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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mehrmals Punktion mit gleicher Nadel/Kanüle



Klofee90
29.11.2023, 18:27
Ich habe jetzt im PJ auf einer chirurgischen Station angefangen. Natürlich ist die Blutentnahme und Zugänge legen eine tägliche Aufgabe. Ich habe nun sowohl bei Studenten als auch bei approbierten Ärzten gesehen, dass diese nach erfolgloser Punktion mit der gleichen Nadel nochmal stechen. Meine Frage: Kommt dieses woanders auch vor und bin ich vielleicht zu pingelig? Ich habe es so gelernt, dass ich nach jeder erfolglosen Punktion(es werden zum Glück immer weniger) die Nadel verwerfe.

Liebe Grüße

Dooly
29.11.2023, 18:37
Hab ich schon oft gesehen. Man sieht allerhand komischer Sachen. Mit am krassesten war von einer Pflegekraft, die mir damals beigebracht hatte, die Metallkanüle etwas zu biegen in so ne leichte j- oder )-Form. Und so ein Typ, auch im letzten Studienjahr, hat immer zwei Stauschläuche verwendet, im Abstand von ca. 10 cm. Das sollte die Vene fixieren und er hat dann dazwischen gestochen. Hatte mit einem unserer PJler darüber gesprochen und er meinte, dass er das auch kennt und es da ne Rationale zu gab, an die er sich aber nicht mehr erinnert hatte. Kennt das jemand noch?

Frisko
30.11.2023, 08:02
Ich kenne zumindest das Biegen der Kanüle. Das hat es, als wir noch diese Einzelkanülen zur BE genutzt haben, vom Winkel definitiv einfacher gemacht. Gebogen wurde aber in der Schutzkappe, nicht sonstwo. Hielt zumindest für mich den Gedanken an "Is noch steril" aufrecht.

Das Stauen mit zwei Schläuchen kenne ich nicht, hab aber mal in der YouTube University Tricks gesehen mit Kompressionsverbänden und Butdruckmanschetten. Das geht teilweise gut.

Gleiche Nadel, puh. Was ich schon mal mache, wenn es irgendwie schnell gehen muss, Nadel rutscht durch Bewegung gleich wieder raus, erneute Punktion mit der gleichen Nadel im desinfizierten Gebiet.
Wenn ich jetzt aber länger suchen muss und zu einer anderen Stelle gehe, dann wechsel ich das.

Oder anders: ich würde niemandem mein o.g. Procedere empfehlen oder beibringen. Das Wechseln ist definitiv richtig. Ich habe damals auch mal in der Pflegeschule noch Aufnahmen mit dem Mikroskop gesehen, die zeigen, dass dieser Feinschliff der Kanüle schon recht fix weg ist.

Dooly
30.11.2023, 09:31
Ja aber gibt es dann nicht kleinste abstehende und losgelöste Metallteile wenn man biegt? Hätte niemals ne verbogene Kanüle verwendet find es von der Vorstellung übel. :-nix

JJ*
30.11.2023, 09:40
Ich kenne das mit dem Vorbiegen von Kanülen und Zugängen bei sehr oberflächlichen, kleinen Gefäßen auch. Wird zum Beispiel in diesem Vortrag (Link zu Artikel) (https://www.nysora.com/crash-course-with-dr-hadzic-difficult-iv-access/) propagiert und scheint im amerikanischen Sprachraum verbreitet zu sein, da stolpere ich immer mal wieder drüber.

Wiederverwendung von Kanülen habe ich bewusst glaube ich tatsächlich noch nicht gesehen.

Frisko
30.11.2023, 10:23
Ja aber gibt es dann nicht kleinste abstehende und losgelöste Metallteile wenn man biegt? Hätte niemals ne verbogene Kanüle verwendet find es von der Vorstellung übel. :-nix

Könnte ich weder bestätigten noch widerlegen.

Die wurden aber "proximal" gebogen, nicht an der Spitze.

nie
30.11.2023, 18:02
Gebogene Kanülen habe ich noch nie gesehen, habe auch noch nie davon gehört. Ich schaue selten anderen Leuten beim Nadel legen oder Blutabnehmen zu, daher weiß ich nicht ob andere Leute mehrmals mit einer Nadel stechen. Ich persönlich mache das unter normalen Umständen nicht. Nur in Notfall-/Akutsituationen wenn es wirklich schnell gehen musste, hab ich manchmal noch ein zweites Mal gestochen.

Kandra
30.11.2023, 18:21
Ich habe das mit der gebogenen Kanüle auch mal so gezeigt bekommen und auch eine Weile gemacht. Nachdem ich aber zwei-, dreimal das Problem hatte, dass sich die Nadel damit nach dem Stechen nur ruckelig hat zurückziehen lassen und ich dabei wieder aus der Vene gerutscht bin, habe ich das Prozedere wieder verlassen. Der Kosten-Nutzen-Faktor war mir hier nicht hoch genug trotz zumindest gefühlt etwas leichterer Handhabung.
Doppelt stechen mache ich normal auch nicht, allerdings passierts im Eifer des Gefechts (mit dem Kind) schonmal, dass man nach dem Einstich (noch nicht in der Vene) bei einer ruckartigen Bewegung des Patienten wieder aus der Haut rutscht und dann reflexartig wieder zusticht (und die Vene dann hoffentlich erwischt).

Dooly
01.12.2023, 08:52
Ja, in den meisten Fällen, die ich mitbekommen habe, war die Mehrfachverwendung auch so reflexartig, wie du es beschreibst. Es gibt zwar auch solche, die dann mit der Kanüle in der Hand noch km lang auf die Suche gehen, die sind aber deutlich seltener. Das mit dem Biegen ist ja echt gar nicht so einmalig, wie ich dachte. Ich hab mal nach Kanüle biegen Blutentnahme gegooglet und da wird nur einmal von Mikroschäden im Metall gesprochen (Fremdkörpergranulome), ansonsten nur "nicht biegen" weil
Die Punktionskanüle darf nicht gebogen werden, da durch Biegen die Eigenschaften des Sicherheitsmechanismus beeinträchtigt werden können oder durch Veränderungen der Beschaffenheit der Kanüle es zu Hämolyse bei der Entnahme kommen kann. Die Vorgaben der Hersteller sind zu beachten._Journal_of_Laboratory_Medicine__Standard-Arbeitsanleitung_zur_peripher_vensen_Blutentnahme_ fr_die_labormedizinische_Diagnostik.pdf (dgkl.de) (https://www.dgkl.de/fileadmin/Verbandsarbeit/Extraanalytische_Qualitaet/_Journal_of_Laboratory_Medicine__Standard-Arbeitsanleitung_zur_peripher_vensen_Blutentnahme_ fr_die_labormedizinische_Diagnostik.pdf) Anscheinend sind Menschen also wieder sehr robust und i. d. R. macht alles nichts. ^^