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Unfallchirurg
08.01.2024, 13:42
Hi, ich bin neu hier und habe eine Frage an euch:

Für welche Wahl würdet ihr euch entscheiden und warum? Insbesondere würde mich eure Meinung interessieren, wie es aussieht mit Work-Life-Balance, Einkommen und Wahrscheinlichkeit und Dauer, Option 1-3 zu erreichen.

1. FA Anästhesie machen und sich später als Hausarzt durch den 2-jährigen Quereinstieg niederlassen.
2. FA Anästhesie machen, OA, mit dem langfristigen Ziel CA (peripheres Haus) zu werden.
3. FA Ortho/Unfall machen und den plastischen Chirurgen dranhängen (es werden ja bis zu 48 Monate angerechnet) und sich dann als Plastiker niederlassen (mit dem langfristigen Ziel: selbstständig/Partner).

LG

Bille11
08.01.2024, 14:21
Das sind 3 vollkommen verschiedene Werdegänge und Lebensstile..

Was suchst Du?

Unfallchirurg
08.01.2024, 14:41
Das weiß ich selbst noch nicht. Ich habe gehofft, dass einige, die vielleicht einen der oben genannten Wege eingeschlagen haben, berichten, ob sie mit der Entscheidung zufrieden sind oder ob sie etwas anders gemacht hätten, weil z.B. die Bürokratie als Hausarzt immer unerträglicher wird. Wichtig ist mir die Vereinbarkeit mit Familie, aber ich denke, das ist prinzipiell mit allen der Optionen machbar.

hebdo
08.01.2024, 14:49
Das sind ja total unterschiedliche Lebenswege. Könnte auch die Frage schwarz oder weiß sein.
Scheint einfach so, als ob du keine wirklichen fachlichen Präferenzen hast und nur irgendeinen Facharzt machen willst. Da kann dir keiner helfen. Nimm einfach Tor Nummer 2. Chefarzt klingt gut.

Willst du operieren? Willst du wirklich als Hausarzt arbeiten? Warum dann zuerst Anästhesie und danach den Stress mit der Inneren Medizin? Und Anästhesie dann wirklich nur mit dem Ziel Chefarzt?

Zilia
08.01.2024, 15:12
Auf welcher Seite des Tuches willst Du denn sein?
Warum ein Umweg über Unfallchirurgie, wenn Du Plastische machen willst?
Work-Life-Balance als Anaesthesie -CA? Halte ich für schwierig.

So umstaendlich, wie sich Deine Ideen anhören, machst Du am besten erstmal Allgemeinmedizin. Da kannst Du Dir alle möglichen Fächer anrechnen lassen, es gibt Förderung und die Work-Life-Balance sollte eher kein Problem sein.

Unfallchirurg
08.01.2024, 15:14
Das sind ja total unterschiedliche Lebenswege. Könnte auch die Frage schwarz oder weiß sein.
Scheint einfach so, als ob du keine wirklichen fachlichen Präferenzen hast und nur irgendeinen Facharzt machen willst. Da kann dir keiner helfen. Nimm einfach Tor Nummer 2. Chefarzt klingt gut.

Willst du operieren? Willst du wirklich als Hausarzt arbeiten? Warum dann zuerst Anästhesie und danach den Stress mit der Inneren Medizin? Und Anästhesie dann wirklich nur mit dem Ziel Chefarzt?

Naja, ich mag die Notfallmedizin und in der Anästhesie, als auch in der Ortho/Unfall kann man gute Fähigkeiten erwerben. So wie ich mich aber kenne, werd ich mich spätestens als FA fragen, wohin die Reise geht. In der Anästhesie ist der der Karriereweg der ,,klassische'' Weg, sprich FA→OA → ggf. CA oder eben der Quereinstieg in die Allgemeinmedizin. Da mich die Niederlassung als Orthopäde überhaupt nicht reizt, dann die Überlegung sich als Plastiker niederlassen, wobei das ja auch so ne Sache ist mit übersättigtem Markt und mangelnden Sitzen. Also, es ist noch vieles unklar.

