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flouki
07.03.2024, 20:01
Hallo zusammen,
ich stehe kurz vorm M3 und die Jobsuche gestaltet sich ernüchternd. Ich habe zwei Kinder (2jahre und 3Monate) und dementsprechend sind potentielle Arbeitgeber nicht begeistert dass ich nur 75-80% arbeiten möchte. Nun hat sich durch Zufall eine Hausarztpraxis auf dem Land gemeldet. Das Angebot klang erstmal gut, Arbeitszeiten angepasst an die Kinderbetreuung ect. Nun geht es in die Details und irgendwie habe ich Bauchschmerzen. Die Praxis hat mehrere Zweigstellen, am für mich vorgesehen Einsatzort wäre ich alleine. Von den Räumlichkeiten her ist auch nur für einen Arzt Platz. Ich habe „vorerfahrung“ als Krankenschwester und die Ärztin meint das reicht, fühle mich aber unwohl komplett alleine zu sein und nur telefonisch einen Arzt greifbar zu haben. Sehe ich das richtig dass das so auch nicht erlaubt ist? Für eine 80% Stelle bekomme ich die Förderung komplett, allerdings nicht mehr. Kann man da überhaupt mehr fordern? Und ab wann ist es unverschämt. Vielleicht hat der ein oder andere einen Rat 😊

trofl
07.03.2024, 20:07
Als Berufsanfänger würde ich das nicht machen. Vor allem der Punkt in dem du sagst du wärst komplett alleine vorort wäre für mich ein Redflag.

][truba][
07.03.2024, 20:21
Allein vor Ort als Arzt/Ärztin in Weiterbildung ist nicht erlaubt. Stichwort Facharztstandard.

Bitte nicht annehmen. Weitersuchen, auch wenn’s nervt.

Nefazodon
08.03.2024, 00:05
Ich würde dringend davon abraten als Berufsanfänger auf der ersten Stelle in einer Paxis anzufangen.
Davon, dass Du an deinem Einsatzort ganz alleine wärst, brauchen wir gar nicht reden.

Das hätte ich niemals gemacht. Am Anfang fehlt dir einfach die Erfahrung um gefährliche Dinge zu erkennen.

Zilia
08.03.2024, 05:27
Schließe mich meinen Vorrednern an. Eindeutig “Red Flag”. Grade diese Aussagen Marke “Reicht doch!” Oder “ Geht schon irgendwie” lassen schon die Alarmglocken schrillen. Davon, dass es nicht zulässig ist, als WBÄ allein in der Praxis zu sein, fange ich gar nicht erst an. Dass die Arbeit dort in einer Teilzeitstelle machbar ist, halte ich zudem für illusorisch. Ich habe mal ein Stellenangebot in einer Notaufnahme abgesagt, weil da ähnliche Aussagen kamen und ich nicht der „ Putzfisch“ sein wollte, der den anderen Kollegen überfordert den Rücken freihält.

HeleneeneleH
08.03.2024, 08:14
Hey du.
Ich stehe hier im Forum oft alleine mit dieser Meinung dar, ich persönlich habe nach dem M3 letzten Sommer auch direkt familienwunschbedingt in einer Allgemeinmed-Praxis angefangen und kann das sehr befürworten. Vor allem mit Familie sind die Arbeitszeiten flexibel und anpassbar (bei mir), fachlich komme ich mehr als gut klar.
Entgegen der Meinung der Klinikhasen hier (man könne ja noch sowieso gar nix und übersieht alle kranken Menschen mimimi), kann ich den Einstieg in der Praxis empfehlen, bei mir funktioniert das sehr gut. Allerdings!:
Ich habe aber immer mehrere Ansprechpartner vor Ort, kann jederzeit fragen, wurde insgesamt sehr gut eingearbeitet (und bin generell eher fleißig, frage nach, lerne zuhause bestimmte Themen nach etc..).

Das was du beschreibst, klingt gar nicht gut und wie schon geschrieben vor allem illegal, schlichtweg nicht erlaubt.

