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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Folgen einer F-Diagnose im Studium/im Beruf



medkid123
04.03.2024, 20:37
Hallo,

ich bin mir nicht sicher, welches Unterforum hier am besten geeignet wäre, aber ich bin noch in der Klinik, also erscheint es mir zunächst hier sinnvoll.

Ich habe schon seit Jahren Phasen, die ich als rezidivierende depressive Episoden beschreiben würde. Hole mich da selbst immer raus, aber in den letzten Wochen gelingt mir das nicht mehr so ganz und ich erreiche mein "Normalniveau" nicht mehr. Ich habe mittlerweile eingesehen, dass ich mir Hilfe holen sollte. Ich möchte das auch definitiv machen, aber ich möchte auch wissen, was für Folgen das eventuell haben könnte. Hintergrund: aus der Hausarztfamulatur weiß ich, dass F-Diagnosen es einem wohl schwer machen sollen, Versicherungen abzuschließen und Kredite aufzunehmen. Ist das so? Ich weiß noch nicht, in welche Richtung ich mal gehen möchte und ob ich mich zum Beispiel irgendwann niederlassen wollen würde... gibt's etwas, das ich tun oder beachten kann damit diese Konsequenzen mich nicht treffen? Ich möchte mir Hilfe holen, aber mir beruflich auch nicht ins eigene Bein schießen und damit Türen schließen... und wenn es unvermeidbar sein sollte, möchte ich das zumindest zu 100% wissen und verstanden haben bevor ich mir besagte Hilfe hole.

Bisschen wirr. Vielen Dank im Voraus an jede hilfreiche Beteiligung. :)

Kandra
04.03.2024, 21:25
Alle Versicherungen wie BU etc, die du abschließen möchtest, solltest du abschließen BEVOR du mit der Therapie anfängst. Ebenso private Zusatzversicherungen etc.
Für die Approbation sollte die Diagnose keine Rolle spielen und für die Niederlassung wahrscheinlich auch nur dahingehend, dass du halt das Risiko einer Berufsunfähigkeit bzw. Notwendigkeit eines stationären Aufenthaltes/einer Reha und den damit einhergehenden Einkommensverlust in der Selbstständigkeit abschätzen musst. Aber es klingt aus deiner Schilderung ja eigentlich so, als könnte dir eine Therapie schon gut weiterhelfen und du hättest das Problem in ein paar Jahren vielleicht gar nicht mehr.

Wichtig ist nur, dass du dir von deinem Hausarzt alle Diagnosen der letzten Jahre geben lässt. Du musst ja alle Vorerkrankungen angeben und falls dein Hausarzt doch irgendwann schon mal eine F-Diagnose kodiert haben sollte und du das verschweigst, zahlt die Versicherung am Ende im schlimmsten Fall nicht.

medkid123
05.03.2024, 15:08
Okay, das klingt alles irgendwie machbar... aber aus versicherungstechnischen Gründen ist es doch vermutlich dann besser, zu warten, wenn es gesundheitlich noch geht. Einfach, weil sämtliche Versicherungen im Studium nicht sinnvoll bzw. realisierbar sind... das ist alles so komplex, vor allem wenn man damit nichts am Hut hat :) ich danke dir und werde mal weiter forschen, was man da tun kann

Kandra
05.03.2024, 19:20
Okay, das klingt alles irgendwie machbar... aber aus versicherungstechnischen Gründen ist es doch vermutlich dann besser, zu warten, wenn es gesundheitlich noch geht. Einfach, weil sämtliche Versicherungen im Studium nicht sinnvoll bzw. realisierbar sind... das ist alles so komplex, vor allem wenn man damit nichts am Hut hat :) ich danke dir und werde mal weiter forschen, was man da tun kann

Du hast oben selber geschrieben, dass du aktuell das Gefühl hast, dass es nicht mehr geht. Ich würde mit der Behandlung nicht warten. Du könntest die Sitzungen selbst zahlen, dann tauchen sie in keiner Statistik auf. Dann hast du allerdings auch das Geld für die Versicherungen ;)

Nefazodon
05.03.2024, 20:04
Warten würde ich in der Situation, die Du beschreibst, nicht empfehlen.
Du sagst ja selbst, dass es schlimmer wird. Es besteht die Gefahr, dass dich die Krankheit irgendwann ein- und überholt. Und dann hast Du keine Wahl mehr.

