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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Verletzungen mit Spritzen etc.



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BieneMaja
23.02.2004, 11:24
Was mich auch immer wieder wundert, ist die Tatsache, dass von den Ärzten und dem Pflegepersonal fast nie Handschuhe angezogen werden!

Ich hoffe nicht, dass wir auch später so leichtsinnig werden. Mir wurde auch ein paarmal gesagt, dass ich ja mit Handschuhen eigentlich gar keine Viggos legen könnte, weil man kleine Gefässe gar nicht tasten kann!?
Ich glaube nicht, dass man mit Handschuhen "nix tasten kann"!
Ausserdem: dann dauert es halt etwas länger, bis die Viggo drin ist, oder? ;-)

hobbes
23.02.2004, 17:31
Original geschrieben von Faust601
Und da ältere Herren nicht unbedingt eine klassische Risikogruppe für HIV sind, kannst du dich eigentlich zurücklehnen.



Diese Erkenntnis ist gefährlich. Ich habe schon 75-jährige verheiratete gut betuchte und gemeinläufig hochanständige Herren gesehen die HIV positiv waren. Auch ältere Grossmütter mit HIV gibt es. Es gibt schlicht niemand, der nicht potenziell HIV haben könnte und wahrscheinlich ist es gar häufig, als man so meinen könnte. Die Erkenntnis ist deshalb gefährlich, weil man evt. dazu verleitet ist, bei 25-jährigen Fixer zur Blutentnahme dreifach Handschuhe anzuziehen und die höchste Konzentration aufbringen wird, sich nicht zu stechen - wobei beim 70-jährigen die Handschuhe aus Zeitgründen gerade mal weggelassen werden. Das ist verdammt gefährlich .

Der Kopf eines Patienten verratet uns leider nicht, welche infektiöse Erreger in seinem Blut stecken.

Leelaacoo
23.02.2004, 17:58
Muß Hobbes rechtgeben...gerade viele ältere Herrschaften haben HepC, weil sie Bluttransfusionen erhalten haben, die noch nicht darauf getestet waren oder schon seit längerem an der Dialyse hängen.
Aber ich glaube, irgendwann sticht sich jeder...oder kriegt Blutspritzer ins Auge usw. usw.
Wenn ich mich recht erinnere, habe ich folgende Zahlen gelernt:
Risiko bei Stichverletzungen:
HIV 0,3%
HepC 3%
HepB 30%

Bei Hiv die Postexprophylaxe starten, bei HepC kann man so lange das Blut untersuchen, bis sich nach bis zu 5 Monaten Latenz eine HepC entwickelt (die dann akut ist, nur daß man sie ja sonst kaum bemerkt, weil sie meist anikterisch verläuft), in diesem Stadium hat eine Interferonbehandlung zu über 95% Heilungsrate. Bei Hep B sollte man ja eh geimpft sein...

Also, trotzdem zum Betriebsarzt gehen (und sich nicht vom Personal beruhigen lassen, von wegen, wird schon nichts sein, stell dich nicht an...), weil es dann im fall einer Infektion eine Berufskrankheit ist und wenn jemand wirklich HIV bekommt und das KH behauptet, das hast er/sie sich in seiner/ihrer Freizeit geholt, wär ja nicht so toll (obwohl, toll wäre es ja auch so nicht...).
LG Lee
PS.: Irgendwo habe ich auch gelesen, daß ein Handschuh ein Durchtrittsrisiko von 30% hat (ohne Löcher, nur durch Mikrorisse) und man theoretisch 3 Handschuhe übereinander tragen müßte, um wirklich sicher zu gehen...erschreckend.

Faust601
23.02.2004, 18:13
@ Hobbes:

Ich wollte niemals andeuten, dass es ausgeschlossen wäre, sich an älteren Herren anzustecken. Meine Absicht war es lediglich, BieneMaja insofern etwas zu beruhigen, als die Wahrscheinlichkeit relativ gering ist.

Aber natürlich ist die Wahrscheinlichkeit niemals Null, was bedeutet, dass es in einer hinreichend großen Fallzahl immer jemanden treffen wird, für den das dann besonders bitter ist.

Deshalb ist es grundsätzlich in jedem Fall sicherlich richtig, sich untersuchen zu lassen und gegebenenfalls eine Postexpositionsprophylaxe durchzuführen, aber man muss auch nicht vor lauter Angst den Kopf verlieren.

