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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Info-Quellen über Krankenhäuser: Digitalisierung, Bewertungen, Arzt/Pat-Ratio, ...



svonn
27.06.2023, 06:47
Hallo zusammen!

Könnt ihr mir Seiten / Foren / Informationsquellen empfehlen, die Informationen über Kliniken sammeln, z.B. den Stand der Digitialisierung, Bewertungen von Mitarbeitern, wieviele Patienten pro Arzt geplant werden, etc.?

Als Kontext:

Meine Frau (AÄ innere) bewegt sich in ihrer aktuellen Arbeitsstelle mit rasanter Geschwindigkeit auf ein Burnout / Depression zu, nachdem sie über Wochen hinweg teilweise ohne OÄ-Beratung für >40 Patienten sorgen muss, während zur Visite nur ein Manager kommt, der sagt dass die Verweildauer zu lang ist und sie auffordert doch am Sonntag auch noch unbezahlt zu kommen um ein paar Entlassungen zu machen. Ich könnte jetzt noch Aufsätze darüber schreiben wie kaputt die komplette Klinik ist, aber ich denke es sollte bereits klar sein, dass eine Alternative her muss.

Da ich als Informatiker den Luxus habe von überall arbeiten zu können, wollen wir im Prinzip Deutschland-weit eine alternative Arbeitsstelle für sie finden. Das Problem ist natürlich: Deutschland ist doch recht groß und es gibt viele Kliniken. Um einen Eindruck von einer Klinik zu bekommen, wird man vermutlich nicht um's Hospitieren herum kommen. Realistisch gesehen muss man aber natürlich vorher schon die Kandidatenliste massiv herunterkürzen. Aus diesem Grund möchte ich anhand von groben Infos vom Stand der Digitalisierung, Erfahrungsberichten etc. zumindest schonmal eine Vorauswahl treffen. Es scheint ja Erhebungen wie beim DigitalRadar zu geben, dort finde ich allerdings nur einen sehr allgemein gehaltenen Zwischenbericht.

Habt ihr da Empfehlungen für mich?

Vielen Dank und liebe Grüße
Svonn

abcd
27.06.2023, 18:19
Hier gibt es etwas allerdings ziemlich neu und erst im Aufbau:
https://bewertung-mbbw.de/start

davo
28.06.2023, 12:32
Digitalisierung kann, wenn sie schlecht umgesetzt ist, auch ein enormer Klotz am Bein sein und enormen zusätzlichen Arbeitsaufwand verursachen. Per se ist Digitalisierung deshalb IMHO nichts, was die ärztliche Tätigkeit im Krankenhaus angenehmer macht.

Ich würde mich da eher auf Mundpropaganda verlassen. Zum Beispiel darauf, welche Leute auf Kongressen oder Fortbildungen positiv über ihre Abteilung berichten.

svonn
28.06.2023, 13:26
Das ist natürlich völlig richtig - wobei ich bei "Digitalisierung" in diesem Kontext auch keine Erwartungen habe, nachdem in der aktuellen Klinik auf geradezu absure Weise technische Fortschritt verleugnet wird. Aber so ein paar Basics wären natürlich schön, so etwas wie: Elektronische Arbeitszeit-Erfassung, simple Mobilfunkgeräte zumindest für OÄ (in der Klinik gerade gibt es nur ein Festnetztelefon pro Haus), Erstellung von Dienstplänen die mit automatischen Regeln auf Sinnhaftigkeit / Legalität geprüft werden, einfach Dinge die schon vor etwa 20 Jahren möglich gewesen sind.
Auch sowas wie Tablets + sinnvolle Templates für Arztbriefe und elektronische Patientenakte sind auch nicht gerade Hexenwerk.

Falls ich sonst keine gute Quelle finde, wo sowas systematisch erfasst wird, probiere ich vielleicht mal eine Sentiment Analysis in Foren wie hier, vielleicht kann man so schon mal eine Liste von Kandidaten erstellen.

