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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lohnt sich das überhaupt noch?



Kumalie
03.02.2004, 09:23
Hallo!

Ich würde sehr gerne Medizin studieren. Aber lohnt sich das in der heutigen Zeit überhaupt noch? Es ist nicht so, dass ich mich nur für mein zukünftiges Gehalt interessiere. Ich denke einfach, dass ich als Arzt eine große Verantwortung trage und diese auch entsprechend vergütet werden sollte. Ich möchte mir nicht für nichts und wieder nichts den A***** aufreißen..

Stimmt es, dass ich als Assistenzarzt mit allen Abzügen ca. 1500€ netto verdiene? Das würde ich mir ja noch gefallen lassen, aber wenn es mit einer eigenen Praxis nicht viel besser aussieht..

Würde mich über Antworten sehr freuen.

funny
03.02.2004, 10:24
Hallo!!!

Die Frage, ob es sich lohnt ist eine Frage, die man sich auf alle Fälle vor einer Berufswahl bzw. Studiengang stellen sollte. Allerdings kann sie auch leicht in die Irre führen und beantworten kann sie dir auch niemand. Es wurde schon so viel darüber im Forum unter anderen Vorzeichen darüber geschrieben.

Nur soviel von meiner Seite, ohne daß ich die genauen Verdienstübersichten von Medizinern im Kopf habe:

1. Ein Beruf, der dir garantierte Sicherheit in Gegenwart und Zukunft bringt einschließlich eines überdurchschnittlichen Gehaltes, der dir hauptsächlich Spaß macht und nicht allzu stressig ist - den gibt es wohl nicht.

2. Medizin ist schließlich nicht Ägyptologie, wenn du verstehst was ich meine

3. Wenn du etwas studierst bzw. wählst, von dem du dir mehr Geld erhoffst, das dir aber kaum bis gar nicht Spaß macht bzw. Interesse hervorruft - dann wirst du trotz allem nicht viel Geld damit verdienen.

Hoffe, es folgen noch konkretere "Ratschläge" :-top

Grüsse

H-P
03.02.2004, 14:23
Hi Kumalie,

also zunächst mal muß ich dir wohl Recht geben, dass man als Arzt im Krankenhaus nicht all zu viel verdient, mit 1500 Euro netto liegst du vielleicht etwas niedrig, aber das kommt ja auch immer auf die steuerlichen Abzüge an, wie lang man schon im öffentlichen Dienst arbeitet usw...
Allerdings muß ich Funny Recht geben: Du mußt wissen, weshalb du Medizin studierst. Aus meiner Sicht sollte dir das Studium und vor allem der Beruf später Spaß machen.
Ich habe ein Semester Rechtswissenschaft studiert und dann ziemlich schnell gemerkt, dass es mir etwas zu theoretisch ist und ich lieber später mehr mit Menschen zu tun haben möchte. Natürlich ist auch das Medizin-Studium zunächst theoretisch, andererseits hat man als Jurist auch mit Mandanten zu tun, aber es ist ein ganz anderes arbeiten mit Menschen. Folglich muß jeder für sich entscheiden, was ihm später Spaß macht.
Wenn ich nun die Gehälter von Juristen und Medizinern im Allgemeinen vergleiche, dann verdienen Juristen in einer Kanzlei ein Vielfaches an dem, was Mediziner verdienen. Außerdem sind Juristen mit dem Studium fertig und können gleich voll einsteigen, bei Medizinern geht die Ausbildung erst mal noch weiter.
Aber auch hier gilt wieder: Ausnahmen bestätigen die Regel: Ein Anwalt, der sich an seinen Hauseingang ein Messingsschild mit seinem Namen montiert hat und ein, wie man so schön sagt, Feld-Wald- und Wiesen-Anwalt ist, wird wahrscheinlich weniger verdienen als ein Schönheitschirurg oder auch ein Allgemeinmediziner mit einer gut gehenden Hausarztpraxis.
Fazit: Als Mediziner wirst du aus meiner Sicht nicht oder nicht auf die Schnelle reich werden, aber es reicht gut zum Leben, es ist nicht nur ein Job, sondern eine Berufung und es ist immernoch der angesehenste Beruf in der Gesellschaft. Die Berufsaussichten sehen auch in absehbarer Zeit nicht schlecht aus und ich wage mal die Prognose, dass bei einer derartig verfehlten Gesundheitspolitik, die nicht zuletzt zur Folge hat, dass die fertigen Medizin-Studenten lieber in die Wirtschaft als ins Krankenhaus gehen, früher oder später die Bedingungen für Ärzte in den Krankenhäusern (hoffentlich) auch wieder besser werden.
Dass aber die Verantwortung, die ein Arzt im Krankenhaus hat, oftmals in keinem Verhältnis zu seinem Gehalt steht, das stimmt auch wieder. Gerade verglichen mit den Gehältern des Pflegepersonals ist das vielleicht nicht ganz gerecht, obwohl es natürlich auch völlig okay ist, wenn das Pflegepersonal gut verdient, denn ohne das Pflegepersonal ist jeder Arzt aufgeschmissen und das Pflegepersonal hat auch eine verantwortungsvolle Aufgabe. Ich möchte in keiner Weise das Pflegepersonal hier schlecht machen! Doch letzten Endes ist es der Arzt, der den Patienten behandelt, medikamentös einstellt usw...
Das ist also meine Meinung dazu, ganz subjektiv. Würde mich über andere Meinungen freuen.
Entscheid dich für das, was dir Spaß macht, nicht für das, was viel Geld bringen soll. Was nützt dir das viele Geld, wenn du später nicht zufrieden bist. Geld allein macht nicht glücklich, sagt meine Mami immer, und sie hat Recht. :-top

