Peter Bachmann
02.11.2001, 12:34
Liebe Leute,
ich hätte gerne Eure Meinung gehört zum Thema Nachteilsausgleich und Streichung von Examensfragen durch das IMPP. Ist das jetzige Verfahren wirklich so "kompliziert aber fair" wie auch Medi-Learn es darstellt? Betrachten wir mal für das 2.STEX folgenden "Extremfall":
Prüfling A hat in den ersten 3 Prüfungstagen 405 der 480 gestellten Fragen richtig beantwortet und beschließt, da er damit schon eine "Drei" sicher wähnt, am 4. Tag, der sowieso sein schlechtester ist, gar nicht erst zu kommen.
Prüfling B hat in den ersten 3 Prüfungstagen nur 340 Fragen richtig beantwortet. Er hat noch nicht sicher bestanden, schafft aber am 4. Tag noch 65 der restlichen 100 Fragen.
Beide Kandidaten haben also die gleiche Punktzahl errungen. Nach den derzeit geltenden Regeln könnten sie dafür allerdings unterschiedliche Noten bekommen.
In unserem Extrembeispiel nehmen wir an, dass aufgrund eines Formfehlers nachträglich alle 100 Fragen des 4. Tags gestrichen werden.
Für Prüfling A werden 405 von 480 Fragen gewertet. Mit 84 % richtig beantworteten Fragen darf er sich wider Erwarten über eine "Zwei" freuen, die er nie erzielt hätte, weil ihn der letzte Tag immer deutlich unter die 80-Prozent-Grenze drückte.
Bei Prüfling B dagegen hat es insgesamt nur für eine "Drei" gereicht. Für ihn wurde der sogenannte "Nachteilsausgleich" vorgenommen. Je nach Rechnung hat er 340 von 480 oder 405 von 550 Fragen richtig beantwortet, das entspricht 70.8 % bzw. 73.6 % und damit in beiden Fällen einem "befriedigend".
Rein rechnerisch hat Prüfling B keinen Nachteil erlitten; Prüfling A dagegen hat sein Ergebnis durch die Streichung von 69.8 auf 84.4 % und damit um mindestens eine Notenstufe verbessern können. Die nachträgliche Eliminierung von Fragen ist also für denjenigen von Vorteil gewesen, der sich gar nicht mit den Aufgaben auseinandergesetzt hat.
Auch ohne Übertreibung ergibt sich ein Vorteil für Kandidaten, die ihre Punkte nicht bei Fragen gesammelt haben, die nachträglich eliminiert werden. Im realistischen Fall aus dem vergangenen Examen habe ich trotz 463 Punkten eine "Drei" bekommen,da fünf von mir lt IMPP-Benachrichtigung richtig beantwortete Fragen nachträglich gestrichen wurden. Jemand der 460 Punkten mit einer anderen Konstellation gesammelt hat mit einer "Zwei" belohnt wird. Das derzeitige Bewertungssystem führt also nicht nur dazu, dass es trotz Punktgleichheit Notenungleichheit geben kann, sondern es kann sogar jemand mit geringerer Gesamtpunktzahl eine bessere Note bekommen als jemand, der bedauerlicherweise die zweifelhaften Fragen richtig beantwortet hat. Nicht die absolute Punktzahl entscheidet über die Note, sondern wo man seine Punkte gesammelt hat, wird von Bedeutung. Wenn, wie schon geschehen, mehrere Fragen aus einem Fachgebiet gestrichen werden (z.B. 3x Gyn im Herbst 1991 o. 3x Pharma im Herbst 1999 ), erleiden alle diejenigen einen Nachteil, deren Stärken im betroffenen Fach liegen. Mit diesem Verfahren kann man übrigens die Bereitschaft Kritik an den Prüfungsfragen zu äußern, deutlich senken. Denn mit jeder Frage, die man richtig beantwortet hat, verschlechtert man seinen eigenen Durchschnitt, wenn sie nachträglich gestrichen wird. Die Konsequenzen einer ungeeigneten Fragestellung treffen daher nicht das IMPP sondern nur die Prüfungsteilnehmer, die diese Fragen trotz ihrer Mängel korrekt bearbeitet haben.
Von einem echten Nachteilsausgleich kann meines Erachtens nur gesprochen werden, wenn zum einen die insgesamt erzielten richtigen Antworten betrachtet werden, d.h. bezogen auf 580 gestellte Fragen. Wenn nachträglich Fragen eliminiert werden, können die richtigen Antworten auf die neue Bezugsgröße bezogen werden. Auf diese Weise profitieren alle Teilnehmer unter Beachtung ihrer jeweiligen Gesamtleistung vom Wegfall ungeeigneter Fragen (in unserem Beispiel würden beiden Prüflingen 405 von 480 Fragen angerechnet).
Dass sich die Notengrenze verschiebt, wenn Fragen gut geschrieben werden, ist übrigens kein stichhaltiges Argument. Es gibt keinen Grund, wie in den vergangenen Jahren geschehen, die Bestehensgrenze kontinuierlich nach oben zu schrauben und damit eventuell bessere Vorbereitung und didaktische Anstrengungen seitens der Universitäten und/oder höhere Lernleistung der Studenten auf "Normalmaß" zu kappen.
Leider habe ich in der Vergangenheit durch Hinweise auf fehlerhafte Fragen ohne es zu merken, selbst zum eigenen und zum Nachteil anderer beigetragen.
Na, was meint Ihr dazu? Lasst mal was hören!
