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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Urologie - Eure Erfahrungen? (Wechsel von ACH/VCH)



kaffeesuchti
22.05.2024, 11:48
Liebe Kollegen,


ich bin momentan im 2. WBJ ACH/VCH und denke schon länger über einen Fachrichtungswechsel nach. Das ich wechseln möchte steht für mich inzwischen fest. Ich mache mir allerdings Sorgen, nochmals eine falsche Wahl zu treffen. Die Uro war für mich schon immer Plan B, bzw. Plan A aber dann hat mich im PJ doch die große Chirurgie gepackt und ich habe an einer Uniklinik in der Allgemeinchirurgie nach dem Studium angefangen. Die Zeit dort war wirklich schrecklich ... null teaching, abartige Arbeitsbedingungen, null OP Erfahrung usw. im Prinzip das übliche was man so von ACH an Unikliniken hört. So bin ich dann nach einem Jahr in ein kleines eher ländliches Haus gewechselt. Ich wollte den Traum von der Chirurgie noch nicht aufgeben und dachte an einem kleinen Haus wird alles bestimmt besser. Dort bin ich nun inzwischen knapp ein halbes Jahr. Und ja, viele Dinge sind besser geworden. Ich komme fast täglich in den OP. Kleine Sachen darf ich ab und an bereits als erster Operateur machen. Das teaching ist deutlich besser und die Arbeitszeiten etwas humaner. Nichtsdestotrotz sehe ich meine Zukunft absolut nicht mehr in der ACH/VCH. Ich quäle mich täglich zur Arbeit und mache mir inzwischen ernsthafte Sorgen um mein mentales und körperliches Wohlbefinden. Insbesondere tritt die erhoffte Begeisterung am Fach bzw. am Operieren einfach nicht ein und ich sehe keinen Benefit mehr darin mir diese Quälerei weiterhin anzutun.
Fachlich finde ich die Uro super spannend und finde es auch toll weiterhin (aber in geringerem Ausmaß) operativ tätig zu sein. Da die Uro aber doch auch ein chirurgisches Fach ist habe ich Bedenken mich nochmals blind in ein Haifischbecken zu stürzen, weshalb ich gerne eure Erfahrungen mit der Urologie gerne hören würde. Nachfolgend die Punkte, die mich insbesondere an der Chirurgie stören und wo ich mir in der Uro Besserung erhoffe:

- Extreme Arbeitszeiten: Selbst im kleinen Haus arbeite ich locker 10-11h täglich, plus 6 Dienste pro Monat inklusive vieler Wochenenden ohne Freizeitausgleich.

- Extreme Arbeits- und Dienstbelastung: Es sind nicht nur die Zeiten an sich, sondern der extreme Stress der mich so belastet. Während die anderen Fachrichtung täglich gemütlich Mittagspause machen, hetze ich mir den ganzen Tag einen ab. Der Dienstpool wird mit den anderen chirurgischen Fachrichtungen geteilt, dadurch sind die Nächte brutal und selbstverständlich absolut schlaflos.

- Starke Hierarchien und unangenehme Kollegen: Es wird ständig nach oben geschleimt und nach unten getreten. Diese Praktik beobachte ich auf jeder Stufe der Karriere. Egal ob OÄ, Befehle an die Assis verteilen und beim Chef schleimen oder auch ältere Assis, die die jüngeren zusammenfalten und bei den OA schleimen. Insgesamt sind die Chirurgen einfach recht unentspannte Kollegen, was für ein unangenehmes Arbeitsklima sorgt.

- Miserable Möglichkeiten für eine Niederlassung: Ich denke das kann ich mir selbst beantworten. Niederlassung funktioniert in der Uro ja bekanntlich gut.

- Zu breites Fach: Während ich das im Studium noch als sehr attraktiv empfunden habe, finde ich es in der Realität einfach nur nervig in einem so breiten Fachgebiet tätig zu sein. Man ist als Allgemeinchirurg einfach der Dulli für alles.


