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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie am besten lernen in der Klinik?



Mirina3004
04.04.2024, 15:03
Hey an Alle!

ich bin nun in der Klinik angekommen und frage mich, wie ich mich am besten im laufe der Semester gut und sicher vorbereiten kann, um natürlich einmal die Klausuren aber eben auch das Stex 2 sicher zu bestehen. Vor allem im Hinblick und in Abgrenzung zur Vorklinik stelle ich diese Frage. Ich strebe jetzt jetzt keine 1 an xD, sondern vielmehr stressfreieres, langfristiges und effektives Lernen.

Während der Vorklinik habe ich nämlich an einigen Vorlesungen und Seminaren eher passiv "teilgenommen". In der Physikumslernzeit ist mir das dann ziemlich auf die Füße gefallen, weil ich einige Lücken angesammelt habe und während des Lernens deswegen sehr viel Stress hatte.

Welche Quellen empfiehlt ihr? Ich hatte überlegt nur mit Amboss + Vorlesungsfolien zu lernen. Ist das aussreichend oder sollte man sich noch Lehrbücher anschaffen? Wenn Lehrbücher, welche würdet ihr empfehlen?

Wie ist es mit der Gewichtung der Fächer? Wieviel Zeit sollte man in bestimmte Fächer stecken um möglichst gut durchzukommen? Z.B. war es ja in der Vorklinik so, dass man Physik auch mal getrost aussparen konnte. Gibt es jetzt auch noch solche Fächer, wenn ja, welche? :-D

danke schonmal !

Katastrofee
05.04.2024, 10:16
Hallo Mirina,

ich stehe kurz vor dem M2 und habe damit wohl das Gröbste überstanden. Meine Tipps wären:
- wenn du eine Doktorarbeit machen möchtest, kümmere dich möglichst bald darum. Es dauert immer lange und vor allem länger als man denkt. Während dem Studium kann man das aber sehr gut parallel abarbeiten, ohne sein Leben zu stark einzuschränken.
- Genieße die Zeit: ich hatte, Coronabedingt, seeehr viel Zeit in der Klinik und habe sehr wenig gelernt. Wenn ich mir jetzt aber meinen Freund oder andere fertige Ärzte anschaue, möchte ich diese Zeit, die ich in meine Hobbies und Freizeit investiert habe nicht missen. Ebenso mein Auslandssemester.
- Fürs Lernen würde ich dir Anki empfehlen: es gibt zwei Decks die sich am 100 Tage Lernplan orierentiere. Nimm eines davon und arbeite das jeweilige Fach parallel immer durch, wenn du es sowieso lernst für die Klinik. Bei mir kam es etwas spät auf, so dass ich nur etwa die Hälfte durchgearbeitet habe, ich fühle mich dadurch dennoch sehr gut auf das Examen vorbereitet (zumal die Durchfallquoten ja auch für sich sprechen.) Die Fragenverteilung kannst du dir im Internet anschauen. Wichtig sind v.a. Innere, Neuro (&inkl. Psych), Päd und Pharma würde ich sagen. Chirurgie-affinere Menschen würden mir vielleicht widersprechen ;)
Amboss und Folien sind absolut ausreichend. Die Klinik ist wirklich kein Hexenwerk

ButSure
06.04.2024, 10:36
Hey Mirina,
herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Physikum!

Ich denke, dass es für dich gut sein könnte, dir klar zu werden, was du mit dem Studium erreichen möchtest. Welchen Anspruch hast du an dich, ist es dein absoluter Fokus, sind andere Dinge gleich wichtig oder wichtiger. Womit möchtest du deine Zeit verbringen?

Daran angelehnt möchte ich sagen, dass die Klinik auch immer noch zum sehr aufwändigen Medizinstudium gehört und eventuell in ihrer Art etwas weniger fordert aber dennoch einen extrem großen Umfang hat. Ja, Klausuren bestehen häufig aus Altfragen und im besten Fall interessiert dich der Inhalt mehr als in der Vorklinik, wodurch es dir leichter fällt.
Aber dennoch möchte ich den Spruch "In der Klinik wird alles besser." entkräften.

