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fr0202
22.05.2023, 14:13
Hallo,
ich fange ab August als Assistenzarzt in der Anästhesie in einer Uniklinik an und würde gerne mal für mein Monatsbudget mal fragen mit welchen zusätzlichen Einnahmen ich für Dienste in der Zukunft einrechnen kann. Das soll nicht auf den Euro- genau sein aber es gibt da sicherlich einen Richtwert mit dem was man so durchschnittlich erwarten kann.
Vielen Dank.

freak1
22.05.2023, 14:22
Kann man nicht sagen, wenn man das Dienstmodell in deinem Haus nicht kennt. Grundgehalt ist dir sicher.

GloriaSchmidt
22.05.2023, 14:25
Kommt auf das Dienstsystem an.
In einer Klinik in der ich war, gab es 24h „Bereitschaftsdienst“ mit Freizeitausgleich für 80€. Also so gut wie nix pro Monat extra.
In einer Tarifklinik in der ich war mit Schichtsystem für 12h am Wochenende so knapp 400€, unter der Woche 0€ mit Freizeitausgleich, oder Nachtdienst 8h mit Freizeitausgleich für Minusstunden 😂
Gibt auch Kliniken ohne Schicht, ohne Freizeitausgleich mit mega vielen Diensten und viel Geld.

alphamethyldopa
22.05.2023, 15:28
Hallo,
ich fange ab August als Assistenzarzt in der Anästhesie in einer Uniklinik an und würde gerne mal für mein Monatsbudget mal fragen mit welchen zusätzlichen Einnahmen ich für Dienste in der Zukunft einrechnen kann. Das soll nicht auf den Euro- genau sein aber es gibt da sicherlich einen Richtwert mit dem was man so durchschnittlich erwarten kann.
Vielen Dank.

Ich bekomme für meine Schichten nur Sonn- und Nachtpauschale, das kommt auf ca 300 bis 500 eur brutto im Monat, bezahlt werde ich im übrigen nach Tarifvertrag.

docdean
22.05.2023, 18:17
Schon eigenartig, dass die Kliniken unterschiedlich zahlen, obwohl wir alle mehr oder weniger den gleichen Tarifvertrag haben.

Bei mir gibts für jede Bereitschaftsstunde 30-35€, nachts und am Wochenende kommen noch ein paar Euro Zuschlag drauf. Bei einem Wochentagsdienst sind das 9 Stunden Bereitschaft (plus 8 Stunden reguläre Arbeitszeit), unterm Strich etwa 100-150€ netto. Ein 24h-Dienst am Wochenende bringt etwa 500€ netto. An anderen Häusern habe ich schon erlebt, dass für den freien Folgetag 8 Stunden vom Bereitschaftsentgelt weggerechnet werden, an meinem passiert das aber nicht.

freak1
22.05.2023, 18:50
An anderen Häusern habe ich schon erlebt, dass für den freien Folgetag 8 Stunden vom Bereitschaftsentgelt weggerechnet werden, an meinem passiert das aber nicht.

Ist an den Unis die ich kenne überall so. Da lohnt sich der Dienst in der Woche richtig. 15,5h BD, mal 0,95, minus 8,5 für den freien Folgetag... Bleiben etwas über 6h zur Bezahlung. Generierst auch gerne mal Minusstunden, die dann mit deinen Überstunden verrechnet werden.

Ich glaube Leute mit IGM Tarifvertrag würden lachend vom Stuhl fallen, wenn ihnen so ein System vorgeschlagen wird.

JJ*
22.05.2023, 18:59
Schon eigenartig, dass die Kliniken unterschiedlich zahlen, obwohl wir alle mehr oder weniger den gleichen Tarifvertrag haben.
Hängt halt davon ab, ob Dienste ausgezahlt oder in in Freizeit ausgeglichen werden.

JohnossonJoe
22.05.2023, 21:07
Bei uns gibt's für Nachtdienste (kein Bereitschaftsdienst!) ca. 65 EUR unter der Woche, etwas mehr am WE.
Tagdienste am Wochenende Samstag 0,64 E pro Stunde extra :-(( :-keks (was nichtmal die Brötchenkosten für die Pflege deckt..), Sonntagsdienste sind mit ca. 140 EUR aber ganz gut.

Also insg. so ca. 300-400 EUR extra bei ca. 4x ND und 1-2 Wochenenden pro Monat.

PS Alles ca. Netto-Beträge

anignu
22.05.2023, 21:31
Schon eigenartig, dass die Kliniken unterschiedlich zahlen, obwohl wir alle mehr oder weniger den gleichen Tarifvertrag haben.
Schon eigenartig dass manche Leute 45h/Woche und andere 60h/Woche arbeiten. Und dann glauben manche Leute noch der Verdienst müsse gleich sein...

