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Sophinkel
18.02.2024, 20:44
Hallo zusammen. Ich habe morgen ein Bewerbungsgespräch in meiner Wunschklinik, Uniklinik Fach Pädiatrie in einer nicht unbeliebten Großstadt. Ich kenne die Klinik aus dem PJ, allerdings nur die Innere, es gab damals keinen freien PJ-Platz für mich in der Pädiatrie. Für mich ist klar, dass ich, wenn es klappt, eine Stelle dort definitiv annehme. Ich habe mich schon an mehreren Häusern beworben und bisher hospitiert, mittlerweile bin ich die Hospitationen auch etwas leid. Jetzt die Frage: Soll ich pro forma nach einer Hospitation fragen? Ich würde dort auch ohne Hospitation arbeiten. Da die Klinik in meiner Heimatstadt liegt, ich viele gute Dinge über Sie gehört habe, ich die Struktur zumindest eines anderes Fachbereiches kenne und ich auch nicht unbedingt dem Personal die Umstände einer Hospitation bereiten möchte. Soll ich trotzdem danach fragen, damit der Chef merkt, dass ich wirklich Interesse an der Stelle habe (denn ich hätte sie sehr gern!)? Ist es üblich immer nach einer Hospitation zu fragen?

Liebe Grüße :)

Feuerblick
18.02.2024, 20:50
Hospitationen sind eigentlich heute üblich. Also machen.

davo
18.02.2024, 21:13
Du wärst also bereit, die Katze im Sack zu nehmen? Hm.

Eine Hospitation ist in deinem eigenen Interesse - unbedingt machen!

Stuntman Mike
18.02.2024, 22:39
Soll ich trotzdem danach fragen, damit der Chef merkt, dass ich wirklich Interesse an der Stelle habe (denn ich hätte sie sehr gern!)?

Hm, warum nicht einfach ehrlich und direkt sagen, dass du die Stelle sehr gerne hättest? Ein Chef hört sowas doch gerne. Eine Anfrage zur Hospitation bringt demgegenüber meiner Meinung nach keine wirklichen Vorteile (zumindest in Hinblick auf die Anstellungschancen)…

Zilia
19.02.2024, 04:19
Ich fand Hospitationen meist aufwaendig und nervig. Teilweise waren sie wenigstens direkt mit dem Vorstellungsgespräch verknüpft. Unvergessen die Hospitation, bei der ich 2x geladen und dann als Hakenhalterin ausgenutzt wurde.
Ob man einen realen Eindruck bekommt, würde ich auch nicht unterschreiben. Würde an Deiner Stelle nicht aktiv danach fragen, aber auch nicht ablehnen, wenn sie es Dir direkt anbieten.

Sosylos
19.02.2024, 04:57
Nimm die Hospitation als Chance, die Kollegen über die Organisation, Dienstpläne, Überstunden und Weiterbildungsveranstaltungen auszufragen. In den Gesprächen kann immer viel versprochen werden, was dann sehr oft nicht eingehalten Wird.

Endoplasmatisches Reticulum
19.02.2024, 08:31
Ich fand Hospitationen meist aufwaendig und nervig. Teilweise waren sie wenigstens direkt mit dem Vorstellungsgespräch verknüpft. Unvergessen die Hospitation, bei der ich 2x geladen und dann als Hakenhalterin ausgenutzt wurde.
Ob man einen realen Eindruck bekommt, würde ich auch nicht unterschreiben. Würde an Deiner Stelle nicht aktiv danach fragen, aber auch nicht ablehnen, wenn sie es Dir direkt anbieten.
Diese Verbundhospitiererei in der Medizin empfinde ich auch als Unding. Nirgendwo hätte ich einen wesentlich anderen Eindruck bekommen, wenn ich einfach nach dem Vorstellungsgespräch noch 1-2 Stunden locker nach eigenem Gusto geblieben wäre. Am besten ist wirklich das obligatorische Vorbeischauen im OP, wo man sich mit einwaschen muss und dann für Stunden festklebt, bis der halbe Tag rum ist und man abseits eines einzigen Oberarztes nichts von der Klinik gesehen hat.

