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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hautsache - der Derma-Thread



Zweizinker
24.05.2023, 06:32
Hi zusammen, ich fand es wäre einfach mal an der Zeit, auch für die Dermatologen und Dermatologinnen und diejenigen, die sich für das Fach interessieren, hier einen Thread zu eröffnen.
Denn das Fach ist ja nicht nur aufgrund der ganzen verschiedenen Diagnosen so vielfältig (laber, laber, laber...), sondern auch aufgrund der vielen verschiedenen Möglichkeiten, sich zu spezialisieren und die eigene Arbeit zu gestalten.

Ich selbst bin WBA in einer Praxis mit großem Laser-Schwerpunkt und bereue es in keinster Weise, habe jedoch vorher nicht großartig woanders hospitiert und mich bisher auch noch nicht wirklich mit anderen auf Kongressen o.ä. unterhalten können, möchte aber schon ganz gerne wissen, wie es im Vergleich bei anderen läuft.

Daher finde ich, dass das hier eine gute Möglichkeit wäre, sich über gewisse Aspekte der Weiterbildung auszutauschen. Vielleicht kann das ja auch dazu beitragen, die Weiterbildungsqualität noch weiter zu verbessern.

Was mir z.B. immer wieder "unter den Nägeln brennt" (so, das war jetzt hoffentlich der letzte schlechte Wortwitz in diesem Thread...):
- OPs: was/wie viele pro Woche dürft ihr so machen? Was wird bei euch gemacht, was schickt ihr weiter? Wie sind die OPs in die Sprechstunde integriert gibt es feste op-Tage/Nachmittage oder werden die OPs einfach zwischen den normalen Terminen eingetragen?
- Wie viel Zeit habt ihr pro Patient?
- Gehalt: mehr/weniger als Tarif? Gibt es vielleicht sogar variable Komponenten?
Für einen besseren Vergleich könnt ihr vielleicht ja noch angeben, in welchem Jahr ihr seid, Praxisgröße (FÄ/AÄ), Inhaber oder MVZ/Investor-geführt...

Zweizinker
02.06.2023, 19:53
Ist hier keiner aus ner Praxis? :-?

necrobiosislipoidica
03.06.2023, 21:12
Hallo,
ich gebe mal einen kurzen Einblick, wie es bei mir ist.

Bin WBA im 5.Jahr, vorher 3,5 Jahre Klinik. Sehr große inhabergeführte Praxis (FA/AÄ ~10x) in Großstadt.

1) Alle 2 Wochen operiere ich an einem gesonderten Tag ca. 25 Patienten, Indikation und Aufklärung erfolgten dabei in meiner Sprechstunde, eher typische ambulante kleine Eingriffe.
2) Sprechzeiten mit typischer hoher Taktung (ungefähr 5-10min pro Patient), dazwischen noch Pat. ohne Termin
3) Gehalt unter aktuellen VKA Tarif, zusätzlich aber mit IGEL-Anteil, bei hoher Igel-(Verkaufs-)Leistung gute Vergütung bei 34h/Woche

Das Gesamtpaket ist für mich bisher besser als vorher stationär. Werde auch nach dem FA ambulant weiterarbeiten :-)

Hast du eigentlich in der Praxis angefangen?
LG

Zweizinker
04.06.2023, 09:58
Hi, vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Ich selbst habe tatsächlich in der Praxis angefangen, zuvor aber ein Fremdjahr in der Chirurgie gemacht. Da ich währenddessen für mich selbst rausgefunden hatte, dass ich definitiv langfristig ambulant arbeiten möchte (hatte vorher nach dem PJ noch kurzzeitig an Ortho gedacht :D ), wollte ich ganz bewusst erstmal für mich ausprobieren, wie es in einer Derma-Praxis ist.

