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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eine kurze Prüfungsgeschichte



Sebastian1
03.02.2004, 10:56
Dienstagmorgen, mein Wecker klingelt.
Verdammt, viel zu kurz geschlafen (was auch sonst :-)) )
und jetzt fertigmachen und ab zur Pathoprüfung.
Mündlich, in 4er-Gruppen, eine halbe Stunde pro Gruppe.
Die Prüfungen sind auf 4 Tage sowie verschiedene Prüfer verteilt.
Klar, man ist zeitig da, und klar, man muss warten.
Anwesend: die üblichen Verdächtigen. Nervöse Prüflinge, die meisten schick gekleidet, ein paar Begleiter für den seelischen Beistand und natürlich auch Leute, die grade fertig geworden sind mit der Prüfung oder sie schon gestern hatten.
Einige lesen bis zur letzten Sekunde in irgendwelchen Skripten, andere unterhalten sich, wieder andere sind einfach nur irgendwo zwischen Nervosität, Apathie und Wahnsinn.
Wir wissen nicht, welchen der Prüfer wir erwischen, sondern werden spontan reingerufen. Und das sorgt natürlich mal wieder für Gerüchte: "Frau Doktor xyz, ne, das soll da ganz schlimm sein, da sind gestern ja fast alle durchgefallen..."
Und auch, wenn man mittlerweile schon oft genug Dinge gehört hat, die hinterher einfach nur Blödsinn waren: 10 Minuten vor Prüfungsbeginn lässt man sich dann doch ein wenig nervös machen.

Hab ich eigentlich genug getan? Mist, in den letzten tagen irgendwie gar nix, bin ja nicht wirklich dzu gekommen. Ausserdem hab ich eh keine Lust und Patho ist ja eh n doofes Fach....aber verdammt, den Schein brauch ich ja auch irgendwie, also muss ichs eh bestehen....aber wenn die mich jetzt auseinandernimmt?
Naja, dann halt Nachprüfung...muss nicht sein, aber so schlimm isses dann ja auch nicht. Wie auch immer...

"...und sie kommen dann bitte auch mit zu mir".
WAS? Ich? Oh, ja, tatsächlich, ich bin gemeint. Es ist besagte Frau xyz, die da zu mir spricht. Oh nein, das kann doch nicht sein. Ausgerechnet. Ich bin geliefert.

Und dann steh ich in diesem Sektionssaal, in dem ich mich imemr noch nicht ganz an den geruch gewöhnen konnte. Schnell die Präparate angucken. Ich bin letzter in der Reihe...Aber - ups - sie geht ja gar nicht der Reihe nach sondern fragt einfach so hin und her. Was, Kriterien für Mailignität soll ich nennen? Ok, Einstiegsfrage, das krieg ich noch hin. Glück gehabt. Hm.
Irgendwie sind das aber alles nette Fragen, die die anderen auch grade bekommen. Und jetzt dauert die Prüfung schon 10 Minuten.
Und wieder ich. Was ich am Herzen erwarte bei diesem Patienten mit chronisch rezidivierenden Lungenembolien? Äh, ein Cor pulmonale. Ok. Beschreiben, warumwiesoundwas das ist. Geht auch noch.
Noch mal 10 Minuten sind rum und noch ein paar Fragen wurden gestellt. Inzwischen beobachte ich meine Kommilitonen...alle wirklich gut gelernt, trotzdem sehe ich, wie die Hände beim führen der Pinzette zittern, wie die Stimme etwas bricht, wie möglichst viel Information in einen Satz gepackt wird, um ja nicht etwaiges nachfragen zu provozieren.

Und dann, keiner schien damit zu rechnen, kaum 20 Minuten sind vergangen: Frau xyz, die so schrecklich sein sollte, die unsägliche, furchtbare, tut etwas unglaubliches: Sie lächelt.
"Ja, das wars dann. Hat mir gut Gefallen, was sie hier gekonnt haben". Zu einer Kommilitonin gewandt, noch ein "Sie waren übrigens besonders gut".