TomB
03.02.2004, 15:07
Ja, ohne Dienste stimmt das Einkommen von 1500 Euro netto etwa.

Kumalie
03.02.2004, 16:13
Danke für die bisherigen Antworten!

Kann mir jemand noch Näheres über die Situation als niedergelassener Arzt sagen?

funny
05.02.2004, 09:26
Hi,

über die finanzielle Situation von niedergelassenen Ärzten kannst du sicher über google ein paar allgemeine Tabellen rauskriegen.
Allerdings sind auch da wieder Pauschalantworten schwierig. Wie schon gesagt, ein stadtbekannter plastischer Chirurg in München verdient zweifelsohne mehr als der Internist mit Kassenpatienten in einer mittelgroßen Stadt. Allerdings spüren auch plastische Chirurgen die Wirtschaftslage. Und unterschätze nicht, daß du neben deiner fachlichen Tätigkeit als Mediziner bei einer eigenen Praxis Unmengen anderer Sachen "bearbeiten" musst. Ein zusätzliches BWL Studium ist da nicht das schlechteste. :-D

Dann musst du bei der Niederlassung noch überlegen, ob du eine eigene neue Praxis aufmachen willst, was mit Sicherheit der schwierigste Weg ist. (Kredit aufnehmen, Kredite in langen Jahren zurückzahlen und auf Patienten hoffen)
Oder du übernimmst die stadtbekannte Praxis vom Papa, in der schon alles gut eingearbeitet ist und du die Patienten übernimmst. Das ist sicherlich einfacher.

Wenn du keinen Papa mit Praxis hast, dann musst du mit einiger Anlaufzeit rechnen, bis du ein Gehalt hast, das "weit" über 1500 netto liegt. Wie gesagt, geh mal googlen.

Grüsse.

stez
05.02.2004, 10:13
...oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker... ;-) wenn Du nen Arzt kennst, dann frag den doch einfach mal...oder quatsch mal Deinen Hausarzt an...

Gruss :-music

Vystup
05.02.2004, 10:39
also ich kann vielleicht ein bißchen was zu der einkommenssituation in den praxen sagen: bei entsprechendem einsatz sicherlich nicht schlecht, bei viel einsatz sicherlich eine ganze menge. plastische chirurgie hat sicherlich ein hohes "grundeinkommen", alle anderen ärzte verdienen nur durch hohe patientenzahlen.
naja, dann gibt es noch so schöne möglichkeiten wie nebenbei als notarzt zu fahren (~60€ / patient) oder auch im kassenärztlichen notdienst (~30-40€ / patient). da kann gerade in größeren städten noch eine hübsche summe zusammen kommen (z.b. notarzt, 17 einsätze in 24 stunden: ~1000€ - das geht allerdings wirklich nur in der großstadtrettung), auch wenn du da noch die steuern abziehen musst. damit es sich allerdings finanziell so richtig lohnt, brauchst du eine gutgehende praxis und noch die nerven, dir ständig die nächte um die ohren zu schlagen.

stez
05.02.2004, 10:45
Was verdient man denn so in der Schweiz? ist doch sicher mehr als hier, oder?

CJM
05.02.2004, 16:56
Original geschrieben von stez
Was verdient man denn so in der Schweiz? ist doch sicher mehr als hier, oder?

sehr viel mehr. Ich denke auch dass mich mein beruflicher Weg, wenn alles klappen würde wie ich mir das vorstelle, mich nach dem Studium auch in die Schweiz führt. Man soll ja nicht immer verächtlich über das reden was man hat, und auch in der Schweiz ist nicht alles Gold was glänzt, aber eins ist mal sicher: Dort lebt man zumindest nicht in einem Staat der einen dafür bestraft dass man Mediziner ist. Unter Andrea Fischer hat eine gelernte Buchdruckerin die Gesetze für die Ärzte gemacht, jetzt macht es eine Ulla Schmidt und das ist leider noch schlimmer...Dabei dachte ich das ginge gar nimmer...
Drecksregierung....
Verzeihung, ich komme vom Thema ab...
Also: In der Schweiz ist das Einkommen deshalb höher weil ein höheres Grundgehalt gezahlt wird und dir v.a. durch den deutlich niedrigeren Steuersatz die Raubritter nicht wieder 50% davon aus der Tasche ziehen. Ich red jetzt zwar von Zahnis, gilt aber für Humanmeds. mindestens in gleichem Umfang. Ist zwar nicht für jeden was dorthin zu gehen, aber ich habs mir so vorgestellt dass ich mein Studium durchzieh und mich direkt danach als Assistenzarzt dort in einer schönen, großen Gemeinschafspraxis o.ä. bewerbe. Und dann sieht man weiter wo man vielleicht einsteigen kann...;)
Aber gut, erstmal studieren....*g*

