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Cortison280
23.01.2024, 13:26
Hallo,
Ich bin seit letztem Jahr approbiert und arbeite nun seit einigen Monaten in der Inneren Medizin. Ich habe noch keine Dienste begonnen und habe viel Angst davor. Auch generell, sowohl auf Station als auch in der Notaufnahme, fühle ich mich überlastet, bin durch den permanenten Stress oft erkältet, mache so gut wie jeden Tag Überstunden und habe am Ende immer das Gefühl, dass es trotzdem nicht reicht. Ich wollte Innere nie wirklich machen, hab nur damit angefangen, um angefangen zu haben.

Nun suche eher nach Nischenfächern wie labormedizin oder öffentliches gesundheitswesen, etwas mit mehr work life Balance.. Doch dafür braucht man ja auch ein bis zwei Jahre klin. Erfahrung und so lange möchte ich Innere nicht mehr machen.

Radiologie macht mir keinen Spaß und Patho kann ich mir nicht vorstellen.

Hat einer Erfahrung mit der Tätigkeit im Blutspendedienst als voruntersuchender Arzt? Kann man dort auch langfristig arbeiten oder suchen die meist nach ner Zeit neue Kollegen? Gibt es eine Möglichkeit, die Zeit der Weiterbildungszeit zb für tranfusionsmed anrechnen zu lassen?

Was ist, wenn man für immer dort arbeitet? Es ist ein relativ entspannter Beruf, man verdient zwar nicht so viel, aber dafür hat man eine Routine und keine Dienste. Gibt es Ärzte, die sowas machen? Ich frage mich, wie "schlimm " es ist, wenn man dann nach 10-15 Jahren keinen Facharzt hat. Wird man es bereuen oder kann man sich damit zufrieden geben, je nach eigenen Ansprüchen?

Viele Grüße, Cortison

Cor_magna
23.01.2024, 15:10
Ich denke du machst dir zu viele Sorgen.

Auch in solchen Fächern, also z.b. Transfusionsmedizin oder Labormedizin oder öff. Gesundheitswesen oder Arbeitsmedizin etc., wird gutes Personal gesucht und auch entsprechend zum Facharzt weitergebildet.
Wenn du denkst das könnte was für dich sein, einfach mal reinschnuppern. In die Innere kannst du (zumindest aktuell) immer wieder zurück - wobei du das anscheinend ja sowieso nicht willst. Ich persönlich bin ganz froh der Inneren den Rücken gekehrt zu haben und im Laborbereich zu arbeiten. Obwohl mir Innere Spaß gemacht hatte.

Es gibt übrigens einige Ärzte die nie einen Facharzt machen, aus ganz verschiedenen Gründen (Familie, Klinikferne Stellen z.b. in der Industrie, Krankheit , Noch ein anderes Studium etc etc.). Ohne Facharzt ist tendenziell die Verdienstaussicht schlechter, aber es soll Menschen geben, die behaupten, Geld ist nicht alles im Leben.

xenopus laevis
23.01.2024, 16:46
Man braucht nicht zwingend Innere Medizin. Schau mal in die WBO. Und was wäre mit NUK?

Cortison280
23.01.2024, 16:58
Die wbo kenne ich schon. Habe sie etliche Male gelesen. Ich bin trotzdem unentschlossen, womit ich die 24 Monate unmittelbare Patientenversorgung füllen könnte. Gibt es im ambulanten Bereich eine Alternative? Dh mit Weiterbildungsermächtigung und halbwegs angemessener Bezahlung, auch ohne viel klinischer Erfahrung?

davo
23.01.2024, 17:43
Was willst du denn überhaupt mal beruflich machen? Du wirkst ziemlich orientierungslos.

Bonnerin
23.01.2024, 17:48
Ich zitiere mal zu ner ähnlichen Frage:

Ganz ehrlich, es bringt dir genau NICHTS in irgendeine Hausarztpraxis zu gehen. Der Hauptteil der transfusionsmedizinischen Proben und Fragen kommt aus der Klinik, weil da eben viel transfundiert wird. Ich würde nicht mal eine niedergelassene Hämato-Onko-Praxis empfehlen, auch wenn da im Gegensatz zum Hausarzt durchaus regelhaft mal ein EK angehangen wird.