Bloß nicht annehmen. Wenn da was passiert, hast du eventuell sogar Übernahmeverschulden.
Such weiter, es wird eine bessere Praxis geben, die dich nimmt.
Ansonsten andere familienfreundlicher Fächer im Auge behalten (Strahlen Labor, MiBi, Geri...?)

LG:)

JAK1
08.03.2024, 16:21
Ohne dir zu nahe zu treten zu wollen. Als Berufsanfänger baut man viel Scheiße ohne das zu merken - das ist normal und das ist leider gefährlich. Du weist jemand in die Klinik ein und hast dann zusätzlich eigentlich keine Ahnung was dann dort passiert (Nein das PJ bietet da keinen umfassenden Blick). Bedenke auch, dass du aus der Rotation Allgemeinmedizin dann auch mehr rausholen und mitnehmen kannst wenn du schon erfahren bist.

MellowMed
08.03.2024, 20:05
Finde es auch hart von den guten Arbeitsbedingungen in der Praxis in die Klinik zu wechseln. Lieber erst pain in the ass und dann kann man die Praxis so richtig Wertschätzung:D

Grombühlerin
09.03.2024, 06:54
Mal ganz vom Medizinischen und Praktischen abgesehen (und das ist leider wirklich utopisch, das alleine hin zu kriegen, das sehe ich auch so) wird ein Konstrukt 80%-Stelle mit voller Förderung nicht funktionieren!

Die volle Förderung gibt's nur, wenn 100% im Vertrag stehen. Wie viel du dann tatsächlich was arbeitest ist ein anderes Thema, aber für Teilzeit gibt's auch nur anteilige Förderung.
Noch eine 'red flag' , wenn dir sowas angeboten wurde!

stuggi2017
09.03.2024, 09:44
Hallo zusammen,
Die Praxis hat mehrere Zweigstellen, am für mich vorgesehen Einsatzort wäre ich alleine. 😊

Lass es bleiben. Wenn Du in die Allgemeinmedizin möchtest, dann solltest Du erst mal Deine Klinikzeit abarbeiten und am besten in der Inneren anfangen. Da lernt man mal die groben Basics wie Medis oder EKG. Außerdem muss doch dort locker 80% gehen. Ich habe es bereits vor 10 Jahren geschafft in Teilzeit zu arbeiten und damals war der Ärztemangel noch nicht so groß wie heute.

In einer Hausarztpraxis direkt nach dem Studium zu starten macht keinen Sinn, selbst wenn dort ein Arzt wäre. Man muss selbstständig arbeiten können. In Deinem Fall wärst Du alleine vor Ort. Das ist noch nicht mal rechtlich ok! Außerdem wirst Du so nichts lernen und bestenfalls nach Try and Error arbeiten. Klar haben 90% der Patienten in einer Hausarztpraxis nichts, aber auch die wollen umsorgt werden. Bei den restlichen 10% wirst Du ganz ohne Erfahrung leider einige umbringen und das ist keine schöne Art zu lernen. Auch die Approbation könnte so schnell wieder weg sein*… also lass es bleiben!

HeleneeneleH
09.03.2024, 11:03
In einer Hausarztpraxis direkt nach dem Studium zu starten macht keinen Sinn, selbst wenn dort ein Arzt wäre. Man muss selbstständig arbeiten können. In Deinem Fall wärst Du alleine vor Ort. Das ist noch nicht mal rechtlich ok! Außerdem wirst Du so nichts lernen und bestenfalls nach Try and Error arbeiten. Klar haben 90% der Patienten in einer Hausarztpraxis nichts, aber auch die wollen umsorgt werden. Bei den restlichen 10% wirst Du ganz ohne Erfahrung leider einige umbringen und das ist keine schöne Art zu lernen. Auch die Approbation könnte so schnell wieder weg sein*… also lass es bleiben!

Absoluter Kaiserschmarrn.
Man kann sehr gut nach dem Studium in der Praxis anfangen ohne Leute umzubringen, das ist wirklich son Quatsch.

Aber, wie gesagt, man braucht eine gute Einarbeitung und ständig anwesende Ansprechpartner, jederzeitige Rücksprache muss möglich sein.
(Btw sollte dies auch in der Klinik so sein, leider auch nicht der Normalfall.)

