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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Weiterbildung Allgemeinmedizin???



willow358138
16.02.2024, 14:28
Ich arbeite jetzt seit ca 4 Monaten in einer Hausarztpraxis. Davor war ich 8 Monate chirurgisch tätig, also hab ich jetzt bald mein 1. Jahr der Weiterbildung hinter mir.
Ich wollte euch mal fragen, welche Aufgaben ihr ab wann in eurer Weiterbildung übernehmen musstet und wie die Weiterbildung bei euch so ausgesehen hat.
Ich bin während der Woche oft alleine in der Praxis, meist von den 32h Sprechstunde mindestens 12h, manchmal mehr. Ich möchte das eigtl. nicht, aber mir wurde gesagt, dass ich das schon schaffen würde.... Meine Chefin ist dann telefonisch erreichbar und oft auf Haus/Heimbesuch, es gibt keine anderen Ärzte in der Praxis. Manchmal dauert es bis zu 20mins bis ich zurückgerufen werde, manchmal 5mins. Bei Notfällen soll ich die 112 anrufen.
Meine Weiterbildung besteht aus "einfach machen" und Fragen stellen, wir haben keine Fortbildungsveranstaltungen und keine festen Pläne/Zeiten zum durchsprechen o.Ä. Eine Einarbeitung gab es nicht. EKGs und Lufus werden nicht befundet, nirgendwo was notiert. Das macht das selbstständige Lernen daran schwerer. Zudem soll ich nicht so viel dokumentieren wie in der Klinik, da es zu viel Zeit fressen würde. Oft wurde gesagt, dass ich zu viele Fragen stelle und mehr selbstständig entscheiden soll. Zudem betreue ich noch 1 Altenheim alleine mit ca 30 Patienten, bei Fragen kann ich nach der Sprechstunde anrufen.
Mit den MFAs komme ich ganz gut klar, oft wird jedoch bemängelt, dass ich zu lange brauchen würde (zwischen 5 bis 30mins pro Patient, je nach Krankheit, Checkup, Infekt etc). Jetzt bin ich mir unsicher, ob die Weiterbildung einfach schlecht dort ist, oder ob das ganz normal ist. Im Krankenhaus kannte ich es tatsächlich auch nicht anders. Keine Einarbeitung und ab in die ZNA. War das bei jemandem von euch anders? Könnt ihr eure Weiterbildung mal beschreiben? Oder muss man einfach in den sauren Apfel beißen und akzeptieren, dass es im Arztberuf so ist? Von meinen Freunden im KH höre ich leider nur ähnliches.
Vielen Dank schonmal für eure Antworten:)

][truba][
16.02.2024, 15:48
Sorry. Aber das geht absolut gar nicht. Ein Assistent im 1 WBJ allein in der Praxis ? Das ist nicht nur fahrlässig sondern schlichtweg nicht erlaubt.

Wenn deine Chefin das für normal hält, würde ich mich schleunigst nach einer anderen Stelle umschauen.

Ich selbst bin in der Klinik tätig, kenne Einarbeitung auch nur vom Papier aber in der Klinik sind immer Fachärzte in der Nähe.

