon wach, das muss zügig gehen" usw. In der Handchirurgie habe ich zwar Einzelknopfnähte gemacht, aber eben im OP mit Regionaler, nie selbst mal Lidocain o.ä. s.c. vorher gegeben. Und die 3 Intrakutannähte in der Gyn waren toll, aber nie den Anfang selbst gesetzt.
Das ist ja das tolle. Im Pj fragt man und fragt, aber es ist nie Zeit, und als frischer Assi soll man es dann urplötzlich können. Na danke.

nie
27.05.2023, 17:23
Chirurgen die mir als Radiologe beim Drainage annähen zugucken müssen, sind häufig kurz vor dem Nervenzusammenbruch. ;-)

Chirurgen, die mir beim ZVK annähen zugucken, sind irgendwie auch immer irgendwie unentspannt ;-)

Hab im PJ auch keine 5 Nähte gemacht und das ist halt auch schon wieder fast 5 Jahre her. Katheter bekomme ich schon irgendwie fest aber ich würde jetzt nicht empfehlen, sich von mir eine Wunde nähen zu lassen…

Lava
27.05.2023, 20:28
Man kann Wunden auch kleben. Gerade im Kopfbereich. Das können meist auch die Schwestern in der Notaufnahme sehr gut ;-)
Ich beschwere mich nicht, wenn ich eine Wunde konsiliarisch versorgen soll. Man guckt sich ja auch den Rest des Patienten an, ob er vielleicht doch noch andere Verletzungen hat.
Was mich gerade nervt, sind die Borderliner hier. Da ist eine dabei, die sich mit den Zähnen die Fäden wieder aufknabbert. Da fühlt man sich dann echt verarscht.

][truba][
27.05.2023, 20:59
Tacker

Miss_H
27.05.2023, 22:10
Man kann Wunden auch kleben. Gerade im Kopfbereich. Das können meist auch die Schwestern in der Notaufnahme sehr gut ;-)
Dann warst du noch nie in einem Haus mit einer engagierten HNO ;-) Klebeverbot im Gesichtsbereich. Nähen mit max. 5-0 und Fadenzug nach 7 Tagen trotz resobierbarem Material empfohlen.


Was mich gerade nervt, sind die Borderliner hier. Da ist eine dabei, die sich mit den Zähnen die Fäden wieder aufknabbert. Da fühlt man sich dann echt verarscht.

[truba][;2261280']Tacker
Hat bei uns eine UCHlerin auch gemacht. Die eine Borderlinerin wollte daher nicht mehr zu dieser Kollegin.

anignu
28.05.2023, 01:54
Chirurgen die mir als Radiologe beim Drainage annähen zugucken müssen, sind häufig kurz vor dem Nervenzusammenbruch. ;-)
Ja. Ich dreh mich dann meist weg. Ist aber auch so wenn Anästhesisten oder Internisten einen ZVK/Shaldon annähen. Da kannst nicht zuschauen.

Man kann Wunden auch kleben. Gerade im Kopfbereich.
Korrekt. Wenn man weiß dass man das kann und darf. Viel zu viele Leute haben einfach gar keine Ahnung von Wundversorgung. Aber das ist ok. Solange sie sich nicht beschweren wenn ich wegen irgendwelchem Müll anruf.