Bonnerin
08.01.2024, 15:19
Naja, also PCH ist sicher eins der am stärksten kompetitiven Fächer für die man sich entscheiden kann. Da kriegen auch genug Personen mit einem "streamelined CV" teilweise keine Stelle. Aus deinem Beitrag entnehme ich, dass das in deinem Fall nicht der Situation entspricht. Dementsprechend wird diese Option sich durch mangelnde Stellen selbst erledigen.

Du kannst sicherlich in der Anästhesie anfangen. Man kann sich inzwischen halt auch Anästhesie problemlos anrechnen lassen auf den Allgemeinmediziner. Schau, wie dir das ein Jahr gefällt. Im Anschluss kannst du da bleiben oder eben wechseln.

Unfallchirurg
08.01.2024, 15:23
Auf welcher Seite des Tuches willst Du denn sein?
Warum ein Umweg über Unfallchirurgie, wenn Du Plastische machen willst?
Work-Life-Balance als Anaesthesie -CA? Halte ich für schwierig.

So umstaendlich, wie sich Deine Ideen anhören, machst Du am besten erstmal Allgemeinmedizin. Da kannst Du Dir alle möglichen Fächer anrechnen lassen, es gibt Förderung und die Work-Life-Balance sollte eher kein Problem sein.

Der Umweg in die Ortho/Unfall, weil ich die Notfallmedizin Skills gerne hätte und ich wahrscheinlich keinen direkten Platz in der Plastischen bekomme.
Wieso denkst du, dass meine Ideen umständlich sind?

Unfallchirurg
08.01.2024, 15:26
Naja, also PCH ist sicher eins der am stärksten kompetitiven Fächer für die man sich entscheiden kann. Da kriegen auch genug Personen mit einem "streamelined CV" teilweise keine Stelle. Aus deinem Beitrag entnehme ich, dass das in deinem Fall nicht der Situation entspricht. Dementsprechend wird diese Option sich durch mangelnde Stellen selbst erledigen.

Du kannst sicherlich in der Anästhesie anfangen. Man kann sich inzwischen halt auch Anästhesie problemlos anrechnen lassen auf den Allgemeinmediziner. Schau, wie dir das ein Jahr gefällt. Im Anschluss kannst du da bleiben oder eben wechseln.

Ich habe gehört, dass die Chancen mit fertigem chirurgischen FA gar nicht so schlecht stehen. Einige Chefs bevorzugen doch eher, die Leute, die schon chirurgische Erfahrung haben als 1er Examen und PJ und Dr. Arbeit in der plastischen. So wurde es mir zumindest gesagt. Außerdem hat man in der Ortho/Unfall ja auch schon gewissermaßen die Handchirurgie abgedeckt.

davo
08.01.2024, 20:09
Drei völlig unterschiedliche Ideen, drei völlig unterschiedliche Lebensstile.

Diese Entscheidung musst du selbst treffen, da kann dir kein Forum helfen.

Fr.Pelz
08.01.2024, 20:22
Mein Tipp: erstmal anfangen. Diverse Prioritäten schälen sich erst im Berufsleben heraus und ändern sich auch noch mal. Es gibt ein paar Leute, die quasi schon mit 18 wissen, dass sie Schulterspezialist werden wollen, die allermeisten finden aber erst beim Arbeiten heraus, was ihnen wirklich Spaß macht und wichtig ist - und dann gibt es auch viele, bei denen sich das nochmal ändert.

Heerestorte
08.01.2024, 21:22
Was für Notfallmedizin Skills erhoffst du dir über die Uch für die Plastische zu gewinnen?
Und nein, Handchirurgie hast du nicht automatisch über die Uch abgedeckt, das kommt ganz auf die jeweilige Klinik an.

Und wieso nicht einfach direkt Allgemeinmedizin? Oder als UChler niederlassen? Da kannst auch operativ arbeiten. Es muss nicht immer nur der Orthopäde sein, der Rückenschmerzen behandelt.

Und wie schon gesagt, Plastische in der Niederlassung ist schon sehr kompetitiv und auch ein anspruchsvolles Klientel meist.