Zusammenfassend suche ich ein kleines operatives Fach mit humaneren Arbeitsbedingungen, guten Niederlassungsoptionen, weniger Notfällen und angenehmerem Arbeitsklima. Werde ich da in der Uro fündig? :)


Viele Grüße

Zilia
22.05.2024, 12:55
Hallo,
ich glaube, für diesen Sachverhalt ist “][truba][“der perfekte Ansprechpartner.

LG, Zilia

][truba][
24.05.2024, 21:05
Hallo,

ich kann dir gerne meine Erfahrungen mitteilen. Ich selbst habe zwei Jahre Allgemein/Viszeralchirurgie gemacht und bin dann in die Urologie gewechselt. Auch ich hatte im Studium bereits mit Urologie geliebäugelt und habe mich dann, genau wie du auf Grund des PJ, für die Allgemeinchirurgie entschieden. Ich habe in einer mittelgroßen Chirurgie (75 Betten) mit breitem Spektrum (bis auf Transplant) angefangen. Rückblickend war es eine sehr gute Stelle in der ich viel gelernt habe. Habe es mir auch vorstellen können dort den Facharzt zu beenden, wollte aber ein Fremdjahr nutzen um die "alte Liebe" Urologie auszuschließen oder aber zu bestätigen.

Bin dann in eine Urologie mit knapp etwas über 50 Betten gewechselt. Die Arbeitsbedinungen waren grausam. Jeden Tag 11h arbeiten (aber alles durfte nicht aufgeschrieben werden), Dienste durchgehend ohne Schlaf, am Wochenende bis zu 28h in der Klinik. OP Saal hab ich glaub ich im ersten Jahr 2 x von innen gesehen (in der Chirurgie hatte ich bereits erste laparoskopische Gallen etc. operiert).
Insgesamt ein totaler Reinfall und Albtraum. Allerdings fand ich das Fach überragend. Da in dieser Klinik für mich nichts zu reißen war und auch mit meinen Assistentenkollegen kein "Aufstand" anzuzetteln war, bin ich dann in eine kleine Urologie (28 Betten) gewechselt.

Dort gab es fast immer pünktlich Feierabend, 6-7 Dienste im Monat (mal ruhig, mal viel zu tun aber keine non stop Arbeit mehr), operiert habe ich "wie blöd" und bin inzwischen auch seit über einem Jahr Facharzt.

Was soll dir meine kurze Geschichte verdeutlichen? Urologie kann mit guten Bedingungen einhergehen aber muss es absolut nicht. In großen Urologien geht es mitunter auch arbeitstechnisch grausam zu. Auch die operative Ausbildung ist (und das hab ich bei vielen Kollegen gehört) oft wirklich schlecht.

Ich versuche kurz auf deine Punkte einzeln einzugehen:
- Arbeitszeiten: wie geschrieben sehr unterschiedlich. Grad in großen Abteilungen und Uni´s nicht besser als Chirurgie. Kleine Abteilungen öfter besser (ich muss dazu sagen dass ich zB in meiner mittelgroßen Chirurgie fast nie Überstunden und meist pünktlich Feierabend hatte)

- Dienste: leider auch Abteilungsabhängig. In der ersten Stelle jeder Dienst non stop Arbeit (ok, manchmal war zwischen 2-4 Uhr mal wenig los aber Mitten in Berlin ist das eben auch ein "Glücksfall"). Zweite Abteilung deutlich besser. Da gab es auch Dienste in denen mal die ganze Nacht kein Anruf kam.

- Hierarchien: die sind in der Urologie flach. In jeder Abteilung bisher entspannte und nette Kollegen, meistens wurde bis zum Chef hoch geduzt (kann allerdings auch irgendwie an Berlin liegen). Auch von Kollegen auf Fortbildungen hab ich das meistens so vernommen, dass die Teams untereinander freundlich und ok sind (was aber nicht heißt, dass da keine Ellenbogen für den OP notwendig sind).

- Niederlassung: wie du schreibst, kein Problem.