Das wars, die Prüfung ist vorbei, wir alle haben bestanden.


Fazit: Leute, lasst euch bloss nicht verrückt machen. Ich habs auf den letzten Drücker mal wieder nicht vermeiden können, diesen Gerüchten zu lauschen und in Nervosität zu verfallen....aber es wird alles gut und auch Prüfer sind doch (in den meisten Fällen) nur Menschen. Ich wünsch euch viel Glück für eure weiteren Prüfungen oder aber schöne Semesterferien :-top

Gruß,
Sebastian

Vandroiy
03.02.2004, 22:52
Schöne Geschichte! Hat mir wirklich gut gefallen und Mut gemacht.Ich werd es mir für die Zukunft merken - und wollte,ich wäre schon so weit wie Du ;-)

milz
04.02.2004, 01:41
Ja, ist immer das Gleiche mit mündl. Prüfungen. Vorher schlimm und schwer und sowieso ... und hinterher war's halb so wild.

Lava
04.02.2004, 13:49
Ich hab's aber auch schon umgedreht erlebt: ich hab vorher fest geglaubt, ich kann alles - und der Prüfer hat mich dann erlogreich vom Gegenteil überzeugt. Also seid euch nie zuuuu sicher. :-top

Wisst ihr, was ich am meisten hasse? Das Gefühl, nie genug gelernt zu haben. Es gibt immer noch mehr Details und noch mehr Formeln, die man sich merken könnte... ich weiß irgendwie nie, wo die Grenze ist. Ob etwas wichtig ist oder doch nicht... Am Freitag kann ich vielleicht meine eigene Prüfungsgeschichte hinzufügen. :-))

hamtaro
06.02.2004, 21:41
Hey Janine,

heute ist Freitag. Wo bleibt deine Prüfungsgeschichte??? :-))

Neugierneugierneugier :-)

abcd
06.02.2004, 21:55
Pathoprüfung - Pinzette - Sektionssaal

Das stell ich mir ja auch nich soo toll vor.
Bei uns schaut das anders aus:

Kursaal - Briefumschlag - drei Präparate - ein Mikroskop

Heut morgen war´s soweit!

Großes Zittern vorher.
Beim Präparate auspacken der Schock: alle drei schon vom Hingucken erkannt, aber lauter Teile, die ich mir nicht wirklich gewünscht hab.
Seminom
Endometriumhyperplasie+ -karzinom
Akute Leukämie (Knochenmark)

Die Fragen aber zum Glück recht oberflächlich.
Wieder umsonst verrückt gemacht.

sanny
07.02.2004, 12:36
Bei uns wars`s in Patho genauso. Da hört man die schlimmsten Geschichten von verschiedenen fiesen Prüfern und nur ein paar positive von sehr humanen Exemplaren. Kurz vorher standen wir auf dem Gang und haben uns gedacht: Wer kommt denn jetzt wohl zu uns ? Und jeder, der vorbeikommt, war verdächtig. Dann kam einer direkt zu uns, den wir nicht kannten. Zunächst Panik, aber als wir das Namensschild gelesen hatten, kam die Erleichterung, denn er kam nur in positiven Geschichten vor. Und so war`s dann auch, alle ohne Probleme bestanden :-)
Ist aber leider nicht immer so, bin auch schon bei mündl. Prüfungen durchgefallen, aber meistens macht man sich wirklich zu fertig.

sanny

Lava
07.02.2004, 12:44
Meine Prüfungsgeschichte? Hm, so viel gibt's da nicht zu erzählen...