Und wenn work life Balance das wichtigste ist, dann direkt Allgemeinmedizin oder zumindest Anästhesie bzw alles so schnell wie möglich außerhalb der Klinik.

Kackbratze
09.01.2024, 12:30
Schonmal über Humangenetik nachgedacht?
Sitzen wie ein Anästhesist, Dankbarkeit wie nach einer erfolgreichen Reposition einer luxierten Hüfte, wenn alles gut ist und eine Rechnung wie ein plastischer Chirurg!

anignu
09.01.2024, 13:57
Made my day ;-)

Zum Thema ansonsten:
CA und Vereinbarkeit mit Familie... geht. Klar. Letztlich ist man aber letztverantwortlich und ob einem das so Spaß macht und wie es dann auch immer ist wenn man grad nicht so viel Personal hat/bekommt etc. Kann funktionieren, muss aber nicht. Und auch die Anforderungen an einen Chefarzt sind selbst in kleinen Häusern gerne Richtung "mindestens PD". Also ab an die Uni, forschen, vernetzen, Titel sammeln und dann ist es möglich. Und wenn du den Papierkram beim Hausarzt ablehnst, wieso willst du dann Chef werden? Glaubst du die haben keinen Papierkram? Die haben noch sehr sehr viel mehr...
FA Anästhesie und dann Quereinstieg Hausarzt: täusch dich da nicht. Aktuell sind das befristete Möglichkeiten für Leute die bereits ihren Facharzt haben oder sehr bald machen. Es kann sein, dass diese Möglichkeit verlängert wird, ich würde aber nicht darauf setzen. Das kann schief gehen.
Unfallchirurgie nur mit dem Ziel zu machen später Plastische zu machen klingt für mich genauso wild...

Such dir doch initial mal ein Ziel aus und verfolg das. Und wenn es nicht klappt oder sich die Prioritäten ändern sucht man sich halt ein neues Ziel. Aber irgendwas zu machen mit völlig anderem Ziel versteh ich irgendwie nicht.

Kackbratze
09.01.2024, 16:29
Chefärzte haben mehr Papierkram, mehr Meetings mit der Verwaltung, weniger Patientenkontakte und sehr wenig Zeit für die Familie, weil die Verantwortung zusammen mit den Meetings gerne erst in den Abendstunden relevant wird.

Bille11
09.01.2024, 16:39
Der Umweg in die Ortho/Unfall, weil ich die Notfallmedizin Skills gerne hätte und ich wahrscheinlich keinen direkten Platz in der Plastischen bekomme.
Wieso denkst du, dass meine Ideen umständlich sind?

In der Ortho/Unfallchirurgie wirst Du weder Notfallmedizin-Skills (lernt man bei den Anästhesisten in der Intensivzeit vielleicht) noch die Plastiker-Kenntnisse über etwas Sehnenchirurgie an den Händen hinaus erwerben.

SevoFlow
12.01.2024, 14:12
Ich bin auch noch ganz schön grün hinter den Ohren als AA, aber gebe mal trotzdem meinen wenig erfahrenen Senf dazu,
Den meisten hier muss ich mich anschließen.

Kurz gesagt: Alles völlig verschiedene mögliche Lebenswege, z.T. aus meiner Sicht unnötige Umwege auf dem Weg zum Ziel.
Am Ende kann Dir hier keiner eine zufriedenstellende Antwort an Hand der wenigen Informationen geben.