Um die Fragen der Kliniker:innen beantworten zu können, solltest du zumindest grob wissen, wie die Lage am anderen Ende der Leitung ist. Meine 6 Monate Transfusionsmedizin sind jetzt (leider) zu Ende, aber ich hab die ganze Zeit gemerkt - und auch als Feedback bekommen - wie hilfreich mein Jahr Anästhesie war. Die Kolleg:innen, die ein Jahr Innere hatten, haben halt selbst viel weniger mit Blutprodukten etc. zu tun gehabt.

Fachrichtungen, die viele Präparate anfordern sind natürlich Hämato-Onko, Ortho, diverse chirurgische Subdisziplinen. Gyn gelegentlich, wenn es da aber blutet, dann oft so richtig schlimm. Im Handling lernt man in der Anästhesie sicher am meisten.

Nebenbei bemerkt: Niederlassung für die 1,5 Jahre ist schön und gut, aber wenn man dann doch nen Doppelfacharzt machen will, werden exakt 0 Monate davon anerkannt. Für Laboratoriumsmedizin und Mibi sind Klinik verpflichtend.

Kannst Hausarzt durch beliebige ambulante Fachrichtung ersetzen.

Cortison280
23.01.2024, 17:57
Was willst du denn überhaupt mal beruflich machen? Du wirkst ziemlich orientierungslos.

Jap, du hast es erkannt. Deswegen komme ich aktuell nicht wirklich weiter. Ich kann mir labormedizin oder öff. Gesundheitswesen vorstellen wie im thread beschrieben, aber definitiv ist das nicht und mein aktuelles Problem sind die 24 Monate unmittelbare Patientenversorgung die ich irgendwie, am besten abseits von innerer Medizin und Klinik, füllen muss.

Cortison280
23.01.2024, 17:57
Ich zitiere mal zu ner ähnlichen Frage


Kannst Hausarzt durch beliebige ambulante Fachrichtung ersetzen.

Kann ich nicht wirklich viel mit anfangen so aus dem Kontext gerissen.

Bonnerin
23.01.2024, 18:36
Kann ich nicht wirklich viel mit anfangen so aus dem Kontext gerissen.

Du sagst, du hast keinen Bock auf Klinik und willst in den ambulanten Bereich und da irgendwas machen um "unmittelbare Patientenversorgung" voll zu kriegen.

Cortison280
23.01.2024, 18:48
Du sagst, du hast keinen Bock auf Klinik und willst in den ambulanten Bereich und da irgendwas machen um "unmittelbare Patientenversorgung" voll zu kriegen.

Richtig. Warum eignet sich der ambulante Sektor nicht? Habe ja nichts mit transfusionsmedizin zu tun.

NitroBacter
23.01.2024, 18:50
Wir haben in unserem Blutspendedienst tatsächlich Vollzeitärzte die nur die Spende betreuen ohne einen Facharzt gemacht zu haben. Sie sind sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Ist halt aber auch nicht für jeden das richtige nur Spende zu machen. Aber klar, Blutspende ist integraler Teil des Facharztes Transfusionsmedizin und eine gewisse Zeit wird dir auf den Facharzt angerechnet.

Bonnerin
23.01.2024, 19:37
Richtig. Warum eignet sich der ambulante Sektor nicht? Habe ja nichts mit transfusionsmedizin zu tun.

Weils für nichts anerkannt wird. Falls du - wie einige hier erwähnt haben - keinen FA anstrebst, whatever. Für Labor, Mibi etc. ist zwingend ein Jahr Klinik erforderlich. Arbeitsmedizin könnte je nach WBO eventuell komplett ambulant gehen.

Cortison280
23.01.2024, 19:44
Weils für nichts anerkannt wird. Falls du - wie einige hier erwähnt haben - keinen FA anstrebst, whatever. Für Labor, Mibi etc. ist zwingend ein Jahr Klinik erforderlich. Arbeitsmedizin könnte je nach WBO eventuell komplett ambulant gehen.