Nilani
28.06.2023, 15:15
Also ich arbeite in einer Rehaklinik, aber wir diktieren noch mit Kassetten, digital soll seit 2009 eingeführt werden. Immerhin bekommen wir ab Juli jetzt ein DECT-Telefon, bisher gab es extra Diensthandy, wobei ich nicht weiß, was damit jetzt passiert. Dienstpläne wurden bei mir in sämtlichen Häusern per Excel-Liste zum Eintragen oder (in einer chir. Klinik) per Zuruf verteilt. , Vorentwurf wurde rumgeschickt und dann wurde irgendwann ein endgültiger Plan draus. Digital und automatische Regeln hab ich diesbezüglich in bisher 4 Kliniken (2 Akut, 2 Reha) noch nie was gehört. Elektronische Arbeitszeiterfassung sollte tatsächlich, spätestens demnächst, Standard sein, aber das sagt ja noch nichts über die Belastung aus. Ich hatte das bisher in genau 1 Klinik, gut, da gab es auch die meisten Überstunden, aber bis auf zwischenzeitliche Ermahnung und Erinnerung, dass eine Abteilung immer wieder die Zeiten überschreitet, ist nichts passiert. Immerhin wurde es minutengenau aufgezeichnet, aber das war es auch.
Letzten Endes ist Innere gerade ganz furchtbar und da hilft wohl tatsächlich nur Zähne zusammenbeißen, Grenzen setzen und diese einhalten, was sicher nicht immer klappt und vor allem nicht einfach ist, und ansonsten wirklich Rumhören und hospitieren. Letzten Endes geht und fällt es mit dem Personal, da wo man PJ gemacht hat und alles super war, kann es 1 Jahr später durch Fluktuation ganz anders aussehen. Von daher finde ich das recht schwer, irgendwo digital zu erfassen.

abcd
28.06.2023, 20:14
Wir sind eigentlich gut ausgestattet. Jeder hat einen Schreibtisch mit zwei Monitoren, Spracherkennung, digitale Akte, Dect-Telefon. Elektronische Arbeitszeiterfassung.

So ein Dienstool zum Erstellen eines Planes würde ich mir auch wünschen...

nie
28.06.2023, 21:56
Verrückt, hier machen wir uns alle immer darüber lustig, dass sich die Klinikleitung
sich Digitalisierung auf die Fahnen schreibt und wir und gar nicht digital fühlen. Aber im Vergleich zu dem, was ich hier lese, sind wir ja wirklich durch und durch digital. Hier läuft wirklich alles elektronisch, es gibt gar keine Patientenakten auf Papier mehr. Jeder Arzt hat ein DECT-Telefon und nicht nur Ärzte sondern auch viele Pflegekräfte, MFAs, MTAs, Sekretärinnen, Study nurses, Sozialdienst usw. Wir haben Briefschreibeprogramme, in dem auch die Standartbriefe unserer Klinik hinterlegt sind. Fast alle Schreibtische haben zwei Monitore, es gibt mobile PCs für die Visite, elektronische Arbeitszeiterfassung… nur von dem Dienstplantool träume ich auch noch.

Endoplasmatisches Reticulum
28.06.2023, 21:58
Was fehlt dir denn noch an Digitalität?

davo
29.06.2023, 15:01
Das ist natürlich völlig richtig - wobei ich bei "Digitalisierung" in diesem Kontext auch keine Erwartungen habe, nachdem in der aktuellen Klinik auf geradezu absure Weise technische Fortschritt verleugnet wird. Aber so ein paar Basics wären natürlich schön, so etwas wie: Elektronische Arbeitszeit-Erfassung, simple Mobilfunkgeräte zumindest für OÄ (in der Klinik gerade gibt es nur ein Festnetztelefon pro Haus), Erstellung von Dienstplänen die mit automatischen Regeln auf Sinnhaftigkeit / Legalität geprüft werden, einfach Dinge die schon vor etwa 20 Jahren möglich gewesen sind.
Auch sowas wie Tablets + sinnvolle Templates für Arztbriefe und elektronische Patientenakte sind auch nicht gerade Hexenwerk.

Falls ich sonst keine gute Quelle finde, wo sowas systematisch erfasst wird, probiere ich vielleicht mal eine Sentiment Analysis in Foren wie hier, vielleicht kann man so schon mal eine Liste von Kandidaten erstellen.

