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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Facharzt Laboratoriumsmedizin - stationäre Patientenversorgung - worauf ist zu achten



pbo
19.08.2023, 12:28
Hallo ihr Lieben,

aktuell befinde ich mich noch im PJ und habe vor, danach die Weiterbildung in der Laboratoriumsmedizin zu wagen. Kurz zu meinem Hintergrund: Ich habe bereits im Studium gemerkt, dass ich mich sehr für die klinisch-theoretischen Fächer interessiere und zwar auch den Umgang mit Patienten liebe, aber mit der "harten Praxis" eher Probleme habe. Das fing schon an mit Blut abnehmen, Braunülen legen, Haken halten in Famulaturen und zog sich sogar bis jetzt ins PJ. Eigentlich sollte Übung den Meister machen, aber an mir scheint selbst die beste Übung da eher abzuprallen :-) Und wenn ich jetzt den Arbeitsalltag in der Inneren und der Chirurgie sehe, bin ich doch eher abgeschreckt als verleitet zu sagen: "Hey, das ist genau meins."

Im Grunde genommen stört mich das aber nicht, da ich halt schon recht früh entdeckt habe, dass es für mich eher theoretisch bleibt. Bei einer kurzen Hospitation kam ich dann zu dem Entschluss, dass es höchstwahrscheinlich das Labor und die Bürokratie sein wird, die mich reizt.

Nun bin ich leider total unerfahren, wie genau die Weiterbildungszeit dann genau abläuft. Also d.h. schon, dass ich mich mit der WBO meines Bundeslandes auseinandergesetzt habe. Aber dennoch sind ein paar Fragen offen geblieben: Hier muss man ein Jahr in der stationären Patientenversorgung verbringen (also nicht unbedingt Innere oder Pädiatrie) und ich habe die Chance gleich nach dem Examen in in einer orthopädischen Reha anzufangen, wo ich bereits einmal Famu gemacht habe und wo es mir von den Arbeitsabläufen ganz gut gefiel, auch wenn Ortho nicht primär mein Lieblingsthema ist. Aber die Work-Life-Balance sollte stimmen und das ist mir tatsächlich relativ wichtig, auch wenn ich mich primär vor Arbeit nicht scheue.

Nun gibt es dort in der Reha natürlich auch einen Weiterbildungsbefugten für die Ortho, aber ich verstehe nicht ganz, ob das für die Anrechnung in der Laboratoriumsmedizin geht. Ich kenne von allen Assis aus Famu und PJ nur, dass diese direkt in ein ausgeklügeltes Rotationsprogramm der jeweiligen Klinik gerutscht sind, in meinem Fall würde ich mir ja das Programm so ein bisschen selbst zusammenstellen. Und da wollte ich fragen, ob das überhaupt so möglich ist. Könnte ich mir wirklich jeden stationären Part der Patientenversorgung auf die geforderten 12 Monate anrechnen lassen oder gibt es da irgendwelche Einschränkungen, die ich gerade noch übersehe?

Schon einmal vielen Dank an Euch alle und ein schönes sonniges Wochenende.

oechsle
19.08.2023, 14:23
Ich befinde mich genau in dieser Situation. Möchte ebenfalls später in der Labormedizin bzw. evtl. Mibi oder Transfusionsmedizin. Du musst dir den Wortlaut der jeweils gültigen Weiterbildungsordnung für Labormedizin genau durchlesen. Wenn es heißt "stationäre Petientenverfügung" dann sollte eine Reha auf jeden Fall dafür zählen. Ich arbeite aktuell in einer Akutgeriatrie, ohne Notaufnahme. Mir wurde von meiner zuständigen Ärztekammer gesagt, dass ich dann nur ein Arbeitszeugnis über das abgeleistete Jahr und eine Kopie des Arbeitsvertrags einreichen muss. Je nach Weiterbildungsordnung könnte da aber evtl. auch "stationäre Akutversorgung" stehen. Da zählen dann Reha und Akutgeriatrie, meines Wissens, nicht.

oechsle
19.08.2023, 14:27
Hier auch nochmal zwei Passagen aus der Weiterbildungsordnung Rheinland-Pfalz:

(2) Stationärer Bereich sind Einrichtungen, in denen Patientinnen oder Patienten Tag und Nacht durchgängig ärztlich betreut werden wie Haupt- und Belegabteilungen der Akutkrankenhäuser oder Rehabilitationskliniken.

