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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Offenes MRT



Faust601
06.03.2004, 09:18
Hallo zusammen.

Ich hab gerade in unserer Regionalzeitung daheim gelesen, dass sich ein niedergelassener örtlicher Radiologe nun ein offenes MRT-System angeschafft hat, also eines ohne Röhre.

In der Radiologie-Vorlesung haben sie bei uns damals aber betont, wie wichtig die Röhre mit dem engen Durchmesser ist, um das Magnetfeld homogen zu halten.

Daher meine Frage: Ist die Bildqualität eines offenen Systems wirklich vergleichbar mit der eines geschlossenens (besagter Radiologe hat nämlich nur das offene)? Vor allem, da man da ja wohl sehr viel geringere Feldstärken benutzt als bei der Röhre?

Hat da jemand Erfahrung? Im Internet habe ich doch etwas widersprüchliche Angaben gefunden.

Danke, Faust

Rico
06.03.2004, 10:53
Die Bildqualität ist wohl wirklich etwas schlechter, das nimmt man dann aber in Kauf, wenn man die Vorteile bedenkt.
Besonders für die interventionelle Radiologie ist die offene Röhre sehr wichtig, da sie es ermöglicht, Strukturen (z.B. Tumoren), die sich im CT oder per Sono nicht ordentlich darstellen sozusagen "unter Sicht" zu punktieren, biopsieren oder zu verbruzzeln.

Außerdem können jetzt endlich auch Patienten mit Platzangst in den Genuß einer MRT-Untersuchung kommen.

Evt. ist vor allem letzteres die Indikation für den Radiologen gewesen, sich das Ding zu besorgen, denn das zieht schon irgendwie Kundschaft an....

Sebastian1
06.03.2004, 13:12
Original geschrieben von Rico
Besonders für die interventionelle Radiologie ist die offene Röhre sehr wichtig, da sie es ermöglicht, Strukturen (z.B. Tumoren), die sich im CT oder per Sono nicht ordentlich darstellen sozusagen "unter Sicht" zu punktieren, biopsieren oder zu verbruzzeln.

Hm, ein MRT arbeitet aber doch mit extrem starken Magnetfeldern von m.W. nach bis zu 3 Tesla. Konventionelle Instrumente aber haben doch auch ordentlich Metallanteile - arbeitet dieses offene System also wirklich so anders oder sind spezielle Instrumente vonnöten?

Gruß,
Sebastian

Rico
06.03.2004, 14:20
Natürlich spezielle Instrumente...
Angefangen beim nicht-magnetischen Hocker, auf dem der Radiologe sitzt... bis hin zum zig-1000-Euro Bildschirm, der in dem Magnetfeld störungsfrei arbeitet.

agouti_lilac
06.03.2004, 15:04
Hi,

Irgendwie glaube ich, dass Faust und ich denselben Artikel gelesen haben *gg*:

Zitat aus der Heilbronner Stimme: " In Deutschland gibt es bei niedergelassenen Ärzten maximal zehn dieser neuen Geräte, drei mit älterem Herstellungsdatum sind in Kliniken in Baden-Württemberg in Betrieb."

Macht nicht mal ein Gerät pro Bundesland.


Besonders für die interventionelle Radiologie ist die offene Röhre sehr wichtig, da sie es ermöglicht, Strukturen (z.B. Tumoren), die sich im CT oder per Sono nicht ordentlich darstellen sozusagen "unter Sicht" zu punktieren, biopsieren oder zu verbruzzeln.

Wird denn das so sehr bei Niedergelassenen betrieben? Hab irgendwie immer gedacht, die seien "nur" für die Bildgebung verantwortlich... biopsiert und so wird nur im OP (also Klinik)?! :-blush Klärt mich mal auf.