Ich würde dir empfehlen, dich zeitnah um eine BU-Versicherung zu kümmern. Je jünger und gesünder Du bist, desto günstiger ist die Versicherung. Es hat also auch aus anderen Gründen Vorteile, sie früh abzuschließen.
Falls Du eine Psychotherapie andenkst, bedenke, dass sie zum Zeitpunkt des Abschlusses der BU auch nicht geplant sein darf.
Also der Beginn der Psychotherapie sollte nicht zu nah am Abschlussdatum der BU liegen. Da gibt es Fristen.

Psychotherapie privat zu zahlen ist natürlich eine Möglichkeit. Aber kannst Du dir das leisten?

Edit: WENN Du in dieser Konstellation noch eine BU-Versicherung abschließen willst und kannst bevor Du eine Therapie machst, dann solltest Du ernsthaft überlegen, auch eine Rechtsschutzversicherung abzuschließen.
Kostet nochmal, ich weiß. Aber um wenig wird im Versicherungsbusiness so erbittert gestritten wie um die Auszahlung von BU-Renten.
Edit 2: Rechtsschutzversicherung selbstverständlich bei einem anderen Unternehmen als dem BU-Versicherer.

Shade
06.03.2024, 09:50
BU vorher abschliessen. Kostet, wenn du Glück hast, nur um die 50-60 Euro pro Monat, das kann man auch als Student meist bezahlen, v.a. wird es lebenslang dann deutlich günstiger. Ich zahle z.B. (mit Ende 20 abgeschlossen) schon 85 pro Monat, nur weil man wegen Rückenschmerzen mal bei ner Massage war oder ähnliches.
Und dann, wie die anderen schon sagten, die Psychotherapie nicht verschieben. Als Berufstätige/r wirst du nie wieder so viel Zeit haben wie jetzt im Studium, dich um dich selbst zu kümmern oder auch mal Termine am Vormittag wahrzunehmen etc. Auch ist der Effekt besser, bevor sich z.B. ungünstige Verhaltens- oder Denkweisen festigen.

Siouxsie
14.03.2024, 20:31
also für kredite sollte das irrelevant sein. die bank kann doch nicht einfach deine krankenakte einfordern. also denke ich. ich habe mehrere F Diagnosen. Das sollte in der heutigen zeit nicht mehr so stigmatisierend sein. v.a. nicht bei der von dir genannten diagnose. wenn du privatversichert bist gibts dafür risikozuschläge. die gibts aber auch wenn du mal wegen rückenschmerzen bei der physio warst oder heuschnupfen hast. die lassen sich alles gern mit risikozuschlägen bezahlen. mit aktueller depressiven störung würde dich auch keine pkv aufnehmen. dazu müsste die letzte behandlung einige jahre zurückliegen und du als vollständig genesen gelten. und selbst dann würden sie wieder den zuschlag wollen. aber ich kann generell nur dringen von pkv abraten wenn man vor hat psychiatrische/therapeutische hilfe in anspruch zu nehmen. das ist einer der wenigen bereiche wo man tatsächlich als pkv patient schlechter einen arzt findet als als gkv versicherter.
ich würde nicht warten in der situation. zumal du bei den wartelisten die es derzeit so gibt eh recht lange warten musst. ich kann dir nur sagen dass meine f diagnosen noch nie ein problem dargestellt haben bei irgendwas, und das sind eher die sehr stigmatisierten f diagnosen.