@TE: lass dich von den Beiträgen hier nicht davon abbringen, in der Praxis anzufangen.
Aber such dir eine andere Praxis mit besseren Bedingungen!!
Oder frag nochmal verschiedene innere-Stellen an, kenne auch einige, die Innere in Teilueit machen und es funktioniert okay.

Nefazodon
09.03.2024, 11:18
Absoluter Kaiserschmarrn.
Man kann sehr gut nach dem Studium in der Praxis anfangen ohne Leute umzubringen, das ist wirklich son Quatsch.

Entschuldigung, wenn Du dich dadurch angegriffen fühlst, aber ich habe da -wie wohl auch Andere- begründete Zweifel....
Wie lange dauert ein durchschnittlicher Termin in der Hausarztpraxis in D? 10 Minuten?
Und Du glaubst ernsthaft, dass Du in diesen 10 Minuten -wohlgemerkt ohne klinische Vorerfahrung- so gründlich untersuchen kannst, dass Du alle möglichen red flags erkennst? Dass Du niemanden *nicht* zur weiteren Untersuchung einbestellst/überweist der das bräuchte UND gleichzeitig niemanden unnötig einweist? Und das als Anfängerin?

Also, sorry, wenn ich da Zweifel habe....

Natürlich bedeutet das nicht gleich, dass Du jemanden umbringst....wahrscheinlich erfolgen 80% aller hausärztlichen Vorstellungen ja wegen Petitessen, die nunmal per se nicht lebensbedrohlich sind....

Das Problem ist, dass Du naturgemäß die Sachen, die Du übersiehst oder falsch einschätzt, nicht siehst und nich sehen kannst.
Wie soll dir ohne Erfahrung auffallen, was Du vielleicht falsch machst?
Das geht selbstredend allen Menschen jeglichen Erfahrungsstandes so....
Nur ist Vorerfahrung und das (eher) supervidierte Arbeiten in einer Klinik eben geeignet um diesen Bias möglichst zu reduzieren.

Ich glaube einfach, dass es besser ist, wenn man in der Praxis klinische Vorerfahrung hat. Das bedeutet aber nicht, dass man die Patienten gleich umbringt, wenn es nicht so ist....

HeleneeneleH
09.03.2024, 12:15
Sicher ist es besser, zuerst in der Klinik anzufangen und dort ,,Patienten umzubringen" (kann da genauso passieren, btw), ist es sicher. Gibt aber einfach Lebenssitustionen, in denen das nicht so einfach möglich ist beziehungsweise die Arbeitszeiten nicht realisierbar sind, vor allem, wenn man als Frau bereits Kinder hat, oder Angehörige pflegt. oder sonst was.
Man kann also durchaus in Erwägung ziehen, ambulant anzufangen OHNE Patienten direkt umzubringen.
Ich fühle mich nicht angegriffen, ist mir schnurrzz, was anonyme Leute im Internet über meine Arbeit denken. (habe aber auch eine Berufsausbildung im RD vorher, kenne also durchaus paar Notfallsituationen, aucv als Arztanfängerin.)
Ich habe eine tolle Arbeit in einer tollen Praxis mit weitaus besserer Supervision als das, was ich von Freunden in der Klinik höre.

Möchte nur Werbung dafür machen, dass es auch andere Wege gibt als der hier im Forum angepriesene.
Dennoch betone auch ich nochmal, dass es dringend eine gute Praxisführung und Weiterbildung seitens des Praxischefs braucht.
Alleine in der Praxis würde ich mich nicht sehr wohlfühlen, ist aber wie erwähnt, in der Weiterbildung auch eigentlich nicht erlaubt.

davo
09.03.2024, 14:59
Wenn man mit so einer Einstellung an die Arbeit herangeht, ist klar, dass man gar nicht in der Lage ist, zu sehen und einzusehen, was man alles nicht kann, was man alles falsch macht. Da ist jede Diskussion zwecklos.

JAK1
09.03.2024, 15:31
Wenn man mit so einer Einstellung an die Arbeit herangeht, ist klar, dass man gar nicht in der Lage ist, zu sehen und einzusehen, was man alles nicht kann, was man alles falsch macht. Da ist jede Diskussion zwecklos.

