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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Immer wieder Zweifel, ob Medizin das richtige



wuselchen
12.03.2004, 19:37
Mh, also langsam weiß ich gar nicht mehr richtig weiter. Eigentlich würde ich wirklich gerne Medizin studieren, aber dann kommen immer wieder so doofe Tage, an denen ich denke ich schaff das nie.
Ich hab ein 7 monatiges Pflegepraktikum hinter mir und war danach Feurer und Flamme fürs Studim. Im Moment tauchen leider immer wieder Probleme auf.
So war ich schon einmal während des Praktikums mit im Op und hab eine halbe MIC-Galle gesehen. Eine halbe, weil mir leider schlecht wurde und ich nicht umkippen wollte :-blush , deshalb bin ich raus.

Jetzt habe ich die Möglichkeit mit unserem Freund mit in ambulante OPs zu gehen. Naja und mir wird immer wieder schlecht. Ich hab schon atmen durch den Mundschutz daheim geübt, weil ich dachte es liegt daran. :-))

Das komische ist bei einer kleinen Polypenentfernung hat es mich dann umgehauen, aber bei einem Bauchaortenaneurymsa und nem Leistenbypass habe ich es ziemlich lange ausgehalten.

Ich habe halt einfach Angst, dass ich es nie im Op aushalten werde und das wäre ja ziemlich doof. Außerdem frag ich mich, ob nur ich so ein kleines Weichei bin, das sich vorher mit Zweifeln wuselig macht, oder ob es anderen auch so gegangen ist?

Lg wuselchen

cadoras
12.03.2004, 20:09
Hm, du musst ja nicht unbedingt Chirurg werden, oder?

Steffi_2206
12.03.2004, 20:15
Ich hab zwar jetzt auch nicht die super Erfahrung auf dem Gebiet (Bin noch Jgst. 13, hab aber letztes Jahr BOW im Krankenhaus gemacht und war bei ner Carotis-OP dabei), aber ich würde versuchen, es irgendwie "locker" zu sehen.
Wenn Du Dir immer sagst "ich muss das ansehen können, sonst bin ich nicht geeignet, ich muss das einfach schaffen" setzt man sich irgendwie doch selbst total unter Druck und verkrampft dabei, sodass es einem womöglich übel wird, obwohl es das normalerweise gar nicht würde.
Gerade weil Du sagst, Du hast schon bei ziemlich großen OPs wie dem Aneurysma lang ausgehalten, würde ich doch sagen, dass Du's kannst, es ist bestimmt eher ne Sache, dass Du Dich zu sehr unter Druck setzt.

Wenn Du Dich für Medizin interessierst, dann würde ich das auch studieren - ich würde schätzen - behaupte ich jetzt einfach mal :-blush - dass die Mehrheit der Leute, die anfängt Med zu studieren, noch nie im OP war und noch gar nicht weiß, ob sie's "aushalten".
Ich denke, da wächst man auch rein mit der Zeit....

Also mach Dich nicht zu sehr verrückt :-)) ;-)

Mich haben sie am Anfang im OP auch aufgezogen mit so Sachen wie "Wenn Dir schlecht wird - versuch nach hinten zu fallen!" , sodass ich was in Panik war und auch - bevor der Patient überhaupt drin war :-D - dachte, mir wird schlecht.
Hab's aber gut überstanden - und jetzt begeistert mich die Chirurgie noch mehr als vorher!

0711Pit
12.03.2004, 22:49
Liebes Wuselchen,

zuerst mal: das hat nicht's mit "Weichei" zu tun :-) Das Ganze ist ne ganz simple biologische Reaktion: Du siehst etwas, das Dein Koerper als bedrohlich empfindet - Reaktion ist, dass die Arterien weitgestellt werden und Du viel Blut in den Beinen und wenig im Kopf hast und daher wird Dir schwindelig - mal ganz einfach dargestellt. Soviel zum Weichei ;-)

Ich denke, Du solltest Dich deshalb nicht von Deinem Studienwunsch abhalten lassen! Einerseits, wie cadoras schon schreibt, muss es natuerlich nicht unbedingt Chirurgie sein. Ausserdem bin ich mir sicher, Du wirst Dich daran gewoehnen. Was mir geholfen hat: Versuch waehrend der OP, nicht unbedingt den Patienten als Mensch zu sehen, sondern nur die konkrete Stelle, die operiert wird. Sieh das alles "nur" als Arterien, Venen, Fettgewebe, etc und die "Aufgabe, die es zu loesen gilt". Hoert sich komisch an, aber es half bei mir wirklich.