Finde deinen Weg, wie du mit dem Druck umgehst, dem dauernd gefordert sein, dem Leistungsanspruch der ganzen Kohorte und such dir deinen Platz.
Nein, du musst keine Doktorabeit schreiben.
Ja, du kannst Urlaubs- und Freisemester nehmen.
Ja, du kannst das ganze Programm in die Länge strecken, die einzelnen Semester dadurch entzerren und insgesamt gesünder und mit mehr Zeit für andere wertvolle Dinge des Lebens verbringen.
Sei mutig, es so zu gestalten, dass es für dich und deine Ressourcen passend ist!

Damit du dennoch eine Antwort auf deine explizite Frage hast:
- Ich habe alles mit Amboss gelernt. Damit habe ich mich im Lernplan nun total wohlgefühlt und mir kam vieles bekannt vor. Das war erleichternd.
- Manche Klausuren fordern spezielles Prof-Wissen. Da bieten sich natürlich die VL-Folien an.
- Erkundige dich, wie die Altfragenlast in den Prüfungen ist und lass das als Unterstützung zu den guten Noten in der Klausur nicht außer Acht.
- Was dann das konkrete Lernen für das M2 angeht, ist es das IMPP-Wissen, was abgefragt wird. Dafür wirst du im Lernplan gut vorbereitet. Es bleibt einwenig spannend, falls du ab 2025 schreibst, wie die Examen sich entwickeln, wenn die Fragen nicht mehr veröffentlicht werden...

Ich wünsche dir viel Spaß und vor allem Mut, es dir für dich passend zu gestalten. Vergiss nicht, dass du gerade wertvolle Jahre deines Lebens lebst und die wichtiger als der absolute Erfolg im Studium sein sollten.

Am Ende ist es eine sehr sehr subjektive Erfahrung...
Viele Grüße!

davo
06.04.2024, 10:50
Das M2 ist nicht besonders schwer. Fast niemand, der sich normal vorbereitet, besteht nicht. Ganz grundsätzlich musst du dir also keine Sorgen machen.

In der M2-Vorbereitung sollte man die Fächer einfach so gewichten, wie sie in den gängigen kommerziellen Lernplänen gewichtet werden. Fürs M2 ist die Breite wichtig, nicht die Tiefe.

Im Unialltag hingegen ist die Gewichtung stark Uni-abhängig. Jede Uni hat ein paar leichte und ein paar schwerere Klausuren.

Amboss + Vorlesungsfolien ist sicher völlig ausreichend. Die meisten Unis haben ja auch viele E-Books, sodass man einzelne Themen problemlos im Detail nachlesen kann. Und es gibt ja auch ganz klassisch Unibibliotheken - sollte man auch nicht vergessen ;-)

Ich hab mir, wie die meisten Studenten, viel zu viele Bücher gekauft und die meisten davon kaum genutzt. In meinem Psychiatrie-Buch hab ich oft gelesen, da ich das Fach geil fand (bzw. finde :-))). Mein Pharmakologie-Buch war hilfreich, weil es den Stoff besser aufbereitet hat als die Vorlesungen. (Ist bei eher theoretischen Fächern ja oft so.) "EKG-Kurs für Isabel" ist sicher einen Kauf wert. Das Buch "Heidelberger Standarduntersuchung" fand ich recht hilfreich, da die klinische Untersuchung ja oft mehr schlecht als recht gelehrt wird.

Aber eigentlich musst du dir jetzt erst mal gar nichts kaufen, sondern kannst einfach ganz unbesorgt die entspannte Klinik-Atmosphäre genießen.