Selbst wenn es so eine Datenquelle gäbe, würde ich sie nicht benutzen, um zu entscheiden, wo ich als Arzt arbeiten will. Ich sage es noch einmal: Andere Faktoren sind entscheidend, um zu wissen, ob die Arbeitsbedingungen für Ärzte in einer Abteilung gut sind oder nicht. Und auch die Auswahl der Kriterien sollte natürlich deine Frau selbst treffen, nicht du.

svonn
29.06.2023, 15:34
Danke für die Einblicke!

svonn
29.06.2023, 15:49
Verrückt, hier machen wir uns alle immer darüber lustig, dass sich die Klinikleitung
sich Digitalisierung auf die Fahnen schreibt und wir und gar nicht digital fühlen. Aber im Vergleich zu dem, was ich hier lese, sind wir ja wirklich durch und durch digital. Hier läuft wirklich alles elektronisch, es gibt gar keine Patientenakten auf Papier mehr. Jeder Arzt hat ein DECT-Telefon und nicht nur Ärzte sondern auch viele Pflegekräfte, MFAs, MTAs, Sekretärinnen, Study nurses, Sozialdienst usw. Wir haben Briefschreibeprogramme, in dem auch die Standartbriefe unserer Klinik hinterlegt sind. Fast alle Schreibtische haben zwei Monitore, es gibt mobile PCs für die Visite, elektronische Arbeitszeiterfassung… nur von dem Dienstplantool träume ich auch noch.


Wir sind eigentlich gut ausgestattet. Jeder hat einen Schreibtisch mit zwei Monitoren, Spracherkennung, digitale Akte, Dect-Telefon. Elektronische Arbeitszeiterfassung.

So ein Dienstool zum Erstellen eines Planes würde ich mir auch wünschen...

Das klingt Traumhaft im Vergleich! Bei meiner Recherche zum Dienstplan-Thema bin ich auf diverse Tools gestoßen - es gibt natürlich diverse schicke Bezahlservices, aber auch (zugegeben nicht einfach zu bediendende) Tools wie hier von Google direkt:
https://developers.google.com/optimization/scheduling/employee_scheduling?hl=de

Ich würde einfach mal die These in den Raum stellen, dass eine Klinik durchaus eine Menge Geld sparen kann, wenn sie einfach einen Werkstudenten-Job an eine Uni mit Info-Fakultät gibt, damit da einer ein fertiges Programm daraus bastelt.


Selbst wenn es so eine Datenquelle gäbe, würde ich sie nicht benutzen, um zu entscheiden, wo ich als Arzt arbeiten will. Ich sage es noch einmal: Andere Faktoren sind entscheidend, um zu wissen, ob die Arbeitsbedingungen für Ärzte in einer Abteilung gut sind oder nicht. Und auch die Auswahl der Kriterien sollte natürlich deine Frau selbst treffen, nicht du.

Für die endgültige Entscheidung ist das natürlich 100% richtig. Nichtsdestotrotz, wenn theoretisch jeden Klinik in Deutschland in Frage kommt, dann muss man basierend auf irgendwelchen Kriterien zunächst eine Auswahl treffen. Ihre Wünsche hat sie mir mitgeteilt (wenigstens Diensthandies, elektronsiche Arbeitszeiterfassung, legale Dienstpläne, weniger Patienten pro Arzt, ...), das heißt meine einzige Möglichkeit, sie dabei zu unterstüzten, ist die nicht passenden Klinik vorher rauszufiltern.

anignu
01.07.2023, 00:04
Aber so ein paar Basics wären natürlich schön, so etwas wie: Elektronische Arbeitszeit-Erfassung, simple Mobilfunkgeräte zumindest für OÄ (in der Klinik gerade gibt es nur ein Festnetztelefon pro Haus), Erstellung von Dienstplänen die mit automatischen Regeln auf Sinnhaftigkeit / Legalität geprüft werden

Auch sowas wie Tablets + sinnvolle Templates für Arztbriefe und elektronische Patientenakte sind auch nicht gerade Hexenwerk.
Elektronische Arbeitszeiterfassung: ist super, ist easy, passt. Stimme ich zu, sollte verpflichtend sein.
Sinnvolle Dienstpläne ebenfalls.
Tablets: wofür? Damit man mobil schnell nebenbei noch irgendeinen Schwachsinn machen kann? In schlechter Übersicht?