Naja, und dann kann sowas trotzdem mal passieren... Ich hatte zum Beispiel schon ne ganze Menge im OP gesehen und es war ueberhaupt kein Problem mehr. Und dann kam diese Vorfussamputation... Uiuiui, als da ploetlzlich besagter Vorfuss im Muell lag... bloed, dass ich meine Haken nicht schnell wem anders in die Hand druecken konnte...

Also: Es ist eine normale Reaktion und Ich bin mir sicher, Du wirst das packen! Wuensche Dir ganz viel Erfolg beim Studium,

Liebe Gruesse, Peter

DerDings
12.03.2004, 23:05
ach, als zuschauer ist's immer ne nummer härter ... z.B. so 'ne ambulante Augen - OP find ich schon ziemlich häßlich, im rd hab ich aber schon viel wildere sachen gesehen, halb amputierte gliedmaßen, hirnaustritt usw. - natürlich freut's mich nicht, aber man denkt in dem moment einfach nicht dran.
bis heute kann ich seiten wie rotten.com nicht ansehen, obwohl ich einige der sachen da schon live erleben mußte...

sobald man selbst was tun muß, bzw. das ganze arbeit ist, denkst du gar nicht mehr daran das das irgendwie eklig ist, sondern werkelst frisch fröhlich drauf los...

und wie gesagt - nicht jeder mediziner muß chirurg werden (zum glück ;) :-p )

Xela
12.03.2004, 23:31
mmh, das klingt jetzt vielleicht bisschen albern - aber so schicke thrombosestrümpfe könnten dir da helfen. die gefässe in den beinen werden komprimiert und dadurch kann nicht so viel blut in der peripherie versacken. ne kommilitonin von mir macht das jedes mal wenn sie in den op muss, zumindest wenns länger dauert. ich bin auch mal nach fast 7h whipple-op aus dem saal gewankt, kann gut verstehen wie das ist.

vielleicht musst du einfach nur lernen den ekel zu überwinden - und das kommt mit der zeit. präpkurs hilft sicher auch.

fang das studium an, wenns dich wirklich interessiert, du wächst mit der zeit. und wenn du das nächste mal in den op gehst - sprich vorher mit den op-schwestern, sag ihnen, dass dir schnell schlecht wird, dann kümmern sie sich sicher um dich.

und nebenbei: ich kenn auch ne op-schwester die im herz-op mal auf die herzlungenmaschine gekippt ist.

NiYiWen
12.03.2004, 23:33
Hey Wuselchen!

Mir ging es ähnlich. Lange zeit wurde mir schwindelig und schlecht wenn ich im OP stand und observierte. Dann hat mir ein Freund geraten meine Zehen zu bewegen oder ein wenig auf und nierder zu wippen oder öfter einmal vom das Gewicht vom einem Bein zum anderen verlangen. Dadurch kommt dein Kreislauf etwas mehr in Schwung und das ganze Blut versackt nicht in den Zehen! Oft ist es nämlich ungewohnt längere Zeit still zu stehen. Das hat gar nicht viel damit zu tun was du siehst oder den ungewohnenten Gerchen im OP.
Probiers mal aus! :-top

ehem-user-02-08-2021-1312
12.03.2004, 23:51
gelöscht

test
13.03.2004, 00:00
In Stresssituationen nicht unbedingt aber in starken Angstzuständen werden die Venen dilatiert soweit ich weiß und der Parasympathikus wird verstärkt aktiv. Bei vielen Tieren führt, dass ja dazu, dass sie sich tot stellen. Teilweise ist dieser MEchanismus wohl auch noch beim Menschen vorhanden. Es heißte ja auch vor Schreck gelähmt im Volksmund ;-).

samethantus
13.03.2004, 04:04
Hy Wuselchen.