Man könnte das so viel bewerberfreundlicher lösen: Digitales Vorstellungsgespräch und bei dann fortbestehendem gegenseitigen Interesse eine Kurzhospitation über einen Nachmittag oder auf Wunsch des Bewerbers halt ganztägig. Dann muss man auch nicht jedes Mal kurzfristig Urlaub organisieren, sich zwei Tage blocken und in ein Hotel einbuchen, um morgens um 7 auf der Matte stehen zu können.

Absolute Albtraumhospitation habe ich auch einige erlebt, aber ist ja nicht Thema hier. Ich würde niemals in einer Klinik anfangen, ohne mir einen Eindruck von der Abteilung gemacht zu haben. Eine volle Hospitation braucht es dafür aber selten und ich fordere sie deshalb auch nicht (mehr).

-pixel
19.02.2024, 10:38
Ich finde auch die Stelle ohne Hospitation anzunehmen mutig.. du kennst zwar die Innere, aber in der Päd wird mit Sicherheit ein ganz anderes Dienstsystem sein, andere Kollegen, Organisation etc. Außerdem kann man in der Hospitation auch gut die Stimmung in der Abteilung feststellen.. Wenn du die Abteilung also kaum bis gar nicht kennst, warum willst du dann die Stelle dort sicher annehmen?

Matzexc1
19.02.2024, 11:53
Ich hatte mehrere Hospitationen, auch an den beiden Häusern wo ich gearbeitet habe( das erste war die Uniklinik wo ich studiert habe und einen guten Eindruck hatte. Am Ende habe ich erst nachdem ich mit der Arbeit dort anfing gemerkt was los ist, während der Hospitation sagt keiner was negatives und dann kommen erst alle Negativpunkte ans Tageslicht.
Leere Versprechungen sind meiner Meinung nach mehr Standard als Seltenheit

Ich hatte auch eine Orthopädische Hospitation wo ich nachher ohne Mittagessen bis 1600 am Tisch mitmachte

Aktuell bin ich an einem Haus wo ich die Abteilung noch aus meiner Vor-Studium Berufsphase kenne und es ist so ein Chaos das ich jetzt gehe, an diesem Haus habe ich nicht hospitiert sondern ich wurde dorthin geschickt um gewisse Inhalte zu erlernen(mir wurde am Vorgänger in einer Tour gesagt wie toll das haus zum Lernen ist).

Es kann etwas bringen, aber ich bin inzwischen bei Hospitationen skeptisch und stimme ER zu, es muss nicht mehr die 2 Tage oder ganztags Variante sein.

Bei meinem neuen Haus habe ich vor längerem hospitiert und ich muss sagen dass ich der Mundpropaganda mehr vertraue als dem was mir etwaige Kollegen erzählen, es ist auch die Frage wie die geographische Auswahl ist, wenn nur das Haus das Wunschfach(oder die gewünschten Inhalte) anbeiten kann ist man da schon eingeschränkt

Mometasonfuroat
19.02.2024, 14:06
Ich würde nicht wieder hospitieren. Einen guten Eindruck bekommt man eh erst nach ein paar Wochen. Zumal oft 1-5 Tage Hospitation komplett deiner Lebenszeit beraubt werden und du auch keinen finanziellen Ausgleich dafür erhältst. Wenn du Pech hast wirst du schon mit eingebunden.
Ich schließe mich hier manchen an, nach dem Vorstellungsgespräch einfach 1-2 Std zu bleiben. Da erfährt man das nötigste.
Das Argument die Katze im Sack zu kaufen kann ich nicht nachvollziehen, denn in kaum einem Beruf ist es üblich mehrere Tage Probe zu arbeiten. Dafür ist die Probezeit da um zu schauen ob es passt oder nicht.

Endoplasmatisches Reticulum
19.02.2024, 15:02
Zumal oft 1-5 Tage Hospitation komplett deiner Lebenszeit beraubt werden und du auch keinen finanziellen Ausgleich dafür erhältst.
... und danach ggf. einfach geghostet wirst oder nach monatelanger Funkstille einen lapidaren Absagenvordruck aus der Retorte bekommst.