Gruss
Peter
ich hätte gerne Eure Meinung gehört zum Thema Nachteilsausgleich und Streichung von Examensfragen durch das IMPP. Ist das jetzige Verfahren wirklich so "kompliziert aber fair" wie auch Medi-Learn es darstellt? Betrachten wir mal für das 2.STEX folgenden "Extremfall":
Prüfling A hat in den ersten 3 Prüfungstagen 405 der 480 gestellten Fragen richtig beantwortet und beschließt, da er damit schon eine "Drei" sicher wähnt, am 4. Tag, der sowieso sein schlechtester ist, gar nicht erst zu kommen.
Prüfling B hat in den ersten 3 Prüfungstagen nur 340 Fragen richtig beantwortet. Er hat noch nicht sicher bestanden, schafft aber am 4. Tag noch 65 der restlichen 100 Fragen.
Beide Kandidaten haben also die gleiche Punktzahl errungen. Nach den derzeit geltenden Regeln könnten sie dafür allerdings unterschiedliche Noten bekommen.
In unserem Extrembeispiel nehmen wir an, dass aufgrund eines Formfehlers nachträglich alle 100 Fragen des 4. Tags gestrichen werden.
Für Prüfling A werden 405 von 480 Fragen gewertet. Mit 84 % richtig beantworteten Fragen darf er sich wider Erwarten über eine "Zwei" freuen, die er nie erzielt hätte, weil ihn der letzte Tag immer deutlich unter die 80-Prozent-Grenze drückte.
Bei Prüfling B dagegen hat es insgesamt nur für eine "Drei" gereicht. Für ihn wurde der sogenannte "Nachteilsausgleich" vorgenommen. Je nach Rechnung hat er 340 von 480 oder 405 von 550 Fragen richtig beantwortet, das entspricht 70.8 % bzw. 73.6 % und damit in beiden Fällen einem "befriedigend".
Rein rechnerisch hat Prüfling B keinen Nachteil erlitten; Prüfling A dagegen hat sein Ergebnis durch die Streichung von 69.8 auf 84.4 % und damit um mindestens eine Notenstufe verbessern können. Die nachträgliche Eliminierung von Fragen ist also für denjenigen von Vorteil gewesen, der sich gar nicht mit den Aufgaben auseinandergesetzt hat.
Auch ohne Übertreibung ergibt sich ein Vorteil für Kandidaten, die ihre Punkte nicht bei Fragen gesammelt haben, die nachträglich eliminiert werden. Im realistischen Fall aus dem vergangenen Examen habe ich trotz 463 Punkten eine "Drei" bekommen,da fünf von mir lt IMPP-Benachrichtigung richtig beantwortete Fragen nachträglich gestrichen wurden. Jemand der 460 Punkten mit einer anderen Konstellation gesammelt hat mit einer "Zwei" belohnt wird. Das derzeitige Bewertungssystem führt also nicht nur dazu, dass es trotz Punktgleichheit Notenungleichheit geben kann, sondern es kann sogar jemand mit geringerer Gesamtpunktzahl eine bessere Note bekommen als jemand, der bedauerlicherweise die zweifelhaften Fragen richtig beantwortet hat. Nicht die absolute Punktzahl entscheidet über die Note, sondern wo man seine Punkte gesammelt hat, wird von Bedeutung. Wenn, wie schon geschehen, mehrere Fragen aus einem Fachgebiet gestrichen werden (z.B. 3x Gyn im Herbst 1991 o. 3x Pharma im Herbst 1999 ), erleiden alle diejenigen einen Nachteil, deren Stärken im betroffenen Fach liegen. Mit diesem Verfahren kann man übrigens die Bereitschaft Kritik an den Prüfungsfragen zu äußern, deutlich senken. Denn mit jeder Frage, die man richtig beantwortet hat, verschlechtert man seinen eigenen Durchschnitt, wenn sie nachträglich gestrichen wird. Die Konsequenzen einer ungeeigneten Fragestellung treffen daher nicht das IMPP sondern nur die Prüfungsteilnehmer, die diese Fragen trotz ihrer Mängel korrekt bearbeitet haben.
Von einem echten Nachteilsausgleich kann meines Erachtens nur gesprochen werden, wenn zum einen die insgesamt erzielten richtigen Antworten betrachtet werden, d.h. bezogen auf 580 gestellte Fragen. Wenn nachträglich Fragen eliminiert werden, können die richtigen Antworten auf die neue Bezugsgröße bezogen werden. Auf diese Weise profitieren alle Teilnehmer unter Beachtung ihrer jeweiligen Gesamtleistung vom Wegfall ungeeigneter Fragen (in unserem Beispiel würden beiden Prüflingen 405 von 480 Fragen angerechnet).
Dass sich die Notengrenze verschiebt, wenn Fragen gut geschrieben werden, ist übrigens kein stichhaltiges Argument. Es gibt keinen Grund, wie in den vergangenen Jahren geschehen, die Bestehensgrenze kontinuierlich nach oben zu schrauben und damit eventuell bessere Vorbereitung und didaktische Anstrengungen seitens der Universitäten und/oder höhere Lernleistung der Studenten auf "Normalmaß" zu kappen.
Leider habe ich in der Vergangenheit durch Hinweise auf fehlerhafte Fragen ohne es zu merken, selbst zum eigenen und zum Nachteil anderer beigetragen.
Na, was meint Ihr dazu? Lasst mal was hören!
Gruss
Peter