Länger ausgeschrieben:
Ich mache selbst Anästhesie und einer meiner besten Freunde ist niedergelassener Hausarzt.
In der Anästhesiologie lernst du definitiv viele Notfallmedizinisch relevante Skills, sowohl im Saal, als auch auf ITS.
Aber hier ist wirklich das Prinzip von Use-It-Or-Lose-It.
Wenn du Hausarzt wirst und 2 Jahre nicht intubiert hast, dann wirst Du es in einer stressigen Notfallsituation in der Praxis mit Arzthelfern die noch nie eine Intubation vorbereitet haben auch nicht hinkriegen....
Ich habe letztens im Schockraum einen (nach dem Umlagern) reanimationspflichtigen Patienten erhalten der meiner Meinung nach schlecht präklinisch versorgt war, erhalten.
Die Notärztin war FA für Innere Medizin und Hämatologie/Onkologie mit den ZB Notfallmedizin und ZB Intensivmedizin, arbeitet aber seit Jahren als niedergelassene Onkologin... Die Versorgung war schlecht. Sie war vlt. mal gut in Notfall und Intensivmedizin als sie aktiv in der ZNA, auf der ITS, im Rettungsdienst gearbeitet hat... Aber nach ein paar Jahren in der Häma-Onk Niederlassung wo man halt kein Air-Way-Managment hat, wo man nicht mit Kreislaufinstabilen Patienten und akuten relevanten GiBs hantiert muss, da sind die Skills weg...
Es ist schön, dass alle mal "Notfall-Skills" lernen wollen, aber man muss wirklich hinterfragen wie viel am Ende davon bleibt?
In der UCH ist das mit den Notfällen auch so ne Sache. Thoraxdrainagen vereinzelt, je nach Haus (gerne auch mal durch die Thorax-Chirurgen, oder nur durch Oberärzte), Schockraum (je nach Haus keine richtigen Schockräume im Sinne von Polytraumata usw.) und Erkennen von akuten Sachen und mal ne Repo oder so.

Chefarzt werden ist auch mal ne Ansage... das schaffen sehr viele nicht, die das als einziges primäres Ziel haben.
Da muss tatsächlich auch an kleineren Häusern oft der PD davor stehen (also davor mehrjährige Karriere am Uniklinikum).
Man hat definitiv viel mehr Papierkram als ein Niedergelassener Allgemeinmediziner und man ist halt dafür aber auch viel weniger am Patienten.

Wenn Hausarzt, warum nicht direkt den FA für Allgemeinmedizin oder FA für Innere (ohne subspezailisierung)?

Und ich finde Du hast seeeeehr weit auseinander gehende Interessen:
Anästhesie (Notfallmedizin) - Allgemeinmedizin - UCH bzw. PCH?

Schon 2 Sachen davon machen zu wollen ist oft schwierig, weil es oft in gewisser Hinsicht Gegensätze sind.

Wie viele vor mir geschrieben haben, empfiehlt es sich erstmal anzufangen, weil bei einem Großteil die vorher erstellten Pläne sich doch im Rahmen der Realität und des genaueren Kennenlernens der Fächer (mit Ihrem Abläufen und Strukturen) verändern.

1)Ich würde empfehlen damit einzusteigen was Dir am meisten Spaß macht.
Bzw. finde ich folgende 2)Überlegung gut: Ich darf nur eine einzige Sache wählen die ich jetzt ein Leben lang machen muss, welche Fachrichtung ist so, dass ich mit der Entscheidung leben könnte.
Im besten Fall sind beide Überlegungen idem und dann ist es aus meiner Sicht das beste Fach zum einsteigen.

anignu
13.01.2024, 13:11
Anästhesisten glauben immer dass sie die Einzigen sind die Notfallmedizin gut können, weil sie die Einzigen sind die andauernd intubieren...
Und sie glauben auch immer dass Unfallchirurgen in der Notfallmedizin nichts anderes können als Thoraxdrainagen legen und chirurgische Notfälle versorgen.

Ganz ehrlich: Notfallmedizin ist abwechslungsreich. Erfahrung hilft, aber in sehr vielen Fällen hat man draußen Dinge zu entscheiden mit sehr wenig Ressourcen und auf Basis mangelnder oder mangelhafter Informationen. Ist halt so. Damit muss man umgehen können. Und es kommen sämtliche Formen der Notfälle vor.
Ein Anästhesist mag Airway-Management können. Wie oft kommt es vor dass man das braucht? Eine zweistellige Prozentzahl ist es schon mal nicht. In über 90% der Fälle bringt einem dieses Können also schonmal nichts. Und dann? Was kann der Anästhesist denn noch besser als andere Fachrichtungen und wir nennen hier mal Innere und Chirurgie? Und apropos Chirurgie: wenn es mal zu einer Koniotomie kommen sollte, wer glaubst du kann das besser? Der Chirurg oder der Anästhesist der noch nicht mal in der Lage ist einen ZVK richtig anzunähen aufgrund seiner maximalen manuellen Skills?