Ich mach den Schmarrn ja schon ein paar Minuten und kann sagen:
Lasst das mit den Tablets. Wichtiger ist ein Arztzimmer in dem man seine Ruhe hat. Damit man auch mal ungestört mehrere Minuten am Stück arbeiten kann. Arztbriefsachen kann man sich selbst helfen mit Textbausteinen, alles kein Hexenwerk. Wichtig ist dass man auch mal zur Ruhe kommen kann um einfach mal systematisch bei allen Patienten die Laborwerte durchzuschauen etc. Ohne ständige Störungen.
Und zum Thema DECT-Telefone: ich würde mir wünschen dass sie wieder abgeschafft werden. In meinen ersten beiden Kliniken gab es Piepser. Und die wurden in der Umkleide zum OP an der Kleidung gelassen. Es gab also vollkommen ungestörte OPs. Und im absoluten Notfall gab es dafür entsprechende Leute draußen und wenn es wirklich so wichtig war hat man sich eingeschleust und das mit dem OA besprochen. Das war aber so viel Aufwand dass man sich sehr gut überlegt hat ob man nicht bis zum nächsten Treffen eh warten konnte... Heutzutage wird ständig wegen jedem noch so kleinen Schwachsinn jeder angerufen. Ständig läutet das DECT und tatsächlich wären 90% der Anrufe sinnlos. "Wir hätten da mal eine Frage zu einem Patienten, haben da auch schon eben ein Konsil eingegeben" - "Ich steh grad im OP" - "Ja, ist nicht so wichtig, steht eh ein Konsil drin" - "Dann schau ich mir das Konsil nach der OP an" ... usw... Und für Assistenzärzte ist es nicht besser. Ständig wird man angerufen wegen jedem Schmarrn... Die DECT-Telefone mit der ständigen Störung FÖRDERN meiner Meinung nach nur einen Burn Out.

svonn
01.07.2023, 07:08
Gibt es keinen "Do not disturb"-Modus für eure DECT-Telefone im OP? Das klingt ziemlich gefährlich. Generell heißt die Verfügbarkeit von Optionen natürlich nicht, dass sie überbenutzt werden dürfen. Man braucht klare Regeln, von wem unter welchen Bedingungen das genutzt werden darf. Klar, Ärzte haben eher nicht die Zeit, sich nebenbei mit solchem Rahmenwerk zu befassen, aber dann müssten sich die Kliniken eigentlich Gedanken machen, wie sie die Ärzte bei nicht-medizinischen Problemen entlasten können.

Das zugrundeliegende Problem kann natürlich auch anders gelöst werden, aber in der aktuellen Klinik ist es faktisch so, dass neue Assistenzärzte alleine für eine Station zuständig sind, keinen Hintergrund haben und die eigentlich Zuständigen, Oberärzte, nur alle paar Tage mal zur Visite vorbeischauen und ansonsten quasi nicht erreichbar sind, einfach weil es keine Kontaktmöglichkeiten für Notfälle gibt. Wenn man eine Klinik findet, in der es einige richtige Betreuung gibt und wo jemand auch so erreichbar ist, dann braucht man den Spaß natürlich nicht unbedingt.

Zu Tablets: Auch hier braucht man nur eine fähige IT. Man kann die Tablets durchaus so einrichten, dass da kein Quatsch läuft, der einen ablenkt. Die Vorteile davon können riesig sein. Zum Beispiel ist die Station meiner Frau in zwei Teile mit jeweils 24 Betten geteilt. Dabei passiert es oft, dass nur ein Assistenzarzt da ist, d.h. bis zu 48 Patienten. Wenn man jetzt mit einem Tablet herumlaufen kann und digital schnell den Patienten mit Anamnese und ggf. das passende Kapitel im Leitfaden anzeigen lassen kann, dann ist das einfach eine enorme Erleichterung. Klar, man kann Technik auch echt mies einsetzen und es ist ein Klotz am Bein – das liegt dann aber tendenziell entweder an unfähiger IT oder schlechter Kommunikation/Zusammenspiel mit den Leuten, die es am Ende benutzen.

Generell war meine Suche nach Informationen über die Zustände in Krankenhäusern natürlich nicht auf Digitalisierung fokussiert. Es muss natürlich das Gesamtbild stimmen. Wie es scheint, gibt es aber keine zentrale Stelle, wo sich Ärzte darüber austauschen können.

Kackbratze
01.07.2023, 07:52
Ein Tablet zu haben heisst nicht, dass man "mal eben" alles auf einen Blick hat.
PEBKAC - keiner hat was adäquates eingetragen.
Schlechtes WLan, die Datenverbindung zum Tablet bricht ständig ab.
DSGVO - man muss sich alle 2min neu einloggen
Langsame Server - wenn Verbindung, dann trotzdem langsam

Dementsprechend muss man in unserem Digitalisierungswunderland mal die Kirche im Dorf lassen.

