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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Apoplex ohne cCT Korrelat?



Klofee90
11.12.2023, 13:44
Hatte letztens einen Patienten auf Station, welcher plötzlich eine schlaffe Parese des linken Arms hatte. Im cCT kein Befund. Sie haben ihn trotzdem in die Neurologie gesteckt. Der Neurologe meint wohl, es wäre nicht auszuschließen, dass er ein Apoplex hatte. Kann es das also auch geben? Das es im cCT kein Korrelat (oder noch kein Korrelat) gibt?

davo
11.12.2023, 17:56
Was ich mich aus dem Medizinstudium erinnere:

Es dauert mehrere Stunden, bis ein Hirninfarkt im CCT sicher zu sehen ist. Ein CCT macht man zum Blutungsauschluss, nicht zur Infarktdiagnostik. Dafür gibts das CMRT.

Nefazodon
11.12.2023, 22:43
Davo hat vollkommen Recht.
Bei akut aufgetretener Symptomatik schließt ein unauffälliges cCT einen Hirninfarkt NICHT aus.
Gerade dieser Patient ist in dieser Konstellation ein Kandidat für eine Lyse.

Philip_MHH
18.12.2023, 21:32
Richtig was ihr sagt, aber auch eine Toddsche Parese ist natürlich möglich. Wenn denn ein Krampfanfall vorausgegangen ist.

Nefazodon
20.12.2023, 10:01
Richtig was ihr sagt, aber auch eine Toddsche Parese ist natürlich möglich. Wenn denn ein Krampfanfall vorausgegangen ist.

Schon richtig, aber wenn es keinen näheren Anhaltspunkt dafür gibt, sollte man im Zweifel bei fehlenden Kontraindikationen lysieren.

Unabhängig davon sollte man den Patienten in dieser Situation neurologisch vorstellen und nichtversuchen als Nicht-Neurologe herauszufinden was es nun war.
Insofern ist das obige Vorgehen sicherlich richtig.

Philip_MHH
20.12.2023, 11:53
Da bin ich bei dir.

FirebirdUSA
10.01.2024, 11:11
Auch wenn der Thread jetzt schon ein paar Tage alt ist, da ich hier regelmäßig Diskussionen mit Zuweisern habe nochmal das Grundprinzip:

Die erste Frage ist immer: Akutes Ereignis (bis zu einige Stunden) oder schon länger bestehend? Wenn länger bestehend sollte man natürlich auch im CCT eigentlich ein Korrelat irgendwann sehen, aber kleine lakunäre Infarkte können dort leicht(er) übersehen werden oder auch mal nicht sicher erkennbar sein.

In der Akutphase kommt es erstmal darauf an wo man sich im Ischämiestadium

1. Minderdurchblutung mit beginnend eingeschränkter Funktion (die Zelle kann ihren eigenen Stoffwechsel noch halten) --> man wird außer in einer Perfusionsbildgebung gar nichts sehen, weder mit MRT noch mit CT. Geht aber häufig rasch in das zweite Stadium über

2. Minderdurchblutung mit eingeschränkter Zellerhaltung --> die Transporter in der Zellmembran bekommen nicht mehr genug Energie, die Zelle schwillt --> Beginnende Diffusionsrestriktion im MRT (dort leichter zu sehen, zu erst aber vor allem im ADC Bild) und Infarktfrühzeichen im CCT wenn größere Bereiche betroffen sind mit leichter kortikaler Schwellung, reduzierter (aber noch vorhandener Mark-Rinden-Differenzierung) --> In diesem Stadium ggf. sogar noch vollständig reversibel

3. Starke Zellschwellung und beginnender Zelltod --> jetzt auch im diffusionsgewichteten Bild (sehr) gut zu erkennen und zunehmend auch in T2 bzw. T2-FLAIR Bild, im CT zunehmend hypodens klarer abgrenzbar

Das native CCT ist bei klarem Zeitfenster eigentlich nur zum Blutungsausschluss und z.A. von älteren subakut schon klar demarkierten Ischämien die möglicherweise stumm waren aber eine mögliche Kontraindikation für eine Lyse sind.

Ein MRT hat eine höhere Sensitivität schließt aber einen ischämischen Schlaganfall bei passender Klinik im Akutstadium ebenfalls nicht aus!