- breites Fach: Uro ist übersichtlich, gefällt mir gut. Finde es etwas problematisch immer "nur" in der Uro gearbeitet zu haben und bin super froh über meine Chirurgie Zeit. Bauch beurteilen? No problemo, (inkarzerierte) Hernien gesehen? Sehr gut! Wie sieht jemand aus, der ne Appendizitis/Sigmadivertikulitis/Cholecystitis hat etc. pp. Habe meinen Facharzt Uro gerade mal nach 3 1/2 Jahren Urologieerfahrung gemacht. Meiner Meinung nach reichen auch 3 wenn man dieses (absolute geile und beste) Fach macht und gern Sachverhalte liest - aber keine Sorge. Auch als Uro ist man der Dulli für jede Art der Miktionsbeschwerden, Schmerzen in den Flanken etc. pp. Das kennt aber jede Fachrichtung (Neuro - Schwindel "kribbeln", HNO Schwindel und Nasenbluten etc. pp.)

Was du suchst kann die Urologie bieten. Aber auch dort ist der Spruch "Augen auf bei der Stellenwahl" angebracht. Da gibts auch richtige Shitholes.

Was man dort aber selten hat sind richtige akute Notfälle (somit auch weniger Stress da das meiste nicht super akut ist wie z.B. in der GCH oder auch A/VCH) und doch zum Großteil sehr umgängliche und nette Kollegen (die malignen Kollegen findet man dort nur sehr vereinzelt in meinen Erfahrungen).

Weitere Fragen kannst du immer gern raushauen.
Viele Grüße

Pampelmuse
26.05.2024, 14:31
Ich habe zwei ehemalige Kollegen, die von der Chirurige in die Uro gewechselt sind. Beide sind sehr zufrieden, was die Work-Life-Balance (wie das so schön heißt) angeht- und schlafen auch deutlich öfter in den Diensten als ich.

Was spricht denn gegen ein Jahr Uro? Zurückkehren könntest Du theoretisch immer.

kaffeesuchti
28.05.2024, 18:18
[truba][;2280546']Hallo,

ich kann dir gerne meine Erfahrungen mitteilen. Ich selbst habe zwei Jahre Allgemein/Viszeralchirurgie gemacht und bin dann in die Urologie gewechselt. Auch ich hatte im Studium bereits mit Urologie geliebäugelt und habe mich dann, genau wie du auf Grund des PJ, für die Allgemeinchirurgie entschieden. Ich habe in einer mittelgroßen Chirurgie (75 Betten) mit breitem Spektrum (bis auf Transplant) angefangen. Rückblickend war es eine sehr gute Stelle in der ich viel gelernt habe. Habe es mir auch vorstellen können dort den Facharzt zu beenden, wollte aber ein Fremdjahr nutzen um die "alte Liebe" Urologie auszuschließen oder aber zu bestätigen.

Bin dann in eine Urologie mit knapp etwas über 50 Betten gewechselt. Die Arbeitsbedinungen waren grausam. Jeden Tag 11h arbeiten (aber alles durfte nicht aufgeschrieben werden), Dienste durchgehend ohne Schlaf, am Wochenende bis zu 28h in der Klinik. OP Saal hab ich glaub ich im ersten Jahr 2 x von innen gesehen (in der Chirurgie hatte ich bereits erste laparoskopische Gallen etc. operiert).
Insgesamt ein totaler Reinfall und Albtraum. Allerdings fand ich das Fach überragend. Da in dieser Klinik für mich nichts zu reißen war und auch mit meinen Assistentenkollegen kein "Aufstand" anzuzetteln war, bin ich dann in eine kleine Urologie (28 Betten) gewechselt.

Dort gab es fast immer pünktlich Feierabend, 6-7 Dienste im Monat (mal ruhig, mal viel zu tun aber keine non stop Arbeit mehr), operiert habe ich "wie blöd" und bin inzwischen auch seit über einem Jahr Facharzt.

Was soll dir meine kurze Geschichte verdeutlichen? Urologie kann mit guten Bedingungen einhergehen aber muss es absolut nicht. In großen Urologien geht es mitunter auch arbeitstechnisch grausam zu. Auch die operative Ausbildung ist (und das hab ich bei vielen Kollegen gehört) oft wirklich schlecht.

