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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Klinik in Dresden?



synosoph
04.02.2004, 11:20
Hallo!

Sind hier auch Leute aus Dresden im Forum. Ich überlege zum 2.klinischen Abschnitt in die Elbestadt zu wechseln und würde gern mal wissen wie es da so läuft. Beim Uniranking kommt Ihr ja ganz gut weg.

Wie sieht es mit der Umsetzung der neuen AO aus?

Gibt es noch das herkömmliche Schema von WS - 2 Freimonate - SS - 3 Freimonate.

Wie sieht es eigentlich an der Klinik aus, nehmen sich die Professoren für den Studenten Zeit?

uswusf...

P.S: Wie wärs noch mit einer kleinen Umfrage zu Dresden!

studmed
08.02.2004, 17:29
Hallo,

ich habe die gesamte Klinik ausser dem PJ in Dresden gemacht und bin hier sehr zufrieden mit der Ausbildung. Das klassische Schema von Semester- und Ferienlänge besteht zwar hier auch, aber sonst ist vieles anders: Dresden ist den Anforderungen der neuen AO schon Jahre voraus, denn seit einiger Zeit gibt es hier das Harvard-Modell Problemorientiertes Lernen (POL), auch patientenorientiertes Lernen genannt, bei dem in Tutorien zu bestimmten Themenschwerpunkten Fallbeispiele in kleinen Gruppen mit einem Arzt (meistens, manchmal auch ein wissenschaftlicher Mitarbeiter) bearbeitet werden. Die Themen sind in der praktischen Klinik zum Beispiel "Ernährung- Stoffwechsel-Ausscheidung" oder "Kopf" oder "Onkologie" oder "Wachstum, Entwicklung und Fortpflanzung". Jeder Kurs dauert dann einige Wochen, meist ein halbes Semester lang und am Ende steht meist eine fallorientierte mündliche Prüfung, manchmal auch eine Klausur. Die POL-Kurse sind also interdisziplinär und werden somit von diversen Kliniken begleitet und organisiert, manchmal lesen auch 2 oder 3 verschiedene Fachleute in einer Vorlesung. Letztere sind zugunsten der Tutorien weniger als an anderen Unis und erfordern noch einiges Selbststudium. Die Tutorien sind übrigens Pflichtveranstaltungen. Die Praktika unterscheiden sich dann nicht so stark von dem anderer Unis, obwohl ich das natürlich nicht einschätzen kann. Ich würde der Betreuung in den Praktika im Durchschnitt eine Note 2 geben. Ich bin in einem Jahrgang gewesen, der als erster Jahrgang die gesamte Klinik im POL-System erlebt hat. Wir wurden immer zur Evaluation der Kurse aufgefordert, auf Grund welcher sich in den nächsten Jahren noch viele Verbesserungen ergeben könnten, z.B. bei der Erhöhung und Intensivierung der praktischen Anteile. Alles in allem halte ich das Dresdner System für sehr gut und man spürt auch das Engagement der Ärzte und der gesamten Klinik in dieser Sache, auch wenn manchmal einige Ermüdungserscheinungen eintreten, weil es ein riesiger Zeitaufwand ist.

Für weitere Infos einfach auf die Seite des Fachschaftsrates gehen: www.tu-dresden.de/fsmed
Dort findet sich auch ein Link zur offiziellen POL-Homepage.

Alles Gute.

synosoph
18.02.2004, 12:20
Danke studmed für die ausführlichen Informationen!

Drei Fragen hätte ich noch:

1. POL - ist das wirklich sooo gut? Unsere Erfahrungen aus der Vorklinik sind sehr gemischt. Wir hatten im 1. und 2. Semester Tutorien in Community Medicne I und II (Einführung in die klinische Medizin, Praktikum der Berufsfelderkundung oder so ähnlich)... naaaja, hängt sehr vom Tutor, der Gruppenzusammensetzung und der Phantasie der Aufgabensteller ab. Also Hand aufs Herz: Wie ist die Stimmung unter den Studenten?

2. Ich habe gelesen, daß vor dem PJ in Dresden ein Freisemester dür Dissertationen in den normalen Studienplan eingebaut wurde, ist das richtig?

3. Um mir ein Bild vor Ort zu machen, würde ich gerne im April oder Mai einen Monat Famulatur in Dresden machen. Kann mir jemand einen Tipp geben? Welche Kliniken/Abteilungen sind zu empfehlen? Wie sieht es mit der Chirurgie aus? Es wäre übrigens meine erste Famulatur.

Grüße,
synosoph

DDmed
19.02.2004, 15:05
Guten Morgen,

also erstmal kann ich mich Studmed nur anschließen, was das fachliche und den Studienaufbau angeht.

