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Praia-do-Forte
18.02.2004, 14:48
Hallo Kollegen!
Kann mir jemand erklären was Fluoxetin :-??? zusammen mit Ranitidin und Meloxicam in einem Mittel zu suchen hat daß mein Mann in Brasilien gegen seine Knieschmerzen bekommen hat?
Ich komm da mit meinem pharmakologischen Wissen nicht hinterher :-lesen

Faust601
18.02.2004, 15:58
Antidepressiva kann man als Adjuvantien bei der Therapie chronischer Schmerzen einsetzen.
Eine mögliche Erklärung für die Wirkung wäre, dass im deszendierenden antinozizeptiven System u.a. eben auch Serotonin eine Rolle spielt, dessen Konzentration im synaptischen Spalt durch einen selektiven Serotonin-Reuptake-Hemmer wie Fluoxetin entsprechend erhöht würde.
Meines Wissens ist aber noch nicht ganz klar, ob dieser Erklärungsansatz wirklich der Weisheit letzter Schluss ist, aber sicher ist, dass Antidepressiva wirken und dass sie das bereits bei niedrigeren Dosierungen als bei psychiatrischen Indikationen tun.

Sebastian1
18.02.2004, 16:40
Jepp, ich hab mich auch das erste Mal gewundert, als eine Patientin, ca. 80 Jahre bei post-Zoster-Neuralgien neben Novaminsulfon und Gabapentin auch Amitryptilin (Trizylkisches Antidepressivum, IIRC) erhielt. Der Erfolg (1*tgl. 25 mg) gab dem Doc allerdings recht.

Lava
01.03.2004, 18:30
Was mich jetzt zu der Frage bringt, was Haloperidol in einem SCHMERZPERFUSOR zu suchen hat (zusammen mit Tramadol und Metazimol).

Faust601
01.03.2004, 18:45
Haldol ist ein ziemlich potentes Antiemetikum, auch wenn es dafür in Dtld. nicht zugelassen ist.
Die Kombination mit Opioiden ist aufgrund dieser Eigenschaft aber wohl nicht ganz unüblich, jedenfalls bin ich bei ein bisschen Googeln da gerade auf eine nette Anzahl von Seiten gestoßen.
Evtl. hat es zusätzlich auch noch ähnlich wie die Antidepressiva eine Wirkung auf das antinozipetive System.

Kackbratze
10.03.2004, 22:51
Ausserdem sollte man die menschliche Psyche nicht ausgrenzen, wenn es um Schmerzen geht...
Manchmal hilft es auch, wenn man sich einfach psychisch besser fühlt...

FataMorgana
11.03.2004, 11:39
Faust601 hat recht, man kombiniert Tramadol und Metamizol mit einem Neuroleptikum (ursprünglich glaube ich für Dehydrobenzperidol = Droperidol beschrieben), um dem starken emetischen Effekt des Tramadol vorzubeugen.

Trizyklische Antidepressiva sind natürlich anerkannte adjuvante Substanzen zur Therapie chronischer Schmerzen (s. WHO-Schema).

SSRI werden meines Wissens hauptsächlich bei Tumorpatienten zur Therapie der häufig auftretenden reaktiven Depression verwendet. Bei akuten Knieschmerzen macht das aber wenig Sinn, finde ich.

flatliner
11.03.2004, 22:00
Also quasi eine Variation vom "Würzburger"? (Tramal/Novalgin/Paspertin)

Faust601
12.03.2004, 13:07
Die antiemetische Wirkung von Neuroleptika basiert ja auf der Blockade von D2-Rezeptoren in der Area postrema. Und genau das macht auch Metoclopramid (Paspertin), ist also im Prinzip dasselbe.
Aber: Die Affinität von Haloperidol zu D2-Rezeptoren ist höher als die von MCP (Ki für Haldol ca. 1 nM, für MCP ca. 10 nM).
Ergo würde ich eigentlich bei Haldol eine stärkere Wirkung erwarten, aber eben auch stärkere Nebenwirkungen (z.B. extrapyramidal-motorischer Art).

FataMorgana
12.03.2004, 16:53
Bisher war ich der Meinung, der original sog. "Würzburger" oder "Sprotte-Tropf" enthielte Tramadol, Metamizol und DHB. Dann wäre Haloperidol statt DHB eine Variante. Ebenso natürlich Metclopramid statt DHB. MCP ist ja im Prinzip auch ein Neuroleptikum, es kann auch extrapyramidal-motorische Nebenwirkungen auslösen.