Ich versuche kurz auf deine Punkte einzeln einzugehen:
- Arbeitszeiten: wie geschrieben sehr unterschiedlich. Grad in großen Abteilungen und Uni´s nicht besser als Chirurgie. Kleine Abteilungen öfter besser (ich muss dazu sagen dass ich zB in meiner mittelgroßen Chirurgie fast nie Überstunden und meist pünktlich Feierabend hatte)

- Dienste: leider auch Abteilungsabhängig. In der ersten Stelle jeder Dienst non stop Arbeit (ok, manchmal war zwischen 2-4 Uhr mal wenig los aber Mitten in Berlin ist das eben auch ein "Glücksfall"). Zweite Abteilung deutlich besser. Da gab es auch Dienste in denen mal die ganze Nacht kein Anruf kam.

- Hierarchien: die sind in der Urologie flach. In jeder Abteilung bisher entspannte und nette Kollegen, meistens wurde bis zum Chef hoch geduzt (kann allerdings auch irgendwie an Berlin liegen). Auch von Kollegen auf Fortbildungen hab ich das meistens so vernommen, dass die Teams untereinander freundlich und ok sind (was aber nicht heißt, dass da keine Ellenbogen für den OP notwendig sind).

- Niederlassung: wie du schreibst, kein Problem.

- breites Fach: Uro ist übersichtlich, gefällt mir gut. Finde es etwas problematisch immer "nur" in der Uro gearbeitet zu haben und bin super froh über meine Chirurgie Zeit. Bauch beurteilen? No problemo, (inkarzerierte) Hernien gesehen? Sehr gut! Wie sieht jemand aus, der ne Appendizitis/Sigmadivertikulitis/Cholecystitis hat etc. pp. Habe meinen Facharzt Uro gerade mal nach 3 1/2 Jahren Urologieerfahrung gemacht. Meiner Meinung nach reichen auch 3 wenn man dieses (absolute geile und beste) Fach macht und gern Sachverhalte liest - aber keine Sorge. Auch als Uro ist man der Dulli für jede Art der Miktionsbeschwerden, Schmerzen in den Flanken etc. pp. Das kennt aber jede Fachrichtung (Neuro - Schwindel "kribbeln", HNO Schwindel und Nasenbluten etc. pp.)

Was du suchst kann die Urologie bieten. Aber auch dort ist der Spruch "Augen auf bei der Stellenwahl" angebracht. Da gibts auch richtige Shitholes.

Was man dort aber selten hat sind richtige akute Notfälle (somit auch weniger Stress da das meiste nicht super akut ist wie z.B. in der GCH oder auch A/VCH) und doch zum Großteil sehr umgängliche und nette Kollegen (die malignen Kollegen findet man dort nur sehr vereinzelt in meinen Erfahrungen).

Weitere Fragen kannst du immer gern raushauen.
Viele Grüße

Wow, vielen Dank für den ausführlichen Einblick !

Miserable Arbeitsbedingungen können einen vermutlich in jeder Fachrichtung begegnen, wenn man sich die falsche Klinik aussucht. Ich denke es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass die Natur des Faches ACH schon eher dafür prädestiniert ist. Zumindest erscheint mir das aus meinen bisherigen Erfahrungen und den Erfahrungen meines Bekanntenkreises.

Kann man sich denn auch 2 Jahre Chirurgie für die Uro anrechnen lassen? Dachte bisher immer nur 1.

kaffeesuchti
28.05.2024, 18:20
Ich habe zwei ehemalige Kollegen, die von der Chirurige in die Uro gewechselt sind. Beide sind sehr zufrieden, was die Work-Life-Balance (wie das so schön heißt) angeht- und schlafen auch deutlich öfter in den Diensten als ich.

Was spricht denn gegen ein Jahr Uro? Zurückkehren könntest Du theoretisch immer.

Ich denke genauso werde ich es auch machen !

Irgendwie scheinen die meisten Urologen schon sehr happy mit ihrer Wahl zu sein.