Ich stimme dir zu.

HeleneeneleH
09.03.2024, 17:30
Ja, Kussis an euch ;D

Trenn
09.03.2024, 19:22
Was ich mich die ganze Zeit frage, läuft die Zweigstelle aktuell ohne Arzt? Ich kenne Konstrukte, wo ein Arzt in einem Mangelgebiet zwei Praxen bedient und immer abwechselnd in einem tätig ist. Wollen die Patienten einen Arzt sehen, fahren sie ggf. ins Nachbarort zur Zweigstelle. Wollen sie nur AU oder Medis wird es nach tel. Rücksprache vor Ort durch die MFA ausgegeben. Plantermine werden für dann vergeben, wenn der Arzt vor Ort ist. Schlussendlich wäre OP nur ne Unterschriftenmaschine. Weiterbildung findet nicht statt (man sieht nur das, was man kennt, ambulant gibt es kaum sinnvolles Feedback, vieles was Fachärzte machen, können noch weitere Motive als medizinische haben). Man hat als absoluter Anfänger auch ein schlechtes Standing den MFAs gegenüber, besonders wenn sie bisher die Praxis tageweise alleine geschmissen haben. Ich sehe da jetzt kein so großes Risiko, dass man Notfälle übersieht (die Patienten werden schon gebrieft, dass der Arzt am Standort wenig Ahnung hat, alles andere wäre böswillig), wenn wie gesagt, die Zweigstelle bisher zeitweise ohne Arztpräsenz läuft.

Unabhängig davon finde ich die Praxis-Zeit vor der Klinikzeit verschwendetes Potenzial. Man ist so mit dem medizinischen beschäftigt, dass man sich nicht mit dem unternehmerischen beschäftigen kann. Dh. man muss nach dem FA erstmal in die Anstellung gehen oder vieles in der ersten Zeit der Niederlassung aufarbeiten. D.h. es entsteht so oder so ein finanzieller Nachteil.

Grombühlerin
09.03.2024, 22:43
Es geht ja in der Allgemeinmedizin nicht nur darum, keine Patienten umzubringen (da hast du als Krankenschwester einen kleinen Vorteil denke ich) sondern auch um Beratung bei Pflegebedürftigkeit, Reha-Anträge etc, wie soll das laufen, wenn dir keiner hilft?

Und du musst die Zeit nutzen, um was zu lernen! Praxisführung, Abrechnung etc. Wenn du alleine den ganzen Tag AUs und Überweisungen raus lässt und ab und zu einen in die Klinik schickst, bringt dich das leider null weiter.

flouki
10.03.2024, 09:34
Danke erstmal für euer Feedback!
Die Ärtzin hat zwei Praxen, die andere Praxis führt sie mit einer Kollegin zusammen, bisher haben sie sich die Dienste an den Standorten aufgeteilt (eine nachmittags dort, eine vormittags dort) jetzt möchte sie aber kürzer tretten hauptsächlcih in der anderen praxis mit der kollegin tätig sein, die kleine soll dann von mir besetzt werden mit telefonischer möglichkeit der rücksprache. was anfangs wirklich gut klang ist jetzt nach längerem nachdenken definitiv ein absolutes no go.

Mein Plan war zunächst auch in der Klinik zu beginnen, aber die Stellensuche gestaltet sich schwierig da ich nur 80% (ein tag frei) arbeiten möchte. Entweder mir wird direkt abgesagt oder wenn sie die kinder in der bewerbung überlesen haben ist im vorstellungsgespräch von der anfänglichen Euphorie plötzlich nichts mehr zu spüren und mir wird direkt abgesagt...:( langsam macht sich verzweiflung breit....

Nefazodon
10.03.2024, 10:19
@flouki: Bestünde die Möglichkeit für dich für eine begrenzte Zeit Vollzeit zu arbeiten?
Du fängst mit 100% an und reduzierst dann nach Probezeit und Einarbeitung auf 80%?
Du müsstest das problem dann nicht direkt im Bewerbungsgespräch ansprechen und wenn Du erstmal da bist, sind die Hürden, einen begründeten Antrag auf Teilzeit abzulehnen höher...