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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neuregelung der Approbationsordnung: M1 neues Hammerexamen?



Nefazodon
30.07.2023, 18:32
Liebe Studis,

der Marburger Bund hat berichtet, dass die Pläne zur Reform der Approbationsordnung vorsehen, dass das schriftliche und mündliche M1-Examen zukünftig in einer Prüfung nach sechs Semestern stattfinden.
Das würde dann bedeuten, dass in dieser Prüfung letztlich 50% mehr Stoff abgefragt wird als bisher.

Mein Physikum ist ja nun schon länger her, aber mich würde interessieren, was ihr davon haltet?

thequeenofcells
30.07.2023, 19:02
Das kommt darauf an. Es würde bedeuten, dass alle Universitäten, dieselbe Reihenfolge der abzuprüfenden Fächer anbieten müssten, was, soweit ich weiß, jetzt nicht unbedingt so ist. Also würde diese Reform auch die Vorgabe beinhalten, wer wann welches Fach unterrichtet.
Wie soll dann die mündliche Prüfung aussehen? Die jetzige geht ja über 4 Stunden und prüft die Grundlagen, würde die neue auf mehrere Tage verteilt werden? Würden alle Fächer dazu kommen oder "nur" die großen, wie Patho, KlinChem, Pharma (???)?

So eine Reform wäre sicherlich sinnvoll, um den Stand aller Unis (außer Modellstudiengänge) anzugleichen aber natürlich nur, wenn sie ordentlich durchgeführt werden würde. Dafür müsste aber das IMPP, IMO, bereit sein, "normale" Fragen zu stellen, die das verständnis der Materie prüfen, und nicht verzwickte Details, die keiner braucht. Sonst wäre es nichts anderes als das Physikum, das, für mich, die Prüfung ist, die letztlich entscheidet, ob man dabei bleibt, oder nicht. Würde man erst nach 3 Jahren aussieben, würde es vermutlich wesentlich höhere Kosten generieren.

Gruenschnabel
31.07.2023, 02:38
der Marburger Bund hat berichtet, dass die Pläne zur Reform der Approbationsordnung vorsehen, dass das schriftliche und mündliche M1-Examen zukünftig in einer Prüfung nach sechs Semestern stattfinden.
Das würde dann bedeuten, dass in dieser Prüfung letztlich 50% mehr Stoff abgefragt wird als bisher.

Laut Referentenentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit stimmt diese Info so nicht:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/Gesetze_und_Verordnungen/GuV/A/Referentenentwurf_AEApprO.pdf

Demnach wird gemäß §80 (s. Seite 52) der schriftliche Teil wie gehabt nach 4 Semestern abgelegt.
Der mündlich-praktische Teil hingegen erst nach 6 Semestern.
Der wesentliche Unterschied liegt nun im mündlich-praktischen Teil - dort müssen 10 Stationen
durchlaufen werden (§90(2), Seite 56). Es handelt sich um
strukturierte mündliche bzw. strukturierte klinisch-praktische Prüfungen (§90(4) + §90(6)).
Die Verbesserung hier ist: Der Prüfling ist (nicht mehr) der Willkür der Prüfer ausgesetzt;
diese müssen sich an die vorgegebene Struktur halten.

Nefazodon
31.07.2023, 20:29
@Gruenschnabel: Bist Du sicher, dass das die aktuelle Version des Referentenentwurfs ist?
Kann leider an deinem Link kein Datum bzw. keine Versionsnummer oder ähnliches ausmachen.
(Bin wohl zu dumm dazu...kann man irgendwo die Metadaten von einem Onlinedokument ansehen?)

Die Meldung auf die ich mich beziehe stammt aus der aktuellen MBZ vom 14. Juli 2023.

Dort schreibt der MB unter anderem:


Neues Hammerexamen soll nach sechs Semestern kommen
Es bleibt beim Sparmodell. Und es bleibt beim neuen Hammerexamen: Der aktuelle Referentenentwurf zur Neuregelung der ärztlichen Ausbildung ist der Hammer.