Wie im thread beschrieben, ist neben Labormedizin auch das öffentliche gesundheitswesen in meiner engeren Auswahl. Da wäre allgemeinmedizin in der Praxis schon anrechnungsfähig. Danke für deinen Beitrag, aber hatte wenig mit meiner eigentlichen Frage zu tun. Was ich wofür anrechnen lassen kann steht ja in der wbo.

mbs
24.01.2024, 21:37
Innere Medizin kann man auch in Rehakliniken machen, aber in den meisten WB-Ordnungen wird für die meisten Fächer wie Allgemeinmedizin stationäre Akutmedizin in der Inneren gefordert. Ich habe allerdings auch nicht den Überblick über alle Bundesländer und Fachrichtungen - vielleicht kann wer anders hier diesbezüglich ja Tipps geben, es ist ja bekannt, dass unterschiedliche Ärztekammern unterschiedlich streng sind. Ein bis zwei Jahre Innere sind eben ein großer Vorteil. Der Stellenwert von Innerer Medizin in einer Rehaklinik ist nur in manchen Ländern praktisch nicht vorhanden wie es scheint. Grundsätzlich ist es dort aber wohl besser, keine ein paar ehemalige Kollegen die es dort deutlich besser und angenehmer finden.

hebdo
25.01.2024, 05:51
Als Alternative für einen Abschnitt in der stationären Versorgung eignet sich Strahlenmedizin. Die Belastung sind eher die Patientenschicksale

Die beiden Abteilungen, die ich kenne, hatten keine klassischen Bereitschaftsdienste. Die Notfallversorgung wurde von den Internisten übernommen. Die Belastung war moderat.

Zilia
28.01.2024, 16:09
Hab vor Jahren zur Überbrückung einer beruflichen Durststrecke einige Monate in einem privatwirtschaftlichen Spendezentrum gearbeitet (ohne Weiterbildungsbefugnis, Anerkennung für Transfusionsmedizin wäre nicht möglich gewesen) und empfehle zumindest dies nicht. Transfusionsmedizin in an der Uni wird sicher besser sein.

Bei mir:
Arbeiten im Akkord, man erzählt immer dasselbe, nur mickrige Teilzeit war möglich, vom Ansehen her als Ärztin am unteren Ende der “Huehnerleiter”, “Zickenterror” durch dort “kleben gebliebene” Damen, die sich das letzte Mal zirka vor 25 Jahren in Allgemeinmedizin außerhalb ihrer Spenderaerztinnen-Bubble weitergebildet hatten (“GCS - Was ist das???”). Noch schlimmer waren nur die nicht ärztlichen Chefinnen. Der Umgang mit den SpenderINNEN war nicht das Problem.

PsychoFan
29.01.2024, 10:26
Wenn Du FA öffentl. Gesundheitswesen anstrebst, dann wäre doch Psychosomatische Medizin eine sinnvolle Lösung, nebenbei kannst Du recht viel lernen. An einer Rehaklinik selbstverständlich. Dienste zwar Pflicht aber ruhiger als Innere auf jeden Fall.
Ich kann die Angst vor Nachtdiensten nachvollziehen. Ich arbeite seit Jahren ohne Nachtdienste und kann mir diese, so wie sie heutzutage aussehen, bei bestem Willen nicht mehr vorstellen. Ich habe bis heute Flashbacks, wenn ich, meistens im Baumarkt, den alten Siemens Klingelton höre.

24-Stunden-Dienste sollten verboten werden. 12 Stunden Nachtdienste oder kürzer sind aber gar nicht so schlimm, können durchaus auch Spaß machen, weil man prozentual deutlich mehr Zeit mit Patientenversorgung statt mit Blödsinn verbringt.
Guck vielleicht mehr in Richtung Reha? Vielleicht auch Entwöhnungsbehandlungen oder psychosomatische Reha? Wird das angerechnet in Deiner ÄK?