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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mit Ziel Labormedizin Medizinstudium beginnen?



Labor2023
17.09.2023, 10:51
Hallo,
ich interessiere mich sehr für Medizin, bin mir aber relativ sicher, dass der "normale Arztberuf" nichts für mich ist.
Ich habe mich nun wirklich ausführlich mit den Facharztrichtungen beschäftigt und vor allem viel über die Tätigkeit als Facharzt für Labormedizin (aber auch als Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen) gelesen. Beides scheint auf den ersten Blick wirklich sehr gut zu mir zu passen. Alternativ könnte ich mir auch noch Arbeitsmedizin vorstellen.

Nun ist es ja irgendwie sehr speziell, a) vor dem Studium schon so klare Vorstellungen zu haben und b) alle "normalen Fachrichtungen" fast schon auszuschließen. Deswegen bin ich etwas verunsichert, ob mein Plan wirklich "sinnvoll" ist.

Andererseits wüsste ich auch nicht, was dagegen sprechen sollte. Es ist auch nicht so, dass ich eine totale Abneigung hätte gegen die Berührungspunkte, die man im Studium und teilweise in der Weiterbildung mit den normalen Arzttätigkeiten hat. Ich denke nur, dass das auf Dauer nicht das richtige für mich wäre.

Ist der Job des Labormediziners zukunftssicher? Ich habe Meinungen dazu gelesen, nach denen es dort künftig (auch aus Kostengründen) weniger Ärzte und mehr NaWis geben könnte.

Nefazodon
17.09.2023, 11:29
Hallo Labor 2023,

Du schreibst, dass Du dich ausführlich mit den Facharztrichtungen beschäftigt hast und deswegen die Auswahl auf Labormedizin, Arbeitsmedizin und öffentliches Gesundheitswesen eingeschränkt hast.
Nur, warum es diese Fachrichtungen werden sollen bzw. wie Du dir den Arbeitsalltag vorstellst, darüber schreibst Du nichts. Kannst Du dazu etwas sagen?

Wenn Du dich wirklich damit auseinandergesetzt hast, spricht nichts dagegen mit diesen Vorstellungen ein Medizinstudium zu beginnen.
Dir sollte aber bewusst sein, dass es ein langes Studium ist mit vielen Praktika.

Dass der Job des Labormediziners so bald verschwindet glaube ich persönlich nicht. Aber es ist schwierig 11 Jahre, oder noch weiter, in die Zukunft zu sehen.

Warum möchtest Du Labormediziner werden?

Labor2023
17.09.2023, 18:32
Ich bin sehr an Medizin interessiert, aber kann mir nicht vorstellen, längere Zeit Nachtdienste zu machen und will auch eigentlich nicht den Großteil meiner Arbeitszeit unmittelbar mit Kranken zu tun haben. Ich kann mir gut vorstellen, Untersuchungen durchzuführen (Arbeitsmedizin, teilweise ÖGD), aber will eher keine "richtige hands-on-Tätigkeit".
Generell 50 Stunden/Woche und auch mal am Wochenende zu arbeiten ist für mich weniger schlimm.
Diese Kriterien scheinen die Fächer zu erfüllen, aber es ist halt schwierig, da vorher einen richtigen Einblick zu bekommen.

Bille11
17.09.2023, 19:11
Ich finde es sehr spannend, was die heutigen Studienanfänger für Wünsche und Vorstellungen haben. Es deckt sich leider nicht sehr mit der Realität des Berufslebens. Da ich zufrieden bin mit meinem Beruf und auch meinem Job, kann ich mich hier durchaus bilden darin, wie die kommenden Generationen Ärzte arbeiten wollen. Ob ihr das bekommt was ihr wollt… ich denke eher nicht!
:-kaffee

720degree
24.11.2023, 08:50
Grundsätzlich halte ich das schon für möglich.
Ein Kommilitone von mir hat ausschließlich medizin studiert, um später als Hausarzt arbeiten zu können. Er hat das von Tag 1 an gesagt & alles daran angepasst. Famulaturen, PJ, auf alles verzichtet bzw. Abgelehnt was ihm für einen Allgemeinmediziner nicht sinnvoll vorkam. Darüber hinaus war er vorher in einem ganz andern Beruf tätig, bei Start des Studiums weit über 30 & durch alle Semester hindurch unter den Top 5 % der Studenten in den Klausuren. Er wusste was er wollte & das kann nicht jeder von sich behaupten und fand das manchmal sehr engstirnig, andererseits auch bewundernswert wie klar sein Weg für ihn war.

davo
24.11.2023, 09:30
Warum soll es denn nicht möglich sein? Du hast ein klares Ziel vor Augen, das eindeutig ärztlich ist. Also why not?

Das Schöne am Medizinstudium ist nichtsdestotrotz, dass man selbst mit klarem Ziel vor Augen oft im Rahmen des Studiums noch viel interessantere Möglichkeiten kennenlernen kann. Mit offenen Augen und Ohren durchs Studium zu gehen, ist also sicher ratsam - lernen kann man aus jedem Fachbereich etwas.

Ich sehe allerdings eine gewisse Gefahr, dass du dann etwas underwhelmed sein könntest, sobald du den ärztlichen Arbeitsalltag in diesen Fächern kennenlernst. Ich hab in zwei Laboren hospitiert, und obwohl die Theorie durchaus interessant ist, fand ich den Großteil des ärztlichen Arbeitsalltags extrem langweilig und eigentlich auch redundant. Das wird wahrscheinlich vielen so gehen.

Insofern wär es aus meiner Sicht wahrscheinlich sinnvoll, dir diese drei Fächer mal in kurzen Hospitationen anzuschauen, um zu sehen, ob der ärztliche Arbeitsalltag dort wirklich was für dich sein könnte.

Cor_magna
24.11.2023, 11:50
Ich sehe allerdings eine gewisse Gefahr, dass du dann etwas underwhelmed sein könntest, sobald du den ärztlichen Arbeitsalltag in diesen Fächern kennenlernst. Ich hab in zwei Laboren hospitiert, und obwohl die Theorie durchaus interessant ist, fand ich den Großteil des ärztlichen Arbeitsalltags extrem langweilig und eigentlich auch redundant. Das wird wahrscheinlich vielen so gehen.




Es gibt genug Menschen, die einfach nur in Ruhe ihre Tätigkeit mit ausreichender Vergütung ausüben wollen, und auf einige der Probleme, die die direkte klinische Patientenversorgung meist so mit sich bringt, verzichten können.

Die meisten Labormediziner, Hygieniker, Genetiker und Mikrobiologen, die ich kenne, sind ganz happy . Zumindest die Arbeitsatmosphäre war eigentlich immer akzeptabel bis gut.

Ich persönlich dachte z.b. immer ich brauche unbedingt Patienten für mein berufliches Glück. Ich mag sie auch immer noch, merke aber mittlerweile, dass es auch viele Vorteile hat, sich nicht dauernd mit diesen "herumschlagen" zu müssen.

Oder wie ein Kardiologieassistent auf Wache mal zu mir sagte: Er hat noch keine Stelle gefunden die entspannt und gleichzeitg hochspannend für ihn war :D

davo
24.11.2023, 13:19
Ich habe schon zwei Labormediziner getroffen, die wirklich begeistert vom Job sind, sehr engagiert, sehr kompetent, usw. Aber es ist halt eine kleine Minderheit aller Interessenten - deswegen eben meine Empfehlung.