Die künftige Medizinerausbildung wird kompetenzorientiert ausgerichtet.
(...)
Nach jahrzehntelangem Ringen mit den Ländern scheint man sich nun weitgehend auf die Sparversion geeinigt zu haben.
(...)
War in einem früheren Entwurf noch die Rede von 300 Millionen Euro jährliche Mehrkosten und rund 88 Millionen einmalige Kosten so sind in der weiterhin aktuellen Sparversion angeblich nur noch jährlich 177 Millionen Euro mehr fällig (die MBZ berichtete). Die Streichaktion hat Folgen:
M1 mutiert zum Hammerexamen
Der Marburger Bund hatte eigentlich den bislang vorgesehenen flexiblen Zeitpunkt der M1 Prüfung begrüßt. Die nunmehr vorliegende Version verzerrt jedoch die eigentliche Intention einer frühen Verzahnung klinischer und theoretischer Inhalte. Schriftliches wie auch mündliches M1-Examen sollen künftig nach sechs Semestern in einer Prüfung stattfinden, die dann quasi 50 Prozent mehr Stoff abfragen muss.
M3 jetzt doch ohne OSCE
Der neue Entwurf verzichtet auf OSCE-Prüfungen für den dritten Abschnitt der ärztlichen Prüfung (...).
Stattdessen ist jetzt nun noch eine strukturierte mündlich-praktische Prüfung vorgesehen. Das soll billiger sein.
(...)

Quelle: Marburger Bund Zeitung Nr.7/14. Juli 2023

Ich finde leider keine zitierbare Onlineversion der MBZ.


Vergleiche auch:


Berlin, Mai 2023 · Momentan kursiert ein Zwischenstand des weiterentwickelten Referentenentwurfs zur Neugestaltung der ärztlichen Approbationsordnung. Auch wenn es nur ein Zwischenstand ist, warnt die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) davor, diesen so weiterzuverfolgen. Die aktuellen Vorschläge würden die Bedingungen für das Studium und die Lehre im Fach Humanmedizin enorm erschweren. Auch die gewünschten finanziellen Einsparungen können mit dem aktuellen Entwurf aus Sicht der AWMF nicht erzielt werden.

Mit dem aktuellen Entwurf droht ein neues Hammerexamen nach dem 3. Studienjahr“, betont Professor Dr. Rolf-Detlef Treede, Präsident der AWMF. Die AWMF fordert, dass zumindest das schriftliche M1-Examen schon nach 4 Semestern stattfindet und es damit auch nur den Stoff von 4 Semestern prüft – und dass es nicht, wie nun plötzlich vorgesehen, nach 6 Semestern stattfindet und dann 50 Prozent mehr Stoff enthält. „Umfang und Inhalt der mündlichen Prüfung nach dem 6. Semester müssen außerdem leistbar bleiben. Der aktuelle Zwischenstand verlängert die Prüfungssituation von 4 auf 5 Stunden und erhöht die Zahl der gleichzeitig anwesenden Prüfenden von drei auf vier, darunter eine Person aus einem klinischen Fach, das bis zu diesem Zeitpunkt aber nur rudimentär gelehrt wurde.(...)

Quelle:https://www.awmf.org/service/awmf-aktuell/default-621339d7bddc2836aa3ee72e8e84d4e7-6

Nota bene: Geplant ist die Einführung wohl 2027....

davo
01.08.2023, 15:41
Der von Gruenschnabel verlinkte Referentenentwurf stammt offenbar aus dem Jahr 2020 ("Eine erste Fassung des weiterentwickelten NKLM soll im Jahr 2021 fertiggestellt werden. (...) Zudem soll der weiterentwickelte NKLM ab 2021 schrittweise in die Curricula umgesetzt werden").

Unabhängig davon: All diese Ideen wirken auf mich so als wollte man etwas ändern, hauptsächlich um sagen zu können, dass man etwas geändert hat. Solche Änderungen würden das Studium weder schwerer noch leichter, weder besser noch schlechter machen.

Und OSCEs haben für mich ohnehin nur Gimmick-Charakter. Beim M1 wären sie noch viel lächerlicher als beim M3.

Nefazodon
02.08.2023, 20:39
Okay, dann scheinen Gruenschnabels Informationen nicht aktuell zu sein. Was eigentlich schade ist, einiges im Entwurf klang besser als jetzt.
Daher wohl auch die Reaktion des MB...