Eine zentrale Stelle um Herauszufinden wie gut eine Abteilung ist, ist der Anzeigenteil im Ärzteblatt. Wenn die gleiche Stelle 2-3x hintereinander auftaucht, ist sie meist schlecht.
...und Bewertungsportale sind ja nur so gut, wie die Daten die eingetragen wurden. Steigbügel und Co sind ja alle im Datennirwana verschwunden.

Endoplasmatisches Reticulum
01.07.2023, 08:08
Eine zentrale Stelle um Herauszufinden wie gut eine Abteilung ist, ist der Anzeigenteil im Ärzteblatt. Wenn die gleiche Stelle 2-3x hintereinander auftaucht, ist sie meist schlecht.
Am besten noch als Premium-Inserat (https://aerztestellen.aerzteblatt.de/de/arbeitgeber/produkte-online) mit fancy Sternchen! Bei den Preisen und der sonst üblichen Konzernknauserei muss die Not schon wirklich groß sein, oder der Bewerbermangel, oder beides.

Tramaldol
02.07.2023, 09:56
Digitalisierung und das deutsche Gesundheitswesen. Hier hat man seit 20 Jahren extrem viel verschlafen und jetzt gibt es kleine Fortschritte, aber trotzdem meckern alle.

Arztbrief aus anderem Krankenhaus oder Arztpraxis: In der Regel per FAX
CT/MRT/Rö-Bilder aus anderen Krankenhaus: Wenn sie an die Tele-Rad angeschlossen sind und es eine Kooperation gibt, dann geht es manchmal fix. Sonst nervige Datenschutzeinverständniserklärung erst faxen^^. Oder immer noch häufig per DVD per Post.
Der Gelbe Schein/Rezepte: Zwar jetzt digital, wird aber dann von der Anmeldung bei uns ausgedruckt, ebenso Rezepte^^
Anmeldebogen und Anamnese durch die Anmeldung: in der Regel noch analog, dann Anlage einer Patientenakte mit den händisch eingetragenen Daten, dann muss man das händisch in den PC eintippen^^. Es gibt aber Praxen, die inzwischen mit Tablets die Anamnese und allgemein Daten erfassen.

Problem sind auch definitiv "alte" Kollegen 60+, die sagen: Ich möchte eine Papierakte, wenn ich den Patienten sehe, jedes Mal im PC alles nachschauen ist möchte ich nicht. So kommen Doppelstrukturen zusammen: Also alles digital und alles oder vieles auch ausgedruckt analog.

FirebirdUSA
02.07.2023, 11:02
Wobei das mit der Einverständniserklärung nix mit Digitalisierung sondern mit DSVGO zu tun hat...

anignu
02.07.2023, 13:21
Man muss sich immer klar machen: Digitalisierung per se ist keine Verbesserung. Man kann mit Digitalisierung und dem Zwang viel viel mehr Klicks zu machen, viel mehr zu dokumentieren und zu bestätigen, unübersichtliche Akten, unlogische Strukturen etc. sehr sehr viel kaputt machen. Man könnte auch viel erreichen.

Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen: welche Informatiker arbeiten im Krankenhaus? Die Besten der Besten? Oder diejenigen die in der freien Wirtschaft (wo man deutlich mehr verdient) keinen Platz gefunden haben? Just saying...

Ich bin meist extrem enttäuscht von Digitalisierungsprojekten in Krankenhäusern. Viele laufen so ab dass man als Betroffener (ich bin Key-User, sitze als Vertreter der Ärzte in solchen Gremien etc.) halt seine Meinung sagt und klar stellt wie man sich eine Verbesserung und Erleichterung vorstellt und dann heißt es "zu teuer". Und dann läuft es auf schlecht digital abgebildete Halbkopien der bereits bestehenden Papierform raus.