Ja, offensichtlich bist du noch grün hinter den Ohren. Und in Bezug auf das Notarztwesen würde ich dir einfach nur empfehlen einen Gang runter zu schalten. Du weißt nicht was draußen war. Du weißt nicht was auf der Fahrt war. Ich hab letztens eine Patientin als Notarzt in die Klinik gebracht die bei mir mit ein paar Maßnahmen leidlich stabil war, in den ersten Stunden der Notaufnahme auch noch leidlich stabil war und von dort auf die Wache ging und erst da wieder ein paar Stunden später dann massiv verschlechtert hat. Wäre die massive Verschlechterung genau da passiert als wir sie umgelagert hätten (was leicht passieren hätte können aufgrund der ursächlichen Erkrankung) und ich wäre auf einen Notaufnahmearzt wie dich getroffen, dann hättest du mir wahrscheinlich auch erklärt das du ein ach so viel tollerer Notfallmediziner seist und ich nur Schmarrn machen würde. In dem Fall hätten wir draußen aber nicht viel machen können außer möglichst schnell einpacken und in die Klinik fahren und nur dann größere Maßnahmen einzuleiten wenn es sein muss.

Du kannst aber jemandem sagen dass er Mist baut wenn es tatsächlich Mist ist. So wie der Anästhesist der einen Patienten mit dislozierter Sprunggelenksfraktur ohne auch nur einen einzigen Repositionsversuch in völliger Fehlstellung mir Weichteilschwellung und Parästhesien in die Klinik gebracht hat. Schmerzmanagement hat er hinbekommen. Dass man sowas IMMER draußen zumindest versuchen muss zu reponieren ist ein anderes Thema. Aber was versteht ein Anästhesist schon von Notfallmedizin...
Und auch hier: das war ein einziger Fall den ich so erlebt hab. Das gleich auf alle Anästhesisten zu übertragen hab ich dir zuliebe einfach mal gemacht, damit du merkst wie sich das anfühlt wenn man aufgrund eines einzelnen Falls erklärt dass Anästhesisten grundsätzlich zu blöd wären chirurgische Fälle zu behandeln. Ansonsten seh ich das deutlich differenzierter. Vor vielen Jahren war einer der besseren Notärzte im Kreis unter anderem ein Urologe, aktuell würde ich als ziemlich besten Notarzt in unserem Kreis einen Internisten ansehen. Ist halt so.
Ja, man lernt als Anästhsist Airway-Management. Das alleine reicht aber bei weitem nicht aus ein guter Notarzt zu sein und andere Fachrichtungen können das auch AirWay-Management lernen. Und dann? Dann sind Anästhsisten nach deiner Logik in allen weiteren Fragestellungen (Schmerztherapie ausgenommen) den anderen Fachrichtungen unterlegen. Ihre Ausrede ist dann meist "das sind aber die einzigen Fälle in denen es wirklich drauf an kommt", blablabla. Tatsächlich ist es aber nicht so. Ein Arzt ist da gut wo er sich auskennt, unabhängig von der Fachrichtung die vorn drauf steht. Es gibt sehr gute Notfallmediziner aus jeder Fachrichtung, in vielen Kliniken machen halt Anästhesisten die Notfallmedizin weil sie aufgrund ihrer Dienststruktur leicht freigestellt werden können dafür. Das ist bei Chirurgen deutlich schwieriger und wir auch von den wenigsten Chefs unterstützt. Aber nur weil es auch viele Anästhsisten sind heißt das auch noch nicht dass sie besser wären...
Und als Hausarzt musst du nicht intubieren können. Macht auch keinen Sinn das ganze Zeug vor Ort zu haben wenn man es nicht regelmäßig übt und auch keine Hilfestellung hat in Form von ATAs.