Unabhängig davon: All diese Ideen wirken auf mich so als wollte man etwas ändern, hauptsächlich um sagen zu können, dass man etwas geändert hat. Solche Änderungen würden das Studium weder schwerer noch leichter, weder besser noch schlechter machen.


Wirklich? Also ich finde es würde das Physikum schon deutlich schwerer machen, wenn es 5 statt 4 Stunden dauert und noch Stoff dazu kommt....

Und ob das dann wirklich etwas an der Qualität der Ausbildung bzw. der zukünftigen Ärzte verbessert, darf man wohl bezweifeln...

cls
02.08.2023, 23:10
Ich verstehe nicht, wozu man überhaupt noch ein Physikum bräuchte. Reichen ja eigentlich die teils anspruchsvollen vorklinischen Prüfungen.

Man hätte lieber mal das gesamte Studium entschlacken sollen. Gibt so einige Praktika und Fächer, die man zeitlich reduzieren oder auf sie ganz verzichten könnte, z.B. Chemie- und Physikpraktikum. 10-11 Semester Regelstudienzeit würde schneller neue Ärzte generieren, das was ja das Hauptproblem ist.

Aber nein, da diskutieren irgendwelche "Experten" jahrelang und dann kommt dabei ein M1 2 Semester später mit mehr Inhalt raus. Wie innovativ. Mehrkosten und 0 Mehrgewinn. Die vorklinischen Fächer liegen zum Zeitpunkt der Prüfung noch weiter zurück, wenn die Reihenfolge der Fächer grob gleich bleibt.

Nefazodon
02.08.2023, 23:52
@cls:Um fair zu sein, das mit der M1-Prüfung ist nicht die einzige Änderung, nur die, die ein breites Echo ausgelöst hat, und die ich bemerkenswert fand.

Tatsächlich sollen wohl Blockpraktika im klinischen Teil gekürzt werden, wenn ich das richtig verstanden habe.
Auch da ist aber die Frage, ob das die Lehre wirklich verbessert.
Zumal die Allgemeinmedizin wohl insofern bevorzugt wird, als dass sie ein größeres Gewicht bekommt und mehr Pflichtzeiten dort zu absolvieren sind (für Kürzungen an anderen Stellen).

Edit:


Ich verstehe nicht, wozu man überhaupt noch ein Physikum bräuchte. Reichen ja eigentlich die teils anspruchsvollen vorklinischen Prüfungen.

Und das zum Beispiel sehe ich etwas anders. Die vorklinischen Prüfungen sind teilweise anspruchsvoll, keine Frage. Dennoch kocht jede Uni da ihr eigenes Süppchen und Vergleichbarkeit ist nicht gegeben.
Daher braucht es schon ein möglichst einheitliches Examen, eben ein Staatsexamen. Und die Bedingungen dafür müssen zentral vorgegeben werden, das steht für mich außer Frage.

Gruenschnabel
03.08.2023, 00:01
Ja, sorry!
Der von mir zitierte Referentenentwurf ist wohl überholt.
Ich habe erst einmal nichts davon mitbekommen, dass dem so ist.
Hatte eigentlich mit einer Umsetzung in 2025 gedacht.

Nach aktuellem Stand ist nun eine Umsetzung für 2027 geplant.
Ich hoffe, dass ich bis dahin fertig bin mit dem Studium.

Nefazodon
03.08.2023, 00:13
@Gruenschnabel: Wie gesagt, schade eigentlich. Die von dir zitierten Änderungen bezüglich einer strukturierten Prüfung wären interessant und innovativ gewesen, auch wenn man sich über den Gehalt von OSCEs sicherlich streiten kann.
Und gerade das kommt wohl nicht mehr. Stattdessen bleibt es beim alten Format mit mehr Fächern...toll.

Und ja, geplant ist die Umsetzung 2027, und alle die vorher angefangen haben werden wahrscheinlich auch im Rahmen von Übergangsfristen Bestandsschutz haben.
Insofern bist Du, und sind viele andere, bis dahin sicher fertig und es betrifft sie nicht mehr.