Und weil es zwar schon viele gesagt haben, aber eben noch nicht alle: "Der Verdienst der über das Grundgehalt hinaus geht hängt maßgeblich vom Dienstmodell ab"

Und für diejenigen die das noch nicht verstehen: man kann z.B. Montag bis Freitag im Schichtmodell verbringen. Dann sind das 8h pro Tag, null Überstunden. Oder man macht ein Modell mit 16h-Diensten. Dann kommt man oft um 16 Uhr, geht am nächsten Tag um 8 Uhr und macht damit am 2. Tag "Minusstunden" die vom Dienst ausgeglichen werden. Oder es gibt 24h-Dienste. Da muss fast immer was ausbezahlt werden, anders klappt das in der Regel nicht. Der Verdienst ist somit höher, ob man das mag ist eine andere Frage die hier aber nicht zur Debatte steht.

JohnossonJoe
22.05.2023, 21:55
Und für diejenigen die das noch nicht verstehen: man kann z.B. Montag bis Freitag im Schichtmodell verbringen. Dann sind das 8h pro Tag, null Überstunden.

Nur mal so am Rande... Schichtdienst heisst nicht gleich keine Überstunden ;) Bei uns fallen regelmäßig Überstunden an im Schichtdienst, v.a. auf Intensiv ..

][truba][
22.05.2023, 22:19
Was wohl eher durch schlechte Organisation als durch Schichtdienst kommt. Wie in den meisten Modellen. Dabei ist eher nicht die persönliche Organisation gemeint.

MellowMed
23.05.2023, 07:32
Ein paar Gedanken/Erfahrungen, die zwar offtopic sind aber vielleicht nützlich für den threadersteller:

Meine anfängliche "Freude" über das mehr an netto durch Überstunden/Dienste hat sich innerhalb von 1-2 Jahren komplett gelegt. Mittlerweile würde ich gerne auf jeden dieser euros verzichten.

Ein Grund ist auch dass in unserem tarifwerk die Überstundenzuschläge bzw nachtdienst/feiertagszuschläge im Vergleich zu anderen Branchen sehr sehr schlecht sind. Hinzu kommt schnell spitzensteuersatz (bei Überstundenzuschlägen). Ein Müllwerker der 70h die Woche arbeitet kommt auch auf 4000 netto am Ende des Monats!

Entscheidend ist einzig und allein der Stundenlohn. Eine Tatsache die insbesondere viele Mediziner meiner Beobachtung nach nicht verstehen oder verdrängen...

Will sagen: freu dich über Zulagen und freu dich noch mehr wenn du wenig bekommst ;)

Swiffer
23.05.2023, 17:52
"Entscheidend ist einzig und allein der Stundenlohn. Eine Tatsache die insbesondere viele Mediziner meiner Beobachtung nach nicht verstehen oder verdrängen..."

Oh so wahr.... manchmal fühle ich mich mit dieser Ansicht alleine auf weiter Flur, schön zu lesen, dass es doch noch ein paar kühl rechnende Köpfe unter den Medizinern da draußen gibt!

Mr. Pink online
23.05.2023, 17:57
Um auf den Eingangspost zurückzukommen:
Lass dich nicht von den vielen Posts hier verwirren, denn am Ende arbeiten fast alle unter dem gleichen oder ähnlichen Tarifen. An der Uni ist das für dich der TVÄ TdL. Wenn du weißt, wie du an deinem neuen Arbeitsplatz arbeitest, dann kannst du dir ziemlich genau ausrechnen was du dafür bekommst. Dank digitaler Zeiterfassung ist es in den meisten Fällen im Nachhinein inzwischen auch gut nachvollziehbar. Du bekommst grundsätzlich für Nacht-, Feiertags- und Sonntagsarbeit und auch Überstunden Zuschläge die IMMER ausbezahlt werden müssen, das sind aber Peanuts. Die interessanten Zuverdienstmöglichkeiten bestehen bei Ableistung von Bereitschaftsdiensten in hoher Bereitschaftsdienststufe oder auch Überstunden, die voll ausbezahlt und NICHT in Freizeitausgleich ausgeglichen werden. Das ist leider das Dilemma an unserem Job, dass du theoretisch viel zuverdienen kannst, dann aber auch entsprechend mehr arbeitest und die Freizeit leidet. Mir ist es das nicht mehr wert.
An der Uni hast du häufig die Masche, dass du deine Dienste und Überstunden nicht voll ausbezahlt bekommst, sondern nur die Zuschläge ausbezahlt werden (wie schon gesagt, dass sind Peanuts) und mehrerbrachte Arbeitszeit wird auf dem Papier als FZA ausgeglichen. Den FZA siehst du dann aber in der Realität nie.

Nilani
24.05.2023, 09:11
Ein paar Gedanken/Erfahrungen, die zwar offtopic sind aber vielleicht nützlich für den threadersteller:

Entscheidend ist einzig und allein der Stundenlohn. Eine Tatsache die insbesondere viele Mediziner meiner Beobachtung nach nicht verstehen oder verdrängen...