Gruß, lilac

Faust601
06.03.2004, 16:41
Original geschrieben von Rico
Die Bildqualität ist wohl wirklich etwas schlechter, das nimmt man dann aber in Kauf, wenn man die Vorteile bedenkt.
Besonders für die interventionelle Radiologie ist die offene Röhre sehr wichtig ... Außerdem können jetzt endlich auch Patienten mit Platzangst in den Genuß einer MRT-Untersuchung kommen.
Die Vorteile für die interventionelle Radiologie sehe ich ein.
Aber Platzangst ist wohl kein sehr hartes Argument. Hab im Internet da verschiedene Meinungen gefunden, z.B. hier (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=12607084&dopt=Abstract). Die Meinung der Autoren: Wenn der Patient in die Röhre passt, dann sollte man ihn da auch reinschieben, notfalls muss man ihn halt ein wenig sedieren.



Original geschrieben von Sebastian1
Hm, ein MRT arbeitet aber doch mit extrem starken Magnetfeldern von m.W. nach bis zu 3 Tesla. Konventionelle Instrumente aber haben doch auch ordentlich Metallanteile - arbeitet dieses offene System also wirklich so anders oder sind spezielle Instrumente vonnöten?
So weit ich das in der Zwischenzeit rausgefunden habe, arbeiten die offenen Systeme mit niedrigeren Feldstärken, so im Bereich 0,2-0,5 T. Die Geräte reagieren daher wohl auch relativ gutmütig auf Metall im, auf und am Körper des Patienten.
(BTW: Diese geringen Feldstärken können von Permanentmagneten erzeugt werden, was diese MRT-Systeme deutlich billiger macht. Vielleicht war ja das der Anschaffungsgrund? :-)) )



Original geschrieben von agouti_lilac
Irgendwie glaube ich, dass Faust und ich denselben Artikel gelesen haben
Heilbronner Stimme von heute. (Ich schäm mich ja fast zuzugeben, dass ich dieses Schundblatt lese, aber wenn man halt gerade mal daheim ist... ;-) ).

Shutt
06.03.2004, 17:30
Original geschrieben von agouti_lilac


Zitat aus der Heilbronner Stimme: " In Deutschland gibt es bei niedergelassenen Ärzten maximal zehn dieser neuen Geräte, drei mit älterem Herstellungsdatum sind in Kliniken in Baden-Württemberg in Betrieb."

Macht nicht mal ein Gerät pro Bundesland.


eins davon steht seit ca. 1997/1998 in der Kopfklinik in Heidelberg, dass vorallem für Tumorbiopsien oder auch Punktionen von Zysten o.ä. verwendet wird.


http://www.med.uni-heidelberg.de/nch/gruppe01/gruppe01.htm


Darunter sind auch Fallbeispiele zu finden, man sieht auch unter anderem der durchaus vorhandene Unterschied der Bildqualität zu den typischen Röhren-Geräten - wobei dies bei den neuesten Varianten nicht mehr soooo deutlich sein dürfte ...... 6 Jahre ist für so ein Gerät schon ein stattliches Alter, würde ich mal so sagen.



Wird denn das so sehr bei Niedergelassenen betrieben? Hab irgendwie immer gedacht, die seien "nur" für die Bildgebung verantwortlich... biopsiert und so wird nur im OP (also Klinik)?! :-blush Klärt mich mal auf.


Es gibt immer mehr niedergelassende Ärzte nach dem Vorbild von Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer, der ein eigenes Institut in Bochum hat und das Verfahren der Mikrotherapie unter bildgebener Kontrolle (CT/MRT) entwickelt hat. Äußerst interessante Ansätze sind dabei. :-top

agouti_lilac
06.03.2004, 20:13
Das Argument "Platzangst" würde ich nicht unterschätzen... sedieren hört sich in der Theorie natürlich klasse an... aber in Kombination mit dem Lärm eine halbe Stunde lang in der engen Röhre zu liegen, ist nicht besonders angenehm... dazu immer die Frage, was bei dem NMR rauskommt. Das kann einem schon an die Substanz gehen; das darf man nicht vergessen.

@Faust: *strike* ja, die HSt meinte ich :-))

Gruß, lilac

pgpetry
03.11.2006, 11:46
Lieber Faust,

ich bin der Radiologe aus Heidelberg mit dem offenen MRT. Ich habe auch eine normale Röhre. Du kannst ja mal unter www.offener-mrt.com schauen.
Ein guter link ist der von meinem Kollegen in Giessen. www.offene-mrt-giessen.de

Gruß Petry