Spektralleuchte
19.02.2024, 15:21
Ich verstehe diesen Wahn nach Hospitiererei auch nicht so ganz..

Würdet ihr einem Hospitanten (den ihr auch nicht kenn, wo ihr überhaupt keine Ahnung habt welche Connections und wohin der vll hat) und der euch fragt wie es so in der Abteilung ist wirklich Punkte auf die Nase binden wie:
-Der Chef ist der reinste Psycho?
-Keiner von uns bekommt in der Zeit seinen Katalog voll aber wir sind so hulle unterbesetzt komm doch bitte und lass dich hier mit uns ausbeuten?
-Kauf dir zum Einstieg ne Bibliothek, teaching gibts hier eh nicht?
-Bring am besten dein Bettzeug mit, nach den Überstunden geht eh keiner mehr heim?

Ich mein was man maximal hört ist vll ein bisschen Rumgedruckse, dass A oder B manchmal nicht ganz so gut klappt wenn man richtig nachbohrt..
Bei jedem Vorstellungsgespräch bei dem ich hatte man immer mal kurz Gelegenheit mit seinen zukünftigen direkten Kollegen zu reden (wenn das nicht passiert ist es schon fast eine Red Flag finde ich). Und die spontane emotionale Reaktion (nicht die verbale Antwort) auf die simple Frage: Wie gefällt es euch hier so? Hat immer Bände gesprochen :-oopss

Feuerblick
19.02.2024, 15:41
Für mich wäre eine „Hospitation“ schon, wenn ich vor oder nach dem Gespräch ein paar Stunden die Abteilung erleben könnte. Ehrlich gesagt finde ich schon, dass man bei so etwas die Stimmung in einer Abteilung jenseits des gesprochenen Wortes sehr gut erfassen kann. Man merkt doch, ob man Geschichten erzählt bekommt und wie die Menschen miteinander und mit dem Chef umgehen. Und ja, manchmal ist die nonverbale Reaktion auf Fragen interessanter als die Antwort. Ich würde also nicht behaupten, dass Hospitationen nichts bringen. :-nix
Ich frage mich nur, wer Hospitationen macht, die länger als maximal einen Tag andauern?

-pixel
19.02.2024, 15:58
Mir wurde mal eine Hospitation angeboten, die für 5 Tage geplant war.. hab ich aber letztlich nicht gemacht, da das für mich keinen Sinn ergeben hat.. es stimmt schon, dass das Mitlaufen teils nur begrenzt gut ist - ich habe mich immer gefragt, wie ich mich jetzt am besten verhalten soll - viel fragen und einbringen oder doch lieber im Hintergrund bleiben? Inzwischen brauch ich das auch nicht mehr so, allerdings möchte ich das Dienstsystem wissen und lasse mir das auch genau erklären und wie die Rotationen geplant sind bzw auch umsetzbar sind.. den Rest findet man wie gesagt in der Probezeit raus

Endoplasmatisches Reticulum
19.02.2024, 16:16
Ich frage mich nur, wer Hospitationen macht, die länger als maximal einen Tag andauern?
In manchen Fächern sind 3-5 Tage tatsächlich keine Seltenheit. Mehrfach gemacht und noch öfter als Bedingung gestellt bekommen. Ich würde nicht sagen, dass es üblich ist, aber es kommt häufig genug vor, dass es einem immer mal wieder begegnet. Inzwischen lehne ich es ab. Die Erfahrungen waren fast durchweg miserabel.

Feuerblick
19.02.2024, 16:22
Ich muss ehrlich sagen, dass ich das grundsätzlich abgelehnt hätte. So eine Abteilung würde ich suspekt finden und das wäre jeder Grund, da gar nicht anfangen zu wollen.

anignu
19.02.2024, 17:18
Keiner von uns bekommt in der Zeit seinen Katalog voll aber wir sind so hulle unterbesetzt komm doch bitte und lass dich hier mit uns ausbeuten?
Ich kann jedem nur empfehlen sich einfach den OP-Plan incl. Einteilung und den Dienstplan zeigen zu lassen. OP-Plan am Besten gleich mal von 1-2 Wochen und Dienstplan gleich 2-3 Monate.
Dann sieht man: wieviele Dienste macht jeder, wie oft sind Assistenten im OP eingeteilt und wie oft davon als Operateur, wie ist das OP-Spektrum etc. Und daraus gewinnt man tatsächlich entlarvende Informationen die man ohne Hospitation nicht hat.