Am Abend vorher war ich ziemlich aufgelöst. Irgendwie kann man vor einer Prüfung immer nur an die Sachen denken, die man NICHT weiß. Leute, die am Tag vor meiner Prüfung zwischen 20 und 23 Uhr im Chat waren, können das sicher bestätigen. :-))
Auf jeden Fall hab ich trotzdem gut geschlafen und war auch am nächsten Morgen wieder ganz ruhig. Ich fuhr also hin - mein Termin war um halb zehn - und traf vorm Eingang der Mikrobiologie noch ein paar andere aus meiner Prüfgruppe. Wohlgemerkt war das so gegen 9 Uhr, also 'ne halbe Stunde vor Prüfungsbeginn. Beim lockeren Unterhalten hab ich dann gemerkt, was ich mir natürlich schon gedachte: den anderen geht es genauso wie dir und die wissen nicht wirklich mehr. Also bestehen wir entweder alle oder wir fallen alle durch. Da letzteres recht unwahrscheinlich ist, war ich doch irgendwie beruhigt. Fünf vor halb zehn gingen wir also rein und gesellten uns zu den anderen Wartenden. Natürlich standen da auch Leute rum, die ihre Prüfung schon hinter sich hatten und mit ihren Scheinen in der Hand winkten. Von denen war größtenteils zu hören, wie geschenkt die Prüfung war! Trotz großer Lücken und vielen Nicht-Wissens haben wohl alle bestanden. Dann kam die erste aus dem Saal, in dem die Prüfung stattfand, mit einem recht grauen Gesicht heraus. "Das war ja sooooo *******, der ****** war echt fies" meinte sie und hat erzählt, dass er sogar Würmer abgefragt hat - und ich die hatte ich mir nicht wirklich angesehen :-)) . Der Adrenalinpegel stieg also wieder leicht. Irgendwann wurde ich dann zusammen mit ein paar anderen aufgerufen und wir betraten den Saal. Da mussten wir neben der Tür warten bis irgendwo ein Prüfer frei wurde. Im Saal saßen ca. 15 Prüfer..... u.a. natürlich auch besagter ******. Den hab ich ganz besonders beobachtet und erschreckend zur Kenntnis genommen, dass er mit dem Kandidaten, der gerade dran war, fast fertig war. Ich hab nur noch gebetet "bitte nicht den! bitte nicht den!" und siehe da, meine Gebete wurden erhört! Gott sei dank stand irgendwo weiter hinten ein Prüfling nach bestandener Prüfung auf ung ging sich seinen Schein holen. Ich nix wie hin zum Prüfer. Das war dann eine Frau, die ich leider nicht kannte. Die streckte mir erst mal eine Platte mit Pseudomonas aeruginosa hin und wollte, dass ich die Kolonien beschreibe. Na gut, klein, rund, glatt, glänzend, flach..... und der Farbstoff natürlich. Wie hieße denn der..... äh.... Pyo.... Pyo.... "Pyo ist schon mal richtig" sagte sie.... leider ist mir Pyocyanid dann doch nicht mehr eingefallen. OK, welcher Farbstoff noch? Floureszin. Richtig. Und welcher noch? Was?? Ich war mir recht sicher, in der Dualen Reihe nur von zwei Farbstofen gelesen zu haben. Egal.... Krankheiten konnte ich aufzählen, nur bei der Therapie musste ich raten. Einmal ging's gut, einmal daneben. :-)) OK, als nächstes sollte ich ihr was über Tuberkulose erzählen. Ich hab mir in Gedanken die Hände gerieben, weil ich in dieser dreistündeigen, fächerübergreifenden Supervorlesung über TB war und der Meinung war, ich wüsste ganz gut darüber bescheid. Auch über die Therapie. :-)) Bis dann die Frage kam, was für Nebenwirkungen INH und Ethambutol machen.... :-??? Zum Schluss noch was Nettes: Wundinfektionen. Und damit war dann mein erster benoteter Schein auch perfekt. :-)
Und die Moral von der Geschicht: gibt es nicht, gibt es nicht!

hamtaro
07.02.2004, 18:29
mensch janine,

war das vielleicht ne Achterbahnfahrt!
:-))