Und Postexpositionsprophylaxe um jeden Preis kann auch nicht das Ziel sein, denn gerade bei HIV ist die ja durchaus auch mit Nebenwirkungen behaftet. Und wenn ich einfach mal jeden behandle, selbst wenn sein Ansteckungsrisiko noch so klein ist, dann richte ich am Ende in einem großen Kollektiv wahrscheinlich mehr Schaden an als es Nutzen bringt.

Deshalb: Immer eine Einzelfallentscheidung, dafür gibt's den Betriebsarzt, während wir hier aus der Ferne eigentlich nicht drüber diskutieren können.

hobbes
24.02.2004, 16:14
Original geschrieben von Faust601
[BAber natürlich ist die Wahrscheinlichkeit niemals Null, was bedeutet, dass es in einer hinreichend großen Fallzahl immer jemanden treffen wird, für den das dann besonders bitter ist.
[/B]

Ich wollte damit nur andeuten, dass es gerade bei den harmlosen alten Patienten besonders gefährlich ist, sich in einer falschen Sicherheit zu wiegen. Das ist mir auch schon passiert.

sunrise10086
24.02.2004, 18:38
Mir ist es beim Arbeiten auch mal passiert, dass ich mir eine Insulinspritze durch eine schlaffe Bauchdecke, durch den Handschuh und letzlich in den Finger gerammt habe.
Es gab keine Diskussion mit der dienstführenden Schwester oder ähnliches, ich bin gleich runter in die Rettungsstelle und habe mir Blut abhnemen lassen und das nach BG-Schema durchziehen lassen.
Schliesslich handelt es sich um einen Arbeitsunfall und der muss aufgenommen werden falls man doch mit infektiösem Material sich gepiekst hat- die Versicherung des Arbeitgebers zahlt nämlich, soweit kein Vorsatz vorliegt, am Ende die Therapie.

Zum Thema Blutabnehmen etc. ohne Handschuhe: Ich famuliere gerade auf einer unfallchirurigischen Abteilung, da sagte mir der diensthabene Arzt heute auch, dass ich mir vielleicht überlegen sollte, ob ich wirklich mit Handschuhen tasten wollen würde. Hab da mal gar nicht zu gesagt, weil ich bestimmt ohne Handschuhe TASTE, aber nicht STECHE!
In Sachen Infektionsschutz, auch im OP, sind sie aber in dem Haus ordentlich hinterher. Operiert wird grundsätzlich nur mit zwei paar Handschuhen und Splash-Protect, zumindest bei offenen Sachen. Bei Hep.C Patienten ist der Saal danach grundsätzlich bis zur Grundreinigung dicht (meistens letzter Patient am Tag).

Shutt
24.02.2004, 19:41
in allen Kliniken sollte es vorgefasste und vorgeschriebene Prozeduren bei Stichverletzungen geben. Und auch bei HCV gibt es gewiss eine Prohylaxe ....

und wie bereits hier angedeutet läßt sich eine akute HCV *relativ gut* (soweit man es so sagen darf) behandeln. Auch wenn u.U. monatelang Interferon und Ribavirin appliziert werden muss ....

harlekyn
25.02.2004, 02:08
Im Kh ist das bestimmt ne ganz andre Sache als im RD z.B. Unter Umständen kennt man die Leute ja und weis daher, dass sie nix haben.
Leider muß ich sagen, dass wir über dieses Problem Null informiert wurden und ich auhc nur durch Zufall weis, dass man in Falle eines Unfalls, net auf Gedeih und Verderb seinem Glück überlassen ist!
Aber ein dummes gefühl ist es schon. Wir haben bei uns auf den RTWs jetzt Urbason 250 in Brechampullen. Was dümmeres gibts net, weil man das Zeug ja auflösen muß. Tja, wollte nachdem das aqua drin war net über den Patienten zum Koffer steigen um einen Tupfer zu holen. Also: Finger drauf und geschüttelt. Hab mich später im RTW gefragt warum der Finger so weh tat...oh..Blut...verdamt..keine Handschuhe..mist...beim Zugangsichern, war doch ein bißchen Blut an nem andren Finger...oh Gott...
Tja..waren nur knapp 20 sec. Angst, weil mir eingefallen ist, dass ich das Blut zuerst abgewischt und mich erst viel später an der Ampulle geschnitten hab. Trotzdem, schon dumm. Wenn ich mich mal richtig steche bin ich mit Sonderrechten in Homburg, der Rest ist mir egal...

P.S. Fuck Urbason in Brechampullen!

Gersig
01.09.2004, 12:43
Hey!

Ein interessanter Link zu dem Thema

http://www.sempermed.com/sempermed/3_D.PDF