Hospitation von einem halben Tag bis Tag, verbunden mit einem Vorstellungsgespräch machen für mich durchaus Sinn. Alles was mehr als einen Tag dauert finde ich Schmarrn.

Spektralleuchte
19.02.2024, 17:54
Ich glaube diese Mehrtageshospitationen, die irgendwie auch eher mies sind (und wenn man die Erfahrung hier liest scheint es ja auch häufiger so zu sein) dienen nur dem Arbeitgeber Leute rauszufiltern..

Wer nach 5 Tagen mieser Hospitation immer noch anfängt, macht doch eh alles mit :-oopss:-peng
Und wenn ich genau solche Leute brauch ist das bestimmt effektiver als jedes Gespräch..

Zilia
19.02.2024, 18:13
Meine zweizeitige Hakenhalter-Hospitation hat übrigens nicht zu einer Stelle geführt. Ich musste im Gegenteil noch dem Chef hinterher telefonieren, um eine Absage zu erhalten. An meinem Geburtstag.

Eine andere 2taegige Hospitation hätte zu einer Stelle geführt, allerdings sind mir während der Hospitation ein paar Dinge negativ aufgefallen und ich habe abgesagt. Mittlerweile ist bei dieser Abteilung sowieso die ganze Leitung ausgetauscht (damaliger Chef im Ruhestand).

Mit das Krasseste war eine zum Glück nur 1taegige Hospitation. Ich hatte Jahre zuvor dort eine Famu gemacht und der Chef war zu der Zeit meist im Urlaub. Deshalb kannte er mich nicht mehr, als ich mich dort als Ärztin bewarb. Ich hatte zu der Zeit schon ein paar Monate Berufserfahrung und er wollte, dass ich dort 4 Wochen hospitiere. Ich bin Muttersprachlerin und habe in Deutschland studiert. Das habe ich abgelehnt. Dann hat er mich mehrere Wochen hingehalten und ich sollte ihn immer wieder anrufen, ob er eine Stelle hat. Letztendlich hatte er keine.

Endoplasmatisches Reticulum
19.02.2024, 18:28
Im Vorstellungsgespräch überschwängliche Begeisterung an mir mit mündlichem Stellenangebot durch Chef in Anwesenheit mehrerer eifrig nickender Oberärzte. Paar Tage drauf schriftliche Absage unter dümmstem Vorwand. Paar Tage DARAUF Einladung zur einwöchigen Hospitation, weil man mich ja irgendwie doch so toll fand und mir noch eine "Chance geben" wolle. Absolutes Unding, aber hey, ich wollte unbedingt an den Standort. Nunja. Mit Magenschmerzen zugesagt und dachte, einfach nicht mehr kommen kann ich immer noch jederzeit. Während der Hospitation dann wieder sehr positives Feedback vom Team, die Oberärzte haben mich aber weitgehend ignoriert oder sehr unfair ausgefragt. Am letzten Hospitationstag dann völlig aus dem Nichts ein 2-Minuten-Türschwellenabwink vom Chef: "Tut uns Leid, wir passen leider nicht zusammen, alles Gute, tschüss." Ich hätte selten im Leben vor Wut kotzen können, aber der Moment gehörte dazu.

Oh, und eine Klinik hat mir mal einen Laufzettel mit Stationen gegeben, die ich von den jeweiligen Ärzten abzeichnen lassen musste bis zum Vorstellungsgespräch am Nachmittag, dass dann kurzfristig ausgefallen ist und ich sollte bitte irgendwann erneut anreisen. Die haben mich dann fast ein Jahr lang alle 2 Monate angerufen und wegen meiner tollen Bewerbung zu einer zweiten Hospitation einladen wollen, weil wieder eine Stelle frei wäre. Das fand ich auch, ähm, orginell.