SevoFlow
13.01.2024, 13:44
Anästhesisten glauben immer dass sie die Einzigen sind die Notfallmedizin gut können, weil sie die Einzigen sind die andauernd intubieren...
Und sie glauben auch immer dass Unfallchirurgen in der Notfallmedizin nichts anderes können als Thoraxdrainagen legen und chirurgische Notfälle versorgen.

Ganz ehrlich: Notfallmedizin ist abwechslungsreich. Erfahrung hilft, aber in sehr vielen Fällen hat man draußen Dinge zu entscheiden mit sehr wenig Ressourcen und auf Basis mangelnder oder mangelhafter Informationen. Ist halt so. Damit muss man umgehen können. Und es kommen sämtliche Formen der Notfälle vor.
Ein Anästhesist mag Airway-Management können. Wie oft kommt es vor dass man das braucht? Eine zweistellige Prozentzahl ist es schon mal nicht. In über 90% der Fälle bringt einem dieses Können also schonmal nichts. Und dann? Was kann der Anästhesist denn noch besser als andere Fachrichtungen und wir nennen hier mal Innere und Chirurgie? Und apropos Chirurgie: wenn es mal zu einer Koniotomie kommen sollte, wer glaubst du kann das besser? Der Chirurg oder der Anästhesist der noch nicht mal in der Lage ist einen ZVK richtig anzunähen aufgrund seiner maximalen manuellen Skills?

Ja, offensichtlich bist du noch grün hinter den Ohren. Und in Bezug auf das Notarztwesen würde ich dir einfach nur empfehlen einen Gang runter zu schalten. Du weißt nicht was draußen war. Du weißt nicht was auf der Fahrt war. Ich hab letztens eine Patientin als Notarzt in die Klinik gebracht die bei mir mit ein paar Maßnahmen leidlich stabil war, in den ersten Stunden der Notaufnahme auch noch leidlich stabil war und von dort auf die Wache ging und erst da wieder ein paar Stunden später dann massiv verschlechtert hat. Wäre die massive Verschlechterung genau da passiert als wir sie umgelagert hätten (was leicht passieren hätte können aufgrund der ursächlichen Erkrankung) und ich wäre auf einen Notaufnahmearzt wie dich getroffen, dann hättest du mir wahrscheinlich auch erklärt das du ein ach so viel tollerer Notfallmediziner seist und ich nur Schmarrn machen würde. In dem Fall hätten wir draußen aber nicht viel machen können außer möglichst schnell einpacken und in die Klinik fahren und nur dann größere Maßnahmen einzuleiten wenn es sein muss.

Du kannst aber jemandem sagen dass er Mist baut wenn es tatsächlich Mist ist. So wie der Anästhesist der einen Patienten mit dislozierter Sprunggelenksfraktur ohne auch nur einen einzigen Repositionsversuch in völliger Fehlstellung mir Weichteilschwellung und Parästhesien in die Klinik gebracht hat. Schmerzmanagement hat er hinbekommen. Dass man sowas IMMER draußen zumindest versuchen muss zu reponieren ist ein anderes Thema. Aber was versteht ein Anästhesist schon von Notfallmedizin...
Und auch hier: das war ein einziger Fall den ich so erlebt hab. Das gleich auf alle Anästhesisten zu übertragen hab ich dir zuliebe einfach mal gemacht, damit du merkst wie sich das anfühlt wenn man aufgrund eines einzelnen Falls erklärt dass Anästhesisten grundsätzlich zu blöd wären chirurgische Fälle zu behandeln. Ansonsten seh ich das deutlich differenzierter. Vor vielen Jahren war einer der besseren Notärzte im Kreis unter anderem ein Urologe, aktuell würde ich als ziemlich besten Notarzt in unserem Kreis einen Internisten ansehen. Ist halt so.
Ja, man lernt als Anästhsist Airway-Management. Das alleine reicht aber bei weitem nicht aus ein guter Notarzt zu sein und andere Fachrichtungen können das auch AirWay-Management lernen. Und dann? Dann sind Anästhsisten nach deiner Logik in allen weiteren Fragestellungen (Schmerztherapie ausgenommen) den anderen Fachrichtungen unterlegen. Ihre Ausrede ist dann meist "das sind aber die einzigen Fälle in denen es wirklich drauf an kommt", blablabla. Tatsächlich ist es aber nicht so. Ein Arzt ist da gut wo er sich auskennt, unabhängig von der Fachrichtung die vorn drauf steht. Es gibt sehr gute Notfallmediziner aus jeder Fachrichtung, in vielen Kliniken machen halt Anästhesisten die Notfallmedizin weil sie aufgrund ihrer Dienststruktur leicht freigestellt werden können dafür. Das ist bei Chirurgen deutlich schwieriger und wir auch von den wenigsten Chefs unterstützt. Aber nur weil es auch viele Anästhsisten sind heißt das auch noch nicht dass sie besser wären...
Und als Hausarzt musst du nicht intubieren können. Macht auch keinen Sinn das ganze Zeug vor Ort zu haben wenn man es nicht regelmäßig übt und auch keine Hilfestellung hat in Form von ATAs.