Dennoch, finde ich, sollte man über solche Änderungen diskutieren. Meiner Meinung nach, ist diese Änderung aus studentischer Sicht nicht gut, und schlecht für zukünftige Generationen von Studenten.

piandorable
03.08.2023, 20:16
Und das zum Beispiel sehe ich etwas anders. Die vorklinischen Prüfungen sind teilweise anspruchsvoll, keine Frage. Dennoch kocht jede Uni da ihr eigenes Süppchen und Vergleichbarkeit ist nicht gegeben.
Daher braucht es schon ein möglichst einheitliches Examen, eben ein Staatsexamen. Und die Bedingungen dafür müssen zentral vorgegeben werden, das steht für mich außer Frage.

Durch die Modellstudiengänge wird ja auch mit dem ersten Staatsexamen schon an manchen Unis ein eigenes Süppchen gekocht. Aber auch die werden Ärzte und wahrscheinlich im Durchschnitt nicht wesentlich schlechtere. Daher bleibt die Frage, welchen Sinn das Physikum heutzutage noch hat.

cls
03.08.2023, 20:33
Der Sinn ist halt wirklich fraglich, wenn man gefühlt 50-90% nicht mehr braucht. Damals dachte ich mir auch, der einzige Sinn besteht darin, die Stressresistenz und das Durchhaltevermögen zu testen.

Beim Thema Finanzen wäre auch eine Überarbeitung der Approbationsordnung nötig. Die Bezahlung des PJ ist an den BAföG-Maximalsatz gekoppelt. Völlig willkürlich anscheinend. Mir fällt kein vernünftiger Grund ein. Selbst wenn manche Kliniken z.B. ein halbes AiW Stufe 1-Gehalt zahlen wollten, sie dürfen es einfach nicht.

Nefazodon
04.08.2023, 11:35
Thema Physikum: Gerade die zunehmende Fragmentierung durch die Modellstudiengänge finde ich in dieser Beziehung nicht gut.
Ich denke, dass sowohl die Studierenden, als auch die Qualität eher von (bundesweit) einheitlichen Prüfungen profitieren, da dies die Willkür der Universitäten begrenzt.
Daher bin ich schon generell für ein Physikum, aber gegen eine Ausweitung der Stoffmenge! Eher könnte man tatsächlich fragen, inwieweit die "kleinen" Fächer (Physik, Chemie...) im schriftlichen tatsächlich noch eine Berechtigung haben.

Thema BaföG/Aufwandsentschädigung: Tatsächlich wird nicht mal überall der Bafög-Höchstsatz gezahlt....das ist schon etwas traurig.

Choranaptyxis
04.08.2023, 11:38
Thema BaföG/Aufwandsentschädigung: Tatsächlich wird nicht mal überall der Bafög-Höchstsatz gezahlt....das ist schon etwas traurig.

Das ist doch mehr die Ausnahme. Ich hatte im Schnitt um die 400-450€ und dürfte damit zumindest im Freundeskreis überdurchschnittlich gewesen sein.

thequeenofcells
04.08.2023, 11:48
Dennoch kocht jede Uni da ihr eigenes Süppchen und Vergleichbarkeit ist nicht gegeben.
Daher braucht es schon ein möglichst einheitliches Examen, eben ein Staatsexamen. Und die Bedingungen dafür müssen zentral vorgegeben werden, das steht für mich außer Frage.

Das ist grundlegend richtig. Nur es muss irgendwie eine Vereinheitlichung der Lerninhalte in der Vorklinik geben. Unsere Uni hatte alles dabei - von reinster Willkür der Prüfer in der Anatomie (von "wir sind hier in Kiel und wir schreiben die besten Bücher, also müsst ihr alles wissen, sonst steuert bitte andere Häfen an" bis hin zu "Ich habe von dem Thema selbst keine Ahnung, ich bin Biologin also tun wir so als würden wir prüfen"), über sinnvolle Physiologieveranstaltungen bis hin zu witzigen Klausuren, die zu 100 Prozent aus Altfragen bestanden. Was es nicht gab, war eine gute Vorbereitung auf die Physikumsinhalte, denn, wie du sagst - jede Uni bastelt ihr eigenes Ding, sodass ich bei der Vorbereitung auf das Physikum das gefühl hatte, nicht zwingend die Inhalte ordentlich vermittelt bekommen zu haben.