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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der hochregulierte Schweinezyklus



Thomas24
01.03.2004, 12:14
Habe folgenden Gastkommentar zum angeblichen Ärztemangel auf Spiegel.de gefunden...

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,288616,00.html


Wobei ich immer noch der Ansicht bin, das es sich nicht um einen gravierenden Ärztemangel handelt, sondern eher um eine Normalisierung auf dem Arbeitsmarkt - nach Jahrzehnten eines politisch gewollten eklatanten Überangebotes an ärztlicher Abreitskraft.

Oder haltet Ihr es für normal und wünschenswert, das auf jede drittklassige unterbezahlte Stelle in the midst of nowwhere gleich zwei Dutzend Bewerbungen von hochqualifizierten Akademikern kommen müssen, die auch noch zum halben Gehalt arbeiten wollen (müssen), und sich notgedrungen alles gefallen lassen ?
So war es schon seit viel zu vielen Jahren, und erst die Abstimmung mit den Füssen wird eine Veränderung zum Besseren bringen-

Der Arztberuf in Klinik und Praxis muss einfach wieder attraktiver werden- dann hätten wir diese "Probleme" nicht.

Adios.

Rugger
01.03.2004, 13:20
Original geschrieben von Thomas24
Wobei ich immer noch der Ansicht bin, das es sich nicht um einen gravierenden Ärztemangel handelt, sondern eher um eine Normalisierung auf dem Arbeitsmarkt - nach Jahrzehnten eines politisch gewollten eklatanten Überangebotes an ärztlicher Abreitskraft.Naja, von Normaliesierungen kann bei den Problemen in Ostdeutschland und in ländlichen Gebieten eher nicht sprechen, oder?! Ich meine, wenn im Osten vier von fünf Häusern offene Stellen nicht besetzen können und Praxen verschenkt werden, dann ist das doch recht dramatisch, oder?!

...und erst die Abstimmung mit den Füssen wird eine Veränderung zum Besseren bringenNaja, wenn das Geld dafür da ist... Aber alles in allem bin ich schon guter Hoffnung, aber letztlich kommt es auch auf die Ärzteschaft selber an, die müsste endlich mal geschlossener auftreten!

Rugger

Thomas24
02.03.2004, 13:30
Also... das mit den verschenkten Praxen ist meines Wissens noch lange nicht der Regelfall- da war mal so eine Aktion im TV, wo eine kleine 300 Seelengemeinde eine Praxis mit Einliegerwohnung an Interessenten, die sich verpflichten an diesem Ort langjährig zu praktizieren, verschenken wollte- aber das jetzt generell die med. Versorgung im Osten zusammenbricht glaube ich nicht. Und das in vielen Gemeinden Praxen mit Einrichtung und allem Zipp und Zapp verschenkt werden, glaube ich erst, wenn ich ein Angebot erhalten habe :-D

Vielleicht gibt es tatsächlich einige Engpässe in dünnbesiedelten oder ökonomisch schwachen Gebieten irgendwo in McPomm- aber das ist doch auch für eine hochindustrialisierte Nation wie Deutschland völlig normal, oder etwa nicht? Oder sollte etwa auch im Westerwald oder auf Borkum eine Uniklinik stehen?
Ich sehe das ganze als eher regionales Phänomen. In den Ballungsräumen wie Dresden oder Leipzig, die auch von der Lebensqualität und kulturellen Infrastruktur nicht so schlecht dastehen, gibt es bestimmt noch immer genügend Bewerber auf jede offene Stelle.

"Aber alles in allem bin ich schon guter Hoffnung, aber letztlich kommt es auch auf die Ärzteschaft selber an, die müsste endlich mal geschlossener auftreten!"

Da stimmt ich Dir völlig zu ! Solange sich jede Arztgruppe gegeneinander ausspielen lässt, funktioniert das Prinzip des Teilens und Herrschens- immer zu unser aller Nachteil.

Froschkönig
03.03.2004, 00:47
Original geschrieben von Thomas24
Also... das mit den verschenkten Praxen ist meines Wissens noch lange nicht der Regelfall
.
.
.
Oder sollte etwa auch im Westerwald oder auf Borkum eine Uniklinik stehen?

Um Gottes Willen...wenn das der Regelfall wäre, sprich an den meisten Orten so, dann wären wir irgendwo im Hindukusch oder so :-((
Aber der Trend der letzten Jahre entwickelt sich nunmal in diese Richtung !

und zur zweiten Aussage : Das hat doch rein gar nix mit "Uniklinik" zu tun. Ich selbst sowie viele meiner bekannten wollen gar nicht in ne UniKlinik, aber viele wollen einfach auch nicht auf´s Land in den Osten...und da es anscheinend klappt, daß sich die meisten davor erfolgreich drücken können und irgendwo anders was besseres finden respektive ins Ausland gehen, würde ich da schon von einem relativen Ärztemangel in Bezug auf die Deutsche Gesamtbevölkerung sprechen...und der Trend hat quasi gerade erst angefangen bei einem so lange dauernden Studium....dank der Abschaffung des AiP´s werden viele von denen, die es jetzt noch machen müßten entweder das letzte Examen irgendwie schieben oder auch auswandern, denn verarschen lassen will sich keiner....wird noch schlimmer werden, Du wirst sehen !