][truba][
28.05.2024, 19:29
Es kommt drauf an. 12 Monate immer. Ich habe mir zusätzlich 6 Monate Intensivmedizin anrechnen lassen (muss man eben gesondertes Zeugnis und Unterschriften einholen). Geht aber vermutlich nicht in jedem Bundesland.

12 Monate mal was anderes machen ist fast immer ein Plus würde ich sagen.

Tramaldol
29.05.2024, 17:19
Was spricht denn gegen ein Jahr Uro? Zurückkehren könntest Du theoretisch immer.

Schaden tut das nicht, aber was spricht gegen Uro:
Es gibt schon sehr viele Urologen. In meiner ehemaligen Uniklinik war es für die FÄ dann üblich entweder als angestellter Facharzt weiterzumachen in der Region oder in ein anderes Krankenhaus (zum Teil auch sehr weit weg, weil es nicht soviele FA/OA Stellen gibt) zu gehen.
In der Praxis bist du übrigens dann eher nicht mehr operativ tätig.

Zumindest in meiner Uniklinik war es sehr hierarchisch, was man so als jemand aus einer Fremdabteilung mitbekommt und man ging mit Leuten, die man nicht mehr wollte sehr übel um anstatt einen professionellen Golden-Handshake zu vereinbaren. Es war auch die einzige Fachabteilung, die ihre Konferenz(en) außerhalb der Dienstzeit abhielt. Sozusagen ein erweitertertes Freizeitangebot nach Feierabend. Und ganz klar stand der Wohl der Klinik (insbesondere der Fortwährende Einsatz des DaVinci Robotors) VOR dem Patientenwohl.

Was man so aus der Patientensicht erfährt: Es gibt sehr viele Urologen und viele urologische Kliniken in der Region, aber extrem wenig Gute.

kaffeesuchti
29.05.2024, 18:59
Schaden tut das nicht, aber was spricht gegen Uro:
Es gibt schon sehr viele Urologen. In meiner ehemaligen Uniklinik war es für die FÄ dann üblich entweder als angestellter Facharzt weiterzumachen in der Region oder in ein anderes Krankenhaus (zum Teil auch sehr weit weg, weil es nicht soviele FA/OA Stellen gibt) zu gehen.
In der Praxis bist du übrigens dann eher nicht mehr operativ tätig.

Zumindest in meiner Uniklinik war es sehr hierarchisch, was man so als jemand aus einer Fremdabteilung mitbekommt und man ging mit Leuten, die man nicht mehr wollte sehr übel um anstatt einen professionellen Golden-Handshake zu vereinbaren. Es war auch die einzige Fachabteilung, die ihre Konferenz(en) außerhalb der Dienstzeit abhielt. Sozusagen ein erweitertertes Freizeitangebot nach Feierabend. Und ganz klar stand der Wohl der Klinik (insbesondere der Fortwährende Einsatz des DaVinci Robotors) VOR dem Patientenwohl.

Was man so aus der Patientensicht erfährt: Es gibt sehr viele Urologen und viele urologische Kliniken in der Region, aber extrem wenig Gute.

Danke für deinen Einblick. Darf ich fragen welche Fachrichtung du machst?

Deine Schilderung bezieht sich ja schon sehr auf eine bestimmte Abteilung. Dass man auch in der Uro ins Klo greifen kann mag ich absolut nicht anzweifeln.

Zu viele Urologen für zu wenig Stellen wäre schon etwas abschreckend. Lag es vielleicht daran, dass es eine Uniklinik in einer beliebten Großstadt war oder ist es generell so?

Ewige FA kenn ich allerdings auch aus der Chirurgie. Weniger wegen Stellenmangel sondern eher weil viele nach 6 Jahre Uniklinik Chirurgie immer noch nicht die Standardeingriffe beherrschen.

][truba][
29.05.2024, 19:11
Hallo,

was auf jeden Fall stimmt ist, dass es natürlich begrenzte Kapazitäten in der urologischen Klinik gibt. Sollte die Krankenhausreform umgesetzt werden, wird es auch mit den "ruhigeren" Stellen in der Urologie deutlich schlechter aussehen. Aktuell ist es so, dass man natürlich etwas Geduld brauch um Oberarzt zu werden. Ist ein Posten erstmal mit einem neuen besetzt, ist dieser vermutlich zwischen 35-40 und die Stelle damit unter Umständen recht lang besetzt.