Aber auf jeden Fall sehr interessant, wie unterschiedlich die Dinge in Praxen (ähnlicher Größe!) organisiert sein können, zum Vergleich bei mir:
1) Wir haben OP-Nachmittage, die OPs werden aber zufällig zugeteilt, d.h. man operiert nicht unbedingt die Patienten aus der eigenen Sprechstunde.
Wenn das bei euch aber wirklich nur alle 2 Wochen stattfindet, sind die Patienten überhaupt so flexibel dass sie sich genau an dem Tag frei nehmen können oder führt das häufiger zu Problemen?

2) ähnlich... ;D

3) Bei uns gibt's KV-Förderung, die wird dann, so wie es sein soll, in gleicher Höhe an uns ausgezahlt. Variable Komponenten gibt es nicht.
Wie hoch ist denn die Igel-Beteiligung bei euch? Gibt's die nur für Ästhetik/Laser etc. oder auch für präventive Leistungen wie Fotofinder?

Hoffe es kommen noch mehr solche Posts, sowas schafft wirklich Transparenz.

Zweizinker
05.06.2023, 11:31
Noch ne doofe Nachfrage: ist 34h bei euch Vollzeit, oder arbeitest du Teilzeit? D.h. ist das Gehalt nur absolut gesehen oder auch pro Stunde geringer als Tarif?
LG

necrobiosislipoidica
05.06.2023, 19:35
Noch ne doofe Nachfrage: ist 34h bei euch Vollzeit, oder arbeitest du Teilzeit? D.h. ist das Gehalt nur absolut gesehen oder auch pro Stunde geringer als Tarif?
LG

Im Arbeitsvertrag und später im Weiterbildungszeugnis steht Vollzeit / 40h, wegen Anerkennung für die Weiterbildungsordnung. Aber effektiv sind es 34h wöchentlich und generell keine Überstunden. Stündlich ist das schon besser als vorher stationär/Tarif.

Wir kriegen auch keine Förderung. Die Chefin bezahlt alles aus eigener Tasche, entsprechende Leistung erbringen aber alle.
Zu Igel schreibe ich vllt. später was, kann schon ein netter variabler Teil sein, wenn man einen gewissen Patientenstamm aufgebaut hat...

Zweizinker
06.06.2023, 11:12
Zu Igel schreibe ich vllt. später was, kann schon ein netter variabler Teil sein, wenn man einen gewissen Patientenstamm aufgebaut hat...

Klar, wenn man gewisse Dinge beherrscht kann das schon von Vorteil sein. Musst ja nicht ins Detail gehen, oder aber als PN...


Im Arbeitsvertrag und später im Weiterbildungszeugnis steht Vollzeit / 40h, wegen Anerkennung für die Weiterbildungsordnung. Aber effektiv sind es 34h wöchentlich und generell keine Überstunden. Stündlich ist das schon besser als vorher stationär/Tarif.

Wir kriegen auch keine Förderung. Die Chefin bezahlt alles aus eigener Tasche, entsprechende Leistung erbringen aber alle.

Da sieht man auch wieder wie unterschiedlich das sein kann. Bei uns, wie gesagt, Gehalt=KV-Förderung, wir gehen auch pünktlich heim, aber die Wochenarbeitszeit ist laut Vertrag >40h.

apnoe23
27.06.2023, 21:59
Mal eine Frage an die Dermatologen hier ... Überlege den Weg in die Derma einzuschlagen. Habe jetzt ein halbes Anästhesie und bald ein halbes Jahr Innere hinter mir.
Welchen Einstieg könnt ihr empfehlen? Klinikum? Praxis?
Könnte man die gesamte Weiterbildung in einer Praxis absolvieren? Wäre das sinnvoll?
Was verdient man als FA in einer eigenen Praxis?

Vielen Dank für die Antworten!

necrobiosislipoidica
28.06.2023, 20:07
Mal eine Frage an die Dermatologen hier ... Überlege den Weg in die Derma einzuschlagen. Habe jetzt ein halbes Anästhesie und bald ein halbes Jahr Innere hinter mir.
Welchen Einstieg könnt ihr empfehlen? Klinikum? Praxis?
Könnte man die gesamte Weiterbildung in einer Praxis absolvieren? Wäre das sinnvoll?
Was verdient man als FA in einer eigenen Praxis?