P.S.: Eine Psychiatrie-Famulatur kann ich dir nur nahelegen, da es einfach das beste Fach ist :-))

Mirina3004
14.04.2024, 13:35
Hallo ihr Lieben!

erstmal vielen Dank für eure Nachrichten mit den vielen Tipps! :)
Die ersten Wochen in der Klinik waren wirklich toll! Haha - ich bin wirklich sehr beeindruckt- ein Vergleich zur Vorklinik wie Tag und Nacht xD.

jetzt versuche ich mal auf die einzelnen Punkte einzugehen und meine Fragen zu stellen, die ich währenddessen hatte :)

kurz vorab, weil das vllt. auch relevant sein könnte: ich bin schon etwas älter (34j.). ich habe vorher schon eine Berufsausbildung im Labor und ein Studium (M.Sc.) abgeschlossen. Deshalb liegt mein Focus nicht mehr ganz so stark auf "feiern/party", ganz viele neue Menschen kennenlernen etc.pp.. Klar, ich habe Hobby's, möchte auch Menschen kennenlernen, Kontakte knüpfen, aber die ganzen Phasen während meiner anfang/mitte 20iger habe ich schon in meinem ersten Studium durch ;D. Klar habe ich immer noch wertvolle Lebensjahre vor mir, aber Karriere und Studium sind mir schon auserordendlich wichtig.

Über die Klausuren mache ich mir gar nicht so viele Sorgen, dass ich die nicht bestehen könnte. Ich will vor allem lernen, um eine gute Ärztin zu werden (no joke ;)), nicht nur, um die Klausuren zu bestehen. Medizin macht mir irrsinnig viel Spaß und ich gehe in dem Stoff und in dem Umfeld total auf (natürlich gibt auch die allg. Höhen und Tiefen, die es eben überall im Leben gibt).
Ich habe die Neigung - vor allem im Studium - perfektionistisch zu sein, weshalb ich mich gut und gerne in dem Stoff verliere (wie auch oft in der Vorklinik). Am Ende vorm Physikum bin ich ziemlich gut mit den Endspurt Skripten gefahren, auch, weil ich irgendetwas in der Hand brauche, um gut lernen zu können. Amboss ist zwar auch echt genial, aber mich stört es, dass ich die Inhalte nicht 3dimensional auf Papier vor mir liegen habe. Ähnlich ist es auch mit den Vorlesungsfolien, die ich auf meine ipad habe. Aus diesen mache ich mir meist Ankikarten. Aber auch hier wieder das Problem, dass alles digital ist und nicht habtisch vor mir liegt.
In der Vorklinik habe ich mir immer stundenlang ewig lange Zusammenfassungen geschrieben. Damit habe ich gut lernen können, aber ist unendlich aufwendig und eigentlich wollte ich davon weg kommen. Mit Anki habe ich immer wieder angefangen, aber ich habe das problem konsequent dran zu bleiben. Und wenn ich in meinem Notizen (dann auf Anki) mal schnell was nachschlagen will, stört es mich, dass ich das nicht in einem Ordner machen kann, den ich z.b. selbst sortiert habe. Habe auch das Gefühl, dass der Ort, an dem ich die Lerninhalte ablege, viel zum Lernen beiträgt. Also wenn ich zum Beispiel weiß, meine Inhalte zum EKG stehen in meinem Schrank links unten, im blauen Ordner auf der 4. Seite. damit lerne ich gefühlt besser, als wenn ich wahllose Ankikarten auf meinem Rechner habe. Kennt jemand das Problem? Aber ich weiß nicht, ob das trügerisch ist und ob ich nicht vllt doch warm werden könnte mit Anki, wenn ich konsequent jeden Tag (z.B. für 1Monat) mit Anki ausprobieren würde.

Habt ihr irgendwelche Erfahrungen mit den Endspurtskripten für die Klinik gemacht? Um das Problem ein bisschen zu lösen, habe ich mir nämlich überlegt, diese Hefte zu holen.