Ich bekomme laut meiner Gehaltsabrechnung 17.48 pro Stunde im Bereitschaftsdienst :-wow
Welcher Handwerker, Schlüsseldienst o.ä. hilft einem nachts für dieses Geld aus der Patsche?

FirebirdUSA
24.05.2023, 14:54
Ich bekomme laut meiner Gehaltsabrechnung 17.48 pro Stunde im Bereitschaftsdienst :-wow
Welcher Handwerker, Schlüsseldienst o.ä. hilft einem nachts für dieses Geld aus der Patsche?
Dann frag mal den Angestellten vom Schlüsseldienst wieviel er davon bekommt... der Vergleich hinkt... unabhängig davon sind die Zuschläge im Gesundheitswesen für Nacht/WE Arbeit generell ein Witz

dkt88
24.05.2023, 16:59
Ich bekomme laut meiner Gehaltsabrechnung 17.48 pro Stunde im Bereitschaftsdienst :-wow
Welcher Handwerker, Schlüsseldienst o.ä. hilft einem nachts für dieses Geld aus der Patsche?


Das ist wenig. Wiviel Prozent deines Brutto Stundenlohns sind das? 60%?

Denke damit ist dein BD wahrscheinlich nur Stufe 1 eingruppiert und ihr solltet (hoffentlich) nachts bzw Wochenends im BD entsprechend wenig arbeiten.

<25% wäre das zb bei Helios

Bussard
24.05.2023, 17:34
An der Uni hast du häufig die Masche, dass du deine Dienste und Überstunden nicht voll ausbezahlt bekommst, sondern nur die Zuschläge ausbezahlt werden (wie schon gesagt, dass sind Peanuts) und mehrerbrachte Arbeitszeit wird auf dem Papier als FZA ausgeglichen. Den FZA siehst du dann aber in der Realität nie.

Da möchte ich mal kurz einhaken und nachfragen, wie das genau abläuft. Ich meine, die Überstunden sind ja dann dokumentiert und verfallen nicht. Ich kannte bislang nur die "Masche", dass Überstunden gar nicht erst erfasst werden.

FirebirdUSA
25.05.2023, 07:42
Da möchte ich mal kurz einhaken und nachfragen, wie das genau abläuft. Ich meine, die Überstunden sind ja dann dokumentiert und verfallen nicht. Ich kannte bislang nur die "Masche", dass Überstunden gar nicht erst erfasst werden.

Also ein Teil verschwindet in den FZA am Tag nach dem Dienst, d.h. die Arbeitszeit wird mit deinen regulären 42h verrechnet. Dann ist es aber auch so, dass Zuschläge sofort ausbezahlt werden, Überstunden aber erst zeitversetzt da nach Tarifvertrag eben 3 Monate zum FZA möglich sind. Was bis dahin nicht gebnutzt wurde wird dann ausbezahlt. Effektiv also 4 Monate nach der Generierung. Dadurch ist es extrem unübersichtlich und es hält sich häufig das Gerücht die würden verschwinden. In allen Abrechnungen die bisher für Kollegen geprüft habe war es aber korrekt... ob das überall so ist kann ich aber nicht sagen. Unverändert sind die Zuschläge gerade für Nachtdienst ein Witz um vgl zu dem was es für einen körperlich bedeutet imho.

Bussard
25.05.2023, 14:09
Also ein Teil verschwindet in den FZA am Tag nach dem Dienst, d.h. die Arbeitszeit wird mit deinen regulären 42h verrechnet. Dann ist es aber auch so, dass Zuschläge sofort ausbezahlt werden, Überstunden aber erst zeitversetzt da nach Tarifvertrag eben 3 Monate zum FZA möglich sind. Was bis dahin nicht gebnutzt wurde wird dann ausbezahlt. Effektiv also 4 Monate nach der Generierung. Dadurch ist es extrem unübersichtlich und es hält sich häufig das Gerücht die würden verschwinden. In allen Abrechnungen die bisher für Kollegen geprüft habe war es aber korrekt... ob das überall so ist kann ich aber nicht sagen. Unverändert sind die Zuschläge gerade für Nachtdienst ein Witz um vgl zu dem was es für einen körperlich bedeutet imho.

Vielen Dank für die Erläuterung! So klingt das für mich nachvollziehbar. Ich hatte es bei Mr. Pink online so verstanden, als würden dokumentierte Überstunden unter den Tisch gefallen lassen werden. Aber wie du es schreibst, im Zweifel lassen sich die Abrechnungen ja überprüfen. Wobei ich auch einige Kollegen kenne, denen das und die genauere Auseinandersetzung mit den Inhalten des Arbeits-/Tarifvertrags zu aufwändig ist...