:-meinung

synosoph
03.03.2004, 17:34
Mensch, Leute, darf ich mich hier mal aus "McPomm" melden:

Ja, es ist dramatisch! Viele Hausärzte im ländlichen Raum erreichen bald das Rentenalter, und Nachwuchs ist kaum in Sicht. Wir sind laaange noch nicht in der Talsohle angelangt. Im grenznahen Raum Ostdeutschlands werden zunehmend polnische Ärzte angeworben, aber das sind nur Leute, die in Kliniken arbeiten.

Der Hausarzt stirbt hier tatsächlich weg. Nicht umsonst bekommt jeder Famulant in einer Hausarztpraxis von der Landesärztekammer in Mecklenburg-Vorpommern 250,- EUR monatlich!

Das Problem liegt auch an der Einstellung vieler Ärzte: Geld und Karriere stehen halt im Vordergrund, und mit steigender Mobilität der Bevölkerung erzeugen die großen Zentren so eben einen Wanderungssog - auch unter der Ärzteschaft.

Rugger
03.03.2004, 20:59
OT:
Original geschrieben von synosoph
Nicht umsonst bekommt jeder Famulant in einer Hausarztpraxis von der Landesärztekammer in Mecklenburg-Vorpommern 250,- EUR monatlich! Weiß zufällig jemand, ob das in anderen Bundesländern genauso ist?! Ich habe zB. mal gehört, daß es in BaWü was von den KVen gibt?!

R.

Leelaacoo
04.03.2004, 09:47
Das wär mir aber neu...als ob die KV da was springen läßt...ich zumindest habe nichts bekommen.
LG Lee

Kackbratze
04.03.2004, 13:53
Wenn man mal logisch rangeht, ist es unwahrscheinlich, das BaWü etwas springen lässt....
Dort gibt es ja keinen Mangel!

Rugger
04.03.2004, 17:48
Original geschrieben von Kackbratze
Wenn man mal logisch rangeht, ist es unwahrscheinlich, das BaWü etwas springen lässt....
Dort gibt es ja keinen Mangel! Nicht unbedingt, die Weiterbildungsassis werden ja auch von den Kassen (und Kammern / KVs?? - nicht sicher, welche von beiden!) finanziert. Ich habe das mit der finanziellen Zuwendung für Famulanten halt mal gerüchtemäßig gehört und da ich mich in meiner Praxis sehr wohlfühle, fände ich es nunmal auch gut, wenn sie die Kohle bekommen - sollte es tatsächlich was dazu geben...

R.

Thomas24
04.03.2004, 19:50
Ich hätte auch nichts dagegen einzuwenden, wenn Famuli mal einen kleinen Obulus bekämen...



Zum Thema Abwanderung habe ich noch einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung gefunden. Titel: "Bye, Germany !"

http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/berufstudium/artikel/774/27747/

Rugger
04.03.2004, 19:54
Original geschrieben von Thomas24
Ich hätte auch nichts dagegen einzuwenden, wenn Famuli mal einen kleinen Obulus bekämen...Ich will es primär eigentlich gar nicht mal für mich - auch wenn natürlich nix dagegen hätte, wenn sie die Kohle an mich weiterreichen. Prinzipiell ist es aber so, daß meine Praxis, sollte es tatsächlich Kohle geben, diese Kohle auch bekommen sollte.

R.

synosoph
08.03.2004, 16:47
Original geschrieben von Rugger
Ich will es primär eigentlich gar nicht mal für mich - auch wenn natürlich nix dagegen hätte, wenn sie die Kohle an mich weiterreichen. Prinzipiell ist es aber so, daß meine Praxis, sollte es tatsächlich Kohle geben, diese Kohle auch bekommen sollte.



Verstehe ich nicht, die Logik. Als Famulat bin ich quasi Arbeitskraft und dann soll auch noch die Praxis, der Arbeitgeber, dafür Geld kassieren?

Rugger
08.03.2004, 17:33
Original geschrieben von synosoph
Verstehe ich nicht, die Logik. Als Famulat bin ich quasi Arbeitskraft und dann soll auch noch die Praxis, der Arbeitgeber, dafür Geld kassieren? Hat mich schon fast gewundert, daß sich nicht schon davor jemand zu dem Thema gemeldet hat...
Naja, die Sache ist halt die, daß sich die Ärzte meiner Praxis sehr viel Zeit für mich nehmen, mir viel zeigen und ich letztlich, auch wenn ich kein blutiger Anfänger mehr bin, summa summarum eher Belastung als "Arbeitskraft" bin.

Rugger

test
08.03.2004, 18:40
Ich dachte immer eine Praxis bekommt Geld wenn sie einen Famulanten haben. Habe mal von einem gehört dem der Arzt diesen Zuschuß dann gegeben hat. Ist aber schon länger her. Gibts das nicht mehr?

test
08.03.2004, 18:46
Habe da gerade einen Artikel zum Thema gefunden:

http://www.bdi.de/bdi/content/020/010/010/03082102.jsp

Ist wohl nicht überall so mit dem Geld für nen Famulanten.