Und meint ihr, es ist nötig/sinnvoll die Kapitel vom Amboss Lernplan möglichst vor dem M2 während der jeweiligen Semester durchzulesen? Während der Physikumszeit habe ich manche Kapitel zum ersten Mal gelesen, was ich als sehr anstrengend empfand. Aber einige Inhalte scheinen gar nicht so relevant für die Klinik zu sein - so zumindest mein Eindruck in den ersten 2 Wochen.

@davo: Was genau begeistert dich an der Psychiatrie? Und wieso findest du, dass es das beste Fach ist? :-)

Liebe Grüße und nochmal vielen dank für Eure Antworten! freue mich drauf :)

davo
15.04.2024, 17:59
Habt ihr irgendwelche Erfahrungen mit den Endspurtskripten für die Klinik gemacht? Um das Problem ein bisschen zu lösen, habe ich mir nämlich überlegt, diese Hefte zu holen.

Ich fand sie hervorragend. Ähnlich Amboss, aber halt mit dem Vorteil, dass sie auf Papier und in Fließtext sind. Haben viele meiner Kommilitonen während des klinischen Studienabschnitts verwendet. Ich selbst hauptsächlich zur M2-Vorbereitung.


Und meint ihr, es ist nötig/sinnvoll die Kapitel vom Amboss Lernplan möglichst vor dem M2 während der jeweiligen Semester durchzulesen? Während der Physikumszeit habe ich manche Kapitel zum ersten Mal gelesen, was ich als sehr anstrengend empfand. Aber einige Inhalte scheinen gar nicht so relevant für die Klinik zu sein - so zumindest mein Eindruck in den ersten 2 Wochen.

Nötig ist es ganz sicher nicht. Aber es kann sinnvoll sein. So ist sichergestellt, dass man von jedem Fach einen guten Überblick bekommt, mit einer IMPP-kompatiblen Gewichtung der Inhalte. Genauso wie es sinnvoll sein kann, sich schon frühzeitig mit den IMPP-Fragen zum M2 vertraut zu machen - das kann einem glaub ich durchaus einige Prozentpunkte im Examen bringen.


@davo: Was genau begeistert dich an der Psychiatrie? Und wieso findest du, dass es das beste Fach ist? :-)

Äußerst spannende Krankheitsbilder, die oft durch ein Zusammenspiel von genetischen Risikofaktoren, erlerntem Beziehungs- und Bewältigungsverhalten, lebensgeschichtlichen psychosozialen Belastungen ("allostatic load"), chronobiologischen Faktoren (Schlafmangel), neurophysiologischen Risikofaktoren (wie z.B. Drogenkonsum) und akuten psychosozialen Belastungen entstehen. Es gibt in der Medizin wohl kaum ein spannenderes Krankheitsbild als die Schizophrenie.

Umfassende Therapieansätze, von der Psychoedukation über die Pharmakotherapie und Psychotherapie bis hin zu biologischen Therapieverfahren und der Miteinbeziehung von Angehörigen in die Behandlung.

Krankheitsbilder, die nicht nur medizinisch behandelt werden müssen, sondern die oft auch Auswirkungen auf Familie, Beruf, Wohnen, Finanzen, usw. haben, weshalb man die Patienten sehr umfassend wahrnimmt und sich nicht nur isoliert mit dem medizinischen Teil der Erkrankung beschäftigt.

Eine Facharztweiterbildung, die auch eine psychotherapeutische Grundausbildung umfasst.

Patienten, die man oft langfristig betreut, in guten und in schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit.

Eine meist ausgesprochen kollegiale, unterstützende und positive Atmosphäre, sowohl im ärztlichen Kreis als auch mit den anderen Berufsgruppen.

Und zu guter Letzt auch eine absolut hervorragende Arbeitsmarktsituation, die einem eine enorme Vielfalt an Stellen, Settings und Arbeitsmodellen eröffnet.

Für engagierte Mediziner ein wirklich tolles Feld!