Ich kann dein Problem auch sehr gut verstehen. Bei meiner ersten OP (als Zuschauer natürlich) wurde mir auch ganz anders. Ich hab mir vorher auch gedacht: ach das kann doch alles nich so schlimm sein. War es auch erst nicht. Aber nach einer Weile wurde mir schon ein wenig trieselig und irgendwann war dann auch der Anblick der OP (Krampfaderentfernung) auch nicht mehr so lecker. Also verließ ich den Saal.
Mir ist dabei aufgefallen, dass die Luft unter diesem ***** Mundschutz nach ner weile recht stickig wurde(nein kein Mundgeruch). Also hab ich vorher einfach mal einen Fruchtkaugummi gekaut oder ein Bonbon gelutscht. Da war die Ausatemluft doch viel angenehmer. Probiers mal. Nach einiger Zeit konnte ich den Kram dann weglasssen und ohne Beschwerden im OP sitzen.

Ich hab vor 2 Jahren noch gesagt, dass ich auf gar keinen Fall in die chirurgische Richtung gehen würde. Heute bin ich hin und weg und bin sehr interessiert an der Chirurgie.

Also dann noch viel Spass. Und lass dich nicht unterkriegen.

Daniel.

flatliner
13.03.2004, 09:23
Original geschrieben von test
In Stresssituationen nicht unbedingt aber in starken Angstzuständen werden die Venen dilatiert soweit ich weiß und der Parasympathikus wird verstärkt aktiv. Bei vielen Tieren führt, dass ja dazu, dass sie sich tot stellen. Teilweise ist dieser MEchanismus wohl auch noch beim Menschen vorhanden. Es heißte ja auch vor Schreck gelähmt im Volksmund ;-).

Das ist so nicht gnz richtig. Unser Pharmakologe hat zum thema Sympathikus/Parasympathicus immer eine nette Grafik zum erklären aufgelegt: Der sympathikus ist zum Bären jagen und der Parasympathikus zum nachher essen und verdauen da (bildlich gesehen).
Folglich wird in Stressituationen der Sympathikus aktiv und es werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet, der Blutdruck erhöht und somit der Körper in Alarmbereitschaft versetzt.
Keine Ahnung, was im OP passiert, wenn einem schlecht oder schwindelig wird.

Ich find den ersten Schnitt immer am schlimmsten, wenn so der erste Tropfen Blut herauskommt.
Mir sagten die Chirurgen bei meiner erten OP: "Umfallen kann jedem passieren - aber bitte nicht nach vorn." :-))
Glaub bei mir wird da immer der Sympathicus aktiv: Ich kann da 9 Stunden stehen ohne Hunger oder Durst zu bekommen, aufs Klo zu müssen oder müde Füße zu bekommen... hat was... ;-)

test
13.03.2004, 10:35
Hmm ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass du mir Sympathicus und Parasympathicus erklären brauchst.
Es ist aber so, dass bei Angst bei manchen Leuten eben der PS stärker aktiviert wird und so dies zum Blutdruckabfall führt, weichen Knie usw. Natürlich ist das nicht die normale Stressreaktion aber es kommt trotzdem so vor.

Beim googeln hab ich gerade auch ne nette Seite gefunden wo das erklärt steht, da werden solche Leute als Vagotoniker bezeichnet:

http://www.panikattacken.at/vegetatives_nervensystem/nerven.htm

test
13.03.2004, 14:35
Original geschrieben von AndreaMck


Hmm - willst Du hier Tips geben (bzw. helfen!!!) oder gehörst Du zu der Spezies, die den Leuten uuuunbedingt klarmachen müssen, dass sie alles (aber auch wirklich alles...) wissen? :-D
Andrea

Stan hat eine Frage gestellt und ich habe geantwortet.

Abgesehen davon meine ich auch, dass man sich an so etwas gewöhnt und das kein GRund sein sollte nicht Medizin zu studieren.