Die Abteilungen die Tramadol beschreibt gibt es sicherlich. Habe allerdings beim "socializing" selten davon gehört (die Frage ist, wie ehrlich waren dabei die Kollegen). Manche Stellen klangen aber auch unschön.

Niedergelassen operieren wirklich die wenigsten, weil es einfach wenig Geld einbringt. Wer es gern möchte, kann aber als Belegarzt alles an OPs durchführen, die es gibt. Dazu muss man aber in einer geeigneten Region leben (oder dort hinziehen) und ok damit sein, dass das einfach nicht viel Geld einbringt.

Tramaldol
29.05.2024, 21:25
Ich arbeite in der RadioOnko, daher haben wir mit sehr vielen unterschiedlichen Leuten aus allen möglichen Abteilungen zu tun. Also besagte Abteilung war eigentlich bis ca. 2010 eine ganz normale Abteilung, dann kam ein neuer, eigentlich renommierter Chef, wo es mit den OP Indikationen schon nicht mehr so ganz stimmte, der ist dann wieder weg nach nur 5 Jahren und es kamen zwei neue Chefs inzwischen, wo es sich noch deutlich verschlimmerte mit den Zuständen, übrigens ist eine OA Stelle quasi dauerausgeschrieben momentan. Kann gut sein, dass es woanders besser ist und ganz einfache Dinge eingehalten werden, die sogar Allgemeinchirurgen hinbekommen wie Patienten VOR der OP in der Tumorkonferenz anzumelden und dem Patient richtig zu beraten bzgl. der anerkannten Therapieoptionen.
Es gab in einem Vorort der Großstadt eine Urologie mit deutlich besserem Ruf, aber dort ist jetzt der Chef auf dem Sprung in die Rente.

Nix gegen die selbst die so renommierte Martini-Klinik in Hamburg, aber auch da hört man nicht nur unbedingt nur Gutes. Ja und die haben auch Robotor, die "in Betrieb sein müssen". Also letztendlich ein Übermaß an OP Kapazitäten, die auf Teufel komm raus befüllt werden müssen. Man kann nur hoffen, dass die Gesundheitsreform hier Besserung bringt.
Also es gibt auch Allgemeinchirurgen, Thoraxchirurgen, HNOler oder Neurochirurgen die "gern" operieren und es gibt ja auch Graubereiche. Aber so ausufernd wie in der Urologie, war das nicht.

Ich würde dir raten dir das mal anzuschauen in der Ambulanz und OP. Zur Not auch mal Probezeit zum Ausprobieren.

Also es könnte dann nach dem Facharzt sein, dass du dann irgendwann famililär an die Region gebunden bist und in die Anstellung in ein MVZ gehen musst und es keine operative Tätigkeit mehr dann gibt. Es sei denn du willst deine Familie nur am Wochenende sehen.

Ich glaube das coolste wäre doch Handchirurgie, wenn man operativ tätig sein will: In Blutsperre operieren, kleine feine Eingriffe und dazu vllt noch ein Gelenk wie Schulter und Knie oder Plastische Chirurgie. Uro und HNO muss man schon fachlich lieben.

Medierror123
03.06.2024, 16:10
Im Jahresbericht ZIPP 2022 wird das 3. Quartal bei niedergelassen Urologen mit 348t beziffert. Der Durschnittsgewinn lag bei 260t, Median 220t. Wie kommen dann solch hohe Jahresgewinne zustande? Ich kann mir das nur so erklären, dass diese Urologen eben operieren. Also anscheinend muss es sich ja schon "lohnen" oder? Die Gewinnstruktur ist zumindest ähnlich wie bei den Kardiologen und da werden die Kardiologen aus dem 3. Quartal auch nur durch invasive Maßnahmen solche hohe Gewinne erzielen können.