Vielen Dank für die Antworten!

1)
Die erste Stelle in der Dermapraxis sehe ich nicht als besten Weg. Das war früher für viele aber notwendig um überhaupt einen Fuß in die Tür zu bekommen. Die Klinikzeit (30 Monate) war damals der absolute Flaschenhals und die Klinikchefs konnten/können sich deswegen auch wie absolutistische Herrscher aufführen.

Nach neuer WBO kannst du die komplette Weiterbildung ambulant absolvieren. Gibt viele große Praxen z.B. im Gebiet Westfalen-Lippe und Nordrhein, welche z. B. sogar z. T. 48-60 Monate Weiterbildungsermächtigung haben. Wenn du sonst keine Stelle sofort bekommst empfehle ich trotzdem die Stelle anzunehmen um erstmal den Einstieg zu schaffen.

Aber wie gesagt um fachlich kompetenter Dermatologie zu werden ist das imo nicht optimal. Wir haben in unserer großen Praxis z. B. einen großen Generationenwechsel und viele erfahrene FÄ und AÄ soon to be FÄ mit viel Klinikerfahrung gehen, sowie Kollegen, mit bislang nur ambulanter Erfahrung. Und man merkt schon einen Unterschied im Fachwissen/ Behandlungsqualität.

Die Klinikzeit war gefühlt für jeden ätzend. Dort muss aber jede kritische Therapieentscheidung durch einen Oberarzt supervidiert werden + Visiten. Und dann geht es irgendwann als Belohnung in die Ambulanzen, wo in manchen Kliniken (Nicht-Uni-KH-Ermächtigte) jeder Patient in Punkto Diagnostik und Therapie mit einem erfahrenen Oberarzt/Chefarzt durchgesprochen werden musste. Dort habe ich am meisten gelernt. Du bekommst da auch die komplizierten Fälle der ambulanten Kollege zugewiesen und damit später ein gutes Gespür, wann man Patienten einweist.

In der Praxis haben die meisten Teilhaber nicht die Zeit für fachliche Rücksprache/Weiterbildung. Operativ gehts ambulant auch leider auch nur um Geschwindigkeit. Hatte aber auch stationär großes Glück und konnte vorher eine große OP-Rotation (2 von 4 Jahren stat.) absolvieren.

2)
Wieviel ein Inhaber verdient? Siehe auch Statistiken, hängt wieder natürlich davon ab viele Stunden/Patienten du bereit bist zu arbeiten.

Deine Entscheidung kann ich aber nur beglückwünschen. Fachlich und von der Bandbreite (konservativ, OP, Ästhetik, Phlebo, Dermatoonko) unterschätzt und mit vielfältigen Patientengut: Z. B. vom Kind mit Molluscen und Dornwarzen, dann im nächsten Moment den 85-jährigen Greis mit Plattenepithel-CA an der Stirn und um dann anschließend die 45-jährige Geschäftsfrau zu beraten, welche der alternden Haut ästhetisch etwas gutes tun möchte. Ich bereue keine Sekunde Derma gewählt zu haben. :-)

Wenn du weitere Fragen hast, dann auch gerne per PM.

Liebe Grüße

Interfect
08.07.2023, 23:47
Ich hoffe mal, das ist der richtige Thread für die Frage.
Mich würde interessieren, mit welchem Profil die Dermatologen (fertige und werdende) hier ihre Weiterbildungsstelle (insb. an Unikliniken) bekommen haben und was abgesehen vom üblichen (Famulaturen, PJ, fachnahe Doktorarbeit) sich da positiv für die Chancen auswirken könnte, gerade weil eine Doktorarbeit in der Dermatologie für mich leider nicht mehr in Frage kommt.

Liebe Grüße