(5) Gebiete der unmittelbaren Patientenversorgung sind: Allgemeinmedizin, Anästhesiologie, Arbeitsmedizin, Augenheilkunde, Chirurgie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Humangenetik, Innere Medizin, Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie, Neurochirurgie, Neurologie, Nuklearmedizin, Öffentliches Gesundheitswesen, Phoniatrie und Pädaudiologie, Physikalische und Rehabilitative Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Radiologie, Strahlentherapie, Transfusionsmedizin und Urologie.

däne
19.08.2023, 18:18
Das Jahr in der "stationären Patientenversorgung" kann in Akut- oder Rehakliniken abgeleistet werden, wenn in deiner WBO keine Innere oder Pädiatrie mehr gefordert ist, geht natürlich auch orthopädische Reha. Hauptsache im Weiterbildungszeugnis steht "stationär".

Als Laborarzt kann ich aber empfehlen, beim klinischen Jahr nicht unbedingt den Weg des geringsten Widerstandes zu wählen, sondern schon ein Fach mit Laborbezug. Ich habe vor meinem Wechsel in die Labormedizin über 2 Jahre Innere gemacht und im Labor sehr von der klinischen Erfahrung profitiert, bspw. bei der Beratung der Einsender. Und ich würde empfehlen, das klinische Jahr möglichst am Anfang der Weiterbildung zu machen.

mbs
19.08.2023, 22:28
Was man dabei gern überliest, ist der Unterschied zwischen "stationäre Versorgung" und "stationäre Akutversorgung". Manchmal wird akut gefordert, manchmal nicht.

Dr.Optimus
20.08.2023, 08:53
Das Jahr in der "stationären Patientenversorgung" kann in Akut- oder Rehakliniken abgeleistet werden, wenn in deiner WBO keine Innere oder Pädiatrie mehr gefordert ist, geht natürlich auch orthopädische Reha. Hauptsache im Weiterbildungszeugnis steht "stationär".

Als Laborarzt kann ich aber empfehlen, beim klinischen Jahr nicht unbedingt den Weg des geringsten Widerstandes zu wählen, sondern schon ein Fach mit Laborbezug. Ich habe vor meinem Wechsel in die Labormedizin über 2 Jahre Innere gemacht und im Labor sehr von der klinischen Erfahrung profitiert, bspw. bei der Beratung der Einsender. Und ich würde empfehlen, das klinische Jahr möglichst am Anfang der Weiterbildung zu machen.

Kann ich so bestätigen und unterstützen. Ich hatte auch kurzzeitig überlegt in eine Geriatrie zu gehen, bin dann aber in ein insgesamt kleineres Haus, mit aber relativ großem Innere-Spektrum (Gastro, Gastro-Onko, Pneumo, Kardio) wo ich sowohl stationär als auch in den Dienste die Notaufnahme betreut habe. Intensives Pensum, keine Frage, aber da es ein wirklich gutes Team war (auf Assistenteneben und auch zu großen Teilen bei den OÄ), habe ich in Retrospektive viel mitnehmen können.
Ich habe jetzt den Eindruck, die Problemchen auf Station, sei es stressbedingt, kommunikationsbedingt oder strukturell, zu verstehen und kann dann möglichst passend beraten.

Außerdem dachte ich damals, Innere ist nun mal das "größte" Fach, da wird man aus dem Labor heraus am meisten Kontakt haben, also why not.

Ansonsten, wie bereits geschrieben: WBO genau lesen und im Zweifel die Zuständige AK fragen, so kann eigentlich nichts passieren :)