Kumalie
05.02.2004, 17:48
Kann vielleicht auch jemand was über die Niederlande oder Dänemark sagen? Wie siehts da als Assi oder niedergelassener Arzt aus?

Froschkönig
05.02.2004, 18:37
Also ich kann nix über Ausland sagen, ich kann nur sagen daß ich bei einem Studium über die Bundeswehr nach Abschluß des selbigen bei ca. 2300 € Assistenzarztgehalt lande...

Das viel größere Problem für alle noch nicht medizin studierer ist folgendes : Lang dauernde Studiengänge sind immer antizyklisch, also wenn es heißt "auf keinen fall, das hat keine zukunft" dann ist es meißt bis zum Diplom/Examen andersrum.......nur zum drübernachdenken !

Daß bedeutet nicht, daß ich von diesem Studieum abraten will, es soll nur eine Ermahnung sein, daß es in 6 Jahren anders aussehen könnte als gerade jetzt. Aber da man als Mediziner auch in viele Wirtschaftszweige erfolgreich abwandern kann, sollte das gerade bei uns kaum ein Problem darstellen, es sei denn, man WILL unbedingt kurativ tätig sein.....

Leelaacoo
06.02.2004, 10:33
Also, Medizin studieren lohnt sich nur, wenn du Arzt werden willst;-)) Dann kommt man auch über diverse Sch***fächer und spätere Benachteiligung seitens der lieben Bundesregierung hinweg.
Was die Niedergelassenen betrifft (eigene Erfahrung meiner Mutter): Es ist ein harter Job, sie kommt vor 9 Uhr abends fast nie nach Hause, hat einen Heidenärger mit dem Papierkram (weil die KV meint, sie müsse jedes Quartal neue Richtlinien erlassen...z.B. muß man jetzt hinter jede Diagnose tausend verschiedene Kürzel angeben...also die ganze Abrechnung wieder mal von vorne starten...kaum Schlaf, am Ende noch weniger Geld), das Finanzamt berechnet die Steuer nach dem Gewinn von vor 20 jahren (übertrieben gesagt) und möchte nun gerne unser Haus versteigern...häm häm. Am Tag 60-max. 100 kleine Patienten, Anrufe grundsätzlich nachts und ausserhalb der Spätdienste sind die Regel, wenn du nicht kommst, wird man beschimpft. Und so weiter und so fort...
Aber...sie liebt ihren Job und erzählt jeden Tag von den tollen Kindern, die die Leukämie überstanden haben oder Eltern, die froh sind, wenn ihnen jemand hilft...und sie wird ganz wirre, wenn sie mal 2 Wochen Urlaub hat (was ja selten genug ist), weil sie einfach ÄRZTIN sein muß. So ist das und wenn es bei mir auch so sein könnte, ich würde für den Sozialhilfesatz arbeiten (na ja, müßte nicht unbedingt sein, aber AIP-Gehalt war ja auch nicht viel höher).
Und der große Vorteil am Selbständig sein: du hast keinen Chef und kannst dir deine Kollegen/Mitarbeiter selbst aussuchen. Ein immenser Vorteil, wenn man mal auf einer Station gearbeitet hat, wo jeder jeden schlechtmachte und anzickte. :-meinung
Ich denke, wenn man sich seinen Beruf nach der Bezahlung aussucht...wird man ja doch nie auf einen grünen Zweig kommen. Und wie gesagt, was du gerne machst, machst du in der Regel gut...und kannst mehr erreichen.
LG Lee

funny
06.02.2004, 10:47
Wenn du Mediziner-Gehälter im Ausland erfahren willst bzw. noch weitere Fragen hast, geh mal auf www.aerzteblatt.de und dann auf das Forum Ausland. Dort diskutieren auch Ärzte miteinander, die bereits im Ausland sind. Die können dir mit Sicherheit mehr sagen.

Ausland ist immer gut, finde ich. Allerdings musst du auch hier abwägen und nicht das Gehalt als auschließliches Kriterium an alles anlegen.

hibbert
06.02.2004, 10:49
Ich denke auf die Gehaltsvorstellungen oder Ratschläge eines gewissen Contradocs kann man verzichten..... :-)) :-))