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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medikamentenincompliance bei autistischem Patienten



Delia21
22.11.2023, 08:34
Hallo zusammen,

ich hoffe mein Anliegen ist hier richtig, folgendes Problem:

Ich habe einen Patienten der V.a. Doose, V.a. Lennox-Gastaut (also in seinem Fall schwere und häufige Anfälle, häufige Stürze, will keinen Schutzhelm tragen) sowie Leichte Intelligenzminderung hat.

Das Pflegepersonal behauptet nun, er würde die Medikamente zwar Schlucken, bei Mundkontrolle ist der Mund leer, aber er scheine diese "irgendwo im Hals zu deponieren und sobald er ausser Sicht, würgt er diese wieder hoch, bis zu 30-40 Minuten nach Einnahme". Sie hätten angelutschte, halb aufgelöste Tabletten, Kapsel im Bett, im Klo, im Bad gefunden.

Patient sagt er nimmt die Medis.

Ich bezweifle was das PP mir erzählt, was meint ihr? Ist das möglich und falls ja, wo im Hals wäre so eine Stelle?

Vielen Dank im Voraus.

Frisko
22.11.2023, 11:33
Irgendwo im Hals deponieren fände ich jetzt auch unwahrscheinlich. Aber halb aufgelöst klingt doch eher nach induziertem Erbrechen oder?

Delia21
22.11.2023, 11:49
Irgendwo im Hals deponieren fände ich jetzt auch unwahrscheinlich. Aber halb aufgelöst klingt doch eher nach induziertem Erbrechen oder?

könnte man meinen, aber selbst wenn, nach 30 Minuten sollte doch im Magen davon nichts mehr vorhanden sein, denke ich? Und es handelt sich nicht um Retard Präparate.

Coxy-Baby
22.11.2023, 13:50
Ist der Patient betreut und wird gegen seinen Willen behandelt?

rafiki
23.11.2023, 06:32
wo im Hals wäre so eine Stelle?


:-blush

Was genau ist dein Anliegen?

davo
23.11.2023, 15:46
Auf jeder Drogenstation und jeder forensischen Psychiatrie wirst du viele solcher Fälle kennenlernen.

Eine interessante Frage ist IMHO auch, warum du die Schilderungen des Pflegepersonals so sehr anzweifelst. Oder glaubst du, die deponieren dort abgelutschte Tabletten um den Patienten schlecht dastehen zu lassen? :-p

Delia21
23.11.2023, 18:41
Ist der Patient betreut und wird gegen seinen Willen behandelt?
Ja, er hat nen Betreuer aber die Medis nimmt er freiwillig.

Delia21
23.11.2023, 18:45
:-blush

Was genau ist dein Anliegen?

damit ich da reinkucken kann, wenn es wieder so weit ist. Ich denke z.B. an die Rachentaschen.

Delia21
23.11.2023, 18:48
Auf jeder Drogenstation und jeder forensischen Psychiatrie wirst du viele solcher Fälle kennenlernen.

Eine interessante Frage ist IMHO auch, warum du die Schilderungen des Pflegepersonals so sehr anzweifelst. Oder glaubst du, die deponieren dort abgelutschte Tabletten um den Patienten schlecht dastehen zu lassen? :-p

Ich weiss auch nicht,
ich bin auch im 4. Psy WBJ.

Josephine
23.11.2023, 19:20
Hast du mal die Medikamentenspiegel kontrolliert? Dann weißt du wie viel da ankommt im Blut. Hilft bei manchen psychiatrischen Patienten, wenn sie es schwarz auf weiß sehen. Das ist auch leider gar nicht selten, dass die verordnete Medikation nicht eingenommen wird. Hatte erst heute wieder eine Patientin mit Schizophrenie aus einem psychiatrischen Heim, die mir "glaubhaft" versichert hat alle Medis einzunehmen, dies sie ebenfalls vor der Pflege einnimmt, nur ist der Risperidonspiegel unterhalb des therap. Bereich bei 6mg/d.

davo
23.11.2023, 20:28
Wobei es ja bei Risperdal auch eine Lösung gibt, mit der sich solche Zweifel schnell ausräumen lassen. Außerdem könnte es sein, dass die Patientin einen starken CYP3A4-Induktor, wie z.B. Carbamazepin, einnimmt. Und es gibt ja immerhin auch noch schnelle Metabolisierer. Muss man also immer an viele Faktoren denken.

Josephine
23.11.2023, 21:05
Wobei es ja bei Risperdal auch eine Lösung gibt, mit der sich solche Zweifel schnell ausräumen lassen. Außerdem könnte es sein, dass die Patientin einen starken CYP3A4-Induktor, wie z.B. Carbamazepin, einnimmt. Und es gibt ja immerhin auch noch schnelle Metabolisierer. Muss man also immer an viele Faktoren denken.

Natürlich muss man auch die von dir genannten Möglichkeiten bedenken. Ich kenne aber auch die Medikation meiner Patienten.
Einer unserer Ambulanzoberärzte gibt jedem, der neu in die PIA wechselt, den Rat den Patienten als erstes zu fragen welche Medikamente er aktuell einnimmt. Da erlebt man weitere Überraschungen. Das gilt nicht nur für ambulante Patienten. Die stationären sind auch sehr erfinderisch die Tabletten verschwinden zu lassen anstatt sie einzunehmen. Der Pflege darf man da sicher glauben. Warum auch nicht?

Delia21
24.11.2023, 08:32
Hast du mal die Medikamentenspiegel kontrolliert? Dann weißt du wie viel da ankommt im Blut. Hilft bei manchen psychiatrischen Patienten, wenn sie es schwarz auf weiß sehen. Das ist auch leider gar nicht selten, dass die verordnete Medikation nicht eingenommen wird. Hatte erst heute wieder eine Patientin mit Schizophrenie aus einem psychiatrischen Heim, die mir "glaubhaft" versichert hat alle Medis einzunehmen, dies sie ebenfalls vor der Pflege einnimmt, nur ist der Risperidonspiegel unterhalb des therap. Bereich bei 6mg/d.

Da bin ich gerade dabei, ist in dieser Einrichtung nicht so einfach, da ein ziemlicher Aufwand betrieben werden muss um ihn zum Arzt bringen.

Delia21
24.11.2023, 08:35
Der Pflege darf man da sicher glauben. Warum auch nicht?

Es ist nicht so dass ich der Pflege nicht glauben würde, sondern eher die Aussage "er würde die irgendwo im Hals deponieren und dann sogar nach 30 Minuten wieder hochwürgen" überprüfen will. :-nix

davo
24.11.2023, 09:22
Aber wozu das? Spiegelbestimmung und gut ists. Blut kannst du ja selbst abnehmen, und die Proben ins Labor bringen kann ein Taxi oder Transportdienst. Alles keine große Kunst.

Und wo möglich, kann man eben wie schon erwähnt auf flüssige Darreichungsformen wechseln, die ja bei mehreren in diesem Kontext relevanten Medikamenten (z.B. Risperidon und Valproinsäure) verfügbar sind.

Man sollte aber auch nicht vergessen, dass insbesondere Kapseln, aber auch Tablettenhüllen und Tablettenreste, wieder ausgeschieden werden können, siehe https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2018/daz-2-2018/ein-geist-in-der-toilette Bei einem solchen Patienten wäre also auch durchaus denkbar, dass er seinen Stuhl durchsucht und dann die Überreste im Wohnbereich verteilt, vielleicht aus paranoiden oder zwänglichen Ideen heraus, oder auch einfach, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.