Flo83
16.02.2024, 17:27
Ich arbeite jetzt seit ca 4 Monaten in einer Hausarztpraxis. Davor war ich 8 Monate chirurgisch tätig, also hab ich jetzt bald mein 1. Jahr der Weiterbildung hinter mir.
Ich wollte euch mal fragen, welche Aufgaben ihr ab wann in eurer Weiterbildung übernehmen musstet und wie die Weiterbildung bei euch so ausgesehen hat.
Ich bin während der Woche oft alleine in der Praxis, meist von den 32h Sprechstunde mindestens 12h, manchmal mehr. Ich möchte das eigtl. nicht, aber mir wurde gesagt, dass ich das schon schaffen würde.... Meine Chefin ist dann telefonisch erreichbar und oft auf Haus/Heimbesuch, es gibt keine anderen Ärzte in der Praxis. Manchmal dauert es bis zu 20mins bis ich zurückgerufen werde, manchmal 5mins. Bei Notfällen soll ich die 112 anrufen.
Meine Weiterbildung besteht aus "einfach machen" und Fragen stellen, wir haben keine Fortbildungsveranstaltungen und keine festen Pläne/Zeiten zum durchsprechen o.Ä. Eine Einarbeitung gab es nicht. EKGs und Lufus werden nicht befundet, nirgendwo was notiert. Das macht das selbstständige Lernen daran schwerer. Zudem soll ich nicht so viel dokumentieren wie in der Klinik, da es zu viel Zeit fressen würde. Oft wurde gesagt, dass ich zu viele Fragen stelle und mehr selbstständig entscheiden soll. Zudem betreue ich noch 1 Altenheim alleine mit ca 30 Patienten, bei Fragen kann ich nach der Sprechstunde anrufen.
Mit den MFAs komme ich ganz gut klar, oft wird jedoch bemängelt, dass ich zu lange brauchen würde (zwischen 5 bis 30mins pro Patient, je nach Krankheit, Checkup, Infekt etc). Jetzt bin ich mir unsicher, ob die Weiterbildung einfach schlecht dort ist, oder ob das ganz normal ist. Im Krankenhaus kannte ich es tatsächlich auch nicht anders. Keine Einarbeitung und ab in die ZNA. War das bei jemandem von euch anders? Könnt ihr eure Weiterbildung mal beschreiben? Oder muss man einfach in den sauren Apfel beißen und akzeptieren, dass es im Arztberuf so ist? Von meinen Freunden im KH höre ich leider nur ähnliches.
Vielen Dank schonmal für eure Antworten:)


Also ich mache jetzt seit ungefähr 2 Monaten Allgemeinmedizin als Quereinsteiger, habe >6Jahre klinische Erfahrung in der Anästhesie und Intensivtherapie und bin nicht alleine in der Praxis! Mache eigene Sprechstunde aber einer Weiterbilder ist immer anwesend!
Im Grunde haftet deine Chefin komplett für dein Tun und Handeln!
Ich würde so aber keine WB machen, weil der Lerneffekt ja nicht sonderlich hoch sein kann

willow358138
16.02.2024, 18:31
Vielen Dank schonmal für eure Antworten! :) Ich hab auch echt Bauchschmerzen, wenn ich daran denke, dass ich dauernd alleine bin. Hättet ihr einen Tipp wie/woran man einen guten Weiterbildungsort erkennen kann?

DrSkywalker
16.02.2024, 18:44
Geh erst mal zwei Jahre in die innere und dann suche dir eine vernünftige Praxis zur Weiterbildung. Das was du schilderst ist weder in Ordnung noch legal.

Kandra
16.02.2024, 19:03
Während der Weiterbildung darfst du nicht alleine in der Praxis arbeiten. Dass das vielleicht MAL nicht anders möglich ist, geschenkt. Aber doch nicht im 1. WB-Jahr! Ich würde mich da schleunigst vom Acker machen, bevor noch irgendwas passiert. Wenn du Pech hast, kann man dir das auch als Übernahmeverschulden anhängen.

Coxy-Baby
16.02.2024, 19:12
Geh erst mal zwei Jahre in die innere und dann suche dir eine vernünftige Praxis zur Weiterbildung. Das was du schilderst ist weder in Ordnung noch legal.

Ich denke mir das dürfte der beste Weg sein!!!!

AlexDo86
16.02.2024, 19:19
Habe noch keine Erfahrung in der Weiterbildung. Kann nur grob wiedergeben, was mir mein künftiger Chef und meine künftigen Kollegen so erzählt haben. Habe selbst 2,5 Jahre Klinik-Erfahrung. Urologie + Interdisziplinäre Notaufnahme. Wechsel jetzt in die Allgemeine. Werde am Anfang nur Mitlaufen, mir alles ansehen. Dann zunächst die Chroniker übernehmen + Check ups, Vorsorge, je nachdem. Mein Chef meint, erst im zweiten Jahr könne er mich ggf in die reguläre Sprechstunde lassen. Selbst hier ist aber immer jemand da (3 fachärztliche Kollegen + 2 erfahrene Assistenten). Finde ich insgesamt fair.