Und zum Thema "do not disturb"-Modus: das Problem mit der dauernden Erreichbarkeit ist auch dass erwartet wird dass man dauernd erreichbar ist. Und wehe man ist mal nicht erreichbar. Wehe das Telefon geht mal nicht. Dann gibt es gleich eine riesige Aufregung wie das sein kann man wäre ja da, wieso man nicht erreichbar wäre. Und selbst wenn man am OP-Tisch steht gibt es genug Leute (incl. Chirurgen selbst!) die nicht verstehen dass man grad nicht sprechen kann. Ist halt wie man die Kultur von oben her einführt. Wenn der Chef glaub er wäre unentbehrlich und müsse dauernd wegen allem gefragt werden und die anderen müssten dauernd fragen, auch die Oberärzte, dann entsteht halt sowas.
Mit Piepsern hat man sich früher halt sehr genau überlegt ob man überhaupt fragen musste oder ob man das Problem nicht selbst lösen konnte, weil es einfach so lang gedauert hat bis man sein gegenüber am Telefon hatte. Wenn heutzutage ein junger Assistent Kurvenvisite macht und bei jedem zweiten Patient nachfrägt... dann gibt es spätestens beim dritten Anruf eine Ansage er möge gefälligst erst die Kurvenvisite fertig machen und dann für alle Patienten gemeinsam einmal anrufen. Da tun sich aufgrund der Dauerverfügbarkeit teils Abgründe auf die Wahnsinn sind. Und genau diese Dauerverfügbarkeit ist ein Problem. Als Oberarzt kann man das noch ein wenig steuern indem man die Pflege + Sozialdienst eher an den Stationsarzt verweist und den Stationsärzten klar macht dass sie Anrufe sammeln sollen wenn möglich oder die Dinge klären sollen wenn man sich eh trifft bei Visite, Morgenbesprechung, Nachmittagsbesprechung etc.. Als Assistenzarzt/Stationsarzt prasselt alles auf einen ein und man hat auch da es die DECT gibt viel weniger Möglichkeiten einfach mal sauber eine Arbeit ohne Unterbrechungen fertig zu machen.
Schwierige Gespräche mit Patienten? Dauernd läutet das Telefon. Pflege will grad was von einem? Zusätzlich läutet das Telefon.
Wie gesagt: neben der hausinternen Politik/Kultur ist die Dauerverfügbarkeit per DECT meiner Meinung nach ein massiver Stressfaktor in Krankenhäusern geworden.

abcd
03.07.2023, 17:00
...usätzlich läutet das Telefon.
Wie gesagt: neben der hausinternen Politik/Kultur ist die Dauerverfügbarkeit per DECT meiner Meinung nach ein massiver Stressfaktor in Krankenhäusern geworden. .

Wenn der Vormittag ganz entspannt gelaufen ist und man erst beim Mittagessen merkt, dass das Telefon nicht funktionert/aus ist/in der Schreibtischschublade...
Ich habe das Arbeiten ohne DECT nicht kennengelernt. Ich versuche, daran zu denken bei den Visiten auf Besprechungsmodus umzustellen. Dann sieht das der interne Anrufer und kann noch mal überlegen, ob es so wichtig ist bevor es bei mir klingelt.

Kackbratze
03.07.2023, 22:35
@tramaldol

Datenschutzgrundverordnung, Gematik, Telematik-Infrastruktur, GKV, BGM, PKV, KBV, DKG

Das Alles zusammen mit weiteren Lobbygruppen, Politikern vom Schlage einer Emilia Fester (wofür stehen eigentlich die Nummern an den Türen im Bundestag?) und der endlos weisen Journaille machen die Digitalisierung im deutschen Gesundheitssystem...fast unmöglich.

Einfach mal die Vorgaben nachlesen, dann verstehst Du, warum dieser ganze Kram weiterhin auf Faxen, Anrufen und CDs basiert.
Sowie Jemand tatsächlich eine Möglichkeit findet, finden mindestens 3 andere Beteiligte eine Möglichkeit es zu blockieren, selber per Lobbyarbeit daraus Geld zu ziehen (mein Schwager hat da eine Softwarefirma) oder den Datenschutz so in den Vordergrund zu stellen, dass es entweder nicht umsetzbar, nicht nutzbar oder einfach nur teuer ist.

Bislang existieren zumeist Insellösungen (Stichwort TIM - Messenger, et al.) oder eben Systeme die entweder für Praxen oder für Kliniken sinnvoll sind, aber irgendwie nicht für Beides, oder deren MVZ oder oder oder.

Bestes Beispiel: Zwangshardware ohne Updatefunktion einfach mal bei bekanntem Sicherheitsleck neu kaufen müssen, zumindest solange, bis dann doch irgendwie über Umwege dann doch das Update kommt.
Aber bis das geklärt ist, die Niedergelassenen erstmal im Regen stehen lassen.
Oder habe ich den Fall falsch wiedergegeben?