Wenn du allerdings ein Typ mit wenig Eigeninitiative sein solltest, der alle Lerninhalte vorgesetzt braucht, dann ist Dresden vielleicht nicht die beste Wahl, hier solltest du dich schon drehen um alles mitzukriegen.


Nicht zu verachten sollte aber auch sein, das du in eine Stadt kommst, wo sicher auch neben dem Studium mehr los sein sollte.

studmed
19.02.2004, 17:09
Hallo,

nochmal zu Deinen Fragen, synosoph....: Das mit dem Freisemester vor dem PJ für Dissertationen kann ich nicht bestätigen, ich schließe es aber nicht aus, falls es im Rahmen der neuen AO zu einer Veränderung gekommen ist, andererseits halte ich es für recht unwarscheinlich, da der Zeitdruck des POL-Plans doch recht groß ist. Da müßte Dir einer der jüngeren Semester einen Tipp geben.

Zur Stimmung unter den Studenten: Es gibt viele, die wie ich POL gut finden und das neue System hier unterstützen, es gibt aber auch genügend Leute, die genervt sind von den Tutorien oder von den Tutoren. Ich habe da fast immer Glück gehabt und gute Tutoren erwischt. Aber es ist auch eine Mentalitätsfrage, ob man diese kommunikative Form des Lernens gut findet und selber Gewinn daraus ziehen kann.

Schau doch mal auf die POL-Homepage ( von www.tu-dresden.de/fsmed aus zu erreichen) und suche dort die Evaluation über die POL-Kurse, bisher konnte man sie dort immer nachlesen. Vielleicht kannst Du dann ein weniger subjektiveres Bild gewinnen.

Zur Famulatur: Zur Chirurgie kann ich Dir wenig sagen. Ich habe meine erste Klinikfamulatur im St.Joseph-Stift gemacht, ein kleines freundliches Stadtkrankenhaus, indem es sowohl Innere, Chirurgie, Gyn. und Orthopädie gibt. Ich habe auf der Inneren famuliert und bin recht zufrieden mit der Einarbeitung und Begleitung. Ich wurde in alles kurz eingeführt (Blutabnahmen, Flexülen legen, Aufnahmen machen ....) und konnte dann selber weitermachen und konnte immer nachfragen und nachbesprechen. Ob das auf jeder Station so gut ist, weiß ich nicht, aber es famulieren viele der Dresdner Studenten in dieser Klinik und alle erzählen dieselben positiven Eindrücke.

Es gibt natürlich noch andere interessante Kliniken hier und viele positive und gemischte Kommentare von Leuten, die dort famuliert haben. Das Krankenhaus Friedrichstadt ist z. B. auch recht beliebt, aber davon müssen Dir dann andere berichten. Die HNO in der Uniklinik ist auch sehr gut, dort habe ich auch famuliert.

Alles Gute !

Steffen Kaufmann
15.03.2004, 22:51
Wenn immernoch Bedarf besteht kann ich Dir paar Mailadressen von netten auskunftsfreudigen Studentinnen (z.Zt. 2. Stex) und Exstudenten geben. (ICQ 67351, [email protected])

Aber studmed hat das ja eigentlich schon sehr gut geschildert. Die allgemeine Begeisterung über die hiesige erlebte Ausbildung kann ich sehr bestätigen.

:-top Allerdings haben die fertigen männlichen Studenten (die ich kenne, das sind ganze zwei - der eine stammt aus Aachen, der andere aus Kiel, beide aus solchen reinen Arztfamilien und nicht ganz reräsentativ, weil es ist ja normal dass die mal den Wandel suchen) nach meinem Eindruck gerade eine doch erhebliche mir irgendwie unverständliche Sinnkrise; die reden nämlich - immer ! - wenn ich ihnen wöchentlich begegne von Gesundheitsreform (u.a. wegen der 10 Euro), Zweiklassenmedizin ... und wollen jetzt tatsächlich noch BWL oder Jura studieren, weil sie sich ausgebeutet fühlen/Mitlied mit den ärmeren Patienten haben, und beschäftigen sich ganz ernsthaft mit sowas.
Der eine will jetzt sogar deswegen in die Politik gehen (daher kenne ich die auch) und überhaupt sowieso was ganz anderes machen. Ich habe keine Ahnung was da schief gegangen ist, eigentlich müßte er ja dann gerade versuchen, soweit möglich was besser zu machen als andere. So genau habe ich ihn aber auch nicht untersucht. Das was er sagt hat alles Hand und Fuß, nur komisch ist es schon, die frustrierte Stimmung so frühzeitig, vielleicht ist es nur der Schock, dass sein angenehmes Studentenleben an der Medak vorbei ist, wer weiß. ;-)