Zilia
16.02.2024, 19:33
Klingt gruselig. Schnell weg da!

willow358138
16.02.2024, 19:40
Das mit dem Übernahmeverschulden habe ich direkt von Anfang an mit der Chefin besprochen, sie meinte, dass das nicht passieren würde, das habe man schon immer so gemacht und sie sei sehr gut rechtsschutzversichert... Hatte jetzt diesen Monat keine wirkliche Wahl außer mich krankzumelden und das hab ich dann natürlich nicht gemacht. Meine Rechtsschutzversicherung meinte auch, dass ich in dem Fall versichert sei, aber wohl ist mir dabei logischerweise nicht. Denke auch, dass mir nur die Kündigung bleiben wird. :(

@AlexDo86 das hört sich ja super an! :) Hast du direkt beim Bewerbungsgespräch mit dem Chef darüber gesprochen, oder bist du mitgelaufen und hast dir alles schonmal angesehen? Mir wurde am Anfang auch gesagt, dass man mir alles zeigen würde und ich langsam an alles herangeführt werden würde und im Endeffekt hat leider nichts davon zugetroffen:( Es ist auf jeden Fall aber super, dass ihr so viele Ärzte in der Praxis habt, dann kann man sich an mehrere Personen wenden bei Fragen:)

In welchem Innerebereich würdet ihr denn starten? Nachdem was ich bislang so mitbekommen habe könnte ich mir vorstellen, dass Kardio, Gastro, oder Geri ganz sinnvoll wären? Wie habt ihr eure internistischen Stellen ausgewählt? Hatte mir vor der Praxis Stellen in der Inneren angesehen, aber da sollten dann teils nach 2 Wochen Dienste für das gesamte KH plus ZNA und nach 6 Monaten die Intensivstation mitgemacht werden und das hat mich ohne Erfahrung doch seht abgeschreckt :(

Schonmal vielen Dank für eure Antworten:)

Trenn
16.02.2024, 19:49
So ne Stelle passt vielleicht für nen Quereinsteiger oder Altassistenten mit AT-Vertrag, der sich ausprobieren will, die zwei Jahre Allgemeinmed absitzt und fachlich relativ sattelfest ist, aber doch nicht für nen Anfänger. Die Praxis-Zeit sollte super entspannt sein, da du noch viele Sachen nebenbei machen muss. Psychosomatik-Kurs und bestenfalls noch eine weiter Zusatzbezeichnung anfangen. Zudem Abrechnung, Personalmanagement, Bürokratie kennen lernen. Ich kann mich nur meinen Vorrednern anschließen: Klinikzeit vollmachen oder Praxis mit bessere Bedingungen suchen (grosse Praxis mit vielen Ärzten, mit viel apparative Diagnostik wie Sono, auch Venen, Thorax und Echo, Langzeit-Messungen, Polygraphie etc.). Als WBA ist man durch die Förderung in ne super Verhandlungsposition.

Edit: Grundversorger? Dann klingt die Stelle doch sehr passabel für einen angehenden Allgemeinmediziner. Man kann in ein zwei Jahren relativ viel sehen, kommt auf die Intensiv und hat so die Option Notarzt oder Schiffsarzt zu werden und verstrickt sich nicht zu tief in Details, die man später sowieso wieder vergisst. Du machst aktuell doch auch quasi Dienste, und das teilweise ohne gutes Personal. Ein erfahrener ZNA- oder Intensivpfleger wird deine mangelnde Erfahrung ausgleichen können, wo es schief geht ist wenn beide Professionen neu sind....

Relaxometrie
17.02.2024, 00:04
Denke auch, dass mir nur die Kündigung bleiben wird.
Das ist das Einzige, was Du bei SO EINER Stelle machen kannst. Hopphopp...........kündigen!

xyl15
17.02.2024, 19:31
Klingt nicht gut und auch nicht erlaubt.
Ich bin zwar nicht in der Weiterbildung in einer Praxis, aber hatte ein sehr gutes PJ-Tertial in einer Hausarztpraxis und hatte dort, obwohl "nur" Student, eine bessere Einarbeitung als du.

Doctora
01.03.2024, 10:17
.... Als WBA ist man durch die Förderung in ne super Verhandlungsposition.....

Ahnungslos frag: Ist das wirklich so? Oder ist die Förderung letztlich eine Grundvoraussetzung, ohne die die ganzen privaten allgemeinmed. Weiterbilder gar nicht weiterbilden würden? Weiß jemand, wieviel zeitlichen Vorlauf man einplanen muss für die Beantragung? Danke!