Ajajajaj da scheine ich aber einen Wunden Punkt getroffen zu haben xD
Ich versuche mal trotzdem ganz sachlich auf deine recht emotional wirkende Aussage zu antworten.

Die Rede war von "Notfall-Skills", nicht von Notfall-Wissen.
Nur weil ich noch AA bin, bedeutet es übrigens nicht, dass ich keine Rettung fahre xD Das kann man ja ab dem 3ten Jahr.
Draußen sind sicherlich 90% der Einsätze vorwiegend Internistisch, Chirurgisch oder Neurologisch. Die übrigen 10% entfallen auf alle anderen Fachrichtungen und auf "Anästhesiologische" Sachen wie doch mal ein Air-Way Management.
Es ging aber darum "Notfall-Skills" zu erlernen.
Ich habe ihm berichtet, welche Notfallskills man in der Anästhesie erlernen kann und ihm erklärt, dass man diese z.B. in der Hausarztpraxis verlernt (war ja auch der Abschluss deiner Atwort).
Und was UCH angeht habe ich von den "Skills" wie Repo und Thx-Drainage gesprochen.
Das ganze Wissen habe ich mal bewusst ausgeklammert, weil es ja primär um Skills gibt.
Du brauchst es auch bitte nicht so darzustellen, als seist Du der einzige differenzierte und wüsstest, dass Notfall und /oder Intensivmedizin interdisziplinäre Fachgebiete sind in denen es nie "den besten Facharzt" geben kann, gerade weil das primäre Fach für die gewisse Fragestellungen von Vorteil ist. Sprich bei kardiologischen Problemen ist der Kardiologe am besten aufgestellt usw. usw. usw.
Aber schön, dass Du am Ende betonst wie Differenziert Du bist nachdem Du ja quasi eine Wutrede über die Anästhesiologie gebracht hast.
Das habe ich aber schon in diversen Beiträgen von Dir an anderen Stellen gelesen, also scheint deine vermeintliche Differenziertheit doch einem gewissen Anästhesie-Hass-Problem zu weichen, deswegen nehme ich Dir deine Differenziertheit nicht ab ;)
Tut mir leid, dass Du da schlechte Erfahrungen gemacht zu haben scheinst. Ich hoffe Du wirst diesen "Hass" los.
Ist ja ganz grausig mitanzusehen.

Ah so zum Thema Koniotomie, da denke ich ist der HNOler doch allen überlegen, wobei Chirurgen da je nach Haus sicher auch recht gut sein könnten. Eventuell aber am Ende auch der Internist oder Anästhesist oder Neurologe mit vielen Jahren ITS-Erfahrung und vielen PDT der es doch mit nem Notfall-Tracheotomie/Koniotomie Set hinbekommt, weil es für ihn gewohntes Terrain ist.

Aber was weiss ich unerfahrener Anästhesiologie Assistent schon, gegen Deine grenzenlose Erfahrung als Chirurg ;)

Heerestorte
13.01.2024, 14:43
@SevoFLow:
Was sind denn die sog. Notfall-Skills? Hast du Beispiele?