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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Weiterbildung Thoraxchirurgie



Mdn
31.05.2023, 18:29
Hallo zusammen,

Ich überlege schon seit längerem eine Facharztausbildung in der Thoraxchirurgie anzufangen. Vielleicht gibt es hier im Forum ja Kollegen, die bereits Erfahrungen in der TCH gesammelt haben und mir einige Fragen beantworten können:

1) Ist die Facharztausbildung in den vorgesehenen sechs Jahren zu schaffen oder muss man wie in der HCH oder NCH eine verlängerte Ausbildungszeit annehmen? Übernimmt man früh Teilschritte der OPs oder gehen mehrere Jahre mit OP-Assistenzen ins Land?

2) Wie sind die Arbeitsbedingungen in der TCH und vor allem das Dienstgeschäft? Ich hatte bisher den Eindruck, dass es sich zum Großteil um elektive Eingriffe handelt und daher perspektivisch als Facharzt/Oberarzt nicht jede Nacht im OP verbracht wird.

3) Gibt es vllt Empfehlungen, in welchen Kliniken eine gute Weiterbildungsstruktur etabliert ist?

Vielen Dank im Voraus und beste Grüße

anignu
31.05.2023, 22:24
Hallo zusammen,

Ich überlege schon seit längerem eine Facharztausbildung in der Thoraxchirurgie anzufangen. Vielleicht gibt es hier im Forum ja Kollegen, die bereits Erfahrungen in der TCH gesammelt haben und mir einige Fragen beantworten können:

1) Ist die Facharztausbildung in den vorgesehenen sechs Jahren zu schaffen oder muss man wie in der HCH oder NCH eine verlängerte Ausbildungszeit annehmen? Übernimmt man früh Teilschritte der OPs oder gehen mehrere Jahre mit OP-Assistenzen ins Land?

2) Wie sind die Arbeitsbedingungen in der TCH und vor allem das Dienstgeschäft? Ich hatte bisher den Eindruck, dass es sich zum Großteil um elektive Eingriffe handelt und daher perspektivisch als Facharzt/Oberarzt nicht jede Nacht im OP verbracht wird.

3) Gibt es vllt Empfehlungen, in welchen Kliniken eine gute Weiterbildungsstruktur etabliert ist?

Vielen Dank im Voraus und beste Grüße
Prinzipiell: ich mach eine andere chirurgische Fachrichtung, kenn aber genug Thoraxchirurgen.

zu 1: meiner Meinung nach schon. Zumindest diejenigen die ich kenne haben es geschafft. Nicht unbedingt nur in einem Haus, aber mit Wechsel haben sie es in der Zeit geschafft. Auf der anderen Seite muss man auch sagen, selbst wenn man bissl länger braucht und dafür viel lernt/kann, das hilft einem mehr als wenn man formal nen Facharzt hat aber nix kann...
zu 2: unsere Thoraxchirurgen arbeiten deutlich deutlich weniger als Gefäßchirurgie und Gefäß weniger als Viszeral oder Unfall. Auch viele Pleuraempyeme entwickeln sich nicht über Nacht und können im Tagesprogramm gemacht werden, Thoraxdrainage als Notfalleingriff bekommt der Vordergrund meist auch hin. Und selbst wenn man ein Pleuraempyem mal nachts VATSen muss, dann sind die Eingriffe deutlich kürzer als die klassischen nächtlichen Gefäßeingriffe oder Ileus oder Magenperforation oder andere Perforation oder oder oder... und alles andere sind elektive Eingriffe.

So zumindest meine Erfahrungen. Ich hoffe aber auf weitere Meldungen.

DA1994
31.05.2023, 23:30
Ich arbeite in einem großen Thoraxzentrum (wenn auch internistisch). Thoraxchirurgie als direkten Einstieg machen nur wenige, fast alle Assistenten hier sind in fortgeschrittener chirurgischer Weiterbildung oder sogar Fachärzte, insbesondere für Visceralchirurgie. Zumindest hier ist der handson-Teil groß, Routineeingriffe wie Pleuraempyemdestruktionen werden regelhaft durch Assistenten als 1. Operateur gemacht. Allerdings werden die größeren OPs zunehmend robotorassistiert durchgeführt, das ist natürlich in ausgewählten Händen. Prinzipiell sind aber alle dort sehr zufrieden.

Notfalleingriffe in der Nacht sind die Ausnahme, in der Regel septische Pleuraempyeme von extern, seltener Blutungen/Hämatothorax, gelegentlich halt Stich- und Schusswunden. In aller Regel als Hintergrund ein ruhiges Leben mit wenigen Anrufen, Reinkommen fast nie. Im Vordergrund auf Assistentenebene gibt es einen gemeinsamen Dienst für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurgie und Thoraxchirurgie, der ist eher so mittelentspannt.
Grundsätzlich ein sehr elektives Fach und deutlich breiter aufgestellt als die reinen Rundherdresektionen und Pleurodesen, die man so in kleineren Häusern sieht (bei uns z.B. viel septische Chirurgie, seltene angeborene Fehlbildungen, Angiosarkome der Aorta mit HLM etc.)
Nach 16 Uhr sieht man eigentlich niemanden von den ToChis noch im Haus ;-)